Atrium | Dum spiro spero*

  • Crista weilte immer noch im Dunkel, welches ihr Gehirn umfing. Die verletzte Schläfe war inzwischen von einem Druckverband verbunden worden und würde ganz langsam zu heilen anfangen. Ihre nasse Kleidung saugte inzwischen die letzte Wärme aus ihrem Körper und kleine Gänsehautwellen liessen ihren Körper erzittern. Doch Crista wachte nicht auf und rührte sich nicht. Keine Regung durchzog ihren Körper... einzig der hebende und senkende Brustkorb verriet den Anwesenden, dass sie atmete und somit noch lebte.

  • Was an anderen Orten hier im Attrium passierte, war mir völlig egal und ich bemerkte es auch nicht. Ich blickte nicht hinüber zu den Herrschaften, die es sichin ihrer Sitzgruppe bequem gemacht hatte, ich bemerkte nicht wie die Caecilierin ohnmächtig wurde.


    Und selbst wenn, es wäre mir egal gewesen. Mein Augenmerk lag allein bei Crista, sanft fuhr ich ihr über die Stirn, ihre wangen entlang und über ihre Schultern. Ich spürte ihr Zittern, spürte die Nässe ihrer Kleidung und auch ihr langsames atem


    "Crista, meine kleine geliebte Crista,... bitte komm zu dir,..." flüsterte ich ihr zu, gerade in dem Moment da sie erneute erzitterte. Verzweifelt sah ich auf, sah denn keiner die Notwendigkeit, sie wärmer zu betten, sie von ihrer nassen Kleidung zu befreien ?

    "Wir müsssen sie wärmer betten... Ich brauche eine Decke,... schnell,.... und wir brauchen eine Kammer für sie !"


    So kräftig und bestimmt war meine Stimme schon lange nicht mehr gewesen....

  • Das Calena ohnmächtig geworden war hatte Arvinia sehr wohl mitbekommen und erschrak, als sich der Wein wie Blut über den Boden verteilte und auch den Mantel ihres Cousins benetzte.


    "Manius! Calena!"


    Rühren konnte sie sich allerdings nicht, ihre Muskeln schienen ihr schlaff zu sein, die Kraft fehlte ihr, ausserdem war es auch nicht nötig, kaum hatte Durus es gesehen, schickte er einige Sklaven samt Capsa zu ihr.
    Allein zurück blieb die kleine Crista mit Cato.
    Erst als Cato Anweisungen gab, wurde der jungen Tiberia erst klar, dass auch ihre Hilfe benötigt werden würde.
    Sie stand auf und ging auf die beiden zu.


    "Bring sie in ihre Räumlichkeiten in meinem Cubiculum, wir müsen ihr auch neue Kleider anziehen, sonst holt sie sich noch eine Nierenentzündung!"


    Ein paar Sklaven die hin und hergerissen schienen, gab sie die Anweisung Cato beim Krankentransport von ihrer kleinen Sklaven zu helfen.
    Kurz blickte sie rüber zu der Sitzgruppe und konnte beobachten, wie ihr Cousin sehr besorgt um Calena zu sein schien. Sie würde vermutlich nichts schlimmeres haben, wahrscheinlich nur ohnmächtig, allerdings war auch das nicht all zu ungefährlich.


    "Manius, wenn du willst kannst du sie in mein Cubiculum bringen lassen, sie kann in meinem Bett zu sich kommen."

  • Titus
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    Ein grosser Menschenauflauf im Atrium lockte auch Titus an. Er hatte seinen Posten vor Albinas Tür verlassen und lehnte sich an die Wand neben dem Aufgang ins Obergeschoss.

  • Durus blickte auf und sah ein wenig aus wie die Mutter dieses Christianergottes, als sie ihren Sohn, den man vom Kreuz abgenommen hatte, in ihren Schoß gelegt bekommen hatte (was von den Christianern späterer Jahrhunderte eine unglaublich beliebte Darstellungsform werden würde). Noch immer war er völlig verwirrt, während Capsa etwas von "Aufpassen, dass sie ihre Zunge nicht verschluckt!" sagte.


    Die Idee Arvinias war wirklich gut - offenbar hatte sie sich von ihrem Schock erholt und dachte nun vielleicht sogar etwas klarer als Durus selbst! Und da sah der Pontifex auch schon jemanden, der wie geschaffen für diese Aufgabe war, nachdem sich die anderen kräftigeren Sklaven um Crista kümmerten:


    "Titus, komm her! Bring diese Dame in das Zimmer von Arvinia!"


    befahl er. Dass Titus ein freier Mann war und kein Sklave und er, bloß weil dieser Quintus aufs Wort gehorchte, noch lange nicht ihm gehorchen musste, interessierte Durus in diesem Falle nicht (und für ihn war Titus sowieso eher ein sklavischer Geist, der Befehle brauchte, um nicht selbst denken zu müssen).

  • Wenn Calena etwas hätte denken können, hätte sie wohl gesagt, dass sie froh war, dass sie nichts mehr mitbekam. In den Dingen wie Blut und Unfälle hatte sie ein zwiespältiges Verhältnis und vieles erinnerte sie einfach an ihre Eltern. Aber da sie schon als Kind niemals hatte Blut sehen können, und schon damals immer wieder in Ohnmacht gefallen war, hatte sie erstaunlich lange nun durchgehalten.
    Nun hing sie in dem Korbsessel und hatte ihre Augen geschlossen, ja wirkte sogar friedlich, wenn man den Ausdruck in ihrem Gesicht deuten konnte. Sie war blass, schrecklich blass, aber alle Anspannung die eben noch auf ihr gelastet hatte war nun endlich verschwunden.


    Das einzigste was an dieser ganzen Szene störte war das viele Blut auf ihrer Kleidung und an ihren Händen. Im ersten Moment schien es als wäre ihr selber etwas zugestoßen, zumindest hätte dies sicher ein Außenstehender so gesehen. #Ruhig hob und senkte sich ihr Brustkorb, also war sie noch am Leben und so weit in Ordnung.


    Vielleicht hätte sie ein warmes Gefühl gespürt bei der Sorge die man sich um sie wohl machte, aber leider bekam sie davon nicht mit, gefangen war sie in der Schwärze die im Moment eine wahre Erlösung für die junge Caeciliern war.

  • Eine nächtliche Parade ungebetener Bilder. Eine Dunkelheit, die niemals endet, ich gleite davon. Eine einsame Leere, jenseits von Schmerz, von Kummer und Worten, umklammert mein Herz. Und ich gehe durch die Tür, die Tür, die ins Alleinsein führt. Ich sinke ins Nichts, in endlose Leere Nur dunkles Geheimnis, erdrückende Schwere!


    Crista reagierte kaum auf die Bemühungen der Menschen um sie herum. Aus weiter Ferne her schien jemanden zu ihr zu sprechen. Sprach er sie an? Sprach er ihren Namen? Der jemand hängte sogar eine Bitte hinten dran, welcher sie aber nicht folgen konnte, weil sie den Weg nicht fand. Warum und woher wusste sie plötzlich, dass es nur einer sein konnte der so mit ihr sprach. War Cato bei ihr? Warum bloss war er soweit weg von ihr? Bei der plötzlichen Wärme, die sie wegen der Decke umgab, bewegte sie unbewusst den Kopf schüttelnd, ihre Mimik schien Überraschung ausdrücken zu wollen über den plötzlichen Wärmeüberfall. Ganz langsam liess das stete Zittern nach, des sie beherrscht hatte und ihre Muskeln begannen sich zu entspannen... bis auf die linke Hand, die blieb verkrampft und zur Faust geballt. Innendrin auf der Handfläche waren schwarze Haare von Kater Paco zu finden. Cristas Kopfschütteln liess nach, sie liess sich vom Schwanken der Trage, des sich wie ein Wiegen anfühlte, einlullen.


    Ich träume wahnsinnige Träume von Gnade und Verzeihen. Erhabene Momente für die Ewigkeit Ich sehe Fetzen meines Lebens, Fragmente meines Seins: Wie Messer, die mein Herz durchbohren, stummes Schreien. Hier gibt es keine Namen, ich weiß nicht, wer ich bin. Alles von Bedeutung, verliert seinen Sinn. Ich falle immer tiefer, immer tiefer in den Traum

  • Die erste Kranke war mit einer Unterkunft versorgt, nun galt es Arvinias junge Sklavin, die hier wohl am schlimmsten dran war, auf das Zimmer ihrer Herrin zu bringen.
    Jene schaute sich um, wer könnte jetzt Crista tragen. Cato war viel zu sehr mit den Nerven fertig, außerdem war Crista eingepackt mit Decken und durch die nasse Kleidung eh schon etwas schwerer.
    Dann sie sie Titus. Er lehnte sich gerade an eine Wand an und schaute dem Debakel zu.


    "Titus! Trage bitte Crista zu ihrer Unterkunft in meinem Cubiculum! Schnell sie brauch die Wärme ihres Bettes!"


    Arvinia kniete sich runter zu Crista "Alles wird gut Crista, kleine Crista .. " dann schaute sie zu Cato "Habe keine Angst Cato, sie brauch einfach nur Ruhe und viel Wärme, wenn du willst kannst du auch in ihrer Unterkunft in meinem Cubiculum übernachten, damit du bei ihr sein kannst."

  • Titus
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    Nein,... ein Sklave war Titus nicht. Er war ein Veteran der Legionen, der im Herzen und Auftreten immer noch ein Soldat war und der dem einzigen Mann, den er respektierte und dem er vertraute, als Leibwächter, Mädchen-für-Alles und Mann-fürs-Grobe, treu und loyal beiseite stand. Vor vielen Jahren hatte er den "kleinen" Patrizier noch während den Übungen schikaniert, doch dieser hatte ihm die Stirn geboten und so war aus den beiden Ungleichen Männern fast so etwas wie Freunde geworden.


    Doch während der eine Karriere gemacht hatte, hatte der andere es immer wieder geschafft, durch Disziplinlosigkeit und Heissblut, sich in schwierigkeiten zu bringen. Nein, der hellste war Titus nicht, denn dann hätte er z.B. nicht einen Centurio geschlagen, doch v`ll war das auch der Grund, warum er sich nicht von jedem herum schubsen liess.


    Durus Worte ignorierte er, er blickte nicht mal in dessen Richtung, doch als Arvinia ihn ansprach, setzte er sich langsam aber bestimmt in Bewegung, schob beiseite was in seinem Weg stand, bis er hinter Cato und Crista stand. Er legte eine Hand auf Catos Schulter, raunte ihm zu : "Geh mal zur Seite, Kleiner,... ich mach das schon..."


    Crista aufzuheben kostete ihn keine Anstrengung, es wirkte mehr so, als er ein Papyrus aufhob, wobei er erstaunlich Sanft vorging, auf eine Art, die kaum jemand ihm zutrauen würde.
    "Führ mich,...." sagte er, ohne das klar war, ob Cato oder Arvinia gemeint war .

  • Ich war wirklich erleichtert, als Arvinia mir zur Seite sprang und als ich dann noch Titus Hand auf meiner Schulter spürte, kehrte noch etwas mehr Vertrauen in mich zurück. Noch einmal strich ich sanft über Cristas Stirn.


    "Bitte, liebste Crista, komm wieder zu dir"


    Dann stand ich auf, blickte kurz zu Titus.


    "Danke," war alles zu ihm sagte, bevor ich mich zu Arvinia drehte. "Auch dir meinen Dank."

  • Jemand fasste nach ihrer Hand, sprach wie aus weiter Ferne zu ihr. Crista versuchte Druck mit den Fingerkuppen auszuüben... mehr oder minder gelang ihr dies. Ob es spürbar war konnte nur Arvinia selbst wissen. Crista wurde seltsamerweise aus dem Einlullen herausgerissen.. das war keine Trage mehr, die sie trug. Das waren starke, kräftige Armen die sie trugen. Ihre Faust öffnete sich nicht, blieb verkrampft geballt als Faust unter der Decke. Schlaff geworden und ohne Körperspannung liess sie sich tragen, lehnte den schmerzenden Kopf gegen Titus Brust, hörte ein Herz schlagen. War es ihr eigenes Herz? Das von Cato? Wieso war er weg? Eine Tropfen rollte aus ihren nassen Haaren, bahnte sich seinen Weg über das linke Augenlid.. und weiter über die Wangen und hinab zum Kinn. Es sah aus, als würde sie im ihrem tiefen Schlaf weinen ohne aus dem andauernden Traum über die sie umgebende Dunkelheit aufwachen zu können.

  • Offenbar hatte Titus ihn nicht verstanden, was Durus zu der Annahme brachte, dass der Veteran wohl ein wenig schwerhörig war. Als er jedoch sofort auf Arvinia reagierte, hätte Durus sich beinahe aufgeregt - Titus war Gast in seinem Hause und hatte ihm gefälligst zu gehorchen - doch die Situation gab ihm keine Zeit dazu. Stattdessen winkte er zwei andere Sklaven herbei, die eine Trage für Crista gebracht hatten und nun arbeitslos herumstanden, da der Hühne ihre Arbeit abgenommen hatte.


    "Folgt Arvinia! Bringt sie in ihr Cubiculum!"


    befahl er und stand einen Augenblick unschlüssig da. Sollte er einfach hier bleiben oder doch lieber mitgehen? Er entschloss sich für letzteres und ging hinter der Trage her, die wiederum Titus folgte.

  • Arvinia hatte gar nicht mitbekommen, dass Titus schon eine Aufgabe von Manius erhalten hatte, bekam somit auch nicht mit, dass er etwas säuerlich war, aber das zählte jetzt nicht! Es galt die beiden Frauen in Arvinias Cubiculum zu bringen.


    "Hier lang!" gab sie vor, nachdem sie Cato zunickte und lief schnellen Schrittes los in ihr Cubiculum.

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