atrium | Ein Claudier möchte Salier werden

  • Leone deutete auf die steinernen Sitzbänke nahe des impluvium. "Wenn ihr bitte dort warten würdet?" wies er die beiden an, Claudier und Sklave, nachdem sie an den Wachsmasken der Ahnen, diversen Büsten und einigen Säulen vorbei gegangen waren.


    Als er wieder ein wenig außer Hörweite war, rief er jemanden herbei. "Tilla, Nuala, Siv, Fhionn, Caelyn, Sofia.... Irgendweeeer... Wir haben einen Gast!" Irgendwer würde sich schon darum kümmern, dass die Wartezeit mit ein wenig Wein oder was auch immer er wollte versüßt wurde. Dann bezog er wieder Posten an der Tür.

  • Der Nubier geleitete seinen Herr ins atrium der villa aurelia. Der junge Claudier nahm den Platz, welcher ihm angeboten wurde, sein Sklave nahm eine wachende Position neben ihm ein, im stehen natürlich. Dann erschall der laute Ruf des Sklaven der Aurelier, welcher einen weiteren Sklaven herbei rief, wohl bevorzugt weibliche. Dann kehrte er auf seine Position zurück. Etwas amüsiert war Sabinius über die Büsten der verstorbenen Aurelier. So etwas gab es in der villa claudia natürlich auch, aber doch von weitaus bedeutenderen Persönlichkeiten.


    Bevor die anderen Sklaven eintraten bat der Sklave seinen Herren um Verzeihung für die Umstände und sein eigenmächtiges Handeln. Der Claudier wank ab und sagte: „Darüber sprechen wir noch.“ Erst einmal hatte Sabinius wichtigere Dinge im Kopf, aber auch die germanischen Sklavinnen, welche er vielleicht zu Gesicht bekommen würde. Er fand diese wilden, oft blonden Dinge ziemlich interessant.

  • Siv hatte Leones Rufen gehört, und kurze Zeit später stand sie im Atrium und musterte den Gast sowie seinen Sklaven. Das war eindeutig der Teil ihrer Pflichten, den sie nach wie vor am wenigsten leiden konnte: andere bedienen. Sie versuchte darum herum zu kommen, wann immer es ging, aber es gab Augenblicke, da gelang ihr das einfach nicht. Wenn Corvinus nach ihr rufen ließ, wenn er Gäste hatte, dann war das so ein Moment. Wenn sie offensichtlich die Einzige war, die Leones Rufen hörte, dann leider auch. Also hatte sie sich auf den Weg ins Atrium gemacht, stand jetzt vor dem Claudier und grüßte ihn. "Salve." Ein Blick streifte kurz den Sklaven, aber da Siv sich im Lauf der Zeit zur Genüge an Leones Anblick gewöhnt hatte, rief dessen Aussehen kein Erstaunen in ihr hervor. Innerlich dankbar dafür, dass der Unterricht bei den Flaviern inzwischen deutlich Wirkung zeigte, zumal wenn es sich um so einfache Phrasen handelte, fragte sie den Römer nach seinen Wünschen. "Was kann ich bringen?"

  • Sabinius versuchte sich das Grinsen zu verkneifen, doch so ganz gelang es ihm nicht. Eine junge germanische Sklavin, wie er es sich erhoffte und blond war sie auch noch dazu. Nicht alle Germaninnen waren blond, wie der junge Claudier wusste. Anscheinend sprach sie nur gebrochen Latein und gerade begeistert vom Dienen schien sie nicht zu sein: Wild war sie also auch noch und wohl nicht lange Sklavin. Claudierträume wurden wahr! Für einen kurzen Moment schaute Sabinius sie lüstern an, entsann sich dann jedoch wieder der römischen Tugenden.


    „Nun...“ Wein wäre schön gewesen, er wollte aber nicht zu viel trinken vor solch einem wichtigen Gespräch... also... „stark verdünnten Wein hätte ich gern.“

  • Siv erstarrte für einen Moment, als sie das Grinsen des Römers sah. Es war ein Grinsen von der Art, das sie ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. Ihre Brauen zogen sich leicht zusammen, und als der Claudier sie dann mit einem Blick musterte, der für Augenblicke nicht anders als anzüglich genannt werden konnte, verfinsterte sich der ihre. Ihre Zähne pressten sich aufeinander, so fest, dass ihre Wangenmuskeln sich anspannten. Während sie seinen Blick erwiderte mit ihren blauen Augen, die zusehends stürmischer zu werden schienen, entwickelten sich in ihren Gedanken verschiedene Szenarien, wie sie ihm sein Grinsen, seinen Blick und die damit verbundenen Gedanken heimzahlen konnte – gleichzeitig wohlwissend, dass sie nichts davon würde umsetzen können. Nicht so sehr deswegen, weil es ihr Ärger bescheren konnte, damit kam sie klar, vor allem wenn es sich in ihren Augen lohnte – sondern weil es in letzter Konsequenz Ärger für Corvinus bedeutete. Sie hatte nicht den Artorier vergessen, dem sie beim Fest der Fortuna den Wein übergeschüttet hatte, und der anschließend hier aufgelaufen war, um Ersatz zu fordern.


    Also riss sie sich zusammen, bemühte sich um ein Lächeln, das dennoch reichlich kühl ausfiel und nicht ihre Augen erreichte, die nach wie vor widerspiegelten, was sie von dem Römer hielt, obwohl der inzwischen eine neutrale Miene angenommen hatte. "Verdünnten Wein", widerholte sie, und für einen Augenblick blitzten ihre Augen auf, als sie erneut an den Artorier denken musste. Trotz allem hatte es sich gelohnt, diesem Kerl den Becher Wein ins Gesicht zu schütten. Sie war überzeugt, dass er es verdient hatte. "In Ordnung." Siv wandte sich um und verließ das Atrium, machte sich auf den Weg in die Küche und stellte mit flinken Griffen einen Krug Wein sowie einen Krug Wasser bereit, darüber hinaus zwei Becher – immerhin wollte der Römer etwas, also würde noch einer der Aurelier in absehbarer Zeit dazu kommen – und machte sich wieder auf den Rückweg. Kurz war sie in Versuchung, den Römer etwas warten zu lassen, aber ihre Vernunft siegte dann doch, und so war sie kurze Zeit später wieder im Atrium, stellte das Tablett auf einem Tisch in der Nähe des Claudiers ab, goss etwas Wein in einen Becher, füllte den Rest mit Wasser auf und überbrückte dann die letzten Schritte zu ihm, um ihm den Becher zu reichen. "Hier, bitte."

  • Anscheinend hatte der Claudier die germanische Sklavin verärgert? Zugegeben: Eine römische Dame hätte man so nicht anschauen dürfen, doch das war sie nicht, sie war ein menschliches Ding, eine Sklavin. Auf der anderen Seite war sie trotzdem ein Mensch. Ein altes Dilemma! Die Sklaven zu gut zu behandeln und ihnen zu viel durchgehen zu lassen, dass war eine Schwäche von Sabinius. So dachte er zumindest selbst von sich. Schließlich, nach einer erstaunlich langen Zeit, kehrte die schöne Sklavin zurück und servierte den Wein.


    Sabinus lächelte sie freundlich an, nicht lüstern wie vorher, sondern wirklich freundlich. „Hab Dank... sag... wie heißt du?“

  • Als Siv dem Claudier den Becher reichte, besah sie ihn sich zum ersten Mal seit ihrem zweiten Betreten des Atriums genauer, und sie musste feststellen, dass sich der Ausdruck auf seinem Gesicht geändert hatte. Er schien nicht mehr ganz so arrogant zu wirken, und in jedem Fall war jener Blick verschwunden, der nur allzu deutlich gewesen war, für ihr Empfinden zumindest. Dennoch war sie nicht so schnell gewillt, sich auf die neue Freundlichkeit einzulassen. Sie hatte nach wie vor ihre Vorurteile gegenüber Römer, auch wenn sie ihre Antipathie größtenteils abgebaut hatte. Begegnete ihr jedoch einer, der sich auf die in ihren Augen so typische Art für Römer verhielt, dann empfand sie wieder, wie sie früher empfunden hatte – und war es erst einmal so weit gekommen, dann dauerte es, bis sie es überwunden hatte. So reagierte Siv auf das freundliche Lächeln sehr reserviert. Sie reichte ihm den Becher und zog ihre Hand zurück, konnte allerdings nicht verhindern, dass ihre Finger sich kurz berührten, bevor sie einen Schritt zurücktrat. "Ich heiße Siv", antwortete sie, während sie ihn musterte und wartete, bis er an dem Gemisch genippt hatte. "Gut so?" Andernfalls konnte sie sowohl Wein als auch Wasser noch nachschenken.

  • Die Sklavin schien etwas besänftigt, dies bemerkte auch der junge Claudier. Wirklich begeistert war sie jedoch noch immer nicht, ja sogar recht reserviert. Sabinus nahm es ihr jedoch nicht sonderlich übel und als die ihren Finger die seinigen berührten war es ganz vergessen.


    Sabinus fixierte seinen Blick auf Siv, musterte sie und lachte kurz und zurückhaltend auf. „Siv heißt du also...“ merkte er an und setzte gleich als Frage nach: „Was bedeutet das in deiner Sprache?“


    Dann nahm er einen Schluck aus dem Becher und nickte Siv freundlich zu.

  • Siv blieb zurückhaltend, wusste nicht so recht, was sie von dem Römer halten sollte, bemühte sich, sich nach außen hin angemessen zu benehmen, was er ihr derzeit zugegeben einfach machte, blieb insgeheim jedoch misstrauisch. Der Claudier schien sich unterhalten zu wollen, während er wartete, jedenfalls fragte er nach ihrem Namen, bevor er an dem Wein nippte. Allerdings war Siv nach wie vor überzeugt davon, dass er in ihr nicht mehr sah als nur eine Sklavin, ein Ding, der Besitz eines anderen Römers. Wäre es nicht so, hätte er ihr wenigstens seinen Namen genannt. Aber Siv wusste, was von ihr erwartet wurde in Situationen wie diesen, auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte, die brave Sklavin zu geben. Sich unterzuordnen. Sie konnte sich noch so sehr einreden, dass sie nur so tat, aber faktisch war es so. Insgeheim beschloss sie, bei Leones nächstem Rufen nicht mehr zu reagieren, aber nun war sie hier. " Thors Braut", antwortete sie, nicht ohne eine gewisse Genugtuung. "Siv ist der Name, von ihr. Thor ist Donnergott", fügte sie noch als Erklärung hinzu. So gebildet die Römer häufig waren, auf die sie traf, sie hatte die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten sich für germanische Götter interessierten – oder generell für etwas, was sie als schlechter einstuften.

  • „Thors Braut“ und dieser Thor war ihr Donnergott? Benannten die Germanen ihre Weiber also nach Göttinen? Das war doch tatsächlich sehr befremdlich und der Römer schaute etwas irritiert. Er wäre zuminst sehr verwundert eine „Iulia Venus“ oder eine „Fabia Iuno“ zu treffen. Er beschloss, mehr aus Interesse am Thema, als am Interesse an der Sklavin, da einmal nachzubohren. Vielleicht war diese „Siv“ ja auch eine sterbliche Braut ihres Donnergottes, denn diese hatten ja oft die Eigenschaft sich für schöne sterbliche Frauen zu interessieren. An iuppiter und zeus sah man es nur zu deutlich.


    „Und diese Siv, ist die auch eine Göttin oder eine Sterbliche? Thor ist, nehme ich an, eure Gestalt des iuppiter?“ Kurz nachdem er diese Fragen stellte bemerkte er noch „Ihr Barabern habt schon interessante Bezeichnungen und Vorstellungen.“ Bei dem Wort „interessante“ schwang, auch wenn nicht gesagt, „lächerlich“ mit.


    Sim-Off:

    Marcus Aurelius Corvinus, lass dich bitte nicht von unserem Gespräch abhalten aufzutauchen. ;)

  • "Sie ist Göttin", antwortete Siv, und ihrem Tonfall konnte man eine, wenn auch minimale, herablassende Färbung entnehmen. Dass Siv keine der Hauptgöttinnen war, dass sie sonst niemals diesen Namen bekommen hätte, verschwieg sie großzügig. Sollte er doch denken, sie trüge den Namen einer wichtigen Göttin, vielleicht flößte ihm das etwas Respekt ein, auch wenn sie das bezweifelte. Dann runzelte sie leicht die Stirn. Thor, ein Abbild des Iuppiter? "Thor ist Thor. Keine Gestalt von römischer Gott." Jetzt schwang Verachtung in ihrer Stimme mit. Die germanischen Götter waren keine Abbilder, keine Entsprechungen, auch wenn sie wusste, dass viele Römer das gerne von sämtlichen fremden Göttern dachten. Und bei den griechischen mochte das vielleicht sogar stimmen, waren sich die Griechen und Römer in ihren Augen doch recht ähnlich – aber auf ihre Götter traf das gewiss nicht zu. Und gleich darauf verfinsterte sich ihre Miene tatsächlich. Barbaren, sagte er. Sie wusste, dass das einem Schimpfwort gleichkam. Und sie hörte auch den Unterton heraus, der mitschwang, der sich über sie lustig zu machen schien. "Ihr Römer auch", entgegnete sie, nur mühsam den bissigen Tonfall unterdrückend, und nicht sicher, ob ihr das tatsächlich zur Gänze gelang, während sie die Finger ihrer linken Hand, halb verborgen von den Falten der Tunika, in die Handinnenfläche grub. "Und wer Barbaren sind, das ist Meinung. Barbar kann auch Toga tragen."

  • Sim-Off:

    Ich hätte euch auch nocht ein bisschen weiterstreiten lassen können, es war so nett mitzulesen :D


    Ich war nicht gleich heimgekehrt, sondern hatte einen Umweg bei meinem Freund Aemilius vorbei gemacht. Er war in der letzten Sitzung der Siebenmänner wegen Krankheit absent gewesen, und es ging ihm wahrhaftig nicht gut. Blass und kränklich, wie er war, hatte ich ihm geraten, Rom eine Weile den Rücken zu kehren und sich vor dem Winter gut zu erholen. Mein Rat hatte sich mit dem seines Arztes gedeckt, und er wog Für und Wider nun ernsthafter ab als zuvor. Dennoch glaubte ich nicht, dass er Rom verließ, und wenn es nur für ein paar Wochen war.


    An der Tür gab ich Leone meinen Umhang und fragte ihn, was es Neues gab. Außer einem wartenden Gast lag nichts weiter an, und so nickte ich dem Nubier zu und strebte ins atrium. Die mich begleitenden Sklaven verstreuten sich hier in alle Winde, begaben sich in die Küche oder an einen anderen Ort. Im Näherkommen gewahrte ich Siv und diesen Claudier, von dem mir Leone eben erzählt hatte. Es war das erste Mal seit langem, da sich jemand aus dieser Familie in diesem Haus aufhielt. Ich sah der Sache mit gemischten Gefühlen entgegen. Nichtsdestotrotz würde ich ihn höflich grüßen. Wie immer, wenn ich Siv sah, seit ihrer Offenbarung, blickte ich sie kurz an, musterte dann ohne nachzudenken ihren flachen Bauch und schenkte ihr ein kurzes Lächeln. Diesmal erwiderte sie es nicht, sondern spuckte dem Gast stattdessen eine hässliche Bemerkung vor die Füße. Augenblicklich trat ein Runzeln auf mein Gesicht. "Siv. Das reicht." Nicht sonderlich energisch und im Grunde nicht der Situation angemessen wies ich sie damit zurecht, beließ es aber sonstig dabei. Seitdem ich wusste, dass sie schwanger war, konnte ich sie nur noch eingeschränkt zurechtweisen. Dem Claudier schenkte ich nun ein - zweifelsohne angebrachtes - entschuldigendes Lächeln. "Claudius, sei mir gegrüßt. Verzeih ihre Bemerkung, sie ist bisweilen schnell reizbar." Zu Siv gewandt und mich gleichsam setzend, fügte ich hinzu: "Stark verdünnt bitte. Dann darfst du gehen." Sie kannte mich, daher wusste sie, dass ich sie damit fortschickte, ehe sie noch mehr anrichten konnte mit ihrem losen Mundwerk. Gleich darauf wandte ich mich wieder meinem Gast zu. "Ich hoffe, du hast nicht lange warten müssen, Claudius? Wie kann ich dir behilflich sein?"

  • Gerade wollte der junge Claudier der frechen germanischen Sklaven antworten, da traf der ersehnte Aurelier ein und mahnte sie ab.* Sabinus hoffte, dass er sie nicht bestrafen würde.


    „Gegrüßt seist auch du Marcus Aurelius Corvinus. Wie dir offenbar schon mitgeteilt wurde ist mein Name Appius Claudius Sabinus.“ Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Nun... es war ein netter Zeitvertreib mit der germanischen Sklavin bis du eintrafst.“ Und hoffte so ihre Strafe abzumildern oder aussetzen zu können.


    Dann kam Sabinus direkt zur Sache: „Ursprünglich wollte ich dich nur aufsuchen um die Aufnahme in die ehrwürdigen salii collini bitten. Da man mich jedoch, Zwecks der Ausbildung im cultus deorum, auf einen septemvir verwies, würde ich in diesem Zusammenhang ebenfalls auf dich zurückkommen.“ Der junge Mann war etwas aufgeregt hoffte, dass alles gut gehen würde. Bis jetzt war der Aurelier auf jeden Fall sehr freundlich zu ihm und Sabinus ließ sich nichts anmerken.


    Sim-Off:

    * Vielleicht können wir das irgendwann fortführen.

  • Sim-Off:

    Wegen mir gerne :D


    Noch bevor ihr der Römer eine Antwort geben konnte, hörte Siv eine nur allzu bekannte Stimme hinter sich. Sie hatte nicht mitbekommen, wie Corvinus das Atrium betreten hatte, aber ob sie das, in diesem Moment, davon abgehalten hätte dem Römer so zu antworten, war fraglich. Vielleicht, vielleicht auch nicht. So oder so war es zu spät dafür, und die Germanin schloss für einen winzigen Moment die Augen, als sie die Zurechtweisung hörte. Er musste nicht energisch klingen, sie wusste auch so, dass sie, wie schon so oft zuvor, zu weit gegangen war. Sie hoffte nur ihm war klar, dass sie sich bemühte – sie hatte sich auch dieses Mal bemüht, und sie hatte, wie sie fand, sich erstaunlich gut im Griff gehabt. Sie war nicht laut geworden, sie hatte nicht den Claudier im Speziellen beleidigt, sie hatte nicht irgendwelche Gegenstände auf den Boden befördert und der Wein war auch noch da, wo er sein sollte, nämlich in seiner Kanne respektive in dem Becher des Claudiers. Trotzdem wusste sie, dass Corvinus ihr Verhalten missbilligte. Er entließ sie, deutlicher hätte er nicht werden können in diesem Moment, immerhin war der andere Römer anwesend und bekam alles mit. Einen Moment lang war sie versucht, sich zu rechtfertigen, darauf hinzuweisen, dass sie ja keinen bestimmten Römer gemeint hatte, dass es solche Menschen überall gebe, und noch vor gar nicht allzu langer Zeit hätte sie das auch getan, aber sie lernte dazu, und so biss sie sich kurz auf die Unterlippe und nickte dann. "Entschuldigung", murmelte sie sogar, und auch wenn es nicht wirklich überzeugend klang, war das etwas, das bis vor kurzem undenkbar gewesen wäre. Ruckartig wandte sie sich daraufhin ab und ging zu dem kleinen Tisch und schenkte für Corvinus das Gewünschte ein. Als sie ihm dann den Becher reichte, war in ihren Augen neben der Empörung über die Worte des Claudiers auch zu lesen, dass es ihr tatsächlich leid tat – nicht was sie gesagt hatte, aber dass sie sich nicht im Griff gehabt hatte. Danach, ohne noch ein Wort zu sagen, drehte sie sich um und verschwand.

  • Der Ausdruck auf Sivs Gesicht machte deutlicher als jedes Wort, dass sie wusste, dass es falsch gewesen war, einen Gast durch eine laksige Bemerkung vielleicht vor den Kopf zu stoßen. Ich sagte nichts weiter dazu, sondern bedachte sie mit einem etwas längeren Blick, als sie mir den Wein reichte. Unsere Finger berührten sich kurz, dann hatte sie sich abgewandt und entfernte sich - und ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf den Claudier.


    Ich wusste nicht so recht, ob ich den Kommentar bezüglich Siv ernst nehmen oder ironisch auffassen sollte. Die Mimik meines Gegenübers half mir dabei auch nicht weiter. So beschloss ich, einfach nur zu nicken und mich hernach dem informativeren Teil der Worte zuzuwenden. Es war schon seltsam, mit jemandem aus jener Familie zu reden, mit der die meine um ein Haar enger verbandelt gewesen wäre. Den Hintergedanken wurde ich einfach nicht los, während ich mit ihm sprach. Kurzum: Es war kurios. "Du möchtest dem cultus beitreten?" Diese Tatsache schien mir viel zu banal. Irgendwie hatte ich anderes erwartet. "Nun ja, in beiden Angelegenheiten bist du bei mir wohl an der richtigen Stelle. Zunächst zum cultus deorum... Möchtest du als Schüler oder aber als sacerdos publicus einsteigen? Hier wäre natürlich die Frage, ob du das nötige Wissen und die Selbstsicherheit mitbringst, die man dafür benötigt."

  • Anscheinend war die Sklavin irgendwie beleidigt, warum auch immer. Erwartete sie etwa, dass der Claudier statt mit dem Römer mit ihr sprach? Doch nun konzentrierte sich Sabinus ganz auf den Aurelier.


    Über Corvinus Gedanken über die Claudier wusste dieser selbst nichts. Zu jener Zeit war er nicht in roma und der Aurelier ließ sich auch nichts anmerken.


    „Richtig, ich möchte mein Dienst für roma im cultus für die Götter leisten.“ bestätigte der Claudier die Frage seines Gegenübers. Dann begann er zu erklären: „Zwar habe ich in Griechenland auch eine Kunde über die Götter erhalten, mich beschleicht jedoch der Gedanke, dass diese sehr von griechischen Vorstellungen durchzogen war. Du weißt sicher: zeus und die anderen griechischen Götter auf dem olymp. Um daher sicher zu sein würde ich gern die normale Ausbildung durchlaufen. Mein Ziel danach wäre die Aufnahme in ein collegium. Aber das Eine nach dem Anderen!“ Eigentlich wirkte der Sachverhalt recht einfach. Nur war es wohl für einen Patrizier etwas seltener als discipulus zu beginnen. Der junge Claudier wusste jedoch darum, welchen Wert die Götter auf genau befolgte Riten legten. Er wollte keine Fehler begehen.

  • Es war doch ein wenig seltsam, dass der Claudier meinte, mich über die Wohnstatt der griechischen Götter aufzuklären. Allgemeiner gewählte Worte wären bei mir besser angekommen. Doch war der Claudier noch jung, jünger als ich selbst allemal, und daher übersah ich diesen Fauxpas geflissentlich und nickte bestätigend. "Die Brücken sollte man erst dann überqueren, wenn man sie erreicht hat. Dann ist es also dein Wunsch, Priester des Iuppiter zu werden?" Zumindest nahm ich das an, nachdem er so explizit Zeus erwähnt hatte. Gedanklich ging ich bereits meine Aufzeichnungen durch. Aquilius war ausgelastet, Orestes ebenfalls. Da fiel mir ein, dass ich lange nichts mehr von dem Matinier gehört hatte. Ich sollte mich dringend erkundigen, wie es um seinen Kenntnissstand beschaffen war.


    Ich räusperte mich. "Du wirst sicher verstehen, dass ich dich fragen muss, ob dein Vater oder Vormund mit dieser Wahl einverstanden ist. Ich bräuchte zu gegebener Zeit dann eine schriftliche Bestätigung dessen, sofern du nicht sui iuris bist, heißt das." Ich drängte die Frage nach dem Verwandtschaftsgrad zum Kopf der gens vorerst erfolgreich zurück. Es wäre unhöflich gewesen, den Besucher auszufragen.

  • Das wichtigste wollte der Claudier zuerst klar stellen: „Ich bin sui iuris.“ Das war zwar knapp genügte aber völlig.


    Wie der Aurelier auf die Idee gekommen war, dass Sabinus Priester des iuppiter werden wolle, konnte dieser zuerst nicht ganz nachvollziehen. Dann bemerkte er seinen rhetorischen Fehler und klärte auf: „Oh nein, das wäre zwar eine Ehre, jedoch hatte ich an apollo oder quirinus gedacht. Mir wäre Beides gleich recht, also würde ich mich hier den Bedürfnissen descultus deorum ganz unterordnen. Wobei sich quirinus bei der sabinischen Abstammung der Claudier natürlich besonders anbieten würde, weshalb ich ja auch den salii collin beitreten möchte.“ Dann gestand er ein: „Ich wählte zeus nur als populäres Beispiel eines griechischen Gottes und den olymp als Hinweis auf die anthropomorphischen Vorstellungen der Griechen.“ Und hoffte das der Aurelier nicht weiter darauf herumreiten würde.

  • "Ah", erwiderte ich und nickte verständig. "Dann brauchst du natürlich keine Einverständniserklärung." Die folgende Aufklärung bezüglich seiner persönlichen Vorliebe nahm ich aufmerksam zur Kenntnis. Seine wortgewaltige Erklärung Zeus betreffend verfolgte ich mit einem zunächst überraschten, dann schmunzelnden Ausdruck. Als ob wir selbst keine anthropomorpischen Vorstellungen hatten. Doch sagte ich nichts weiter dazu, sondern ging eher auf die vorherigen Worte ein. Zunächst aber trank ich einen Schluck Wein.


    "Apollo oder Quirinus also. Ich nehme an, dass du ebenfalls Interesse daran hast, irgendwann einmal die Würden und Pflichten des flamen Quirinalis zu übernehmen?" fragte ich nach, während ich gedanklich jeden mir namentlich bekannten sacerdos strich. Keiner, der mir bekannt war, kam als magister für den Claudier in Frage. Ich machte eine nebensächliche Geste mit der Rechten. "Was die Aufnahme bei den collinischen Saliern angeht, bist du dort willkommen. Die nächste Sitzung findet in etwa zwei Wochen statt, ich kann dir den genauen Termin später noch mitteilen, ich habe ihn gerade nicht im Kopf." Irgendwo in den Untiefen meines Schreibtisches befand sich der Terminkalender. Eine Pause entstand. Ich haderte mit mir selbst, ob ich ihn fragen sollte. "Du scheinst noch nicht lange in Rom zu sein?" fragte ich stattdessen. "Zumindest habe ich deinen Namen noch nicht gehört bisher." Geschweige denn, ihn je gesehen. Und es hatte schließlich durchaus Zeiten gegeben, da ich in der villa der Claudier ein und aus gegangen war.

  • Das Thema der Einverständniserklärung nickte Sabinus nur noch einmal ab, um es so endgültig zu beenden, um so zum Kern der Sache zu kommen.


    „Wenn mich der Willen der Götter in den cultus des quirinus tragen sollten, so wäre die Ehre flamen quirinalis zu werden sicher unermesslich. Nur wäre dies noch ein weiter Weg für mich, da ich nicht im ordo senatorius* bin. Verstehe ich das bereits richtig als einen kleinen Hinweis?“


    Als er die Aufnahme in die hohe Bruderschaft der salii collin vernahm erstrahlte der junge Claudier und nickte dankbar. „Ich danke dir vielmals für dein Vertrauen Aurelius und das du mir eine solche Ehre zukommen lässt. Ich werde zum entsprechenden Termin natürlich kommen.“


    Damit, dass Sabinus noch nicht lange in roma war hatte der Aurelier recht. „Richtig. Ich bin zwar in roma geboren...“ versicherte er, um hier jedem negativem Getuschel zu entgehen, „... habe aber große Teile meiner Jugend auf den Landsitzen der Claudier in massilia und Umgebung verbracht. Dort hat meine Familie große Besitzungen. Danach war ich einige Zeit in Griechenland, auf Akademien. Nach roma bin ich schließlich erst vor einigen Wochen dauerhaft zurückgekehrt.“


    Sim-Off:

    * Das habe ich hier in der Simulation noch nicht 100% verstanden: Den ordo equester hat der Patrizier anscheinend ja schon integriert. Den ordo senatorius jedoch anscheinend nicht? Ich müsste also solange etwas anderes tun, bis ich in den ordo senatorius erhoben werde?

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