officium MAC | Briefe, Schreiben und Papierberge

  • "So, da bin ich", sagte Livius Pyrrus, als er eingetreten war. Ich blickte nur kurz auf und deutete auf den Stuhl. Pyrrus setzte sich, während ich mein Siegel unter einen Brief setzte. Der scriba wippte ein wenig mit den Füßen und wartete. "So. Du musst für mich ein Austrittsgesuch für die factio schreiben", sagte ich zu ihm, als das Siegel gesetzt war. Pyrrus sah mich mit gerunzelter Stirn an, fragte jedoch nichts. Und ich hielt es nicht für nötig, ihm zu erklären, warum ich austreten wollte, also erwiderte ich nichts auf seinen fragenden Blick hin.


    "In Ordnung", sagte Pyrrus schließlich und legte mir einen Brief hin. "Der da ist gestern angekommen, aus Germanien. Ein Artorier ist der Absender." Ich nahm den Brief entgegen und öffnete ihn. Er war von meinem Klienten. "Ah, danke. Da werde ich später drauf antworten. Ich werde jetzt erstmal zum capitolium gehen. Und du denkst bitte an das Gesuch." "Ja. Es wird fertig sein, wenn du zurückkommst", erwiderte Pyrrus seltsam folgsam, als ich mich erhob. Ich nickte ihm noch einmal zu und verließ dann den Raum.



    Sim-Off:

    reserviert

  • Ich schloss die Tür hinter mir und lehnte mich von innen an das kühle Holz. Dämmerung herrschte im Zimmer und ließ die sonst vertrauten Gegenstände fremdartig wirken. Seufzend lehnte ich den Hinterkopf an die Tür und schloss die Augen. Es war der Tag, an dem die Acta herausgekommen war. Der Tag, an dem kurzfristig noch ein Artikel hereingereicht worden war von der lectrix.


    Warum passierte das immer mir? Nun schon zum zweiten Mal. Es musste daran liegen, dass die Götter aus irgendeinem Grund nicht wollten, dass ich heiratete, wie es sich für jeden anständigen Senator gehörte. Erneut drang ein tiefes Seufzen aus meiner Brust, ich stieß mich ab und ging zu dem Sessel hinter meinem Schreibtisch. Die Lehne umgriffen, blieb ich stehen und betrachtete das Zimmer, dann verwarf ich das Vorhaben, mich zu setzen, und ging stattdessen zu dem schmalen Tisch hinüber, auf dem Wein und Wasser stand. Ich goss mir einen unverdünnten Becher ein, nahm ihn auf und ging zum Fenster, um in den unfreundlichen, dunklen Garten hinauszusehen. Gelegentlich nippte ich am Wein, triste Gedanken im Kopf und Leere im Körper. Es hätte alles gut enden können. Vielleicht wäre ich sogar glücklich geworden. So aber musste ich ein drittes Mal von vorn beginnen. Und um Celerina war es schade. Sie wr lebenslustig und gewitzt gewesen. Es würde schwer werden, nun wieder jemanden zu finden, der einerseits politisch geeignet, andererseits menschlich annehmbar war.

  • "Ich sollte dich nocht an den Brief wegen dieses Tiberiers erinnern", sagte Pyrrus, der auf seinem Hocker saß. "Ach ja, richtig. Wie war gleich sein Name?" fragte ich zerstreut, während ich aus dem Fenster hinaus in den wintertristen Garten blickte. "Appius Tiberius Iuvenalis. Das übliche Schreiben?" "Ja. Schreibe, dass ich als auctor der Staatszeitung seine postume Spende annehme." Ich hatte die Arme auf dem Rücken zusammengelegt und betrachtete eine Amsel, die wippend auf einem kahlen Zweig auf und ab hüpfte. Hinter mir im Raum kratzte die Feder des Schreibers monoton über das Papier. "Förmlich?" "Förmlich. Es ist für die Akten, Pyrrus." Livius Pyrrus schrieb weiter und legte den Brief anschließend auf die anderen drei Schreiben, die bereits auf dem Schreibtisch lagen und darauf warteten, eine Unterschrift und das aurelische Siegel zu erhalten. "Jetzt noch der Brief an deine Base Helena." Ich wandte mich um und begann, im Raum auf und ab zu gehen. "Ah. Ja. Hm... Schreibe: Liebe Helena, lange hast du nichts mehr von dir hören lassen. Es geht dir doch gut? Ich hoffe, dass....."



    Irgendwann, rund fünf weitere Briefe später, saß ich dann an meinem Schreibtisch, unterschrieb und siegelte die Dokumente eigenhändig und übergab sie dann dem scriba, der sich um alles weitere kümmern würde - auch darum, dass der Erbschaftsbrief zu Avianus gebracht wurde.



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    Tiberius Aurelius Avianus



    M. Aurelius Corvinus Tib. Aurelio Aviano s.d.


    Im Erbfall des Appius Tiberius Iuvenalis nehme ich, Marcus Aurelius Corvinus, Senator, septemvir et auctor der Acta Diurna, den Nachlass zu Gunsten der Staatszeitung an.


    Gez.
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    ROMA, KAL FEB DCCCLIX A.U.C. (14.1.2009/106 n.Chr.)


  • "Und gibt es sonst noch etwas?" fragte ich meinen Schreiber mehr rhetorisch denn wirklich wissbegierig, immerhin sah ich die letzte verbleibende Schriftrolle in seinen Händen. "Ein Brief aus Hispania, dominus. Von einem gewissen Iunius Merula..." Ich überlegte, konnte mich jedoch an den Namen nicht entsinnen, schon gar nicht mir ein zugehöriges Gesicht vorstellen. Ein Wink leitete meine Worte ein. "Mach ihn auf und lies vor." Pyrrus tat wie ihm geheißen. "Ehrenwerter Senator und Pontifex...Ich schreibe an dich als Vertreter des Collegiums der Pontifices und als mein Ansprechpartner im Cultus Deorum von Rom. Wie du dich vielleicht erinnern kannst, bin ich als Sacerdos Publicus pro Hispania in Tarraco für die Tempel des Mercurius zuständig. Bis vor kurzem bin ich dieser Arbeit auch mit großem Eifer und Freude nachgegangen. Doch nun sind sowohl in der Provinz Hispania Tarraconensis als auch bei mir persönlich einige Veränderungen eingetreten, mit deren genaueren Schilderung ich dich hier nicht belästigen will, die es mir aber unmöglich machen, weiter in meiner jetzigen Funktion tätig zu sein....Demzufolge möchte ich meine Versetzung als Sacerdos nach Italia beantragen, wo ich mich meinen Aufgaben mit dem gleichen Einsatz widmen werde, wie ich es in Tarraco bis zum letzten Tage meiner Anwesenheit tun werde. Mit den besten Wünschen aus dem winterlich kühlen Tarraco, et cetera et blabla... Das wars." Pyrrus ließ den Papyrus sinken und sah mich an.


    Ich hatte die Spitzen der Finger aneinander gelegt und aufmerksam zugehört. "Gut, ich sehe gegenwärtig keinen Grund, aus dem dieser Angelegenheit nicht stattgegeben werden könnte. Bereite eine Nachricht für den rex sacrorum vor und sorge dafür, dass sie ihm zugestellt wird. Und dann schreibst du dem Iunier folgendes..." Ich begann, Pyrrus eine Antwort zu diktieren, und er zückte eine Tafel und schrieb fleißig mit.



    Deinen Brief habe ich erhalten und deine Versetzung [strike]vorgeschlagen[/strike] veranlasst. Neue Zeile.
    Du bist dazu angehalten, dich spätestens am neunten Tage vor den Kalenden des Martius in Rom einzufinden. Ich werde dir [strike]dann[/strike] bis dahin schriftlich mitteilen, wo du zukünftig eingesetzt wirst, das Dokument werde ich an die domus der Iunier hier in Rom entsenden. Bei eventuellen Rückfragen wende dich bitte direkt an mich. Absatz. Mögen die Unsterblichen über deine Wege wachen.


    Pyrrus blickte auf. "Fertig?" "Hm. Ich denke schon. Du kannst das Siegel des Kultus verwenden, aber füge das Datum erst hinzu, wenn der rex die Versetzung bewillgt hat. Und den Brief natürlich erst danach absenden." Pyrrus nickte. "Ähm... Da steht kein Absender drauf, Aurelius." "Dann finde seine Adresse heraus oder sende den Brief an den Tempel des Mercurius", erwiderte ich. "Alles klar. Das wär's dann auch gewsen." Zehn Minuten später lag das Arbeitszimmer verlassen da und Pyrrus saß in der Bibliothek, um die Notizen sauber anzuschreiben und alles weitere zu veranlassen.

  • "Aurelius! Die Einladungen sind eben gekommen!" Mürrisch blickte ich auf, als Pyrrus mit einem Stapel Pergementen in mein Arbeitszimmer platzte, ohne anzuklopfen. Allerdings beschloss ich, angesichts der Nachricht darüber hinwegzusehen. Ich winkte ihm also nur, dass er mir eines der Dokumente reichen sollte, was er auch tat. Ich studierte Schrift und Aufmachung und nickte schließlich. "Sehr schön, wirklich. Wo hast du eigentlich die Gästeliste hin getan?" erkundigte ich mich, als ich die Einladung wieder ablegte. Pyrrus suchte kurz in dem Stapel an Tafeln, den er stets mit sich herum trug, und zog dann eine Wachstafel hervor. "Hier, Herr!"



    gens Flavia
    gens Aurelia
    Senator Aelius + Frau
    Senator Purgitius + Begleitung
    Senator Germanicus + Frau
    Senator Annaeus Modestus + Frau
    Senator Tiberius + Begleitung
    Senator Hungaricus + Frau
    Germanica Aelia + Germanicus Corvus
    Prudentius Balbus + Aelia Vespa
    Decima Seiana + Begleitung
    Quintus Philo + Begleitung
    Decimus Verus + Begleitung (causa gratiae)



    Ich nahm die Tafel an mich und überlegte. "Sind da die Klienten der Flavier ebenfalls aufgeführt?" "Ähm, nein, Herr." "Was soll ich dann damit, Pyrrus? Selbstverständlich sollten die wichtigsten Klienten der Flavier ebenfalls eingeladen werden, das gehört sich so. Ich hatte dich doch gebeten, diese Information einzuholen", wies ich ihn zurecht und seufzte. Womöglich hatten wir am Ende nicht einmal genug Einladungen. ich verzog das Gesicht. "Das ist ärgerlich, Pyrrus." "Tut mir leid... Das hab ich irgendwie...verpennt, dann wohl." Ärgerlicherweise vergaß mein scriba in der letzten Zeit immer häufiger solche Dinge. Ich seufzte erneut. "Dann bring es in Ordnung", gab ich zurück, und der Schreiber verließ nach einem hastigen Nicken das officium, nicht ohne dass er sich zuvor einen Stapel der Einladungen geschnappt hatte.

  • Eine Hand voll Briefe waren mir an diesem Morgen gebracht worden, darunter auch ein Schreiben meines Patrons und eines aus Germanien. Kurzentschlossen öffnete ich den germanischen Brief zuerst und überflog die Zeilen. Ich überlegte, ob Verus während eines unserer Gespräche einen Marsus erwähnt hatte, aber mir fiel nicht ein, dass er den Namen genannt hatte. Es musste dennoch ein Verwandter des jungen Priesters sein, dachte ich mir. Den Brief legte ich beiseite, um ihn später zu beantworten, dann brach ich das vinicische Siegel und las den Brief meines Patrons. Jetzt erklärte sich auch die Herkunft des länglichen Pakets, das Caecus mit der Post ins Zimmer gebracht hatte. Im Brief war zwar die Rede von zwei Geschenken, aber der Sklave hatte Celerina sicher ihres schon ausgehändigt. Neugierig packte ich den Gegenstand aus und hob überrascht die Brauen, als ich schließlich ein edles Schwert mit grünem Edelstein im Heft in Händen hielt. Obwohl ich nicht viel Ahnung von Schwertern hatte, fühlte es sich doch perfekt austariert in der Hand an, als ich aufstand und ein wenig damit herumfuchtelte.


    Schließlich, nachdem ich es auf meinen Schreibtisch gelegt und mich der restlichen Tagespost gewidmet hatte, ließ ich Pyrrus kommen und diktierte zunächst das Antwortschreiben nach Germanien. Hungaricus würde ich aufsuchen, sobald er sich wieder in Rom befand.

  • Ich hatte einen gesunden Appetit entwickelt und vermutete, dass es mir deswegen rasch besser ging. Mit einem vom Frühstück übrig gebliebenen Brötchen in der Linken betrat ich also am heutigen Vormittag mein Arbeitszimmer und hatte mich noch nicht gesetzt, als Caecus eintrat und mir die Post brachte. Inzwischen gab es mehrere Stapel, denn längst gingen nicht mehr alle Briefe automatisch an mich. Während seiner Amtszeit hatte Orest die meiste Post erhalten, viel der Verwaltung nahmen Brix und die vilici uns allen ohnehin ab, und während sich Ursus in Mantua aufhielt, blieben hier einige Briefe für ihn liegen. Eine Schriftrolle hatte Caecus diesmal aus dem Stapel herausgefischt und gab sie mir zuerst. „Guten Morgen, dominus. Hier ist ein Dokument aus Griechenland, genauer gesagt aus Dyrrhachium…“ Ich runzelte die Stirn und griff danach. Der papyrus sah schon recht mitgenommen aus, was ja auch kein Wunder war nach der Reise, die er hinter sich hatte. Als das Siegel gebrochen war, las ich die Zeilen, und als ich am Ende angelangt war, seufzte ich tief. Das waren keine guten Neuigkeiten. „Das hier muss jemand zu Titus nach Mantua bringen. Ich werde noch ein paar Zeilen dazuschreiben. Du kannst den cursor aber gleich benachrichtigen, die Nachricht ist eilig“, wies ich Caecus an, der nickte und verschwand. Dann widmete ich mich der übrigen Post. Es war vieles liegen geblieben während meiner Bettlägrigkeit, und das galt es nun, aufzuarbeiten. Mit einem Brief an Albina fing ich an.



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    Tiberia Albina
    casa Purgitia zu Rom



    M. Aurelius Corvinus Tiberiae Albinae s.d.


    Ich muss gestehen, dass es mich vielmehr freut als dass es mich wundert, ein Schreiben von dir in Händen zu halten. Es ist schön zu hören, dass du über den Zwist hinwegsehen möchtest, und ich selbst bin ebenfalls gern bereit dazu.


    Meine herzlichsten Glückwünsche zu deiner Vermählung. Du hast mit deinem Ehemann eine gute Wahl getroffen, die sicherlich auch deine Familie erfreut. Gewiss hast du auch von der Ehe mit Celerina von den Flaviern gehört, die ich zwischenzeitlich eingegangen bin. Demnächst werden mein Cousin Orest und meine Base Laevina ebenfalls heiraten, was dir mitnichten entgangen sein wird, da dies deine eigene Familie betrifft. Ich würde dir gern meine Frau vorstellen, so du sie noch nicht kennst, und denke, ein gemeinsamer Theaterbesuch oder eine ungewzungene cena wären hierfür genau richtig. Macer war zu Gast auf unserer Hochzeit, daher kennt er Celerina bereits. Doch selbstverständlich ist auch er herzlich eingeladen. Du wirst hierzu bald von mir hören.


    Zuletzt möchte ich noch einmal betonen, wie sehr es mich gefreut hat, deinen Brief erhalten zu haben.
    Mögen die Götter ihre Hand schützend über dich und die Deinen halten.



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    - senator et pontifex -




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    ROMA, ANTE DIEM VII KAL SEP DCCCLIX A.U.C. (26.8.2009/106 n.Chr.)


  • „Herr, ein Bote wartet. Er fagt, ef fei dringend, und daff er umgehend mit dir fprechen müffe.“ Als ich aufsah, entdeckte ich einen zerknirscht wirkenden Naavi, der seinen Kopf ins Zimmer gesteckt hatte. Ich brütete gerade über einem Brief aus Germanien bezüglich einer möglichen Geschäftsbeziehung mein Leder betreffend, und eigentlich wollte ich nicht gestört werden. „Ein Bote? Er soll warten. Gib ihm eine Schale Hirsebrei“, entgegnete ich zerstreut, doch statt zu nicken und zu verschwinden, sah Naavi nur noch mehr danach aus, als hätte man ihn geschlagen. „Er kommt direkt auf Dyrrhachium, dominuf“, fügte er kleinlaut hinzu, und das war eine Information, die mich aufhorchen ließ. „Was? Warum sagst du das nicht gleich? Bring ihn her.“ Naavi verschwand.


    Eine Viertelstunde später verließ der Mann mich wieder, um seinen Hirsebrei zu essen und sich etwas auszuruhen. Ich selbst brütete über meinem Schreibtisch, die Ellbogen auf der Platte aufgestützt, das Kinn in den Händen verborgen. Man mochte es kaum glauben, doch ein wenig später verlangte ich nach einem gesattelten und gezäumten Pferd. Nicht für mich, sondern für Phraates. Und selbigem ließ ich ausrichten, dass ich ihn unverzüglich zu sprechen wünschte. Nun würde sich zeigen, ob Celerina nur Ramsch mit in die Ehe gebracht hatte oder ob man sich auf ihre Sklaven verlassen konnte.

  • Schlapp. Schlurf.
    Schlapp. Schlurf.
    Schlapp. Schlurf.


    Orientalische Patschen.
    Phraates kam. Nicht frohen Mutes, doch er kam. Am Liebsten hätte er, als er die Nachricht bekam, Corvinus brauche ihn, vor lauter Frust seinen rechten Patschen ausgezogen und den unglückseligen Überbringer der Hiobsbotschaft damit wiederholt geschlagen. Doch er konnte seine nahöstlichen Emotion unter Kontrolle halten, und schlapperte mit seinen weiten Schuhen zum Officium des Corvinus.
    Richtig kannte er den Hausherren noch nicht. Er war schon einige Male an ihm vorbeigerauscht, aber richtig unterhalten hatte er sich noch nie mit ihm. Gerade, dass er ihn erkannte.
    Nun würde es wohl ein Gespräch werden. Das erste, das er jemals mit dem Aurelier geführt hatte. Und es sah nach Arbeit aus. Elender, langer, sehr unbezahlter Arbeit, die einem das Leben minütlich versauerte. Wenn Corvinus an Celrina Gefallen gefunden hatte, musste er ja ein schrecklicher Mensch sein!
    Er klopfte an, wartete gar nicht auf das Herein, da Corvinus ihn eh erwartete, und öffnete die Türe. „Salve, Herr.“, meinte er freundlich und verneigte sich ein wenig. „Wie kann ich helf... verdammt!“, fügte er auf parthisch zornig hinzu, als ihm sein Turban bei seiner Verneigung über den Kopf rutschte. Er richtete ihn hastig wieder auf. „Also. Wie kann ich helfen?“, fragte er abermals.

  • Unter anderen Umständen hätte ich zumindest gegrinst, als dieses Konstrukt auf dem Kopf des Orientalen wippte, kippte und beinahe gefallen wäre. So aber fand ich das alles wenig lustig, allenfalls störend. Nun ja, immerhin war er höflich, was ich ihm aber auch geraten haben wollte. „Salve. Du bist Phraates? Kannst du reiten?“ erwiderte ich zugegebenermaßen ziemlich unhöflich und ohne ihm eine Chance einzuräumen, etwas zu entgegnen. Wenn Celerina Gefallen an so einem hatte, wurde sie mir zusehends befremdlicher. Nun ja, immerhin besser als dieser schnauzbärtige Riesenschnauzer namens Chimerion. Da fiel mir auf, dass ich den noch gar nicht hier gesehen hatte. Aber im Grunde war es gleich.


    Während ich sprach, tropfte ich Wachs au die beiden scharfkantigen Enden eines Briefes und drückte meinen Ring in das heiße Wachs. Missmutig starrte ich den aurelischen Leu an, der schneidig einher schritt und so gar nicht zu dem Inhalt des Dokumentes passen wollte. „Es gibt eine Botschaft zu überbringen, und ich will, dass du das tust. Ich kenne dich kaum, betrachte es daher als eine art Vertrauensbeweis. Dass meine Frau dir vertraut, bedeutet nicht, dass auch ich es tue, also tätest du gut daran, mir zu zeigen, dass du mein Vertrauen verdienst.“ Mein Prüfender Blick und die überaus ernste Miene lasteten auf Phraates.

  • „Der ich bin. Der bin ich.“, korrigierte sich Phraates, dessen latein noch immer nicht ganz fest saß. „Und reiten? Ob ich reiten kann?“ Er beugte sich vor, als ob er Corvinus als eine ganz kuriose Sache empfinden würde. „Ich bin Kataphrakt! Savaran des parthischen Reiches! Ja, ich kann reiten.“, machte er. Kurz kam in ihm der Stolz eines parthischen Edelmannes hervor, bevor er sich ins Gedächtnis rief, dass es vielleicht nicht allzu klug wäre, jetzt den Blaublütigen heraushängen zu lassen. Und den Parther. Er musste es Corvinus ja nicht unter die Nase reiben, dass er schon 7 Römer getötet hatte. Nein, es war nur gut, wenn ihn der Römer unterschätzte. Immerhin schien Corvinus ihm ein Pferd anvertrauen zu wollen. Ein Pferd! Er fuhr sich mit seinem Zeigefinger über seine Oberlippe, wo auch er einen Schnurrbart sich leistete, der jedoch beileibe nicht so jenseits aller Proportionen war wie der anderer Sklaven.
    Endlich wieder reiten! In seinem Kopf erschien eine Karte des römischen Reiches, welche er sich gut eingeprägt hatte. Zuerst nach Mantua, dann über die Alpen. Die Donau entlang. Und dann entweder nach Süden, zum Bosporus, oder nach Norden, um durchs Skythenland sich zum Kaukasus, an die parthische Grenze, durchzuschlagen. Würde er das jetzt amchen? War die Zeit gekommen? Doch er dachte auch an Charis. Könnte er sie alleine lassen?
    Er beäugte misstrauisch die Versiegelung des Briefes, bevor er Corvinus anschaute. „Eine Botschaft?“, fragte er nach. „Was für eine Botschaft? Wohin? Zu wen?“, fragte er nach.

  • Bedauerlicherweise für Phraates ging seine Anmerkung bezüglich der Blaublütigkeit nach hinten los. Ich wusste nicht einmal, was ein Kata...maran war, geschweige denn ein Savarit. Zu meiner Verteidigung sollte erwähnt sein, dass ich dem Militär noch nie etwas hatte abgewinnen können, geschweige denn dem nicht-römischen Militär. So sah ich Phraates denn nur ein wenig verwirrt an und zuckte alsdann mit den Schultern. Solange er reiten konnte, sollte mir recht sein, dass er ein Katharr war.


    Der Sklave fuhr sich mit den Fingern über seinen schmalen Oberlippenbart und schien mir einen Moment derart absent, dass ich schon überlegte, vor seinem Gesicht zu schnippen, um ihn wieder zurück ins Hier und Jetzt zu holen. Doch da besann er sich augenscheinlich, dass es besser für ihn war, wenn er in Hab-Acht-Stellung ging. Ich warf ihm einen missbilligenden Blick zu. Vielleicht war es doch besser, wenn ich jemand anderen darauf ansetzte? "An meinen Neffen, nach Mantua. Du wirst allein reiten und schneller als der Wind sein", fasste ich katatonisch zusammen. "Seine Schwester Minervina - meine Nichte - ist tot. Du solltest also ein wenig Feingefühl beweisen. Ich rate dir, mich nicht zu enttäuschen, Phraates. In einer solchen Angelegenheit dulde ich keine Fehler. Ich hoffe, das dir ist klar." Ich durchbohrte ihn regelrecht mit meinem Blick. Später erst sollte mir klar werden, dass ich mit dieser Härte und Strenge nur meine Traurigkeit zu beherrschen suchte, doch in diesem Moment musste ich auf den Sklaven einen herrischen und harten Eindruck machen.

  • Wann würde endlich Phraates einen Römer begegnen, der seine Stellung zu schätzen wusste? Wann würde er es endlich erleben, dass man Respekt zeigte vor den Leistungen, die er unzweifelhaft erbracht hatte, um in diese Position zu kommen? Es würde wohl noch ewig dauern. Der Römer zuckte nicht einmal zusammen, als er davon hörte. Was für ein Barbar, dachte sich Phraates. Sein Blick wurde gleich noch ein wenig abweisender.
    Dieser jedoch schwand auf einen Schlag, als er hörte, dass jemand gestorben war. Aurelia Minervina? Noch nie gehört. Es schien aber seine Nichte zu sein. Er verrückte seinen Turban leicht und kratzte sich am Kopf. „Äh, klar.“, machte er. „Wie heißt dein Neffe? Und wie ist sie gestorben?“, fragte er ein wenig verlegen. Er wollte dies wissen, wenn er diese Nachricht überbringen würde.
    Nun hasste er es, schlechte Nachrichten zu überbringen. Er erinnerte sich an ein Stück, welches man einmal in Aspadana gespielt hatte. Ein griechisches Spiel, da hatte irgendjemand glatt dem Überbringer einer schlechten Nachricht den Kopf abgeschlagen. Ob das der Römer auch so machen würde? Hoffentlich nicht. Er blickte Corvinus an, ein wenig treudoof, wie es ein Dackel nicht besser hätte tun können, und nickte. „Ich werde es tun, Herr...“, meinte er, mit dem Fuß am Boden herumscharrend. „Nach Mantua.“ Vielleicht würde er dort Bashir treffen! Eine bessere Sache könnte ihm wohl nicht passieren. Und so geschah es, dass er, trotz des bitteren Eindruckes, den Corvinus machte, jenen nur mit einem freundlichen, ja, freudigen Ausdruck in seinen Augen erwiderte.

  • Die schlichte Versicherung, gepaart mit dem freundlichen, beinahe zerknirschten Blick, ließ mich ein wenig darüber nachdenken, wie barsch ich mit ihm sprach. Als neuer Sklave hatte man es gegenüber seinem bisher unbekannten Herrn nicht eben leicht, sagte ich mir, und seufzte tief. Mit Daumen und Zeigefinger drückte ich kurz meine Nasenwurzel zusammen. "Titus Ursus", sagte ich matt und ließ die Hand wieder sinken. "Er ist der tribunus laticlavius der legio prima. Du musst also ins Kastell, das liegt ein wenig außerhalb..." Mein Blick heftete sich auf den unangetasteten Brief vor mir, das leicht glänzende und inzwischen erkaltete Siegel, und ich dachte an das, was der Bote mir mitgeteilt hatte. Abermals seufzte ich. "Es ging ihr schon eine ganze Weile nicht gut. Titus hatte sie ans Meer geschickt, nach Dyrrhachium. Aber es hat keine nenneswerte Verbesserung gebracht. Sie hat sich noch mehr zurückgezogen und letztenendes sogar die Ärzte fortgeschickt, die man ihretwegen bestellt hatte. Sie hat nichts mehr gegessen, dabei war sie ohnehin nurmehr ein Strich in der Landschaft..." Minervinas schmales, ausgemergeltes Gesicht erschien vor meinem geistigen Auge, und ich schloss sie bedrückt. "Vielleicht hätte man sie zwingen sollen, zu essen", bemerkte ich leise, auch wenn es mir barbarisch und wie das Stopfen einer Mastgans vorgekommen wäre.


    Ich sah Phraates nun wieder an, die Gedanken weilten inzwischen bei Ursus und wie er diese Nachricht auffassen würde. "Ich bin mir darüber im Klaren, dass diese deine erste Aufgabe nicht eben auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Mein Neffe wird sich die Schuld geben am Tod seiner Schwester... Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du ihm das ausreden könntest. Sag ihm, dass wir hier zu Hause auf ihn warten und er...er nicht allein ist. Ich würde selbst gehen und es ihm sagen, aber du wirst mit großer Wahrscheinlichkeit schneller sein, und ich kann hier nicht fort." Abgesehen von der Tatsache, dass ich mehr schlecht als recht reiten konnte, gab es Aufgaben in Rom für mich, derer ich mich nicht einfach entziehen konnte, und eine Reise nach Mantua würde für mich sicherlich anderthalb, wenn nicht sogar zwei Wochen dauern, vom Rückweg einmal abgesehen.

  • Während Corvinus verzweifelte Gebärden machte, mehrere Stoßseufzer von sich gebend, stand Phraates einfach nur vor ihm, wie ein Soldat vor einem General, und rührte sich überhaupt nicht. Wozu denn auch. Man musste jede Minute Ruhe, die man hatte, auskosten, und selbst wenn dies bedeutete, dem Geschwafel eines Römers zuzuhören. Immerhin war es nicht gänzlich uninteressant. Titus Aurelius Ursus, hmm, kannte er den Namen? Nein. Nun, er würde ihn schon noch kennen lernen. Was er aber nun hörte, ließ ihn seine Lauscher spitzen. „Im Kastellum?“, fragte er nach. Dort lebte doch auch Bashir! Bei Ahriman, und gerade hatte er 50 Sesterzen ausgegeben, um einen Brief an seinen Leidensgenossen zu schicken! Durch seinen Kopf marschierte ein herber parthischer Fluch, der allerdings nicht aus Phraates unverschlossenen Lippen kam. Nun ja, er sollte sich freuen, einmal von Rom wegzukommen... obwohl, das hieß auch, von Charis getrennt zu sein. Er schluckte beim Gedanken daran.
    Mit eher halbem wie ganzem Ohr hörte er Corvinus zu. Die allgemeine Botschaft bekam er mit, und schaute bestürzt drein, als er hörte, wie sie gestorben war. Er machte den Mund auf, und das Wort, dass daraus kam, schien fast schon herauszutropfen. „Magersucht.“ Er klappte die Klappe wieder zu. Er kannte den lateinischen Ausdruck, und er wusste, dass es eine verbreitete Krankheit bei den jungen Dingern in Rom war. Er wusste auch, dass man in Parthien effektive Arten und Weisen hatte, sie zu behandeln. Er nickte nur zu Corvinus‘ letzten Worten. So tat man dies in Parthien, ohne Federlesens hätte man das bei Minervina in Ktesiphon, Ecbatana oder Aspadana gemacht. In Rom, Dyrrachium oder sonstwo war sie mit diesen feinfühligen Kurpfuschern, die ihren Patienten bloß keinen Schmerz zufügen wollten, hier herumliefen, verloren.
    Er hörte sich den letzten Satz des Aureliers an und nickte. „Gern.“, sagte er. Er meinte es.
    „Wo ist eine... ein Pferd?“, fragte er. „Und wann muss ich los?“

  • "Ja", sagte ich schlicht. "Magersucht. Und keine Freude mehr am Leben." Wie sich Verzweiflung anfühlte, wusste ich sehr wohl, doch diese Gleichgültigkeit konnte ich schlichtweg nicht nachempfinden. Minervina hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, was sie ihrem Bruder, was sie uns allen damit antun würde. Es wäre wohl ein Wunder, wenn Ursus nicht sich selbst die Schuld gab. Es wurmte mich, dass er sich in Mantua aufhielt, zu weit weg, als dass wir ihm mit mehr als niedergeschriebenen Worten stützen konnten, denn dafür war Familie doch da. Erneut seufzte ich tief, dann gab ich mir einen Ruck und öffnete die oberste Schublade meines Schreibtisches. Das leise Klingen von Münzen in einem Ziegenledersäcklein war zu hören. Ich schnürte die Bänder auf und zählte eine Summe ab, die für Hin- und Rückreise reichen sollte. Sie wanderte in einen kleineren Beutel, der bisher leer gewesen war, und legte ihn auf den gesiegelten Brief. "Das sollte genügen, um deine Auslagen zu decken. Ich habe mir erlaubt, dir ein Pferd vorbereiten zu lassen. Es sollte das schnellste sein, dass uns zur Verfügung steht. Ah, beachte allerdings, dass es innerhalb der Stadtmauern nicht gestattet ist, zu reiten", bemerkte ich. Auf Phraates würde vor dem Haus ein Sklave mit einem hochgewachsenen Fuchs namens Zephyrus warten, Westwind, von dem ich wusste, dass er wohl recht schnell war. "Am besten packst du, was du benötigst, und machst dich gleich auf den Weg. Ich werde es selbst übernehmen, meine Frau über deinen Verbleib zu informieren, sodass du dich darum nicht kümmern musst."


    Sim-Off:

    Den Brief gab es per PN :)

  • In der Post befand sich an diesem Morgen auch ein Brief von Orest. Zugegebenermaßen hatte ich mir um ihn auch einige Sorgen gemacht, nachdem er so plötzlich aufgebrochen war, ohne zu sagen warum oder wohin. Was ich Durus hatte sagen sollen, hatte ich auch nicht gewusst. Ich würde mich nach Orestes' Rückkehr mit ihm darüber unterhalten müssen. Wenn er Pech hatte, so hatte Durus inzwischen jemand anderen für seine junge Verwandte gefunden. Sein plötzlicher Aufbruch hatte mich sehr an den meines alten Freundes Flavius Aquilius erinnert. Damals hatte er meine Nichte Prisca sitzen lassen - sozusagen. Der Flavier Glück war es gewesen, dass es bis dato noch keine offiziellen Verhandlungen gegeben hatte, sondern lediglich Schwärmerei seitens Prisca und Andeutungen seitens Aquilius. Ich konzentrierte mich wieder auf Orestes' Brief und wies Pyrrus an, mitzuschreiben, während ich eine Antwort diktierte.


    "Manius, wie schön, von dir zu hören. Ich hatte nicht mit einem Brief gerechnet, schon gar nicht aus Sardinien. Umso mehr freue ich mich, dass du wohlauf bist und beabsichtigst, nach Rom in den Schoß der Familie zurückzukehren. In der Tat hat mich deine plötzliche - und heimliche! - Abreise doch sehr verwundert, zumal wir kurz zuvor noch bei den Tiberiern in Heiratsverhandlungen verstrickt waren. Du kannst dir sicher vorstellen, dass Tiberius Durus ebenso verwundert war wie jeder andere hier. Nun, es wird wohl einige Redekunst benötigen, um den Senator zu besänfti...nein, streich das. Nun, es wird wohl einiges an Redekunst benötigen, um dem Senator deiner künftigen Zuverlässigkeit zu versichern. Ich für meinen Teil danke den Göttern, dass du kuriert und voller Tatendrang bist. Minervina war nicht so glücklich diesbe...Hm. Nimm den letzten Satz wieder heraus. Absatz.
    Deiner Bitte komme ich gern nach und teile dir mit, dass hier keine liegen gebliebene Arbeit auf dich wartet. Die dir übertragenen und unbearbeiteten Erbschaftsangelegenheiten wurden von deinem Nachfolger abgeholt und bearbeitet. Es wird dir keiner nachsagen können, du wärst...nein, du hättest auf der faulen Haut gelegen. Somit bleibt mir nichts anderes zu schreiben, als dass deine Ankunft hier sehnlichst erwartet wird. Et cetera, das Übliche eben. Hast du alles, Pyrrus?"


    Der Schreiberling hatte die Zunge zwischen die Lippen geschoben und kritzelte noch die Grußformel unter das Schreiben. Ich unterschrieb und siegelte das Dokument selbst, dann trug ich dem mürrischen Livius Pyrrus auf, ihn gemeinsam mit den anderen beiden Briefen zu verschicken.



    Ad
    Decimus Duccius Verus
    casa Duccia in Mogontiacum
    GERMANIA



    M. Aurelius Corvinus D. Duccio Vero s.d.


    Zunächst ist wohl eine große Entschuldigung fällig. Mein Antwortschreiben hat viel zu lange auf sich warten lassen, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Meine Krankheit soll keine Entschuldigung hierfür sein, doch sie hielt meinen Geist mit eisernen Klauen fest und mich ans Bett gefesselt. Mein vilicus hat dein Schreiben auf einen Stapel ganz zu unterst gelegt, weswegen es nicht nur unbeantwortet blieb, sondern bei der Abarbeitung ziemlich ans Ende rutschte. Meine Amtszeit als aedilis verlief daher ebenfalls nicht so wie gewünscht. Ich bin inzwischen immerhin genesen und hoffe, dass der cursus publicus Flügel an den Fersen haben und den Brief schnellstmöglich zu dir bringen möge. Nun denn.


    Ich kann verstehen, wenn zwischenzeitlich ein anderer Gönner gefunden wurde. Sollte dies nicht der Fall sein, danke ich für das entgegen gebrachte Vertrauen und werde mein Wort nur zu gern halten und die Kosten für die Sanierung der Gotteshäuser vollumfänglich übernehmen. Es ist unvorstellbar, dass die Tempel teilweise in so schlechtem Zustand sind, dass sie geschlossen werden mussten. Ich bitte dich, die Bauarbeiten zu kontrollieren und mir die Endabrechnung baldestmöglich zukommen zu lassen, damit die Handwerker und Architekten nicht zu lange auf ihre Entlohnung warten müssen. Ich werde dann sogleich meinen Verwalter anweisen, das Geld nach Mogontiacum transferieren zu lassen (ich nehme an, die Stadtkasse ist hier der richtige Anlaufpunkt?).


    Mögen die Unsterblichen dich behüten und die Bauarbeiten unter einem guten Stern stehen lasen.


    Vale bene.


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    - senator et pontifex -




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    ROMA, PRIDIE KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (30.9.2009/106 n.Chr.)




    Ad
    Titus Pullo
    Stadtverwaltung zu Mogontiacum
    GERMANIA



    M. Aurelius Corvinus Tito Pulloni s.d.


    Ich danke dir für deine Anfrage bezüglich unseres Leders und kann dir mein Interesse an einer langfristigen Geschäftsbeziehung versichern. Der Schwerpunkt des Betriebes liegt jedoch nicht auf der Lederproduktion, weshalb ich dir monatlich zehn talenta zum Preis von 5 Sesterzen je Talent anbieten kann. Hinzu kämen etwaige Transportkostenaufschläge, da sich die Viehzucht auf Sardinien befindet und zu dir nach Germanien gelangen müsste, sofern du dich nicht selbständig um den Transport kümmern würdest.


    Lasse mich wissen, ob diese Konditionen mit deinen Vorstellungen konform gehen und ob eine vertragliche Vereinbarung getroffen werden soll.


    Mögen die Unsterblichen dich behüten.


    Vale bene.


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    - senator et pontifex -




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    ROMA, PRIDIE KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (30.9.2009/106 n.Chr.)


  • Phraates war kein großer Römerfan, war es noch nie gewesen. Und doch wünschte er keinen von ihnen den Tod - mit der Ausnahme derer, die sein geliebtes Heimatland anzugreifen wagten. Doch dieses Mädchen, von dem Corvinus sprach, hatte nichts mit Parthien am Hut gehabt. Sie war wohl in seinem Alter gewesen, von dem her, wie es sich anhörte. Er seufzte ganz leise, als die Todesursache, die er vermutet hatte, bestätigt wurde vom Aurelier. Wie gesagt, er wünschte niemanden den Tod, und auch er verspürte ein kleines bisschen Trauer über den sinnlosen Tod der jungen Frau.
    Er wurde durch Rasseln aus seinen Gedanken geweckt. Es stammte von diversem Kleingeld, welches Corvinus hervorholte. Phraates blickte es an, als würde er römisches Geld zum ersten mal in seinem Leben sehen, bevor es in einem kleinen Beutel verschwand. Jetzt hatte er wirklich Geld! Hoffentlich war es nicht allzu mickrig bemessen.
    Bei den folgenden Worten des Aurelius verwunderte sich der junge Parther dennoch. Er hatte es sich erlaubt, wie? Corvinus trieb wohl seine Scherze mit ihm! Phraates sprach gut genug Latein, um herauszuhören, wie schräg die Formulierung aus dem Mund eines Sklavenhalters kam. Aber gut. Er nickte und sackte mit einer geradezu rasanten Bewegung den Brief und den Beutel ein. Zumindest versuchte es. Allerdings schaffte er es tatsächlich, die beiden Gegenstände vielmehr auf den Boden zu pfeffern, als ihnen habhabt zu werden. Grummelnd, darauf bedacht, dass ihm der Turban nicht vom Kopf rutsche, bückte er sich und hob sie auf, bevor er wieder aufstand, den Brief und den Beutel in seiner linken bzw. rechten Hand haltend.
    „Dann ich werde meines Sachen packen, und dann gehen.“, meinte er. Es sollte nciht zu lange dauern. Er nickte Corvinus freundlich zu. „Vale.“, meinte er und eilte dann aus dem Zimmer.

  • "..... und ein Brief von dominus Cotta ist auch dabei", beendete Livius Pyrrus soeben seinen Vortrag. Hatte ich bisher nur mit halbem Ohr hingehört, sah ich nun auf. Es hatte eine Weile gedauert, bis er mir zurückgeschrieben hatte, aber hier war nun die Antwort. Ich lächelte leicht. "Dann lies seinen Brief zuerst", wies ich Pyrrus an, der daraufhin inne hielt, mit dem Fuß zu wippen, das Siegel brach und das Dokument entrollte, um zu lesen zu beginnen. Während er das tat, hatte ich die Fingerspitzen aneinander gelegt und die Augen geschlossen, um zuzuhören.


    Als Pyrrus geendet hatte und den Papyrus sinken ließ, grinste ich. "Typisch Appius", war mein Kommentar. "Sag Brix bescheid, er soll herkommen." Pyrrus zog zwar eine Grimasse, da er nicht gern für Handlangerarbeiten hinzugezogen würde, doch tat er ohne zu murren, was ich wollte - was vermutlich an der Gehaltserhöhung lag. Einen guten Schreiber zu finden war schwer und wurde wohl auch immer schwerer, wie mir schien. Wo sich früher viele junge Männer vorgestellt hatten, war heute nur mehr gähnende Leere.


    Kurz darauf betrat Brix mein officium. "dominus?" Er neigte grüßend den Kopf und ich nickte ihm zu. "Guten Morgen, Brix. Appius wird in Kürze hier eintreffen. Trage Sorge dafür, dass er seine Gemächer gleich wieder beziehen kann und informiere die anderen über sein Eintreffen." Brix lächelte. "Das ist eine gute Neuigkeit, Herr! Hat er denn geschrieben, wann wir mit seiner Ankunft hier in Rom rechnen können? Ich werde dann alles Nötige veranlassen und einen kleinen Empfang vorbereiten", erwiderte der maiordomus, doch ich schüttelte den Kopf. "Ich nehme an, es wird nicht mehr allzu lange dauern. Aber den Empfang kannst du dir sparen. Er hat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass er kein Trara wünscht, wenn er nach Hause kommt. Ich denke, eine ganz normale cena am Tag seiner Heimkehr würde es auch tun", klärte ich ihn auf und schmunzelte. Brix verstand mich genau. Er grinste mich an und erwiderte: "Natürlich." "Gut. Das wäre dann vorerst alles. Ich brauche dich nach der salutatio noch einmal." "Ja, Herr. Draußen warten schon viele deiner Klienten." Er nickte mir zu und wandte sich dann zum Gehen. Ich sah zu Pyrrus und erhob mich. "Dann machen wir später weiter. Komm." Gemeinsam verließen wir mein Arbeitszimmer und stellten uns den Wünschen und Informationen der wartenden Klienten.

  • Unter all den Schreiben am heutigen Tage hatte man auch eines von Duccius Vala aus dem Postkasten gefischt. Für eine Antwort allerdings bedurfte es meiner Befragung, und das holte Livius Pyrrus soeben nach. "Ein gewisser Duccius Vala erfragt einen günstigen Zeitpunkt für einen Besuch. Er schreibt von konkreten Anliegen, die er hat", berichtete Pyrrus und hob dann den Blick von der Wachstafel in seinen Händen. "Hmm. Sag ihm, es passt mir übermorgen nach der salutatio gut", erwiderte ich. "Da findet die Prüfungsvorbesprechung dieses neuen Marspriesters statt. Da kannst du nicht. Wie wäre es mit morgen oder am Tag danach?" Ach je, diese Besprechung hatte ich vollkommen vergessen! "Ah. Nun gut. Dann frag ihn, ob er am gleichen Tag abends zur cena kommen möchte." Pyrrus runzelte die Stirn, sagte aber nichts weiter dazu, sondern nickte. "Wie du möchtest."

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