Große und kleine Zauber

  • "Erstmal bin ich schon froh, wenn das eine sicher auf der Welt sein wird."
    Wieder fuhr sich Penelope unbewusst über den Bauch. Je öfter sie darüber nachdachte, umso wahrer wurde es. Und es war so ein schönes Gefühl.
    "Ja, uns fehlt noch der Weihrauch und die Katze. Ich würde sagen, erst der Weihrauch, der lässt sich leichter transportieren. Ich bin mal gespannt, ob die hier überhaupt Katzen haben. Es rennen doch so viele streunend durch die Straßen. Ich weiß immer noch nicht. Du willst für eine Geld ausgeben?"
    Penelope hatte ja nichts dagegen, so ein Tier zu besitzen, aber dafür bezahlen?

  • "Nun ich weis ja nicht, welche Katze jetzt eine streunende ist und bei welcher später ein ein kleines weinendes Mädchen am Fenster sitzt und auf ihre geliebte Katze wartet. Und wenn wir eine solche Katze vor dem Kochtopf bewahren, denn die meisten kaufen die Katzen zum Essen, dann wird uns Bastet sicherlich besser gewogen sein."


    Sie gingen weiter und Anthi kaufte bei einem Händler Weihrauch. Ebensoviel wie für Isis, denn er wollte keinen Gott besser behandeln als den anderen.


    "So, das hätten wir nun. Dort hinten gibt es die Katzen." Er zeigte mit seinem Arm auf einen Stand, der nicht mehr weit weg von ihnen lag.

  • Penelope sah den Stand mit den Katzen. Oder besser noch: sie roch ihn. Der beißende Geruch war fast noch schlimmer als bei einem Gerberstand, und Penelope musste sich ein wenig überwinden, wirklich mit Anthi dorthin zu gehen. Sie wollte zwar das Wohlwollen dieser Gottheit, aber mussten Bastets Schützlinge so riechen?
    In vielen Käfigen saßen große und kleine Katzen und maunzten laut hörbar und klagten und sangen ihr „Miau“ hinaus. Eindeutig wollte keine von ihnen eingesperrt sein, um später im Kochtopf zu landen. Penelope sah missmutig über die Tiere, die wohl allesamt schon mal sauberer waren.
    "Chaire. Sag, hast du auch… junge Katzen?"
    Vielleicht war eine Kleine ja nicht gar so schlimm.

  • Der Händler öffnete einen Korb, und ein leises „Mau“ erklang aus zwanzig kleinen Katzenkehlchen. Penelope sah zunächst nur eine Anhäufung von kleinen Fellknäueln, die alle versuchten, aus dem Korb zu springen und sich dabei gegenseitig bissen und kabbelten. Sie fasste einmal in den Korb und tat ein paar auf die Seite, als würde sie in Kleidungsstücken wühlen.
    "Na, ich weiß nicht…"
    Irgendwie war ihr die ganze Sache noch sehr suspekt. Und dann, plötzlich, berührte sie eine Katze, die vibrierte. Neugierig nahm sie das Tier heraus. Es war kaum mehr als eine Handvoll mit Katze, die sie da in Händen hielt. Schwarzweißes Fell, eine rosa Nase, rosa Pfötchen und babyblaue Äuglein, ganz am Zittern. Und als die Katze draußen war und Penelope sie näher zu sich herhielt, um sie ganz genau anzuschauen, ging ein kleines Pfötchen plötzlich heraus und landete verspielt auf Penelopes Nase. Und dann machte das Kätzlein ein Geräusch.
    Penelope stand da wie hypnotisiert, eine Katzenpfote sanft auf der Nase, eine vor Schnurren vibrierende Katze auf einer Hand, und war verliebt. Anders konnte man ihren Gesichtsausdruck wohl nicht umschreiben. Tief in ihr drin rührte sich ein ganz uralter Instinkt, der das Kätzlein beschützen, herzen und umsorgen wollte. Und die Katze roch noch nicht einmal nach Katze, sie roch noch richtig nach Baby.
    Penelope sah einmal zu Ánthimos herüber. Sie musste nichts sagen, Wenn nicht dieses Kätzchen, dann gar keines. Nie. Aber dieses auf jeden Fall.

  • So, Penelope hatte ihre Wahl getroffen und nun war es Anthis Aufgabe einen guten Preis auszuhandeln. Gut Katzen waren so oder so nicht teuer, aber dass man Pelo ansah dass sie diese Katze wollte würde den Preis sicher nach oben treiben.


    "Gut wir nehmen die Katze. Ich geb dir zwei Sesterzen." Meine Anthi geschäftstüchtig. Natürlich wolte der Händler mehr, aber sie trafen sich dann bei vier Sesterzen und alle waren zufrieden.


    Er schaute sie verliebt an.


    "Ich seh schon, jetzt hab ich eine ernste Konkurenz um meine Streicheleinheiten."

  • Während Anthimos verhandelte hatte Penelope das Kätzchen ganz nahe an ihre Brust gehalten. Der kleine Stubentiger hatte natürlich nicht brav auf der Hand gewartet, sondern war zu der kleinen Kuhle am Hals geklettert, wo er es schön kuschelig warm hatte und sich dort so sehr angekuschelt, dass Penelope schon Angst hatte, er würde gleich runterpurzeln. Und die Katze schnurrte immer noch! Jetzt konnte sie die Vibration an ihrem Hals spüren.
    Als Anthimos fertig war und sie ansah, machte Penelope erst nur einmal ganz verträumt "Hm?" Sie kannte sich so gar nicht. Sonst war sie nicht so zimperlich, wenn es um Tiere ging. Aber diese Katze, das war jetzt sowas wie ein weiteres Baby für sie. Mit einer Hand hielt sie vorsichtig das Kätzchen am Rücken und kraulte ganz vorsichtig.
    "Hast du schon mal sowas niedliches gesehen?"

  • "Ja, dich!" Anthi grinste und streichelte mit einer Hand über ihre Wange und streichelte mit der anderen die kleine Katze.
    "Aber für die Katze brauchen wir einen Namen. Ist das eigentlich eine er oder eine sie? Ich weis gar nicht, wie man das bei Katzen sieht."


    Penelope schien die kleine Katze schon fest in ihr Herz geschlossen zu haben.

  • Selig lächelte Penelope ihrem Mann zu. Ganz vorsichtig griff sie das Kätzchen, und hob dieses trotz extrem lautem Bestechungsschnurren nun von sich. Sie drehte die Hand voll Katze auf den Rücken und hielt mit zwei Fingern das, was mal ein ordentlicher Katzenschwanz werden wollte, weg, um nachzuschauen, ob denn nun Männlein oder Weiblein. Das war ja nicht allzu schwer festzustellen.
    "Gratuliere, Anthi. Es ist ein Junge!"
    Sie musste kurz lachen, auch, weil der Kater sich mit seiner Rückenposition so arrangiert hatte, dass er alle Viere von sich streckte und seinen Kopf genüsslich in den Nacken geworfen hatte. Der ganze kleine Katzenleib vibrierte auf ihrer Hand.
    "Name? Ich weiß nicht, wie könnte man einen Kater nennen? Ich hatte noch nie ein Tier, das einen Namen hatte."

  • "Endlich habe ich einen Sohn, auch wenn er stark behaart ist, und merkwürdige Laute von sich gibt. Ich dachte schon unsere männlich/weiblich Bilanz wäre jetzt ausgeglichen. Aber so führen wir ja dann wieder deutlicher. Dann wirst du doch noch ein bisschen länger brauchen um uns wilde Bande zu zivilisieren." Er lachte.

    "Ein Name für eine Katze, das ist schwer. Aber ich glaube ich hab eine Idee. ich hab dir doch von diesem Marcus Achilleos erzählt. Der war schon in Indien und da gibt es ja so große gelb-schwarze Raubkatzen die Tigris heißen. Ich finde Tigris wäre ein schöner Name für den kleinen Kater."

  • Das Katerchen war zwar schwarzweiß und nicht gelbschwarz, aber so einen großen Unterschied machte das dann wohl doch nicht. Und auch war er eher gefleckt denn gestreift. Aber für ihren kleinen Stubentiger gefiel Penelope der Name trotzdem
    "Ja, Tigris klingt wirklich schön. Na, du, gefällt er dir auch?"
    Der Kater nahm seinen neuen Namen sehr gelassen. Er war noch vollauf mit Schnurren und niedlich sein beschäftigt, betrieb beides aber bis zur Perfektion.
    "Vielleicht werden es ja auch Zwillinge", meinte Penelope zwinkernd noch zum Männer-Frauen-Verhältnis bei den Bantotakis. "Und wenn deine Brüder auch so ungestüm und charmant sind wie du, ist das Verhältnis wohl bald schon klar zugunsten der Frauen."

  • "Zwillinge wären toll. Es wäre ein Segen der Götter!", meinte er glücklich aber dann zog sich seine Stirn in Falten.


    "Wenn die beiden so weitermachen kriegen sie nie ne anständige Frau. Wenn nur an letztens denke, werde ich schon fast wieder wütend."


    Den Vorfall zwischen seinem großen Bruder und der Römerin würde er wohl nie vergessen


    "Ich hoffe nur, dass Timos nicht Axilla nachjagd, dass könnte sehr gefährlich für uns alle werden." Er seufzte tief. "Aber wenn er von ihr ebenso verzaubert ist, wie ich von dir wird er wohl keine Chance haben." Er legte seinen Arm um sie und ihren neuen Stubentiger. Falls es weitergehen würde konnten sie ernsthafte Schwierigkeiten bekommen: Einerseits konnte er seinem Bruder nicht wirklich böse sein, aber wenn es eür Penelope und ihr ungebohrenes Kind gefährlich werden würde, wusste er jetzt nich nicht, was er dann tun sollte.

  • Penelope streichelte Ánthimos einmal beruhigend über die Seite. Der Vorfall hatte ihn wohl doch um einiges mehr beschäftigt, als sie angenommen hatte.
    "Dein Bruder ist doch sehr klug. Meinst du nicht, dass er sich die Konsequenzen schon durchdacht hat und deshalb von ihr ablassen würde? Und wenn nicht, das Mädchen müsste da ja auch mitmachen? Meinst du nicht, dass sie das unterbinden würde? Für sie ist es ja auch gefährlich?"
    Penelope kannte weder Timos noch Axilla gut genug, um das beurteilen zu können. Aber eine Beziehung zwischen den beiden wäre mehr als nur risikoreich. Und sie wusste nicht, ob Timos wirklich verliebt war. Sie hatte ihn durch den Streit zwischen ihm und Anthi eher so eingeschätzt, dass es ihm bei Mädchen primär um Spaß ging. Aber sie wollte ihm da natürlich nichts unterstellen.

  • Anthi wog seinen Kopf hin und her.


    "Das hätte ich auch gedacht, bevor ich dich kennengelernt hätte. Aber ich muss sagen, wenn du eine Rhomäerin wärst würde ich auch nicht von dir lassen können. Und Timos scheint sie wirklich sehr zu mögen. Ich habe noch nicht erlebt, dass er sich über eine Frau länger Gedanken gemacht hat, aber dieses Mal scheint es so zu sein.", meinte er nachdenklich.


    "Und von Axilla erwarte ich in der Hinsicht auch kein großes Verantwortungsbewusstsein. Ich möchte jetzt nicht schlecht über sie reden, denn ich finde sie sehr nett und sympathisch, aber sie wirkte mir doch reichlich naiv. Ich meine sie hat sich Timos einfach in eine Opiumhöhle schleppen lassen. Dazu kommt noch, dass sie wohl schon vor Timos nicht mehr unberührt war..."

  • Das mit dem Naiv stimmte wohl, diesen Eindruck hatte Penelope durchaus auch gehabt. Aber die Sache mit der Jungfräulichkeit ließ Ánthimos wohl irgendwie nicht mehr los. Es war schon das zweite Mal, dass er nun darauf zu sprechen kam.
    "Und das wäre dir bei der Frau deines Bruders wichtig? Also, jetzt rein hypothetisch gesprochen. Die beiden könnten ja ohnehin nicht heiraten."
    Der Kater hatte irgendwann aufgehört, zu schnurren, als er eingeschlafen war. Penelope hielt ihn vorsichtig im Arm und trug ihn so sicher durch die Menge. Eigentlich hatten sie alles eingekauft, was sie wollten.
    "Wollen wir Tigris zuhause erst absetzen, ehe wir zum Paneion gehen? Ich komm mir fast albern vor, wie ich ihn trage, aber er ist so süß."

  • "Nun, ich möchte das nicht überbewerten, aber es lässt auf einen leichten Lebenswandel schließen. Man weis ja nicht ob es nur einer war oder vielleicht noch mehr. Ich weis das ja nicht und ich kenne Axilla nicht genug um mir da selber eine Meinung zu bilden. Das sie keine Jungfrau mehr war würde sie natürlich nicht ausschließen, aber es wirft schon ein paar Fragen auf. Am liebsten hätte ich für Timos halt eine anständige Frau, die ihn vielleicht ein wenig von seinem lockeren Lebenswandel abbringt und nicht eine die ihn noch darin bestärkt."


    Er wirkte nachdenklich, denn Anthi machte sich wirklich Sorgen um seinen Bruder.


    "Wir können Tigris gerne mitnehmen. ich denke nicht, dass Pan sich an ihm stört."

  • "Ich denke auch nicht, dass Pan sich an ihm stört. Pan liebt doch wilde Tiere, und so ein kleiner Stubentiger ist doch bestimmt nach seinem Geschmack. Aber nicht, dass er uns noch ausbüchst, so meinte ich das."
    Penelope bedachte die schlafende Katze mit einem kurzen, liebevollen Blick, ehe sie ernster wurde und über Anthis andere Worte nachdachte.
    "Nunja, um das zu beurteilen kenne ich sie auch zu wenig. Und sie ist Rhomäerin. Aber vielleicht, wenn dein Bruder wirklich verliebt in sie sein sollte, beflügelt ihn das ja auch? Ich meine, wenn er das wirklich ernsthaft möchte, müsste er viel erreichen, um die Einwilligung ihrer Verwandten zu bekommen."
    Es war zwar schwer, aber Penelope versuchte, das ganze einmal ein wenig positiv zu sehen.

  • "Ja, aber das wird Zeit brauchen, wenn sie sich nicht zurückhalten werden sie die eben nicht haben." Bei diesen Worten legte er ihr die Hand auf den Bauch.



    "Ich hoffe natürlich das ich da zu schwarz sehe. Nur bin ich jetzt halt für euch beide verantwortlich und möchte auf gar keinen Fall, dass euch deswegen Gefahr droht."

  • Nun, Penelope hoffte für die beiden, dass sie zumindest vernünftig genug waren, kein Kind in die Welt zu setzen. Dann wäre es wahrscheinlich wirklich sehr gefährlich für beide geworden.
    "Vor einer Woche noch hatte ich den Eindruck, dass du niemals dunkle Gedanken haben könntest. Ich sehe schon, Vater zu sein macht dich etwas ernster."
    Penelope lächelte Ánthimos kurz an, um zu zeigen, dass sie das nicht negativ meinte.
    "Ich glaube fest, dass Pan uns beide zusammengeführt hat. Ich weiß noch nicht, was er mit uns vorhat, aber ich glaube, er wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Und wenn wir ihm gleich opfern, können wir ihn auch bitten, uns weiterhin gewogen zu bleiben und uns zu schützen."
    Sie hoffte, dass ihre Worte seine düsteren Gedanken ein wenig vertrieben.

  • "Nun bis vor einer Woche hatte ich auch keinen Grund mich um jemanden zu sorgen. Meine Brüder sind große starke Männer, um die braucht man sich normal nicht zu sorgen. Aber nun werde ich Vater und ich bin für euch beide verantwortlich. Außerdem hat mich die Unterhaltung mit Marcus Achilleos ein wenig erschreckt..."


    Aber nun kam er auf das schönere Thema zurück:


    "Ich denke auch das Pan uns wohlgesonnen ist. Und du hast recht, wir sollten ihm danken. Vielleicht auch dann wenn wir uns überlegen welchesn Namen unsere tochter einmal haben soll. Aber da das ja Unglück bringen könnte, sollten wir das einfach mal in unseren Hinterköpfen ablegen."

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