Das Haus des Vissaríon

  • Das Haus des Vissaríon


    Das Haus des Polites Vissaíon befindet südlich der Basileia. Es ist direkt am Canalis Nepherotes gelegen. Das Grundstück, auf dem die Stadtvilla errichtet wurde, grenzt im Westen an die Via Argeus, im Norden sowie im Osten an den Kanal und im Süden an das Grundstück seines Nachbarn Grigórios.


    Das Stadtvilla, ein Atriumhaus, das von einem griechischen Architekten leicht modifiziert worden war, wird durch eine große Porta betreten. Von dort gelangt man ins geräumige Atrium, das von einem Peristylon* gesäumt wird. Um das Atrium sind mehrere Gästezimmer angeordnet, sowie Latrinen und ein Balneum. Das Atrium selbst wird durch einen plätschernden Brunnen und gut gepflegte Blumenbeete geschmückt.


    Vom Atrium gelangt man ins Tablinum und weiter noch ins Triclinium. Hinter diesen großzügigen Räumen befindet sich ein gewaltiger Hof. Man könnte ihn fast als zweites Atrium bezeichnen, ist er doch ebenfalls von einem Peristylon gesäumt. Jedoch findet man hier ebenfalls kleine Brunnen, Beete, ja sogar einen Feigenbaum.


    Von diesem Hof aus gelangt man über eine verhältnismäßig geräumige Treppe ins Obergeschoß. Dort findet man viele weitere Cubiculi, die jedoch allesamt leerstehen.
    Der Hausherr lebt - mal abgesehen von einer Vielzahl an Sklaven, die einen gesonderten Bereich des Hauses bewohnten - allein. Seine Frau ließ sich von ihm scheiden, seine Tochter bekam er seit Jahrzehnten nicht mehr zu Gesicht. Dennoch sind alle Zimmer das ganze Jahr hindurch hergerichtet, denn viele Gäste verkehren in Vissaríons Heim.


    Die Villa ist von einer hohen Mauer umgeben, die im Osten eine kleine Tür zum Kanal hin besitzt, die den Weg zu einem kleinen Holzsteg freigibt.


    Die Bürger Alexandrias kannten das Haus des Vissaríon gut, sie mochten seine Gastfreundschaft und kamen gern hierher.



    *griech.: Säulengang

  • Timos hatte einen Jungen zu Axilla geschickt, der ihr einen Brief überbracht hatte. Darin stand, dass sie sich kurz vor der hora quarta an der Kreuzung der Via Argeus und der Parallelstraße des Meson Pedion, die an der Synangogé entlanglief, treffen sollten.


    Zur gegebenen Zeit und am entsprechenden Ort wartete Timos nun auf seine rhomäische Festbegleitung.
    Er hatte sich einen neuen Chiton gekauft, sich ein angenehmes Duftwasser geleistet und vom Rest seines bescheidenen Scribagehalts einen Barbierbesuch finanziert. Jetzt sah er noch besser aus als sowieso schon! (:D)

  • Sich aus der Villa zu schleichen war gar nicht so einfach, aber Axilla hatte einen Plan. Und was für einen! Schon ewig war sie nicht mehr auf einen Baum geklettert, aber heute zahlte sich das zum ersten Mal richtig aus. Leander musste sie einweihen, das ließ sich nicht umgehen, aber sonst wusste niemand bescheid. Sie hatte sich schon früh in ihr Cubiculum zurückgezogen und Leander angewiesen, zu sagen, sie würde schon schlafen, weil sie müde sei, und dass sie keine Störung wünsche. Zur Sicherheit hatte sie sogar von innen den Riegel vorgeschoben, dass niemand in ihr Cubiculum hereinkam.
    Dann hatte sie in einem Bündel ihr Kleid und die Schuhe geschnappt. Sie selbst trug bisher nur ihre kurze Tunika, sie wollte das Kleid nicht noch beschädigen. Um ihr Haar machte sie sich ein wenig sorgen, das hatte sie noch am Nachmittag von einer Sklavin herrichten lassen. Zum Frisuren testen, hatte sie gesagt, denn es stand ja eigentlich kein Grund an. Sie hoffte, ihre Haare hielten noch richtig. Die Kette mit den Delphinen, die sie hinein tun würde, hatte sie ebenso dabei.
    Und dann war sie aus dem Fenster geklettert. Zum Glück waren mögliche Sklavenaugen von Leander abgelenkt, und sie kletterte flink hinunter ins Atrium und huschte wie ein Eichhörnchen ungesehen hinaus und bis zum Dienstboteneingang bei der Cena. Dort zog sie sich schnell in einem uneinsehbaren Winkel um, nur die Kette bewahrte sie sich für später auf. In einem langen Mantel mit Kapuze huschte sie hinaus, die Tunika in einem Beutel sicher neben dem Eingang versteckt, wo Leander später danach sehen würde.
    Schnell huschte sie durch die Straßen der Basilea und ging durch einen Toreingang, den sie schon vorher ausgesucht hatte, weil die wachen sie dort kannten, aber insgesamt nur desinteressiert wahrnahmen und wohl gleich wieder vergessen hätten. So zumindest der Plan.
    Erst, als sie auch die Mauern der Basilea hinter sich gelassen hatte, nahm sie die Kette mit den aus Elfenbein geschnitzten Delphinen zur Hand und friemelte sie in ihr Haar. Sie hatte keine Spiegel zur Hand, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass sie es richtig gemacht hatte.
    Sie schlug die Kapuze wieder hoch und machte sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt.
    Schon von einiger Entfernung sah sie Timos. Sie musste lächeln und winkte ihm zu, in der Hoffnung, er sah sie auch. Leider konnte sie sich ihm nicht richtig präsentieren, sie hatte immer noch ein wenig Angst vor einem erkennenden Blick. Sie hätte ihm zu gern gezeigt, wie hübsch sie sich für ihn gemacht hatte. Auch, wenn das Kleid, dass sie gemeinsam ausgesucht hatten, ziemlich großzügig geschnitten war. So war aber noch alles verborgen. Zumindest, bis sie auf dem Fest wären.

  • Die Sterne schienen um die Wette, der Himmel war klar. Der Mond erhellte die Straßen nur wenig in dieser Nacht. Das taten dafür die Lichter in manchen Häusern umso besser. So zum Beispiel das Haus des Vissarion, an dem Axilla notgedrungen vorbeikommen würde, wenn sie zum Treffpunkt gelangen wollte.
    Deshalb fiel es Timos auch nicht schwer, seine rhomäische Bekanntschaft zu erkennen, als sie auf ihn zukam. Er lächelte, was jedoch in der Dunkelheit verborgen bleiben sollte und kam langsam auf seine Partnerin zugeschlendert. Bei ihr angekommen, begrüßte er sie mit gedämpfter Stimme.
    "Ich wünsche einen wunderschönen guten Abend, Axilla."
    Auch wenn es dunkel war, in der Öffentlichkeit würden sie immer den Schein einer flüchtigen Bekanntschaft waren müssen. So verbeugte Timos sich nur leicht und zog ihre rechte Hand zu sich heran, auf deren Rücken er sodann einen Kuss hauchte.
    Er lächelte fröhlich und bot ihr seinen Arm an und deutete mit dem anderen in die Richtung, die sie einschlagen würden. Das war jedoch nicht der direkte Weg zur Vordertür von Vissaríons Haus. Nein, der gezeigte Weg führte zur Synagogé.
    "Darf ich bitten? Eine Feier erwartet uns."

  • Timos sah gut aus. Axilla ließ ihren Blick über ihn schweifen und konnte dabei diesen Gedanken kaum verhehlen. Er hatte sich genauso herausgeputzt wie sie selber, nur dass er es nicht unter einem leichten Mantel verbarg. Sie lächelte bei dem Handkuss. Diese Geste war ihr neu, es fühlte sich irgendwie aufregend an. Verträumt lächelnd hakte sie sich bei ihm ein und ging mit ihm los.
    Das Fest ist dort? Im Tempel der Judäer?“
    Axilla hatte ja schon allerlei über ihre jüdischen Mitbürger gehört, aber dass sie besonders festlich waren gehörte eindeutig nicht dazu. Schon gar nicht bei ihren Tempeln. Wegen ihrem komischen Glauben hatte es schon ein paar Aufstände gegeben, wie sie wusste. Sie war sich nicht sicher, ob sie als Römerin wirklich in einen jüdischen Tempel wollte. Das würde doch niemals gut gehen.

  • "Judäer?" Timos schaute sie skeptisch an. Hatte sie bereits getrunken?
    "Nein, wir feiern selbstverständlich bei einem Griechen. Ins Haus eines Judäers kriegen mich keine zehn Pferde!"
    Gemächlich führte er Axilla an, bis sie an der Brücke über den Canalis Nepherotes angelangt waren.
    Während sie nebeneinander her liefen, wurde Timos warm. Nicht, weil die Nacht besonders heiß gewesen wäre, sondern weil er die Nähe seiner Begleitung als besonders angenehm empfand.
    Am Ende der Brücke drehte Timos plötzlich nach links ein und hielt auf eine enge Treppe zu, die hinunter zum Wasser führte.
    "Hier entlang. Vorsicht, Stufen!"
    Er ging vor, zwei Personen passten nicht nebeneinander. Natürlich hielt er eine Hand ausgestreckt, an der Axilla Halt suchen konnte, während sie die schmalen und rutschigen Stufen hinuntergingen.
    Am Wasser angekommen, erkannte man einen länglichen, schwarzen Umriss als ein kleines Böötchen, das Timos in einer Nacht- und Nebelaktion organisiert hatte.
    "Nach dir." sagte er und deutete auf das sachte im Wasser wippende Holzgefährt.

  • Vorsichtig stieg Axilla die Treppenstufen hinunter. Um Timos Hand war sie dabei durchaus dankbar, die neuen Schuhe waren zwar wunderhübsch, aber das Leder war noch nicht so geschmeidig. So war ihr zusätzlicher Halt sehr willkommen. Nicht, dass sie so aufgedonnert, wie sie war, noch in der Kanalisation landete. Dafür hatte sie sich sicher nicht hübsch gemacht.
    Das wackelige Boot betrachtete Axilla aber dann doch sehr misstrauisch.
    Da rein?“ Fragend schaute sie zu Timos. Wo führte er sie nur hin, dass es so kompliziert war? Von so einem komischen Fest hatte sie noch nie gehört. Halb nervös, halb aufgeregt, stieg Axilla also vorsichtig ins Boot. „Wenn ich reinfalle, hau ich dich“ meinte sie noch scherzhaft, aber dann saß sie sicher.

  • Timos grinste schelmisch, dann folgte er Axilla ins Boot. Mit einem langen Stab setzte er es in Bewegung. Aus einem Fenster fiel Licht auf den Kanal und Timos hatte einige Sekunden Zeit, Axillas Antliz zu bestaunen. Sie hatte sich richtig hübsch gemacht.
    "Du siehst umwerfend aus heute Abend. Das neue Kleid steht dir. Die Festgesellschaft wird vor Neid erblassen, wenn du gleich eintrittst."
    Er lächelte aufrichtig. Ja, sie war wirklich unglaublich schön.


    Sie fuhren nun an einer hohen Steinmauer zu ihrer linken entlang, dann bogen sie um eine Kurve und hatten ihr Ziel erreicht. Die Treppe zum Garten des Vissaríon war breit angelegt und bot wesentlich besseren Halt als die an der Brücke. Die Stufen waren breit und flach und selbst Sandalen mit Holzabsätzen konnten hier nur schwer abrutschen. Sie legten an und Timos lächelte gewinnend, als er Axilla wieder den Arm anbot.
    "Dann wollen wir mal. Willkommen auf der Feier des Vissaríon!"
    Er stieg mit ihr die Stufen empor und ein aufregender Anblick bot sich dem Pärchen. Der Garten war mit bunten Laternen geschmückt und es waren einige Pavillons mit Clinen aufgebaut worden. Auf der Terrasse des Hauses stand ein Buffet, das von kulinarischen Gaumenfreuden nur so überquillte und überall liefen Sklaven umher, die die vielen Gäste bewirteten. Die Gäste, hauptsächlich wohlhabende Griechen, waren in teure Seide oder Leinen gekleidet, hatten übermäßig viel Schminke aufgetragen und vielen von ihnen waren die gefärbten Haare anzusehen.
    Auf einer kleinen Bühne bei der Terrasse saßen einige Flötenspielerinnen und untermalten sie Szenerie mit einer angenehmen Melodie.
    "Habe ich dir zu viel versprochen?"

  • Beim Aussteigen schlug Axilla zum ersten Mal ihre Kapuze zurück. Sie öffnete den Knopf am Hals und ließ ihren Umhang im Boot einfach zurück. Wenn sie zurückfuhren, konnte sie ihn so nicht vergessen.
    Staunend besah sich Axilla die Pracht, in die der Garten getaucht war. Das hier schien wirklich ein wundervolles Fest zu werden. So etwas hatte sie definitiv noch nie gesehen. In Tarraco war sie sehr selten auf einem fest gewesen, aber da war es vielleicht zu den Saturnalien so geschmückt wie jetzt hier an einem einfachen Festabend.
    Nein, dass ist wirklich atemberaubend. Sowas hab ich noch nie gesehen. Ich bin irgendwie ganz aufgeregt.“ Und vor Aufregung griff sie nach Timos Hand und drückte sie ganz leicht. Sie wusste gar nicht, wohin zuerst schauen. Hier gab es so viel zu sehen, und über allem lag so eine schöne Musik.
    Kennst du die Leute hier?“ Natürlich nahm Axilla nicht an, dass sich alle Griechen untereinander kannten, aber vielleicht kannte er ja trotzdem den ein oder anderen. Und sie wollte hier nicht so auf dem Präsentierteller stehen bleiben.

  • Timos lächelte Axilla fröhlich an, als sie seine Hand ergriff. Langsam führte er sie in das bunte Treiben hinein. Überall standen oder saßen Gäste, unterhielten sich angeregt über die neuesten Themen aus der Modewelt, tratschten über die Nachbarn oder beredeten geschäftliches oder Politik.
    Auf Axillas Frage hin musste Timos lachen.
    "Nein, ich kenne bisher nur den Gastgeber. Sein Name ist Vissaríon. Schau, das ist er."
    Mit seiner freien Hand zeigte er auf einen der beiden Griechen, mit denen er schon in der Garküche gesprochen hatte. Der Mann erblickte das Pärchen auch bald und kam strahlend auf sie zu.


    "Thimótheos! Welch eine Freude dich hier begrüßen zu dürfen! Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass du doch noch herkommst."
    Der Mann, ein etwas fülliger Grieche Mitte fünfzig, kam zu ihnen heran und zeigte breit lächelnd seine Beißer.
    "Chaire Vissaríon. Du hast wahrlich nicht übertrieben, als du mir deine Feier beschrieben hast." lächelte Timos freundlich.
    Der alte Grieche nickte eifrig und fuhr sich mit einer Hand durch seinen dichten Vollbart, während sein Blick an Axilla hängen blieb.
    "Und wer ist deine bezaubernde Begleitung?"
    Timos grinste und stellte die junge Rhomäerin vor.
    "Das ist Axilla, eine Freundin, die ich vor kurzem in Alexandria kennen gelernt habe."
    Er hatte absichtlich nicht ihren Nomen Gentile genannt. Wer weiß wie schnell sich die Kunde über eine Rhomäerin auf dieser 'Feier' verbreitet hätte.
    Der Gastgeber deutete eine Verbeugung an und begrüßte Timos' Begleitung ebenso freundlich.
    "Chaire werte Axilla. Deine Schönheit ist eine wahre Bereicherung für diesen Abend. Sei willkommen in meinem Heim!"

  • Axilla erwiderte die Verbeugung mit einem kleinen Lächeln und einem Kopfnicken. Sie war sich nicht ganz sicher, wie sie den Griechen sonst begrüßen sollte oder was er sich erwartete. Aber in diesem Punkt war sie doch so römisch, um sich einzubilden, im Rang über ihm zu stehen. Auch wenn sie im Allgemeinen da nicht viel drauf gab.
    Es freut mich auch, auf deiner Feier zu sein. Auch wenn Timos bisher sehr zurückhaltend war, mir mehr darüber zu erzählen.
    Sie bedachte ihre Begleitung bei diesen Worten mit einem verführerischen Lächeln und einem neckischen Blick, und wandte sich dann wieder an den Gastgeber.
    Ich war noch nie auf so einer Feier. Es sieht alles so festlich geschmückt aus. Das kenn ich sonst nur von den Saturnalien. Dein Haus ist wirklich sehr hübsch, und die Musik ist auch ganz bezaubernd.
    Axilla bevorzugte zwar allgemein etwas flotteres mit Trommeln, aber die Flötenklänge waren sehr angenehm, wenn auch fast ein wenig einlullend. Aber sicher würde es auch irgendwas geben, was sie etwas wacher bleiben ließ, und wenn es nur eine angeregte Diskussion mit Timos war. Sie sah wieder zu ihm herüber und hatte schon die ein oder andere Idee, wie er sie wach halten könnte. Über ihre Gedanken musste sie regelrecht grinsen.

  • Vissaríon lächelte breit. "Es freut mich, dass meine Feier dir gefällt. Bitte, schaut euch weiter um. Dort drüben gibt es köstliche Speisen und Getränke und in kürze wird eine weitere Musikergruppe auftreten, diese Mädchen dort spielen bereits seit über zwei Stunden."
    Timos grinste und klopfte dem Gastgeber kumpelhaft auf die Schulter. "Vielen Dank. Wir werden es uns gut gehen lassen." zwinkerte er und machte sich auf zum Buffet, während Vissaríon bereits bei anderen Gästen stand und sich angeregt unterhielt.


    An dem riesigen Tisch angelangt blickte er kurz breit grinsend zu Axilla. Er deutete auf ein großes Tablett voller saftiger Trauben und raunte ihr zu:
    "Sag mal...du erinnerst dich nicht zufällig noch an die köstlichen Trauben letztens?"
    Ohne eine Antwort abzuwarten machte er sich bereits über das dargebotene Essen her. Timos füllte sich einen Teller mit Fladenbrot, verschiedenen Tunken, einem großen Stück Lammfleisch und etlichen Gemüse- und Obstsorten, die roh, gekockt, eingelegt oder gedünstet waren.

  • Im Grunde hatte Axilla gar keinen Hunger, sie war viel zu aufgeregt dazu. Wo andere, wenn sie nervös waren, vor allem süße Dinge in sich stopften, fehlte ihr jeglicher Appetit und jegliches Hungergefühl. Sie aß so ja schon wenig, aber wenn sie unter Anspannung war, aß sie dann auch schon mal gar nichts. Vielleicht hatte Axilla diese eine Sache von ihrer Mutter geerbt, wo sie in allen anderen Dingen auch schon voll nach dem Vater schlug. Auch wenn sie viel lieber die äußerst robuste Gesundheit und den unempfindlichen Magen gehabt hätte als Seekrankheit und Appetitlosigkeit. Aber das konnte man sich ja leider nicht aussuchen.
    Axilla folgte also Timos zu dem Tisch, ohne sich selbst an dem Buffet zu bedienen. Sie war viel zu aufgeregt, um etwas zu essen. Das Gefühl, etwas verbotenes zu tun, erfüllte sie beinahe mit einem Rausch. Und dass sie niemanden hier kannte außer Timos, ließ das ganze ein klein wenig gefährlich wirken. Axilla liebte dieses Gefühl, wenn ihr Herz ein wenig schneller schlug und das Blut nur so in ihren Adern rauschte. Das waren die wenigen Momente, in denen sie sich lebendig fühlte und nicht erst so tun musste, als wäre sie vollkommen unbekümmert und frei. Jetzt konnte sie so sein, wie sie sich fühlte, und musste sich nicht erst verstellen.
    Welche Trauben?
    Axilla sah Timos fragend an. Sie erinnerte sich an keine Trauben. Auch jetzt noch nach mehreren Tagen war die Erinnerung an den Abend mit ihm nicht wieder zurück gekehrt. Ab und zu hatte sie einen Fetzen einer Erinnerung, wie ein kleines Aufflackern einer Kerze, aber mehr nicht. Und Trauben waren dabei nicht vorgekommen. Die meisten ihrer Erinnerungen, die sie wieder hatte, beschäftigten sich vielmehr mit dem Zusammenspiel verschiedener Körper. Axilla bekam eine zarte Röte auf den Wangen, als wieder so ein kleines Bild von ihr und Timos vor ihrem geistigen Auge aufflackerte und sie sah ein wenig schüchtern zu Boden.
    Allerdings hielt diese Schüchternheit nicht lange an und sie schenkte ihm einen neckischen Blick. „Was haben wir denn mit den Trauben schönes angestellt?“ Jetzt war sie schon neugierig.

  • Timos konnte ein breites Grinsen nur schwerlich unterdrücken und hakte sich einfach bei ihr unter, als er erkannte, dass sie wohl keinen Hunger hatte. So führte er sie langsam zu einem Paar leerer Clinen.
    "Komm, setzen wir uns."
    Die Clinen standen unter einem Pavillon, dessen Leinenbezug mit kunstfertigen Stickereien verziert war, die Reben, etliche Blumenarten und teils auch bunte Vögel abbildeten. So viel Reichtum allein in einem Festzelt hatte selbst Timos, der aus einer einst sehr wohlhabenden Familie entstammte, noch nicht gesehen.
    Er stellte seinen Teller auf einem kleinen Marmortischchen ab, während ungefragt ein geschminkter Jüngling, offensichtlich einer der Haussklaven, zwei Gläser und zwei Karaffen brachte.
    "Mein Herr, kann ich dir und deiner bezaubernden Begleitung etwas zu trinken anbieten? Wein, Wasser, verdünnten Wein?"
    Timos wollte erst etwas ärgerliches erwidern, wollte er doch gerade das Gespräch mit Axilla fortsetzen. Stattdessen lächelte er jedoch und musterte einen Moment lang den Jüngling, dessen Augen eine gewisse Gleichgültigkeit ausdrückten, ganz im Gegensatz zu seiner weiteren Haltung und Aufmachung. Sein gutes Aussehen zog die Blicke einiger anwesenden Damen wie auch mancher Männer auf sich, worüber Timos erst recht schmunzeln musste.
    "Verdünnten Wein bitte." entschied er einfach in Erinnerung an den letzten mit Axilla verbrachten Trinkabend. Diesmal sollte sie sich wenigstens an die Geschehnisse - welcher Art diese nun sein mochten - wenigstens erinnern können. Bei dem Gedanken musste er Axilla einen schelmischen Blick schenken, während er ihr einen gefüllten Becher des roten Saftes reichte. Der Sklave verschwand fast unbemerkt.


    Irgendwie fühlte Timos sich an seine frühe Jugend zurückerinnert, in der er oft mit seinen Brüdern Feste abgehalten hatte und schon viele Nächte durchzecht hatte. Er war damals der Gastgeber im Haus seines Vaters gewesen, er war damals Besitzer vieler Sklaven gewesen und er hatte damals das Ansehen und die Freundschaft vieler Menschen genossen.
    Nun saß er auf einer Cline in fremdem Haus, auf fremdem Fest, mit einer fast fremden Frau. Die Götter hatten eine seltsame Art, die Wege der Menschen zu lenken.


    Laute trommeln rissen den jungen Griechen aus seinem sekundenlangen Ausflug in die Vergangenheit. Die Musiker hatten gewechselt und nun spielte eine nubische Trommlergruppe, zu deren Begleitung einige Tänzerinnen verschiedener Abstammung ihre Vorstellung gaben.
    Von ihrem Pavillon hatten Axilla und Timos einen guten Überblick über das Geschehen und zudem konnten sie hier die frische Luft genießen, die im Haus selbst bereits durch einen stickigen, warmen Dunst abgelöst worden war. Timos wandte sich wieder geistesgegenwärtig Axilla zu und erhob sein - ebenfalls sehr fein und kunstvoll gearbeitetes - Glas.
    "Auf die griechischen Feste und ihre bezaubernden Geladenen!" zwinkerte er fröhlich.

  • Timos führte sie zu einem paar Klinen und Axilla ließ sich darauf nieder. In dem neuen Kleid bewegte sie sich ein wenig ungewohnt, es zeigte fast ein bisschen zuviel Haut. Vor allem, als sie sich setzte, musste sie ein paar mal prüfend schauen, ob denn noch alles richtig verdeckt war und so saß, wie es sollte. Sie wollte ja nicht hier auf diesem Fest mehr Aufmerksamkeit erregen als ohnehin schon. Sie war ja so schon aufgeregt, ob ihr heimlicher Ausflug wirklich unbemerkt bleiben würde. Sie hoffte es, sonst würde Urgulania sie wohl einen Kopf kürzer machen. Was sie mit Timos erst anstellen würde, davon wollte sie gar nicht erst anfangen.
    Ein Sklave kam und fragte, was er ihnen bringen solle. Axilla wollte schon nach Wasser fragen oder einem Fruchtsaft, aber Timos war schneller und bestellte verdünnten Wein. Na, hoffentlich war dieser auch wirklich gut verdünnt, Axilla hatte in Bezug auf Alkohol doch eine sehr niedrige Toleranzgrenze. Und auch bei verdünntem Wein lag bei ihr der Unterschied zwischen einem Schwipps und einem Vollrausch bei einem Becher. Aber heute würde sie einfach viel besser aufpassen und nur wenig trinken.
    “Auf die Musik und schöne Gesellschaft“, erwiderte Axilla fröhlich und stieß mit Timos an. Anschließend nahm sie einen kleinen Schluck von dem verdünnten Wein. Sie nahm sich fest vor, heute über den ganzen Abend nicht mehr als zwei Becher zu trinken, auch wenn das vielleicht unhöflich sein mochte. Sie hatte ja von Aelius Archias schon in ihrer ersten Woche in Alexandria gehört, dass die Griechen hier auch gerne mal den sehr starken Palmwein tranken, und zwar in rauen Mengen. Sie hatte keine Ahnung, wie ihr zurückhaltendes Trinken hier aufgenommen werden würde.
    Bevor sie sich darüber noch allzu viele Gedanken machte, beschloss sie, auf das alte Thema lieber wieder zurück zu kommen. Timos hatte ihr nämlich nicht geantwortet.
    “Du hast mir immer noch nicht verraten, was wir denn mit den Trauben gemacht haben? Ich weiß gar nichts mehr von Trauben.“

  • Timos trank einen ordentlichen Schluck von dem süßen, süffigen Getränk. Er stellte den Becher ab und begann seinen Teller langsam von den vielen erdrückenden Speisen zu befreien und seinen Magen mit den Köstlichkeiten aufs Höchste zu beglücken. Er drückte seine Begeisterung über die in eine Honig-Pistazien-Soße eingelegten Äpfel mit einem genießerischen Seufzer aus und nahm dann das Bündel Trauben zur Hand. Die Clinen hatte er nicht ohne Hintergedanken ausgewählt, waren sie doch recht nah beieinander platziert worden. Die Tischliegen standen nämlich nicht parallel gegenüber. Nein, die Kopfenden berührten sich nahezu, während die Clinen nahezu orthogonal zueinander Standen.
    Den Tisch störte dies indes nicht, war er doch kreisrund und in keiner Weise von den Clinen belästigt. Vielmehr drückte ihn das Gewicht des Teller dieses verfressenen Griechen, der aber zum Glück bereits einiges verschlungen hatte.


    "Du willst mehr über die Trauben erfahren...." begann Timos ganz gemächlich und ohne Hast, während er sich genüsslich eine davon in den Mund schob.
    "Auch eine?" fragte er neckisch und hoffte darauf, dass sie auf sein Spiel einging. Auf die vielen Polsterkissen gestützt hielt er Axilla eine Traube hin. Eine einzige, dunkelblaue Traube.

  • Die Art, wie die Klinen angeordnet waren, war ungewöhnlich, aber Axilla dachte sich nichts dabei. Vielleicht war das bei den Griechen ja grade so Mode? Sie hatte von der griechischen Kultur im Allgemeinen herzlich wenig Ahnung, und die genaue Anordnung von Sitzmöbeln rangierte in ihrer Interessenliste auch sehr weit unten. Sie hatte es sich auf ihrer Klinge einfach bequem gemacht und schaute hinüber zu den anderen Feiernden.
    Timos hingegen schien wohl ein Spielchen mit ihr spielen zu wollen. Sie sah zu ihm, zu der Traube in seiner Hand, wieder in seine Augen, wieder zu der Traube, und musste lachen. Nein, das hatte sie sicher nicht getan. Sie hatte ihm doch sicher nicht Trauben aus der Hand gegessen? Sie waren doch in einer Taberna gewesen, wo man sie hatte sehen können. Nein, so betrunken war sie doch sicher nicht gewesen, sich darauf einzulassen. Oder doch?
    “Sag nicht, ich hab dir Trauben aus der Hand gegessen?“
    Ein wenig unsicher sah sie zu ihm herüber. Das Spiel gefiel ihr ja irgendwie, es war gefährlich und aufregend, und das liebte sie ja. Aber heute war sie weder betrunken noch verzweifelt noch berauscht und somit war dies eine der wenigen Gelegenheiten, in denen ihr Verstand erstmal die Oberhand behielt. Wie lange das halten würde, war die Frage, bei Axilla hielt so etwas meistens sehr kurz an. Aber im Moment beherrschte sie sich noch.

  • Er steckte sich die Traube einfach selbst in den Mund und erwiderte nach kurzem Kauen schlicht:
    "Du willst gar nicht wissen, was du in dieser seltsamen Nacht alles getan hast. Aber dieser Punkt gehörte eindeutig dazu. Und sei dir versichert, ich sage die Wahrheit!"
    Dennoch konnte er ein Schmunzeln nicht unterdrücken, musste er doch an die Nacht mit ihr zurückdenken, in der er sie erst in die Opiumhöhle geführt hatte und später in seinem Zimmer beziehungsweise schon auf dem Küchentisch - zum Glück ohne, dass Ilías es bemerkt hätte - verführt hatte. Nun gut, wäre es nach ihr gegangen, hätten sie es schon mitten auf der Straße getan, aber das war nun wirklich nicht Timos' Art und Weise...ja, über diesen Gedanken musste er erst recht grinsen.
    "Aber die Trauben gehören auf jeden Fall zum Programm dazu." erklärte er dann weiterhin fröhlich, während er sich weitere der süßen Früchte in den Mund stopfte.
    "Achso, wenn du etwas anderes als dieses süße Gesöff trinken möchtest...sag einfach bescheid." Er konnte ein weiterhin blödes Grinsen einfach sehr schlecht unterbinden, so dass er den nächsten Satz mit einem leichten Schmunzeln beendete.
    "wie gefällt dir die Feier bis jetzt? Es ist eine Menge los, muss ich zugeben. Ich hatte nicht mit so vielen Gästen gerechnet."
    Timos deutete mit dem Daumen auf die Menge der feiernden Anwesenden, die mittlerweile zum Großteil ebenfalls angeheitert waren.


    Dann stoppte die Trommlerbande unvermittelt und aller Augenwerk richtete sich auf den Ursprung der Stille. Die Tänzerinnen verschwanden zu den Seiten hinter leinernen Vorhängen und es traten einige andere Damen hervor, die jedoch zur erneut ansetzenden Musk keine Vorstellung boten, sondern sich unter die Gäste mischten.
    Es war bereits einie Zeit vergangen, Timos hatte seinen Teller geleert und die fremden Damen versuchten, unter den anwesenden Gästen gefallen zu erlangen. Einigen gelang das auch relativ schnell, diese verschwanden zügig in den oberen Stockwerken der Villa.
    Urplötzlich stand Vissaríon neben Timos und murmelte.
    "Werter Thimótheos, wenn du und deine Begleiterin Verlangen nach körperlicher..." der Grieche hüstelte leicht "...nach körperlichen Freuden haben, so zieht doch bitte die oberen Stockwerke und die dortigen freien Zimmer in Erwägung."
    Der alte Grieche grinste schelmisch, als ihn dann auch schon eine der Hetären zu sich zog und ihn mit ihren zarten Lippen liebkoste.
    Da Timos und Axilla bereits relativ spät gekommen waren, war nun für sie relativ früh der Moment eingetreten, in dem die Partygesellschaft den wahren Sinn des Festes offenbarte: Dies war eine Orgie!


    Timos grinste Axilla vielsagend an. Nur wenige Fuß von ihnen, hinter dem Pavillon, lag bereits ein Paar aufeinander und vergnügte sich. Timos räusperte sich leicht.
    "Das geht jetzt ehrlich gesagt alles verdammt schnell..."
    Er besah sich einen Moment lang das witzige Spektakel, das langsam um sich griff, um dann wieder Axilla anzugrinsen. Sie würde sicherlich auf den selben Gedanken kommen wie er.
    "Aber du passt auch auf, ja?" fragte er diesmal leicht humorvoll.

  • Als so plötzlich eine andere Musik gespielt wurde, sah sich Axilla neugierig um. Die Damen, die erschienen, hinterließen bei ihr ein seltsames Gefühl, fast so etwas wie eine Ahnung. Aber sie wollte es nicht wahrhaben, und Axilla war schon immer gut darin gewesen, Dinge zu verdrängen, die sie einfach nicht wahrhaben wollte. Zumindest seit in etwa 2 Jahren war sie sehr gut darin.
    Also war sie sehr perplex, als ihr Gastgeber zu Timos schritt und ihm mitteilte, dass sie beide auch auf ein Zimmer gehen könnten, um sich zu vergnügen. Bei diesen Worten wurde Axilla ein wenig anders. Wo hatte Timos sie da hingeführt? Sie dachte, das hier sei ein ganz normales Fest. Wenn sie dabei erwischt worden wäre, auf einem normalen Fest zu sein, hätte es Ärger gegeben, gewaltigen Ärger. Aber dieses Risiko war Axilla ja bereit gewesen, einzugehen. Aber wenn sie auf einer Orgie erwischt werden würde, das würden weder sie noch Timos überleben.
    Als Timos sich schelmisch an sie wandte, blieb ihr erstmal die Stimme weg. Statt einer vernünftigen Antwort kam nur ein sehr hohes Fiepen über ihre Lippen, das kaum als artikulierter Laut gelten konnte. Sie sah ihn an, als hätte er nicht mehr alle Amphoren im Keller.
    Schnell schnappte sie ihn am Arm, versuchte dabei das vergnügende Pärchen nicht zu bemerken – was natürlich nicht gelang – und zog ihn mit sich hinter eine Säule des Hauses, so dass sie erstmal aus dem Blickfeld der anderen Gäste waren.
    “Du… du… du wusstest, dass das hier eine… eine… eine…“
    Axilla bekam das Wort Orgie noch nicht einmal über die Lippen und fing deswegen für sie ziemlich ungewohnt an, total zu stottern. Plötzlich fühlte sie sich ganz schlecht. Ihr kamen die Worte von Timos Bruder wieder in den Sinn, wie viel sie denn kosten würde. Wut stieg in ihr auf. Hielt Timos sie denn für eine lupa? Gut, vielleicht war sie daran nicht unschuldig. In der Nacht konnte sie nichts dafür, dass sie mit ihm geschlafen hatte, sie war sturztrunken gewesen und nach allem, was sie wusste, mit einer gehörigen Menge Opium im Blut. Aber am Vormittag tags darauf hatte sie ihn mit sich in ihr Cubiculum genommen und mit ihm geschlafen, ohne dass sie das auf Alkohol oder Drogen zurückführen konnte. Der Grund, sich einsam zu fühlen und Trost gesucht zu haben rechtfertigte ihr Verhalten wohl nicht wirklich.
    Aber das hier war… Axilla fiel nicht einmal gedanklich ein Wort ein, dass dafür passen würde. Was dachte Timos von ihr? Was dachte er von sich? Dachte er überhaupt? Einen Moment lang bezweifelte Axilla, dass er die möglichen Konsequenzen des ganzen überschaut hatte.
    “Timos, wenn mich hier jemand erkennt, weißt du überhaupt, was dann los ist? Du kannst mich doch nicht auf eine… eine… eine…“ Sie machte eine unbestimmte Handbewegung, weil das Wort einfach nicht raus wollte. “… bringen. Die machen uns beide einen Kopf kürzer, wenn das rauskommt. Und überhaupt, ich kann doch nicht mit dir vor all den Leuten… die wissen doch, was wir in einem Zimmer machen würden?! Ich meine, das… und du wusstest das?“

  • Timos schaute betreten zu Boden. Axilla sagte genau die Dinge, die er nicht hatte wahrhaben wollen. Er hatte doch nur die Erinnerung an vergangene Tage wecken und den Reichtum dieses Hauses genießen wollen. Aber was verstand diese Rhomäerin schon davon? Sie musste ja immer auf die Sitten achten. Verklemmte Rhomäer! Natürlich war auch dieser Umstand im Grunde genommen nur richtig, doch das wollte Timos in diesem Moment ebenso wenig wahrhaben.
    "Hm." machte er nur und warf einen Blick über seine Schulter. Die anderen Gäste vergnügten sich und er stand hier und bekam Gewissensbisse...und zwar nicht zu gering.


    "Es ist wohl besser, wenn wir dieses Haus verlassen." sagte er schlicht. "Soll ich dich nach Hause bringen?"
    Plötzlich wirkte Timos nicht mehr so sicher und stolz und fröhlich. Er war geknickt, kam nicht mit dem Umstand klar, dass er nicht mehr wirklich Teil dieser Gesellschaft des Reichtums und der Dekadenz war und vermutlich auch in einer halben Ewigkeit nicht dorthin zurückkehren würde. Er lebte in einem billigen Mietshaus, in einem winzigen schlichten Zimmer an der Grenze zu Rhakotis und arbeitete als Grammateos einer Rhomäerin. Bevor ihm bewusst werden konnte, wie erbärmlich seine Situation im Vergleich zu seinem damaligen Leben war, schaute er vom Boden wieder zu Axilla auf und sah sie fragend an. Vermutlich würde sie ihn nun auch mit ganz anderen Augen betrachten und ihn für seine Feiersucht und Trinklust verachten.

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