Altar für die Lares compitales

  • Gegen Mittag kam Modestus mit zwei seiner Sklaven zu der Wegkreuzung, an der ein neuer Altar für die Lares compitales errichtet werden sollte. Man hatte es schon mit einem der Hausbesitzer abgesprochen und durfte den Altar an die Wand seines Hauses anbauen. Ein Karren mit Ziegeln stand schon seit der Nacht bereit und Modestus erkannte, dass schon zwei andere Männer vor Ort waren und in einem Bottich Mörtel anmischten. Modestus begrüßte die beiden Maurer, die ebenfalls Mitglieder in der Germanitas waren und in ihrer Freizeit ab und zu bei der Errichtung von neuen Altären halfen. Modestus wieß dann seine Sklaven an den beiden Maurern zu helfen und sah den dann Männern bei ihrer Arbeit zu.


    Es dauerte nicht all zu lange, bis sie an der Wand ein hüfthohes Podest erichtet hatten, das zwei Cubiti breit war und einen Cubitus von der Wand herausragte. Ganz außen auf das Podest kam rechts und links jeweils nochmal eine Schicht aus Ziegeln, sodass sie mit dem Podestus ein unförmiges U bildeten. Dann meldeten die beiden Maurer, dass sie für heute fertig wären und der Mörtel trocknen müsse. Modestus dankte ihnen für ihre Arbeit und gab den Männern neben den Auslagen für das Baumaterial noch einige Sesterzen als Dank für ihre Arbeit. Danach packten die Maurer ihre Ausrüstung wieder zusammen und machten sich zu ihren Familien auf, während Modestus mit seinen Sklaven vorerst zu seiner Casa zurückkehrte.

  • Am nächsten Tag kam Modestus am späten Vormittag zu der Baustelle. Wieder begleitete ihn Chion, um einige Notizen zu machen. Da der Tag schon vorangeschritten war, hatten die Handwerker auch schon angefangen.


    Ein Zimmerman hatte auf schon einen kleinen Dachstuhl auf die beiden äußeren Schichten mit Ziegel gesetzt. Zwar waren noch keine Ziegel angebracht, aber man konnte schon erkennen, dass das Dach von der Wand an schräg nach vorn abfallen würde. Inzwischen kümmerten sich schon die Maurer wieder um die Zigelkonstruktion und verkleideten sie mit polierten Kalsteinplatten. Als sie fertig waren wurde schließlich noch das Dach gedeckt und der Altar war fertig. Natürlich war er noch nicht eingeweiht und bestückt aber das würde noch kommen. Für den nächsten Tag war nämlich eine kleine Zeremonie geplant. Modestus war mit der Arbeit der Handwerker höchst zufrieden und bedankte sich auch für ihre gute Arbeit. Wie üblich erstattete er ihnen ihre Auslagen und gab ihnen noch einen kleinen Bonus. Dann machte er sich wieder auf den Weg.


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  • Am Tag darauf hatten sich nun einige Mitglieder der Germanitas Quadrivii versammelt. Natürlich nur die Sodalis aus dem anliegenden Stadtteil, denn es ging nur um die Einweihung eines neuen Schreins für die Laren. Dies passierte neuerdings öfter in Rom, weshalb es kein so großes Ereignis war. Als Obmann des Viertels war es die Aufgabe von Modestus den rituellen Teil zu übernehmen, wofür er sich auch eine weiße Toga angezogen und bedeckte mit einem Zipfel seiner Toga seinen Kopf. Im Moment war er eigentlich nur Laie, doch da er sich auf ein Amt im Cultus Deorum vorbereitet hatte, bereitete es ihm keine Probleme das kleine Ritual durchzuführen. Er empfand es auch als gute Übung für spätere Ritualle. Hinter ihm standen zwei Sodalis Maior mit den für das Ritual nötigen Gegenständen bereit und um die drei Männer herum standen die anderen Sodalis.


    Zuerst nahm Modestus zwei kleine Statuetten. Sie zeigten jeweils einen kleinen Jungen mit einem Trinkhorn aus dem er etwas, nämlich Wein, in eine Opferschale goss. Sie stellten offensichtlich Laren dar und er platzierte sie in der Mitte des Schreins. Dann nahm er eine kleine Schale mit Weihrauch und entzündete ihn, um die Aufmerksamkeit der Laren zu gewährleisten. Dann stellte er sie direkt zwischen die beiden Statuetten.


    >Oh, ihr Lares Compitales. Wir bitten euch, wacht über diese Kreuzung. Haltet eure schützenden Hände über die Menschen und Tiere und lasst ihnen kein Leid widerfahren. Führt die Hand des Wagenlenkers, führt den Huf des Pferdes und die Beine des Kindes auf dass kein Leid den Menschen widerfahren mag.<


    sagte er und machte eine Pause, bevor er weitersprach.


    Wir geben, damit ihr gebt.<


    sagte Modestus und nahm nun einen flachen Teller mit einem kleinen Honig-Nuss-Kuchen. Dann nahm er ein schlankes Messer und schnitt Viertel aus dem Kuchen und drapierte es auf dem Teller. Diesen stellte danach vor die linke Statuette.


    >Wir geben damit ihr gebt.<


    sagte er wieder und nahm diesmal ein Trinkhorn und eine Opferschale, wie es die kleine Statuette hatte und lies den Wein in die Schale fließen. Diese stellte er danach vor die rechte Statuette


    >Wir geben damit ihr gebt.<


    sagte er ein drittes und letztes Mal. Dann nahm er sechs blank polierte Sesterzenstücke und legte vor jede der beiden Statuetten drei der Münzen auf einen Stapel. Dann zog er sich von dem Altar zurück und schob den Zipfel seiner Toga vom Kopf. Das Ritual war beendet.

  • Und die Laren sahen, dass man ihnen gab und Gutes tat. Nun hatten sie auch hier ein hübsches Wartehäuschen, in dem sie sitzen konnten und die Menschen beobachten. Beobachten, ob es an der Zeit war auszuschwärmen und zwei Wagenlenker vor dem Zusammenstoß zu bewaren, ein Kind nicht in eine Pfütze fallen zu lassen, einen alten Bürger sicher an Stolperkanten vorbei zu führen oder eine junge Bürgerin eine glückliche Begegnung erleben zu lassen. Was auch immer an dieser Kreuzung geschah, die Laren würden dafür sorgen, dass es Gutes war, solange man ihnen gab und Gutes tat.

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