alicubi | Der Geist, den ich schuf

  • Avianus hatte die Tür aufgerissen und sie folgte ihm hinein. Wie sich herausstellte, war es alles andere als ein großzügiger Raum, in den sie sich gerettet hatten und in dem es nicht minder dunkel war. Es war lediglich nur eine kleine Abstellkammer in der die Platzverhältnisse recht eng bemessen waren. Sie mussten sich irgendwo im Wirtschaftstrakt befinden. Wo genau, konnte Fhionn aber nicht genau sagen. Neben leeren Eimern, Besen, einer Leiter und noch anderen Putz- und Reinigungsutensilien, waren sie dicht aufeinander gedrängt. Der Platz reichte kaum zum atmen. Doch nun waren sie hier und vielleicht hatte dieses Ding, vor dem sie geflohen waren, ihre Spur verloren und würde sie nun in Ruhe lassen.
    Völlig erschöpft, von der Plackerei des Tages und der unheimlichen Ereignisse des Abends, ließ sie sich auf den Boden sinken. Dabei schepperte einer der metallenen Eimer, den sie dabei umgerissen hatte. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. "Glaube du wirklich, das ist Matho? Matho ist doch tot! Was er wollen von mir?" fragte sie den Aurelier. Auch wenn sie nicht für den Mord am Kreuz gelandet war, so Corvinus ihr doch eine Strafe auferlegt. Nur noch wenige Tage würde es dauern, bis sie Rom den Rücken kehren würde und man sie nach Sardinien Bringen würde, wo die Olivenernte in wenigen Tagen beginnen würde und sie dort zu arbeiten hätte.

  • Besorgt kniete Minervina neben ihrer Cousine und hoffte, dass diese die Augen aufschlug. Es dauerte nicht lange, da wurde Prisca auch schon wieder munter. Den Göttern sei dank, sie war nicht bewusstlos! Minervina fiel ein Stein von Herzen. Doch wie nannte ihre Cousine sie? Leonita? Wer um alles in der Welt war das? "Liebes, ich bin es, Minervina. Erkennst du mich denn nicht?" Anscheinend war sie vom Sturz noch etwas benommen. Immerhin schien sie keine Verletzungen davon getragen zu haben, denn sie kam schnell wieder auf die Beine, wenn auch ein wenig zittrig. Plötzlich jedoch packte ihre Hand und war drauf und dran wie von Sinnen wegzurennen. Was war denn nun schon wieder los? Minervina war jetzt vollends verwirrt.


    Obendrein erklang urplötzlich auch noch eine Frauenstimme aus dem Dunkeln, die sie fürchterlich erschrecken lies. "Keine Panik, ich bin’s nur!" Haha, das würde sie auch sagen und dabei in einer stockfinsteren Ecke stehen bleiben. Hm, Caelyn? Wer war das noch gleich? In ihrem Kopf ratterte es. In dieser Villa lebten so viele Menschen, da konnte sie sich beim besten Willen nicht alle Namen merken. Schon gar nicht diese ausländischen. Aber dann fiel es ihr doch wieder ein. Sicher, Caelyn war doch die vorlaute Sklavin von ihrem Bruder. Moment mal, warum schlich sie sich mitten in der Nacht durch die Villa? Argwöhnisch blickte Minervina sie an. "Sag mal, was machst du eigentlich hier? Bist du etwa für diesen Lärm verantwortlich?" Wobei diese merkwürdige Stimme von eben nicht ganz wie die von Caelyn geklungen hatte. Aber wer weiß, vielleicht konnte sie auch einfach nur sehr gut Stimmen imitieren. Den Sklaven in diesem Haus war ja alles Mögliche zuzutrauen! Prisca schien dagegen ganz andere Sorgen zu haben. Hatte sich die Aurelia eben verhört oder hatte sie Caelyn gerade ernsthaft Mama genannt? Als sie schließlich auch noch nach deren Hand griff und loslaufen wollte – wohin war Minervina schleierhaft – hielt sie ihre Cousine fest. "Augenblick, was soll die ganze Aufregung? Und von wem redest du überhaupt? Wer ist er?" Fragend blickte sie erst Prisca, dann Caelyn an. Vielleicht hatte die Sklavin ja eine Ahnung, von wem oder was hier die Rede war.

  • Zitat

    Original von Fhionn
    Avianus hatte die Tür aufgerissen und sie folgte ihm hinein. Wie sich herausstellte, war es alles andere als ein großzügiger Raum, in den sie sich gerettet hatten und in dem es nicht minder dunkel war. Es war lediglich nur eine kleine Abstellkammer in der die Platzverhältnisse recht eng bemessen waren. Sie mussten sich irgendwo im Wirtschaftstrakt befinden. Wo genau, konnte Fhionn aber nicht genau sagen. Neben leeren Eimern, Besen, einer Leiter und noch anderen Putz- und Reinigungsutensilien, waren sie dicht aufeinander gedrängt. Der Platz reichte kaum zum atmen. Doch nun waren sie hier und vielleicht hatte dieses Ding, vor dem sie geflohen waren, ihre Spur verloren und würde sie nun in Ruhe lassen.
    Völlig erschöpft, von der Plackerei des Tages und der unheimlichen Ereignisse des Abends, ließ sie sich auf den Boden sinken. Dabei schepperte einer der metallenen Eimer, den sie dabei umgerissen hatte. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. "Glaube du wirklich, das ist Matho? Matho ist doch tot! Was er wollen von mir?" fragte sie den Aurelier. Auch wenn sie nicht für den Mord am Kreuz gelandet war, so Corvinus ihr doch eine Strafe auferlegt. Nur noch wenige Tage würde es dauern, bis sie Rom den Rücken kehren würde und man sie nach Sardinien Bringen würde, wo die Olivenernte in wenigen Tagen beginnen würde und sie dort zu arbeiten hätte.



    Tatsächlich war der Raum nicht die Beste Wahl, zumal der Aurelier und die Sklavin nun in einer nach seinem Geschmack zu dicht aneinander gedrängten Position in dieser winzigen Abstellkammer fest saßen. Sie war nur unbedeutend größer als die Pritsche, auf der Avianus bei ruhigeren Nächten schlief. Er hatte trotz allen Dingen andere Sorgen, denn draußen treibte ein Etwas sein Unwesen, von dem Avianus weder hören noch es sehen wollte. Ein Etwas, dessen Existenz er nie erahnt hätte. In diesen Zustand wäre er gerne geblieben. Nur zu gerne.


    Fhionn senkte sich gen Boden und ließ dabei die metallenen Eimer laut scheppern. Erschreckt zuckte Avianus zusammen. "Vorsicht... du willst doch nicht, dass wir von diesem Etwas draußen gehört werden!", zischte er besorgt. Auf die anschließende Frage der Sklavin hatte der Aurelier keine Antwort. Er seufzte. "Scheint, als wäre er nicht so tot, wie wir dachten.", entgegnete er sarkastisch. Auch bei ihm wurde der Geist Mathos vorstellig, und diese erste Begegnung war nicht minder gruselig als die jetzigen Ereignisse. Auch nicht minder gruselig, als die Schritte langsam und verhängnisvoll vor der Türe erneut erklangen.


    "Tock... tock... tock...".


    "Pssschtt...", versuchte er, Fhionn ruhig zu halten. Es war nur eine logische Reaktion des Körpers, dass dem jungen Aurelier bei der gemäßigten Temparatur bei Nacht eine Schweißperle die Stirn hinunterlief.

  • Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    Caelyn???... "Mama? … bist du das? …" Eine Caelyn kannte Prisca nicht, aber diese Stimme hörte sich auch nicht gerade nach der ihrer Mutter an. So genau konnte die verwirrte Aurelia, in ihrer Aufregung aber nicht unterschieden, wer da genau angeschlichen kam. "Egal, wir müssen weg! ER ist hinter uns her! … Los kommt doch endlich. Habt ihr eine Idee wo wir uns verstecken können?", rief Prisca deshalb ängstlich und mit flehentlicher Stimme aus. Dabei griff sie auch noch nach Caelyns Hand, um beide Frauen mit sich mit zu ziehen … Oder hatte Eine von ihnen vielleicht eine bessere Idee? ...


    Dafür, dass ich nix sehen konnte, weil´s so verdammt dunkel war, hörte ich wenigstens ganz gut. Aber das, was ich dann hörte, hätte mich beinahe echt umgehauen. Mama? … bist du das? "Hä? Mama? Ja sicher, sicher! Nö, ich bin´s Caelyn!" Was war denn mit der? Hatte die einen an der Waffel, oder so? Irgendwas musste passiert sein. Wie die Mutter von so ´ner Aurelierin hörte ich mich doch nun wirklich nicht an. Oder doch?
    "Haste dir was getan?"
    Kaum hatte ich mich von meiner fürsorglichen Seite gezeigt, wurde ich schon von der anderen Aurelierin blöd von der Seite angemacht. "Nö, ich war das nicht, ehrlich! Ich wollte eigentlich nur mal ... für kleine Mädchen!" Was die nur immer gleich hatten? Sah ich etwa so aus, als könnte ich für Radau und Unordnung sorgen?
    Prisca, die so wirres Zeug von sich gegeben hatte, setzte noch einen oben drauf! Sie sprach von so´nem Kerl, der hinter ihr her war und wir müssen uns schleunigst vom Acker machen, bevor er uns findet. Junge, Junge, da ging mir doch glatt der Allerwerteste auf Grundeis! War vielleicht so´n irrer hier unterwegs, der unschuldige Gallierinnen abmurkste? "Öhm, he Moment mal, als ich vorhin draußen war, um naja ihr wisst schon zu machen, da kam´s mir auch so vor, als wär da einer. Es war auf einmal so irre kalt und ´ne gruslige Stimme sagte Caaaaeeeelyyynnn, wwwwwaaasss mmmaaachhsst duuuu daaa?" Ich versucht, alles so authentisch wieder zugeben, wie es mir passiert war. Allerdings verschwieg ich den Ort meiner Erleichterung. Das ging ja auch keinen was an! "Wenn ich´s nicht besser wüsste, hätt ich behauptet, das war Matho´s Stimme nur so´n bisschen...., öhm leblos."

  • Minervina? … Caelyn? … Matho? Warum um alles in der Welt kenne ich die alle nicht? Prisca war total verwirrt und dementsprechend schaute sie die beiden anderen Frauen mit großen Augen an. Und warum begreifen die beiden eigentlich nicht, in welcher Gefahr wir alle schweben? Irgendwie schien Keine von ihnen den anderen EBeiden so richtig zu zuhören und am wenigsten tat das Prisca selbst.


    Deshalb wollte sie nun auch los laufen, doch Minervina stoppte sie schnell wieder und hielt sie energisch an der Hand zurück. Ein- zweimal zerrte Prisca ergebnislos daran, dann gab sie schnaufend auf und rollte mit den Augen.


    Zitat

    ..."Augenblick, was soll die ganze Aufregung? Und von wem redest du überhaupt? Wer ist er?"...


    "Wer ER ist? Weisst du das denn nicht mehr? … ER! … Kerberos!!!!!!!!" Das Letzte Wort sprach Prisca so andächtig und gedehnt, dass man meinen konnte ihr Atem würde sichtbar vor ihren Lippen zu Eis gefrieren. Und weil es grad so schön gruselig war, sagte Prisca hastig gleich noch den ganzen Spruch auf, den sie als kleines Mädchen in- und auswendig gelernt hatte.


    „... sah ich, mit bissigen Zähnen bewaffnet
    Böse rollt er die Augen, den Schlund des Hades bewachend.
    Wagt es einer der Toten an ihm vorbei sich zu schleichen,
    So schlägt er die Zähne tief und schmerzhaft ins Fleisch der Entfliehenden
    Und schleppt sie zurück unter Qualen,
    Der böse, der bissige Wächter.“
    (Homer)


    ... Genau DEN meine ich und er ... "


    Zitat

    … Caaaaeeeelyyynnn, wwwwwaaasss mmmaaachhsst duuuu daaa?"


    "…Uaaah! …Sag mal was schreist du so???", erschrocken brach Prisca mitten im Satz ab und starrte völlig entgeistert zu Caelyn. "Matho? Was quasselst du da von einer kalten leblosen Tomate? Bin ich hier von lauter Irren umgeben? Wie bereits erwähnt, hörte Prisca momentan nicht so richtig zu und auch sonst war sie nicht ganz bei sich. Matho = Kerberos = die Spukgestalt schlechthin, zumindest im Moment für Prisca. Ihr Blick wanderte wieder hilfesuchend zu Minervina: "Leonita! Bitte komm doch, lass uns schnell weglaufen … bevor uns Kerberos bei lebendigem Leib auf frisst und unsere Knochen in Plutos Schlund spuckt! …" Oh ja, das hatte sie sich damals als kleines Kind ziemlich bildlich vorgestellt und bei dem Gedanken daran lief es ihr gerade wieder eiskalt den Rücken runter.


    FFFFFHHHHHHHIIIIOOOOOONNNN WARS ………………


    In diesem Augenblick erfasste ein eisiger Luftzug die drei Frauen und wirbelte deren Haare und Kleider wie wild durch einander. …


    Wo auch immer dieser heftige Wind her gekommen war und was ihn verursacht hatte, er verfehlte zumindest bei Prisca seine Wirkung nicht. "Oh nein, jetzt ist alles zu spät. Was machen wir jetzt nur?", wimmerte sie leise und drängte sich, Schutz suchend, noch näher an die anderen beiden Frauen heran ...

  • Der Aurelier mahnte Fhionn zur Ruhe. Doch je länger sie darüber nachdachte, was zu tun war und was dieser Geist wollte, zeichnete sich die Antwort vor Fhionns Augen ab. Sie spürte Avianus´ Angst, sein Atem ging schneller und auch seine Stimme klang anders. Sie selbst fühlte sich plötzlich gelassen, als sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Fhionn hatte nichts mehr vom Leben zu erwarten. In wenigen Tagen würde sie das Schiff nach Sardinien bringen. Dann wartete nur noch harte Arbeit auf sie. Was, wenn der Geist Mathos seine Rache nehmen würde und sie nie dieses Schiff besteigen müsste? Sie hatte Corvinus´ Worte nicht vergessen. Jedes einzelne Wort hatte sich ihr eingebrannt.
    "Matho, er will nicht dich oder andere hier. Matho will mich! Ich gehen. Ich gehen jetzt hinaus!" Sie hörte auch die nähernden Schritte, die sich ihrem Zufluchtsort näherten. Gleich würde er sowieso da sein. Da wollte sie dem Geist zuvor kommen. Entschlossen erhob sie sich und öffnete die Tür. Sie trat hinaus ins Dunkel des Ganges. Ein kalter Wind schlug ihr entgegen, doch fest entschlossen stellte sie sich dem, was auf sie zu kam. "Matho! Hier ich bin!", rief sie. Ffffhhhiiiioooonnn…duuu hhhassttt michhh getöööööötet! Daaaaffüüüür sooooollst duuuuu bbbbüüüüüßennn! Eine unheimliche Stimme schlug ihr entgegen. Doch sie ließ sich nicht beirren. "Ja, ich habe getötet dich! Du hast es verdient!", schrie sie der Stimme entgegen.

  • Dieser unglaublich kalte Wind wurde immer heftiger und bald sah sie auch eine Lichtgestalt im gleißenden weiß direkt auf sich zu kommen. Wieder erklang diese schauderhafte Stimme, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ja, tatsächlich, dieses Etwas, was immer es auch war, war Matho, der tote maiordomos, den Fhionn mit ihren eigenen Händen gemeuchelt hatte. Er bewegte sich direkt auf sie zu und wollte sie sogleich verschlingen. Fhionn indes blieb standhaft. Keinen Schritt wich sie zurück. Sie hatte keine Angst mehr. Matho war tot und das hier war, mußte ihre pure Einbildung sein, so glaubte sie jedenfalls. "Du kannst mir nichts mehr anhaben. Ich war es, die dich getötet hat!" rief sie ihm voller Stolz zu.
    Jaaaa, daaaaafüüüür sollllst duuuuu büüüüüßen! Daraufhin verzehrte die Lichtgestalt Fhionns Körper. Die Sklavin schrie laut, als der Geist sich ihrer bemächtigte. Nichts konnte ihn aufhalten. Er setzte Fhionn ordentlich zu. Ihr geschüttelter Körper begann plötzlich mit der Lichtgestalt vom Boden abzuheben.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der Spuk vorbei war und er endlich von Fhionn abließ. Sie stürzte zu Boden und blieb an der Stelle leblos liegen, an der sie vorher gestanden hatte.
    Die Lichtgestalt, die schauderhafte Stimme und auch der eisige Wind waren verschwunden, so als ob sie niemals da gewesen waren. Der Geist hatte Rache genommen!

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