Große und kleine Zauber

  • Der Weg von Rhakotis zum Markt am Hafen war zwar weit, aber Penelope und Ánthimos hatten ja Zeit. Und für ihr Kind würden sie sich auch selbst dann welche nehmen, wenn sie keine hätten. Noch immer erschien es Penelope ein wenig wie ein Traum, dass sie tatsächlich Mutter werden sollte. Und damit dieser Traum auch Wirklichkeit werden würde, wollten sie nur alles Menschenmögliche dafür tun.
    "Willst du zuerst nach der Katze, dem Weihrauch für Pan oder dem Amulett schauen? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wo man dafür am besten hingeht. Aber als Helfer des Agoranomos müsstest du dich hier doch schon mittlerweile blendend auskennen."
    Kurz strahlte sie ihn verschmitzt an, dann ließ sie ihren Blick wieder über die Vielzahl der Stände schweifen.

  • "Mhhhh, ich denke mal nach der Katze schauen wir als letztes. Sonst müssen wir die die ganze Zeit mit rumtragen. Wo wir Weihrauch bekommen wissen wir ja schon, also schauen wir zuerst mal nach dem Amulett."


    Er schaute sie direkt an.


    "Aber ich muss gestehen, dass ich von Amuletten und solchen Sachen gar keine Ahnung habe. Aber ich weis natürlichwo es die gibt, aber nicht was sie bewirken. Wenn wir am Stand sind, dann musst du die Verhandlung übernehmen."


    Sicher hätte er das auch gekonnt, aber er wollte das Penelope ein wenig Selbstvertrauen tankte und das selber machte.


    Sie schlenderten los los, bis sie nach einer Weile an einen Stand mit Amuletten, Tränken, Pasten, Pülverchen und sonstigem wunderlichem Zeug kamen. Der Händler war ein sympathischer älterer Ägypter der auch gleich losplapperte:


    "Seid gegrüßt was kann ich euch anbieten? Ich habe hier Salben gegen Warzen, oder ein Liebespülverchen oder ein Amulett gegen den Bösen Blick. Was darfs denn sein?"

  • Na, ob das so eine gute Idee war, dass sie mit dem Händler sprechen sollte? Penelope war sich da nicht so sicher. Mit Ánthimos im Rücken würde der Händler sich zwar bestimmt nicht trauen, sie allzu sehr über den Tisch zu ziehen, aber ihr wäre eigentlich dennoch lieber, er würde das Handeln übernehmen. Immerhin war er ihr Mann. Aber er schien da sehr bestimmt zu sein, was das anging.
    Und bevor sie so richtig Einspruch erheben konnte, waren sie auch schon an einem Stand mit großen und kleinen Zaubern angelangt. Penelope schaute über die unzähligen Amulette, Steine, Tiegel, Töpfe, Fellfetzen, Pfoten und Gefäße. So richtig wusste sie auch nicht, was sie brauchte. Das machte die Sache natürlich nicht unbedingt einfacher.
    "Chaire. Wir suchen ein Amulett für unser ungeborenes Kind. Einen Schutzzauber, bis es auf der Welt ist. Was hast du dafür?"
    Sollte der Händler ruhig mal zeigen, was er anzubieten hatte. Entschieden konnten sie und Anthi sich ja danach.

  • "Nun da gibt es einiges. Ich habe hier eine Halskette mit einem getrocknetem Frosch. Es soll Flüche abwehren können. Außerdem hab ich hier noch ein Amulett aus Ebenholz das den Sirius darstellt. Das soll vor allem dafür sorgen, dass Kinder schlau und nicht dumm wird. Dann habe ich hier noch dieses Zauberpulver aus dem Süden. Mann muss eine Spur davon vor die Öffnungen seines Hauses streuen und dann können keine bösen Geister ins Haus kommen. Und zu guterletzt hab ich noch diesen Halsreif aus getrockneten Elefantenpenissen, die sollen einfach alles abschrecken!" Der Händler grinste breit.


    Anthi schaute den Händler kritisch an, ließ aber Pelo erstmal das Feld.

  • Penelope schaute nicht nur skeptisch, sondern regelrecht vorwurfsvoll. Sie würde garantiert keine getrockneten Elefantenpenisse tragen. Das wäre auch das erste mal, das sie von so einem Zauber hören würde.
    "Ich will keinen kleinen Blendzauber, ich will was Vernünftiges. Skarabäusschalen, Hasenpfoten, hast du da etwas? Oder etwas, das mit Bernstein vergleichbar ist."
    Letzterer half ja bekanntlich gegen alle Krankheiten, vor allem gegen Fieber und Entzündung sehr gut. Und auch magisch musste er sein, denn er konnte sich energetisieren. Das war sogar Penelope bekannt. Und vor allem konnte sie das dann ihrem Kind weiter geben. Aber der war vermutlich zu teuer.

  • Anthi lächelte zufrieden.


    "Nun ich sehe ich habe jemanden vor mir, der Ahnung hat. Nun ich habe hier einen Anhänger aus Rosenquarz. Er steht für Liebe und Fruchtbarkeit und schützt damit natürlich auch ungebohrenes Leben. Bernstein habe ich keinen da, der wäre wirklich zu teuer. Dafür würdest du wohl meinen halben Stand bekommen.", lachte er.

  • Das klang schon eher nach einem vernünftigen Amulett. Penelope nickte.
    "Wie gut wirkt der? Und was würde der kosten?"
    Sie hatte keine Ahnung von Rosenquarz. Sie wusste nichtmal, wie der aussah. Sie hoffte, dass Ánthimos da mehr davon verstand und der Händler sie nicht mit einem billigen Stein abspeisen würde.

  • "Natürlich wirkt der Stein, das verspreche ich dir. Für dich meine schöne Blume sind es nur 12 Sesterzen. Du weist hoffentlich dass das eigentlich schon viel zu billig ist."


    Sicherlich war der Stein nicht annährend so viel wert, aber nun war die erste Runde des Handelns eröffnet.

  • Nimm die das erste Angebot an. Soviel hatte Penelope schon gelernt. Bei ihr ging es da zwar normalerweise um Brot, Obst und Gemüse, aber das hier war auch nicht anders.
    "Zwölf Sesterzen? Ist das Ding in Gold eingefasst, oder was rechtfertigt diesen Preis? Ich gebe nicht mehr als vier Sesterzen aus für einen einfachen Schutzzauber."
    Penelope hatte zwar keine Ahnung davon, wie viel so ein Stein Wert war, aber ihr erstes Angebot, egal was sie kaufte, war immer höchstens ein drittel von dem, was der Händler wollte.

  • "Was, möchtest du das meine acht Kinder nicht genug zu Essen bekommen? Vier Sesterzen? Das muss ein schlechter Witz sein."


    Der Händler schaute erst grimmig, grinste aber kurz danach auch schon breit.


    "Aber weil ich euch beide mag, würde ich euch ihn für 10 Sesterzen geben."

  • Acht Kinder? Entweder hatte er mehrere Frauen, oder Penelope tat seine eine leid. Sie liebte Kinder, aber bei fünf oder sechs war dann auch Schluss. Und sie wollte erstmal das eine sicher bekommen.
    "Zehn? Ich glaube, wir müssen doch mal schauen, welchen Preis uns die anderen Händler machen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mehr als 6 Sesterzen dafür verlangen würde."

  • "Was 6 Sesterzen? Sollen meine 9 Kinder dann etwa auf der Straße schlafen?", erwiederte der Händler hörbar empört.
    "Also weiter als für 9 Sesterzen kann ich dir nicht entgegenkommen. Und unter uns: Die anderen Händler würden nur versuchen dich über den Tisch zu ziehen.", erzählte er jovial.

  • "Deine Frau gebiert aber schnell. Vor einer Minute waren es noch acht Kinder."
    Penelope wandte sich Ánthimos zu und drehte sich somit weg von dem Händler.
    "Ich glaube, wir sollten weitergehen, bevor seine Frau ein zehntes Kind bekommt, das auch gefüttert werden will. Suchen wir uns lieber einen Mann mit weniger Kindern und anständigen Preisen."

  • "Ach für 7 Sesterzen nehmen wir das Amulett mit.", flüsterte Anthi ihr zu.


    Derweil machte der Händler weiter: "Habe ich 9 Kinder gesagt? Ich...äh... meinte natürlich 8. Ich wollte 9 Sesterzen für das Amulett haben und muss mich da versprochen haben. Aber gut, dann gebe ich dir das Schutzamulett für 8 Sesterzen, für jedes Kind eine."

  • Entweder hatte er eine Ahnung oder es war ihm die 7 Sesterzen wert, aber Penelope war Ánthimos für diese kurzen Worte sehr dankbar. Sie hatte nach wie vor eigentlich keine Ahnung, wie viel sie dem Händler dafür geben sollte.
    Wenn du noch mal nachzählst, bin ich sicher, dass dir 7 Sesterzen auch genug sein werden, um dich und deine Familie zu versorgen. Soviel erhältst du von mir, und nicht einen Quadrans mehr.

  • "Ich bin von deiner Hartherzigkeit verblüfft. So eine schöne Blume und eine so harte Verhandlungspartnerin. Das kann ich meinen Kindern wenigstens erzählen, wenn ich sie an hartem Brot kauen lassen muss." Trotz seiner Worte lächelte der Händler. Das Handeln mit der jungen Frau hatte ihm Spaß gemacht. So holte er das Lederband mit dem fast runden Rosenquarz hervor und reichte es Penelope und hielt ihr die Hand hin.


    "7 Sesterzen, meine hübsche Blume."

  • Da Penelope die Händler schon kannte, nahm sie das Kompliment völlig neutral auf. Er bezeichnete wahrscheinlich jedes Mädchen, das keinen Buckel hatte, als schöne Blume. Und abgesehen davon stand Ánthimos auch direkt hinter ihr, und er war der einzige, von dem sie Komplimente gerne hören wollte.
    Sie nahm den Quarz entgegen und betrachtete den zartrosa Stein, während Anthi dem Händler die sieben Münzen gab. Er war ja recht hübsch. Hoffentlich wirkte es auch gut. Penelope hatte da ja keine Ahnung und war auf den Wahrheitsgehalt der Worte des Händlers angewiesen. Allerdings waren ja die meisten Edelsteine magisch.
    Als das Geschäft abgeschlossen war, lächelte sie Ánthimos zu.
    "Machst du es mir um?"
    Sie drehte sich mit dem Rücken zu ihm und reichte ihm das Lederbändchen mit dem Stein.

  • "Natürlich mache ich das meine schöne Blume.", meinte er lächelnd und legte ihr das Amulett an.


    Natürlich grinste jetzt auch der Händler, denn nun war ihm auch klar für wen der Schmuck gedacht war.


    "Das hast du wirklich gut gemacht. Der arme Kerl wird jetzt verhungern!" Sein Lachen zeigte sofort, dass de letzte Satz alles andere als ernst gemeint war.

  • Penelope hielt den Stein mit ihren Fingern am Hals fest, während Ánthimos in ihrem Nacken das Band zu einem Knoten verband.
    "Ja, und seine acht Kinder auch. Und das neunte erst."
    Penelope musste lächeln und als das Amulett endlich richtig saß, drehte sie sich zu Anthimos um und gab ihm einen kleinen Kuss als Dankeschön. Ihre Finger spielten noch immer mit dem Stein.
    "Er ist ja wirklich hübsch. So rosa. Auf jeden Fall hübscher als die Elefenatenpenisse."

  • "Ach ich dachte eben schon du meinst mich.", neckte er sie.


    "Aber warte nur, bis wir so viele Kinder haben, dass ich nicht mehr weis wieviele es sind Acht oder neun...da kann man sich ja mal vertun. So, und was machen wir jetzt?"

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