Langsam ging Casca von ihrem Cubiculum durch das Atrium hindurch zu dem Säulengang, der den Garten umgab. Sie hatte einen Sklaven zu Tiberius geschickt, mit der Bitte um ein Treffen, und ihr Mann konnte nun jeden Moment eintreffen. Beim Säulengang angekommen, ließ sie sich auf einer der Bänke nieder, die dort standen, und blickte in den Garten hinein. Sie wusste nicht, was Tiberius von ihrem Vorhaben halten würde, ob er es gutheißen würde oder nicht, aber ihr Entschluss stand fest. Sie brauchte etwas Abstand, und das lag nicht nur daran, dass Rom jetzt, nachdem die Sommermonate vorbei waren, wieder überfüllt sein würde. Die Stadt schien zu brummen vor Leben, ständig in Bewegung zu sein, es war ein unterschwelliges Zittern, welches Casca sogar hier, in der Abgeschiedenheit des Garten, zu spüren meinte. Es war eine Art von Leben, an dem sie nicht teilhaben konnte. Zum einen, weil sie es ohnehin ruhiger mochte, zum anderen aber auch, weil sie es verlernt hatte. Oder nie wirklich gelernt? Sie wusste es nicht – aber Marcus’ Aufnahme bei den Stadtkohorten, sein Auszug, hatten einiges verändert für sie. Die letzten zwanzig Jahre hatte sich ein Großteil ihres Lebens um ihren Sohn gedreht, und auch wenn Marcus die letzten Jahre schon immer selbständiger geworden war, war es doch ein Einschnitt, jetzt, wo er ganz weg war. Sie musste etwas ändern, das war ihr klar, und so lange sie hier war, in der vertrauten Umgebung, in der Stadt, in der sie schon so lange lebte, konnte sie es nicht. Sie musste fort, wenigstens für eine Zeitlang, auch fort von Marcus, und das am besten, bevor seine Probezeit ablief und er sie besuchen kam – das würde womöglich ihre Entschlossenheit wieder erschüttern. Das Tiberius nun ein Landhaus besaß, kam ihr da gerade recht. Sie lehnte sich etwas zurück und richtete ihre Augen nun nach oben, wo gerade ein Schwarm Vögel seine Runden zog. Ihr Blick folgte den kleinen, schwarz wirkenden Leibern, die flink unsichtbaren Bahnen folgten, sich auseinander zogen und sich wieder zusammen drängten, dabei jedoch nie zusammen stießen, einem Reigen gleich, einem Tanz zu einer Musik, die sie nicht hören konnte.
ARCHIV Imperiosus und Casca II
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- Peristylivm
- Valeria Casca
- Geschlossen
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Tiberius saß gerade im Triclinium, als ein Sklave herein kam und ihm sagte, dass Casca ihn sehen wollte. Tiberius stand auf und begab sich dann zum Säulengang, schaute sich kurz um, als er sie hinten auf einer Bank sitzen sah. Wie immer sah sie wunderschön aus, auch wen Tiberius es ihr nur selten gesagt hatte.
Schnellen schrittes, wie er es bei der Legio gewohnt war, ging er zu ihr hin.
" Du wolltst mit mir reden... ?! "
Dan setzte sich Imperiosus zu ihr hin, schaute sie an. Sie schien in Gedankenversunken zusein, als er sich näherte.... bedrückte sie irgendwas. ? Imperiosus wusste es nicht, doch würde er es sicherlich gleich erfahren.
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Mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen wandte Casca ihren Blick vom Himmel ab und ihrem Mann zu, als sie seine Schritte nahen hörte. Sie hoffte, dass er Verständnis haben würde für ihren Entschluss, dass er ihr dabei nicht im Weg stand. Sie wusste nicht, ob es richtig war, sich aus Rom zurückzuziehen – und vor allem von Marcus zurückzuziehen. Aber es war etwas, das sie herausfinden musste. "Ja", antwortete sie. Sie machte eine Handbewegung, die ihn zum Setzen einladen sollte, und nur einen Moment später saß Tiberius neben ihr. "Es wird Herbst", murmelte sie leise, während ihr Blick wieder zu den Vögeln schweifte, die Blättern gleich sich vom Wind treiben ließen – oder jedenfalls diesen Anschein erweckten. Was war es am Herbst, dass sie immer so melancholisch, gar wehmütig werden ließ? Die Tatsache, dass, für sie zumindest, im Herbst deutlicher wurde als zu jeder anderen Jahreszeit, wie das Leben verstrich? Andere mochten diesen Eindruck im Winter bekommen, aber für Casca war der Winter eher eine Zeit der Ruhe. Der Herbst dagegen verhieß Abschied.
Casca seufzte kaum hörbar und zwang sich dann, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Sie schenkte Tiberius erneut ein leichtes Lächeln. "Entschuldige bitte. Ja, ich wollte dich sprechen. Ich habe…" Sie zögerte kurz, unschlüssig darüber, wie sie beginnen sollte. "Du hast mir doch von diesem Landhaus erzählt, das dir gehört. Ich würde gerne dorthin reisen und für einige Zeit dort bleiben." Der direkte Weg war manchmal einfach der beste – vor allem bei ihrem Mann. Sie hatten wenig miteinander zu tun, aber sie kannte ihn doch gut genug um zu wissen, dass er viel Gerede ohne auf den Punkt zu kommen nicht leiden konnte. Wäre es so gewesen, wäre er Politiker geworden und nicht Soldat. Und auch nachdem sie ausgesprochen hatte, was ihr auf dem Herzen lag, was sie vorhatte, schwieg sie – sie hätte noch viel sagen können, hätte Gründe aufzählen oder Vorteile nennen können, aber sie schwieg und wartete auf seine Reaktion. Unnötiges Reden lag auch ihr nicht.
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