Bridhes Kammer | Oíche Shamhna – Vom Ende und vom Anfang

  • Natürlich war da Skepsis in Bridhes Stimme. Epicharis wusste zwar nicht, wie sie zuvor als Sklavin behandelt worden sein musste, aber sie wäre an ihrer statt ganz sicher auch skeptisch gewesen. "Was hältst du davon, wenn wir das gleich morgen machen? Es fällt mir sicher auch viel leichter, wenn wir meinem Mann gleich einen ausreichend durchdachten Plan vorstellen können", schlug Epicharis vor. Nicht, dass sie glaubte, Aristides würde ihr die Finanzspritze für Bridhe verweigern, wenn sie ihm von der Idee erzählte - es war vielmehr der Tatendrang, der sie dazu veranlasst hatte, diesen Vorschlag zu machen. Warum auch warten, wenn man vielleicht schon etwas bewegen konnte? "Mit deinem Namen? Nichts. Aber ich finde, du brauchst etwas Aussagekräftiges. Etwas, das dich von den anderen abhebt, abgesehen von der Auswahl deiner Produkte und der Qualität natürlich." Das klang ganz so, als hätte Epicharis bereits eine Idee, doch genaugenommen war das nicht der Fall. Wirtschaftlich tätig zu sein, war auch für sie etwas Neues. Vermutlich war das auch einer der Grunde, aus dem sie mit Feuereifer dabei war. Diarmuid brabbelte leise.


    "Lass uns mal überlegen... Also, dein Früchtebrot hier solltest du in jedem Fall in dein Sortiment aufnehmen. Und was hältst du von gefülltem Fladenbrot? Ich habe das in Spanien mal gesehen, man macht einen dünnen Teigfladen und belegt den dann halb mit Gemüse, Fleisch, Fisch oder dergleichen. Dann klappt man ihn zusammen. In Tarraco gab es das an fast jeder Straßenecke, hier habe ich das noch nirgends gesehen. Da müsste man natürlich ein Rezept austüfteln... Und was den Namen angeht, müssen wir uns auch noch etwas überlegen." Epicharis lächelte Bridhe über Apfel, Kerze und Krümel hinweg an. "Oder wir nehmen einfach diesen Namen und denken uns noch einen bombastischen Werbespruch aus. Mit Bridhes Brot ist alles im Lot oder so ähnlich. Naja, vielleicht nicht so platt. Mit etwas mehr....Schmackes. Hmm......."

  • Morgen schon? platze es aus mir heraus. Vor wenigen Stunden hatte ich noch gar keine Perspektive, was meine Zukunft betraf und jetzt, wie aus heiterem Himmel hatte sich diese Patrizierin in meine Kammer verirrt und machte mir einen dermaßen großzügigen Vorschlag, den man einfach nicht ablehnen konnte. Das hörte sich an, wie ein Märchen oder ein Traumgespinst. Etwas was man träumte, wenn man im Fiberwahn war. Aber ich träumte nicht und Epicharis war auch nicht aus einem Märchen entsprungen. Sie war aus Fleisch und Blut. Aber aus welcher Motivation heraus machte sie das? Seit dem ich hier war hatte ich noch niemanden getroffen, der etwas aus reiner Menschenliebe getan hätte.


    Wenn du meinst. Ja, natürlich! Gerne.


    Ich schaute immer noch etwas ungläubig zu meinem Besuch. Epicharis war so voller Tatendrang und kaum zu bremsen. Man sah es ihr an, es war nicht nur so eine Laune einer Patrizierin, die sowieso alles hatte oder bekam, was sie wollte. Ihr Interesse, mir helfen zu wollen, war echt. Sie war drauf und dran, um mir ein Konzept zu erstellen, während ich noch von einer Zukunft träumte, die es mir erlauben würde, mich und mein Kind zu ernähren, um nicht mehr abhängig sein zu müssen. Sie hatte schon genaue Vorstellungen, welche Sorten von Gebäck ich herstellen konnte.
    Dieser Elan, den sie an den Tag legte, war in gewisser Weise ansteckend, auch wenn ich mir noch nicht wirklich sicher war, ob ich das wollte. Aber vielleicht war ja etwas an dem Spruch dran, manchmal muss man zum Glück gezwungen werden.
    Glück, das war etwas, was ich schon lange verloren geglaubt hatte. Auch wenn ich jetzt die Mutter des süßesten Kindes der Welt war, das ich über alles liebet, auch wenn ich jetzt frei war, gab es etwas nach dem ich mich sehnte, wie der Schmetterling, der sich nach dem Sommer sehnte.


    Ja, ich müsste einfach nach Rezepten Ausschau halten und sie aufschreiben und sie natürlich auch ausprobieren.


    Als Probanden mussten dann die Flavier herhalten. Mein Früchtebrot hatte ja bei Epicharis schon Anklang gefunden. Es gab so viele Sorten, die man noch verfeinern konnte. Nur mit Spezialitäten, glaubte ich, Erfolg haben zu können.
    Schließlich begann ich zu kichern, als ich Epicharis Werbespruch hörte. Leider war ich nicht gut, im Werbespruchausdenken. Mir viel nichts Besseres ein, mit mehr Schmackes, weil ich so herzlich lachen musste. Das erste mal seit langer Zeit.

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