Hasen und anderes Kleinvieh

  • Orestes war mit Ursus vom Tempel der kapitolinischen Trias auf den Markt gegangen, zu einem der Opfertierhändler. "Eines der traditionellen, um nicht zu sagen, das traditionellste Opfertier für Fortuna ist der Hase. Das Problem beim Kauf der Hasen besteht eigentlich daran, dass die üblichen Qualitätsmerkmale, wie die Zähne der Tiere, die Farbe der Haut, und so weiter, beim gemeinen Feldhasen uns nicht weiterbringen. Naja das können ja alles wichtige Signale sein, ob ein Hase aber wirklich gesund ist, erkennt man an seinem Kot." Es geht ja schließlich auch um die inneren Organe. "Da aber weder ich noch Du uns damit so richtig auskennen, ist es bei Hasen noch wichtiger einen guten Händler zu kennen, daher gehen wir zu dem, bei dem wir immer unsere kleinen Opfertiere kaufen. Ach da sind wir ja auch schon., sagte Orestes als sie endlich bei dem Kleintierhändler angekommen waren, zu dem er wollte. "Ah Ucellinus. Gut, dass Du persönlich da bist. Das hier ist mein Vetter, Titus Aurelius Ursus, Quästor Roms. Er möchte Fortuna opfern, und braucht deswegen einen Hasen." Tatsächlich war Ucellinus, geradezu aufgespurngen als sich die beiden Aurelier genähert hatten."Salve, Sacerdos und natürlich salve, Quästor. Hasen ja, sehr gut. Kommt doch dann zeige ich Euch meine besten." und deutete ihnen an hineinzugehen.

  • Ursus war seinem Vetter zum Markt gefolgt. Natürlich war er schon einige Male hier gewesen. Doch für seine bisherigen Opfer hatte er stets auf das Urteil des Priesters gebaut - und war bisher gut damit gefahren. Auch war die Erklärung von Orestes, wie man einen gesunden Hasen erkannte, nicht gerade dazu angetan, in ihm den Wunsch zu wecken, dies selbst zu erlernen. Ausgerechnet am Kot erkannte man dies! Na, Orestes hatte ganz Recht! Da brauchte man einen zuverlässigen Händler.


    "Puh, ich muß zugeben, daß ich wenig Lust habe, zum Experten für Hasenkot zu werden. - Woher kennst Du den Händler?" Den sie gerade erreichten, weswegen Orestes auf diese Frage vermutlich nicht mehr würde antworten können. Diensteifrig war der Mann jedenfalls, wie es sich eben gehörte. "Salve Ucellinus", grüßte Ursus den Mann freundlich und ließ sich von ihm hineinführen. Eine Vielzahl von Tieren wurde hier angeboten und dementsprechend roch es auch. Doch wer länger in Rom lebte, konnte unmöglich geruchsempfindlich sein.


    Aufmerksam blickte sich Ursus um und folgte dann dem Händler, der ihnen ja eine besondere Auswahl zeigen wollte. Er war schon sehr gespannt darauf, wie der Händler seine Ware anpreisen würde.

  • "So, Ucellinus, Deine letzte Lieferung an uns war wieder einmal hervorragend. Dieser Hase ist jetzt für privat, aber Du weißt ja - wenn einmal das Vertrauen schwindet..., sagte Orestes und wenn Ursus ein wenig auf Zack war, würde er begreifen, dass damit auch die eigene Frage beantwortet wäre.


    Sie gingen in den hinteren Teil, wo in vielen keinen Käfigen eine Menge an Hasen stand. Zielstrebig nahm Ucellinus einen aus der hintersten Ecke. "Das ist eine von unseren besten. Wir haben eigentlich immer eine Häsin für die ganz schwierigen Fälle da. Da wo nur noch Fortuna helfen kann. Ganz so schlimm steht es bei Euch zwar nicht. Aber wenn ein Quästor" , er verneigte sich ein wenig vor Ursus, "opfern will, dann geht es ja auch um unser aller Glück. Also würde ich Euch diesen für 50 Sesterzen anbieten."


    Orestes zog die Augenbraue hoch, als Zeichen das dieser Preis eindeutig übertrieben war. Aber er wollte Ursus das Feilschen überlassen, so sagte er nichts.

  • Ursus verstand. Der Mann war also ein regelmäßiger Lieferant für den Cultus Deorum, da war es klar, daß Orestes ihn kannte. Der kleine Hinweis sorgte gewiß dafür, daß der Händler ihnen keine minderwertige Ware anzudrehen versuchte. Doch die Worte des Mannes ließen ihn die Augenbrauen ein wenig zusammenziehen. Natürlich war es normal, daß ein Händler immer einen etwas erhöhten Preis nannte. Das gehörte nun einmal zu einem Handel dazu, niemand zahlte den Preis, der zuerst genannt wurde. Aber ein Blick auf Orestes zeigte Ursus, daß dieser Händler wohl ein bißchen sehr überzog.


    So lachte er sichtlich amüsiert. "Deine Scherze sind nicht schlecht, Ucellinus. Und nein, ich bin nicht verzweifelt und Fortuna ist nicht meine letzte Hoffnung. Im Gegenteil ist sie mir sehr gewogen und dies möchte ich mir erhalten." Er machte eine kunstvolle Pause, damit der Händler diese Information schlucken konnte. Verzweifelte Menschen waren eher bereit, zuviel zu zahlen. Dankbare Menschen zeigten sich vielleicht auch zukünftig dankbar.


    "Also, dann nenne mir doch mal den richtigen Preis für dieses zugegebenermaßen sehr schöne Tier." Er tat so, als hätte er den erstgenannten Preis tatsächlich für einen gelungenen Scherz gehalten und war gespannt darauf, was der Händler nun sagen würde.

  • Zum Feilschen hatte Ursus die übliche Das-war-aber-doch-wohl-ein-Scherz Methode angewandt. Orestes unterstrich dies durch einen ernsten Blick. Welche der beiden Methoden den Händler von einem relativ starken Nachlass gleich im ersten Anlauf überzeugte, war nicht auszumachen. Jedenfalls druckste er nicht lange herum:"Nun gut, ähm dann sagen wir dochmal 30 Sesterzen, aber ihr müsst wissen, das Tier stammt aus einer guten Züchtung und ich kann nachweisen, das sowohl die Mutter wie auch die anderen weiblichen Tiere aus dem gleichen Wurf einwandfreie Opfertiere waren." Immer noch den Hasen in der einen hand wühlte er herum und holte eine Liste heraus, auf der einige Leute unterschrieben hatten, dass ihr Hasenopfer angenommen worden war.


    Eigentlich wusste Orestes nicht so genau, was das nun bedeutete. Er hatte nämlich keine große Ahnung vom Züchten von Hasen, aber auf der anderen Seite leuchtete es ihm ein - wenn alle anderen Tiere dieser "Hasenfamilie" gesund gewesen waren, wäre es dieser Hase wahrscheinlich auch.

  • Ursus nahm die Liste tatsächlich entgegen und tat so, als würde er sie gründlich studieren. Dann nickte er schließlich. "Für so ausgezeichnete Ware bin ich bereit, 25 Sesterzen zu bezahlen. Aber nur, weil dies wirklich ein wunderschönes Tier ist und Du diesen Nachweis über die Qualität Deiner Ware erbracht hast, denn eigentlich ist ja auch das noch ein wahrhaft stolzer Preis für einen Hasen. Aber für Fortuna sollte einem ja auch nichts zu gut sein." Dreißig war seiner Meinung nach immer noch etwas arg hoch gegriffen. Im Grunde fand er tatsächlich auch die fünfundzwanzig noch zuviel. Und wäre es nicht um ein Opfer gegangen, hätte er gnadenloser gefeilscht. Doch er wollte auf keinen Fall Fortuna durch Geiz verärgern.

  • Der Händler schien zu überlegen, man sah ihm förmlich an, wie er rechnete. Orestes dachte bei sich, dass er seine Gewinnmarge überprüfte. Dann aber nickte Ucellinus und sagte - Gut, ausnahmsweise geht das in Ordnung 25 Sesterzen, wenn ihr sofort bezahlt und den Hasen auch gleich mitnehmt.", damit wollte er wohl verhindern, dass der verkaufte Hase noch etwas bei ihm fristt und somit sein Gewinn wieder reduziert wird.


    Orestes lachte, "Natürlich nehmen wir ihn gleich mit und führen ihn auch gleich seinem finis naturalis zu.

  • Ursus lächelte und nickte. "Selbstverständlich wird sogleich bezahlt." Er zog seinen Beutel hervor und entnahm ihm die vereinbarte Summe, die er dem Händler in die Hand zählte. "Ich werde bei zukünftigen Opfern gerne wieder auf Dich zurückkommen, - wenn das Tier so einwandfrei ist, wie es ausschaut. Und Dich dann auch weiterempfehlen." Das war aus dem Munde eines Patriziers und amtierenden Quästors schon einiges wert.


    "Dann wollen wir mal", nickte Ursus seinem Vetter zu, der sich hoffentlich des Tieres annahm. Dann traten sie wieder hinaus auf den Markt.

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