Episode I: Die dunkle Verlobung

  • Natürlich war es ihr peinlich. Wenigstens das. Einen Moment erfüllte mich Genugtuung, doch im nächsten war sie schon wieder verflogen. Auf die Idee, sie jemals damit erpressen zu können, kam ich erst gar nicht. Wie auch, wo doch - wie ich glaubte - halb Rom von diesem allzu offensichtlichen Fehltritt Kenntnis hatte? Ich ließ das schlechte Gewissen einen Moment wirken, allerdings war ich niemand, der sich an Scham oder Leid eines anderen erfreute, so dass ich recht schnell danach wieder das Wort ergriff. "Ich werde mich über den Vorfall nicht weiter äußern noch weiter darüber nachdenken, du sollst aber wissen, dass ich dieses Versprechen nicht eines Tages bereuen möchte." Was damit gemeint war, sollte auf der Hand liegen. Im Grunde war es ihre Sache, mit wem sie sich einließ, doch ich konnte und würde nicht tolerieren, dass sie mich zum Gespött der Gesellschaft machte, indem sie mir öffentlich Hörner aufsetzte oder mir sogar einen fremden Bastard als den meinen verkaufte. Dennoch war ich um des Friedens willen bereit, nichts mehr zu dieser offensichtlichen Entlgeisung zu sagen. Ein anderer hätte an meiner Stelle vermutlich nicht einmal mehr hier gesessen, geschweige denn, überhaupt die Frage gestellt, die ich ihr eben gestellt hatte.


    Das Versprechen sollte meinen guten Willen zeigen, gleichzeitig hätte ich damit einen Stein im Brett, den ich wohl irgendwann einmal zu meinen Gunsten ansprechen konnte. Die Röte in Celerinas Gesicht bereitete mir beinahe ein ansatzweise schlechtes Gewissen, und ich beschloss, es dabei bleiben zu lassen. Ich war nun also wieder verlobt. "Es gilt nun natürlich, einiges zu planen. Ich würde dich gern zu deinen Vorstellungen bezüglich der Festivitäten befragen. Und selbstverständlich müssen wir das Verlöbnis noch eintragen lassen", überspielte ich also die unangenehme Situation und brachte gar ein Lächeln zustande.

  • Wie und ob sich Corvinus dieses Wissen zu nutzen machen würde, wußte ich nicht und ich vermochte auch keinen einzigen Gedanken daran hängen, was geschah, wenn er es tatsächlich tat. Eingeschüchtert, wie ein Häufchen Elend saß ich nun neben ihm, unfähig mich zu rühren und hoffend, er würde es dabei belassen. Eigentlich hätte ich mich freuen sollen und meinen Triumph feiern sollen, aber dazu war mir im Augenblick nicht zumute. "Ich… ich weiß nicht, …was in mich… Es tut mir aufrichtig Leid, Marcus!", stammelte ich. Wie gerne hätte ich nun nach einem Loch Ausschau gehalten, in dem ich mich hätte verkriechen können. Doch es gab kein Schlupfloch, welches mir zur Verfügung gestanden hätte. Ich mußte da durch und mußte zu dem stehen, was ich mir eingebrockt hatte. Dabei konnte ich mich noch glücklich schätzen, daß er mich nicht von sich gestoßen hatte und mich dem öffentlichen Spott preisgab. Die Botschaft war bei mir angekommen!
    Glücklicherweise ließ er mir einen Ausweg, damit ich endlich diese schlechten Gefühle los werden konnte. Er lächelte sogar ein wenig, als er die anstehende Planung der Festivitäten ansprach. Die Röte wich allmählig aus meinem Gesicht und auch ich ließ mich zu einem milden Lächeln hinreißen. Zwar war mir erst, als stecke mir ein Kloß im Hals, doch kam die Sprache bald wieder zurück. "Meine Vorstellungen? Ja, ich dachte an etwas Außergewöhnliches. Wir beide haben ja eine Vorliebe für Gärten, doch Aristides und Epicharis haben ja einen Park bereits als Lokalität für ihre Hochzeit gewählt. Was bliebe da noch übrig? Vielleicht eine nette Landpartie. Meine Familie besitzt einige Landgüter außerhalb Roms." Mir fiel spontan Baiae ein, die schöne Sommerfrische in Campania felix, nahe Misenum, am Golf von Neapolis.

  • Den Kommentar hatte ich wohl gehört, doch erachtete ich es nicht als nötig, nochmals darauf einzugehen. Es musste genügen, meine Worte waren Hinweis genug gewesen, dass mir diese Angelegenheit missfallen hatte. Und ihr Gebaren war mir zudem genug der Reue, so dass ich das Thema nicht mehr anschnitt. Vorerst.


    Kaum, dass Celerina die ersten paar Worte gesprochen hatte, musste ich schmunzeln. Warum erschien es mir nur logisch, dass sie an etwas Außergewöhnliches dachte? In allen Dingen, die ich bisher in bezug auf Celerina erfahren hatte, war stets das Unerwartete durchgeschienen. "Wurde dieser Garten nicht Epicharis' Familie wegen gewählt?" fragte ich nach. Ich meinte, sie hätte einmal etwas Dahingehendes erzählt, doch ich konnte mich genauso gut irren. Eine Feier auf einem Landgut klang nicht schlecht, allerdings warf das eine Frage auf. "Wir sollten zunächst überlegen, ob es ein familiäres Fest oder eine größere Angelegenheit werden sollte. Von unseren Gästen können wir schwerlich verlangen, allzu weit zu reisen. Zudem würde sich der Brautzug vermutlich als schwerlich erweisen. Leider ist das auch bei meiner Idee der Fall.... Ich habe vor einiger Zeit den Bau einer corbita in Auftrag gegeben, mein maiordomus versicherte mir, dass sie sogar rechtzeitig fertiggestellt werden würde. Was meinst du, Die Opferriten und das Festmahl könnte man doch auf See einnehmen. Der Brautzug würde dann nur ein wenig länger ausfallen als üblich, wenn wir in Ostia anlegen und zurück nach Rom ziehen."


    Ein Sklave trat zögerlich heran, in seinen Händen ein Tablett mit Krügen. Ich ließ Celerina erneut den Vortritt und wählte dann selbst unverdünnten Wein aus, den der Sklave mir einschenkte, während mir bereits eine neue Frage in den Sinn kam. "Möchtest du die sponsalia feiern? Angesichts der bevorstehenden Saturnalien würde ich fast sagen, wir verzichten darauf."

  • Endlich schien dieses leidige Thema überwunden zu sein, so hoffte ich jedenfalls. Die Freude wollte wieder zurückkehren, wenn auch erst zaghaft, kam sie doch Stück für Stück wieder. Wenngleich auch in mir das Wissen ruhte, ertappt worden zu sein.
    "Ja, ich glaube, du hast recht!" entgegnete ich. Der Hochzeit der beiden waren einige Hürden in den Weg gestellt worden, die sie aber mit Bravour gemeistert hatten! Das Paar war in der Tat vorbildlich für jeden, der schwere Zeiten zu durchschreiten hatte.
    "Ein schönes Familienfest hat durchaus seine Reize und ich wäre gar nicht dagegen abgeneigt, es nur bei der Familie zu belassen, aber wie steht es mit dir? Hast du keine Verpflichtungen gegenüber deinen geschäftlichen und politischen Freunden? Die müßten wir dann auch einladen." Sein Einwand der langen Reisezeit war berechtigt, würde man es tatsächlich vorziehen und in Baiae das Ehegelöbnis zu feiern. Die Gäste hätten dann eine eintägige Kutschfahrt über sich ergehen lassen müssen. Sein Vorschlag allerdings war einfach grandios! "Ein Schiff? Das wäre einfach… fabelhaft! Ich kenne niemanden, der auf einem Schiff geheiratet hat! Wir werden die ersten sein, Marcus! Diese Idee ist einfach brilliant!" rief ich ganz aufgeregt aus.
    Ich ließ mir von dem Sklaven auch einen Becher mit unverdünntem Wein einschenken und nippte daran. Es war noch so viel vorzubereiten, damit dieses Fest zur Hochzeit des Jahres werden würde!
    Marcus´ Frage nach den sponsalia war berechtigt. In der Tat in wenigen Wochen wurden bereits die Saturnalia gefeiert und dann noch ein weiteres Fest? "Ich denke, wir werden uns nicht den Zorn unserer Familien aufhalsen, wenn wir darauf verzichten. Aber es wäre schön, wenn wir uns zu den Saturnalia sehen könnten! Gracchus wollte in diesem Jahr das Fest wieder im kleineren Rahmen feiern."

  • Wo sie recht hatte, hatte sie recht. Es wäre nicht nur unhöflich, es wäre auch undenkbar, ein Fest wie die Hochzeit nicht mitsamt den politischen Verbündeten zu feiern. Obwohl mir eigentlich etwas kleines, privates gar nicht so ungelegen kam. Ich besuchte zwar eigentlich ganz gern Feste, allerdings wäre dies eines, bei dem unter anderem ich selbst im Mittelpunkt stehen würde. "Du hast recht. Eine Feier im kleinen Rahmen fällt also weg." Gedanklich setzte ich bereits dich wichtigsten Namen auf eine Liste. Wie viel einfacher hatten es da Aristides und Epicharis gehabt, engagierte sich doch der Flavier nicht politisch!


    Die plötzliche Aufregung Celerinas kam für mich unerwartet. Dass ihr der Vorschlag so gut gefiel, war bei näherer Betrachtung einleuchtend, war eine Hochzeitsfeier auf einem Schiff doch exzeptionell. Es blieb dann nur zu hoffen, dass keiner der Gäste seekrank wäre. "Ob das Schiff dann im Hafen liegen bleibt oder wir doch eine kleine Ausfahrt machen sollten, bleibt später immer noch zu entscheiden. Definitiv festlegen möchte ich bisher nur den Ritus. Es soll eine Ehe ohne manus sein, ich denke, das kommt uns beiden zugute. Was meinst du?" Manusehen waren nun wirklich veraltet. Dahingehend hatte sich meine Meinung im Laufe der Jahre gewandelt. "Ich würde mich um die entsprechende Zelebrierung des Opfers bemühen und zu diesem Zweck gern meinen Vetter Orestes involvieren. Natürlich wäre es auch sinnvoll, deinen Verwandten Gracchus zu fragen, immerhin sollte ihm als pontifex das Privileg gebühren."


    "Die Saturnalien... Bei uns ist seit langem wieder eine Familienfeier geplant. Die letzte fand zu den Meditrinalien statt - denen des letzten Jahres. Ich weiß nicht, was deine Familie geplant hat, aber du kannst uns gern besuchen. Allerdings fürchte ich, dass ich selbst nicht aus dem Haus kann, die Planungen laufen bereits und ich habe zugesagt, mir den Termin freizuhalten. Andererseits sind die Saturnalien schon eine Weile. Ein Abend ließe sich gewiss finden, sofern auch du zur Feier verhindert bist." Die anderen würden es mir ganz sicher übel nehmen, wenn ich nun trotz frühzeitiger Planung und Terminfestsetzung nicht anwesend wäre. Doch gegen Celerinas Anwesenheit konnte schwerlich jemand etwas einzuwenden haben, vielmehr bot sich bereits Gelegenheit, sich daran zu gewöhnen.

  • Das war also schon einmal geklärt. Es würde keine kleine beschauliche Feier werden. Im Grund waren mir große Festlichkeiten auch viel lieber und dann auch noch auf einem Schiff! Ich war mir sicher, das würde enormen Eindruck schinden! Unsere Gäste würden noch lange nach unserer Hochzeit davon schwärmen. Insgeheim stellte ich mir schon vor, wie die Dekoration aussehen sollte und die Auswahl der Speisen. Es gab noch sehr viel zu tun!
    "Eine Manusehe? Nein, das muß nicht sein!" antwortete ich. Es gab ja schließlich auch keinen Vater mehr, aus dessen Händen er mich hätte empfangen können. Wie gut, daß wir uns auch in dieser Sache einig waren.
    "Den Ritus und alles was damit zusammen hängt, überlasse ich gerne dir! Natürlich werde ich Gracchus fragen, wenn du es wünschst. Ich würde mich dann gerne um die Dekoration und die Ausgestaltung unseres Festes kümmern. Die Gästeliste sollten wir auch bei Zeiten ausarbeiten, damit wir auch ja niemanden vergessen!"
    Als erstes müsste man eine schöne Farbkombination finden, in der von dem Tuniken der Sklaven bis hin zum Blumenschmuck alles gehalten sein sollte. Rot-Gold kam mir als erstes in den Sinn. Ja. Rot-Gold wäre passend!
    "Nun, so wie ich hörte, sollen bei uns in diesem Jahr die Saturnalia auf althergebrachte Weise begangen werden. Aristides hat es in diesem Jahr getroffen! Er soll die Organisation übernehmen. Aber ich denke, ich könnte es einrichten, am späteren Abend des ersten Tages noch vorbeizuschauen. Mir wird sicher deswegen niemand böse sein. Falls doch, so käme ich erst am zweiten Tag vorbei!"Die Saturnalia lagen zwar noch einige Woche vor uns, doch wie schnell verging doch die Zeit. Es mußte alles gut geplant sein.

  • Ich hatte mir schon gedacht, dass sie mir den festgeschriebenen Teil überlassen würde. Abwegig war es zudem nicht, immerhin hatte ich auch beruflich damit zu tun. "Das können wir gern so halten - solange es nicht das schillerndste Pink ist, in das du uns alle hüllst", bemerkte ich ein wenig spitz und unterdrückte mit großer Mühe das Schmunzeln, das sich Bahn brach. "Ich werde Gracchus selbst fragen, wenn du erlaubst, vielleicht einmal im Anschluss an eine Senatssitzung. Aber es hat ja auch noch Zeit", erwiderte ich. Ohne zu wissen, dass sie an die gleiche Farbgebung dachte, überlegte ich mir, dass eine rotgoldene Ausgestaltung den Wappen unserer beider Familien entsprachen. Die Idee mit dem caduceus und dem Löwen hatte mir schon gefallen, sie war Sofias Idee gewesen. Ja, auch sie hatte manchmal einen Lichtblick... Mein Blick streifte den Ring, den ich ihr geschenkt hatte. Ob er ihr auch gefiel? Bisher hatte sie sich nicht dazu geäußert.


    "Von unserer Seite her spricht nichts dagegen. Du bist stets willkommen, Celerina. Es ist ganz deine Entscheidung, wann du mit uns feiern möchtest. Die anderen freuen sich bestimmt, wenn du später dazustößt. Die cena wirst du vermutlich mit deiner Familie einnehmen... Im Anschluss bist du herzlich willkommen." Ein leichter Wind ließ die Blätter rauschen und bauschte den Stoff hinter der Bühne.

  • Daß er mich ausgerechnet jetzt an diesen peinlichen Nachmittag im flavischen Rosengarten erinnern mußte! Ja, vielleicht war alles etwas aus den Fugen geglitten, an jenem Nachmittag und womöglich war eine Spur zu viel rosa im Spiel gewesen, doch eines konnte mir niemand nehmen! Nämlich die Fähigkeit, in kürzester Zeit einen solchen logistischen Aufwand zu betreiben, alles zu organisieren, ja überhaupt die Idee dazu zu haben! Die Arbeit, die damit verbunden war, hatte eine Vielzahl von dienstbaren flavischen Geistern getan, doch der Geistesblitz war auf meinem Mist gewachsen! Darauf konnte ich wirklich stolz sein.
    Mir fiel auf, wie sein Blick an meiner Hand hinab glitt und für einen Sekundenbruchteil an meinem neubestückten Ringfinger haften blieb. Da fiel es mir wieder ein! Ich hatte mich ja noch gar nicht zu dem prachtvollen Schmuckstück geäußert, welches nun mein Verlobungsring war. Das hatte ich ob des sergischen Zwischenfalls gänzlich vergessen. Asche über mein Haupt!
    "Weißt du, mein lieber Marcus, wenn ich mir diesen wunderschönen Ring so betrachte, dann sollten wir uns der Farbe betreffend an die Tradition unserer Häuser halten. Rot und Gold, in diesen Farben sollte alles gehalten sein!"


    Die Saturnalien lagen zwar noch einige Wochen vor uns, doch war es von größter Wichtigkeit, bis dahin alles zu planen, so auch die Frage, wann besucht wer wen und warum!
    "Nun, in der Tat, die cena werde ich im Kreise der Familie einnehmen, doch danach spräche eigentlich nichts dagegen, wenn ich vielleicht noch auf einen Becher Wein vorbei schauen würde." Ich zog die palla etwas fester an. Der aufkommende Wind ließ mich etwas frieren.

  • Hätte ich einen Mantel getragen, wäre es nun an mir gewesen, Celerina den wärmenden Stoff um die Schultern zu legen. Doch trug ich selbst nur eine toga über der tunica, sodass ich diese Geste nicht ausführen konnte - der Arm musste genügen. Mit Celerina im Arm lauschte ich also ihrer Erkenntnis, dass Rot und Gold die trefflichsten Farben seien, und natürlich konnte ich daraufhin nur nicken, entsprachen ihre Worte doch meinen eigenen Gedanken. So musste es sein, flüsterte ein Teil von mir - wenn Celerina meine Ideen als ihre betrachtete, wären stets wir beide zufrieden...obwohl man doch eigentlich nur Frauen solche hintergründigen Schachzüge zuschrieb.


    "Es ist ja noch etwas hin bis zu den Saturnalien. Sehen wir einfach kurz vorher, wie es passt", schlug ich recht optimistisch und ihr zugewandt vor. So nahe saßen wir nun beieinander, dass ich ihr Parfum in aller Deutlichkeit riechen konnte. Es war mir ein wenig zu schwer, passte allerdings zu meiner Verlobten. Wenn Siv diesen Duft getragen hätte... Hastig schob ich die Germanin aus meinen Gedanken. Es kam mir nicht rechtens vor, bei Celerina zu sitzen und an Siv zu denken. Der Keim eines schlechten Gewissens sprang auf und wuchs an. Ich lehnte mich zu Celerina, und diesmal küsste ich sie, wie es sich gehörte, und das schlechte Gewissen schwoll allmählich wieder auf ein erträglicheres Maß ab. "Ist dir kalt?" fragte ich Celerina, als ich mich wieder von ihr gelöst hatte. Ihr warmer Atem strich über mein Gesicht. "Sollen wir gehen?"

  • Es gab besondere Momente im Leben, in denen alles so war, wie es sein sollte. An die man sich im Nachhinein besonders gerne zurück erinnerte, weil alles zueinander gepaßt hatte. Einen solchen Moment erlebte ich gerade und ich war mehr als glücklich deswegen, nicht nur, weil ich das mir gesteckte Ziel erreicht hatte. Nein, auch weil ich das Gefühl in mir spürte, daß so alles seine Ordnung hatte. Ich wünschte mir, dieser eine Moment könne ewig währen. Doch wie alles im Leben hatte auch er ein Ende gefunden, mit der Option, ihn beliebig oft zu wiederholen. Wir waren jetzt verlobt und bald würde die Hochzeit folgen! Danach würde es noch vieler solcher Momente geben können.


    Nachdem er nun um meine Hand angehalten hatte, konzentrierte ich mich auf mein neues Ziel, welches ich anzustreben gedachte: die Hochzeit! Ich kannte mich, in solchen Dingen ich mich wenig in Geduld üben. Lieber heute als morgen hätte ich die Hochzeit gesehen, was natürlich nicht möglich war, denn etliches mußte vorbereitet werden, damit es eine Hochzeit wurde, über die die Gäste noch in Jahren schwärmen würden.
    Als nächstes standen erst einmal die Saturnalien an. In wenigen Wochen war es schon so weit. In diesem Jahr hatte ich einige Geschenke mehr zu besorgen. Je mehr ich daran dachte, desto größer wurde die Vorfreude. "Ja, so wird es am besten sein," antwortete ich ihm lächelnd und stellte mir die Szenerie bereits bildlich vor, wie die zukünftige Herrin des Hauses ihren Antrittsbesuch machte.
    All meine Vorfreude wurde durch seinen Kuß um ein vielfaches unterstrichen, den ich erwiderte. Ich war selig! Konnte es etwas Schöneres geben? Im Augenblick nicht.
    Seine Umarmung die eine gefühlte Ewigkeit gedauert hatte, was letztlich doch auch viel zu kurz gewesen war, löste sich.
    Es hatte in der Tat abgekühlt. So war eben der Herbst! Er bescherte diesem Abend ein baldiges Ende. Auch wenn es mir im Augenblick seines Kusses alles andere als kalt gewesen war, so mußte ich nun seine Frage mit Ja beantworten. "Ich fürchte, es wird langsam ungemütlich im Freien. Wir sollten besser aufbrechen." Ich dachte kurz darüber nach, ihn noch zu mir nach Hause zu bitten, damit dieser Abend nicht ganz so abrupt enden würde,so ließ ich davon ab. doch mußte ich mir eingestehen, daß dies nicht sehr schicklich war.

  • Ich schämte mich ein wenig dafür, hätte es jedoch um keinen Preis verraten oder zugegeben - ich war irgendwie froh, dass es kühl wurde und Celerina aufbrechen wollte. Das Unterfangen Verlobung war damit zu einem erfolgreichen Abschluss geführt worden, auch wenn einige Dinge den gleißenden Glanz Celerinas ein wenig verdeckten, wobei ich an diesen Sergier dachte. Sollte er mir jemals unterkommen, würde ich passende Worte finden, überlegte ich mir - und stellte im gleichen Augenblick fest, dass dies auch eine Art von Eifersucht war, wenngleich sie auch nicht Celerina als Person betraf. Ein wenig zerstreut stand ich dann also auf und reichte ihr die Hand, um sie zurück zur Sänfte zu geleiten. "Ich werde dich natürlich nach Hause geleiten", erbot ich mich.


    In einen Teil der wartenden Sklaven war Leben gekommen, einige von ihnen entzündeten Fackeln und nahmen entlang des Weges Aufstellung, damit keiner von uns stürzen und sich womöglich noch das Genick brechen würde. Mit Celerina an der Hand erklomm ich die Stufen, half ihr alsdann, in die Sänfte zu steigen. Ich überlegte - sollte ich mich zu ihr setzen? Groß genug war das Gefährt. Eine Eigenschaft, die ich gar nicht bedacht hatte, und für die Brix wohl Sorge getragen hatte. Kurzentschlossen gesellte ich mich zu Celerina, und als die Träger die Sänfte aufhoben, uns fort von den bereits aufräumenden Sklaven und der erleuchteten Stadt entgegen trugen, griff ich erneut nach ihrer Hand, weil es sich so gehörte.


    Wohlbehalten und ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir schließlich den Quirinal, und letztenendes auch die villa der Flavier, wo die Sänfte abgesetzt wurde und ich meinen Weg allein in der Sänfte fortsetzte, nachdem Celerina und ihre Sklavin das Haus betreten hatten. Nun war ich also mit einer Flavia verlobt. Die Götter allein mochten wissen, was noch auf mich zukommen würde.



    ~ finis ~

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