Was schenk ich bloß? oder: Szenen eines Einkaufs

  • Lysander hatte hier offenbar eine zähe Verhandlungspartnerin gefunden, oder sie hatte einfach nur Glück. Das Spiel machte dem Ägypter langsam Spaß, aber da sie nun ein noch niedrigeres Angebot machte, sah er seinen riesigen Profit schrumpfen. Andererseits musste er Platz schaffen für die nächste Lieferung, die er wieder unter der Hand verkaufen wollte.
    Als setzte er eine jammervolle Miene auf.
    "Ach Herrin, ich habe eine Frau und sieben Kinder, wie soll ich die nur alle durchfüttern? Aber gut, 4500 Sesterzen sind besser als garnichts." Er griff den Käfig mit dem Affen und trat einen Schritt näher. "Hier bitte, nimm mein bestes Stück."

  • Der junge Claudier war beeindruckt wie weit seine weibliche Begleitung dem Mann heruntergehandelt hatte. Wobei sein erster Preis natürlich reine Phantasie war. Ihm selbst währen 4500 Sesterzen noch immer viel zu viel für dieses Vieh gewesen, für 500 Sesterzen mehr hätte man ja bereits ein interessantes Stück Land bekommen und das hätte immerhin einen Ertrag gebracht. Der hässliche Mann hatte sieben Kinder? Es war nur zu hoffen, dass sie nicht sein Aussehen geerbt hatten. Auf der anderen Seite würde seine Frau wohl kaum besser aussehen. Auf eine schnelle Geste des Claudiers schob sich seine Leibwache zwischen den näherkommenden Händler und die Flavierin und hielt den Händler auf Abstand.

  • Ich gab nicht viel auf das jämmerliche Geschwätz des Händlers. Im Grunde sagten sie das alle! Kannte man einen dieser Gauner, kannte man alle. Und wenn er zehn Kinder zum Durchfüttern gehabt hätte, wovon ich bei seinem Aussehen nicht ausging,wäre mir das auch nicht näher gegangen, als es das jetzt schon tat. Doch als er sich dann mit meinem Angebot zufrieden zeigte, lief ich nicht mehr weiter. Lysander trat auf mich zu, mit dem Affenkäfig in der Hand. Im gleichen Augenblick traten die Sklaven des Claudiers näher, um mich gegebenenfalls vor einem Angriff zu schützen. Ich persönlich fand das leicht überzogen. Der Händer wollte etwas verkaufen. Er konnte gar kein Interesse daran haben, mir zu schaden. "Schon gut!", beschwichtigte ich sie.
    "Dein bestes Stück, sagst du? Hättest du eventuell noch ein zweites Äffchen auf Lager? Vielleicht dein... zweitbestes Stück?" Zu gerne hätte ich eines der beiden Äffchen für mich behalten. Sie sahen ja wirklich zu drollig aus!

  • Der Händler zögerte einen Moment lang. Unschlüssig, ob er die Wahrheit sagen sollte, nestelte er an einem der Käfige herum.
    Doch dann siegte die Gier. "Ich habe tatsächlich noch ein solches Tier... Allerdings ein Weibchen. Mit ihm wollte ich weitere Nachkommen züchten, die sehr schwer zu beschaffen sind. Aber der Preis für dieses Tier ist fast genauso hoch. Bedenke den Profit, den ich mir mit seinem Verkauf entgehen lasse, wenn ich kleine Äffchen züchte... Oh ja, der Preis. Sagen wir nochmal 4000 Sesterzen und ich könnte mich dazu durchringen, es dir zu verkaufen." Damit wies er auf einen kleinen Durchgang zu den hinteren Teilen seines Lagers. Was es dort zu finden gab, mochte sich niemand vorstellen, es roch jedenfalls nicht weniger streng.
    Begierig auf eine antwort blickte Lysander an dem Leibwächter vorbei, der vorhin neben seine Kundin getreten war.

  • Endlich kam der Händler mit der Sprache heraus. Aber das, was er sagte, ermüdete mich bloß. "Ein Weibchen, sagst du? Mit dem du weitere Nachkommen züchten wolltest?" Ich blickte ihn äußerst skeptisch an. Der Kerl sah nicht danach aus, als könne er kleine Äffchen züchten und außerdem war dieses Lagerhaus auch nicht die passende Umgebung. "Soso! Der Profit entgeht dir also...Aha! Ich würde sagen, er ist dir bereits durch den Verkauf des e Männchens entgangen! Denn wie willst du kleine Affen züchten, wenn du nur ein Weibchen hast? Das solltest du, der du bereits sieben Kinder zu Stande gebracht hast, doch wissen! Ich gebe dir 7000 Sesterzen für beide Affen! Überlege es dir gut, es ist mein letztes Angebot!" Was absolut zutreffend war, denn noch länger hätte ich mich nicht diesem Gestank nicht aussetzen können.

  • Lysander atmete hörbar aus. Scheinbar war diese junge Patrizierin doch nicht so naiv, wie er gedacht hatte. Mit dem Geld konnte er getrost wieder neue Tiere bestellen, um vielleicht noch andere hochgestellte Persönlichkeiten zu beliefern. Er nickte nur und verschwand kurz im Nebenraum. Er kam mit einem weiteren Käfig zurück, in dem ein fast gleicher Affe saß, nur ein wenig kleiner.
    Er stellte den Käfig zu seinen Füßen ab. "Das zweite Exemplar, edle Dame. Wenn ich dann.. um meine Bezahlung bitten dürfte?", meinte er und schenkte ihr ein Lächeln, das seine wenigen Zähne entblößte.


    Chimerion konnte es immer noch nicht glauben. Nicht genug damit, dass Celerina bereits eine Katze hatte, die jede Gelegenheit nutzte, um wegzulaufen, jetzt wollte sie auch noch einen kleinen Affen haben, der mit Sicherheit noch schwerer zu bändigen war... Und außerdem konnte er bedeutend besser klettern als diese Saba.

  • Das possierliche Tierchen im Inneren des zweiten Käfigs sah dem ersten sehr ähnlich. Nur in der Größe unterschied es sich von dem männlichen Tier. "Allerliebst! In der Tat, famos!", befand ich das zweite Tier. Natürlich forderte der Händler auch sofort sein Geld, worauf ich ihn auch nicht länger warten lassen wollte. Wie schön, ihm gingen wohl die Argumente aus, denn er wehrte sich gar nicht mehr, gegen den weitaus niederen Preis.
    "Ylva, mein Geldbeutel! Chimerion, die beiden Käfige!"
    Meine Sklavin hatte verstanden. Sie war die Hüterin meines Geldes für den heutigen Tag. Sofort kam sie aus dem Hintergrund gepirscht und hielt mir den Beutel entgegen. "Ylva, gib dem Mann sein Geld! 7000 Sesterzen!" Die Sklavin öffnete den Beutel, holte die Münzen heraus und gab sie dem Händler, allerdings nicht ohne mich vorher noch einmal anzuschauen. So oft hatte sie eine solche Summe noch nicht in Händen gehalten.
    "Es war mir ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen! Vale!" Das war natürlich mehr als übertrieben, denn ich war heilfroh, als ich endlich wieder an der frischen Luft war, wenn man Roms Luft als solche überhaupt bezeichnen konnte.
    Draußen endlich angekommen, wandte ich an meinen charmanten Begleiter. "Mein lieber Sabinus, wohin führen dich deine Wege jetzt?"

  • 7000 Sesterzen für zwei Tiere! Nun, Sabinus musste ja auch nicht alles verstehen, oder? Aber das Paar würde sich sicher freuen, zumindest eine Weile. Doch endlich konnten sie nun wieder aus dieser schäbigen und stinkenden Behausung austreten und durchatmen, soweit das in roma eben möglich ist.


    „Nun, die Orte, welche in der nächsten Zeit aufsuchen wollte sind der collis quirinalis, besonders den templum quirini, aber auch eines dieser iselum et serapeum und natürlich die villa flavia.“ Dann dachte Sabinus etwas nach. „Musst du nicht erst in dein Heim, die Affen einquartieren? Bist du zufrieden mit deinem Erwerb?“


    Egal was kommen würde, etwas reden könnte man sicher noch, so stellte Sabinus gleich eine Frage, welche ihn interessiert, denn isis sollte ja besonders unter den weiblichen Patrizierinnen bekannt und beliebt sein. „Wie stehst du zu isis und ihrem cultus?“

  • Kopfschüttelnd sah Chimerion zu, wie Ylva dem Mann sein Geld zahlte. Vor seinem geistigen Auge sah er sich schon wieder in einem Baum sitzen, in der einen Hand einen Sack und in der anderen ein Blatt Salat, verzweifelt darum bemüht, einen Affen vom Baum zu locken, um ihn seiner Herrin zurückzubringen. Es konnte immer noch schlimmer werden, überlegte er bei sich.


    Er nahm die beiden Käfige mit den kreischenden Tieren und trat nach draußen. Unwillig drückte er die Käfige einem der Sklaven in die Hände, die die Einkäufe trugen und warf noch schnell eine alte Decke über die Käfige, damit niemand sah, was sie durch die Gegend trugen.
    Dann stellte er sich neben die Sänfte, um Celerina beim Einsteigen zu helfen. Ungeduldig sah er zu, wie sie sich noch immer mit dem Patrizier unterhielt. Scheinbar war der Tag noch nicht vorbei.

  • Ich schenkte mein Augenmerk ganz meinem claudischen Begleiter und ließ die Sklaven Sklaven sein. Ich wußte, auf meine Ylva war stets Verlaß und was Chimerion betraf, legte ich auf seine Meinungsäußerung in Form seines Kopfschüttelns wenig Wert.
    Der Claudier indes berichtete mir von seinen Geschäften, die er heute noch zu tätigen gedachte. Sehr interessant! Wirklich! Natürlich würde ihn auch sein Weg zur flavischen Villa führen. Antonia würde sich sehr über seinen Besuch freuen. Hatte ich doch den Eindruck, sie leide etwas darunter, da der Kontakt zu ihrer Familie in letzter Zeit etwas gelitten hatte.
    Sabinus Frage, ob ich denn nicht erst nach Hause wollte, befremdete mich. Zwar hatte ich just die zwei Tiere erstanden, doch drehten sich meine Gedanken schon längst um anderes, um wichtigeres. Chimerion war ab jetzt für die beiden Tiere verantwortlich."Nach Hause, wieso denn das? Auch du meinst, der Affen wegen! Nun ja, was hältst du davon, wenn ich die Sklaven mit den Affen nach Hause schicke, während wir uns noch eine Erfrischung gönnen. Das Wetter lädt heute gerade dazu ein." Erwartungsvoll blickte ich zu dem Claudier, während Chimerion mir bereits Vorbereitungen traf, mir beim Einsteigen in die Sänfte zu helfen.
    Ein weiteres Mal versetzte er mich in Erstaunen, als er nach Isis fragte. Schon seit meiner Zeit in Lutetia verehrte ich die ägyptische Gottheit, so wie ich fast alles verehrte, was aus diesem Land kam. Ob man mir meine Schwäche für das Land am Nil bereits ansah? Oder war es einfach nur die ägyptische Kosmetika, die ich stets trug, seitdem mir die verehrte Antonia, jenen famosen Tipp mit dem ägyptischen Kosmetikladen, nahe dem Isistempel gegeben hatte.
    "Wie ich zu ihrem Kult stehe? Ich verehre sie sehr. Für mich ist sie eine meiner wichtigsten Göttinnen, neben Iuno versteht sich!"

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