The Muses, still with freedom found,
Shall to thy happy coast repair;
Blest Isle! With matchless beauty crowned,
And manly hearts to juide the fair.
Rule, Britannia! Britannia, rule the waves:
Britons never will be slaves.
- Rule Britannia, T.A. Arne
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Weiße Gischtkronen fliegen die Steilklippen hinauf. Branden gegen die hellen Klippen. Fallen zurück in das eisig graue Wasser, das die grüne Insel umgibt. Bleierne Wolken hängen am Himmel. Drücken auf die Gemüter der Menschen. Insbesondere auf das Sentiment der Callista. Am Bug des Schiffes steht sie und späht auf das konvergierende Land. Der Ort ihrer Verbannung. Das Exil. Der Käfig. Noch nicht mal golden ist er. Grün, grau, grässlich trüb.
Hoch und runter. Runter und rauf. Stetig hebt sich das Schiff durch die wilde See. Pflügt mit dem Bug durch die dämmergraue See. Schneidet wie ein stumpfes Messer durch die Wogen des Wassers. Zusammen gepresst sind die Lippen der Callista. Sie schlingt den dunklen Umhang mit dem dicken Pelzfutter fester um sich. Es fröstelt ihr dennoch. Ihre Augen wandern über die Küste hinweg. Das nasse Grün erscheint ihr sehr triste. Callista seufzt.
Schrecklich! Wie soll ich das nur ertragen?
Mit Würde, Callista. Mit Gravität.
Das wird schwer.
Annähernd lautlose Schritte nähern sich Callista. Sie spürt die Präsenz ihrer Sklavin an ihrem Rücken. Devot. Demütig. Ergeben. Wie eh und je. Aber woran liegt es? Dass sie ihre Sklavin nicht lange ertragen kann? Callista wölbt ihre Lippen mit einem nachdenklichen Zug. Der Blick ihrer Sklavin ruht auf Callistas Rücken. Callista kann die Wärme der Inderin durch den dicken Pelz spüren. Doch Callista schweigt. Beachtet auch die lauten Rufe der Seeleute um sich herum nicht. Ruder tauchen in das Wasser. Segel sind gebläht. Das Schiff gleitet an der schroffen Küste entlang. Weiter in den Norden. Tiefer in die graue Wolkendecke hinein. Die tosende und wilde See. Die so gänzlich anders als das wunderschöne Mittelmeer scheint. Callistas Lippen werden zu einem schmalen Strich. Sie dreht sich um und schreitet unter Deck. Die Haltung einer Pharaonin im Exil beweisend.
Eine Reise ohne Ende scheint die Überfahrt zu sein. Erst ein Tag später läuft das Schiff näher an die Küstenlinie heran. Der Anker wird in die graue See geworfen. Ein Beiboot über Seile auf die sich bauschende See hinab gelassen. Kisten verstaut. An Land gebracht. Schließlich folgt eine indignierte Patrizierin.
Ein leerer Strand. Steinig. Unwirklich zieht er sich an hohen Klippen entlang. Callista dreht sich um. Ihre Stola ist von dem salzigen Nass getränkt und selbst der dicke Umhang mit dem Pelz vermag sie wenig zu wärmen. Das Schiff zieht den Anker hoch. Die Ruder tauchen in das Wasser. Es entschwindet. Hilflos muss Callista das verfolgen.
Erst jetzt vermag sie ihrem Erstaunen Ausdruck zu verleihen.
"Wo ist der Hafen?"
Benohé schüttelt mit dem Kopf.
"Es gibt keinen Hafen, Herrin."
"Keinen Portus?"
Anklagend sieht Callista zu den Klippen empor, an deren Spitzen sich graue Wolken türmen.
"Kein Hafen. Was für eine grässliche Provinz."
Benohé verzichtet darauf, Callista zu belehren. Ihr zu berichten, dass Britannia durchaus Häfen besitzt. Nur nicht hier. Die claudische Patrizierin dreht sich auf dem Strand um. Viele Kisten liegen um sie herum verstreut. Aber sonst ist nichts zu sehen.
"Was folgt?"
Eine Welle bricht sich am Strand. Schaumkronen fliegen in den Himmel.
"Wir werden hier abgeholt, Herrin."
Erwartungsvoll sucht Callista den Strand ab. Menschenleer.
"Wann?"
"Ich weiß es nicht, Herrin."
Fröstelnd. Defätistisch. Indigniert. Eine Woge von üblen Empfindungen und Regungen durchfährt Callista. Sie sinkt auf eine schwarze Kiste hinab. Zieht den Umhang fester um ihren Körper und zittert heftig.
"Das werden sie noch bereuen. Sie alle. Wie ich Männer doch hasse!"
Benohé schweigt.