Der Priesterschüler und sein schwarzer Schatten

  • Nachdem sich Phelan und der Custos Corporis der familia duccia Silko durch das Menschengewimmel hindurch gedrängelt hatten, lotzte er seinen Gefährten schließlich in die Taverna Apicia.
    Drinnen war es warm und es roch wie damals, als er mit Aurelius Corvinus und Aurelius Orestes hier war, nach feinduftenden Aromen.
    "Damals wurde ich hier hereingeführt, heute bist du an der Reihe lieber Freund."
    Er wies Silko in Richtung Kamin, der jahreszeitlich bedingt ein wenig mit dünnem Holz entflammt war, wo er sich an einem kleinen Tisch niederließ.
    Auch die Bedienung vom letzten mal, die junge dünne attraktive Frau mit dem verwogenen Blick war da.
    Just in diesem Moment kam sie auch schon auf die beiden zu "Zwei Met bitte und zweimal die heute Empfehlung bitte sehr." Wenn er schon einmal mit Silko wegging, dann wollte er nicht geizig sein. "Was hälst du von der Taverne?"

  • Diese Stadt war so verdammt groß, aber irgendwie schien sie nur eine Taverne zu haben. Oder das Schicksal brachte ihn immer hierher. Dort drüben war er mit Amneris gesessen...sein Blick ruhte einige Sekunden auf ihrem Platz und dann wandte er sich wieder Phelan zu.


    "Das scheint eine gute Taverna zu sein. Auch wenn ich gestehen muss, dass mir die Taverna Silva Nigra beser gefällt." Er grinste breit. Dort hatte er mit Witjon zusammen beim Armdrücken gewonnen. Er hatte den Schreiberling gewinnen lassen-es war ja undenkbar, dass ein Sklave gegen seinen Herrn gewinnen konnte. Außerdem hatte ihm das sichtlich gut getan.
    "Wie läuft es mit deiner Ausbildung? Soviel wie du zu tun hast, könnte man meinen du wärst schon bald fertig. Welchem Gott hast du dich nochmal verschrieben?" Welcher es auch war, es war sicher keiner der richtigen Götter, die Silko anbetete. Aber das war dem Hünen egal, denn irgendein Missionarswille war ihm gänzlich fern. "Gab es eigentlich nochmal Probleme mit diesem Gallier?"

  • Als Silko von der Taverne in der Heimt sprach wurde Phelan ganz schummerig.
    Zu gerne säß er jetzt mit ihm in jener, dabei wissend, dass schon die ersten Schneeflocken sein geliebtes Land mit einem weißen Mantel bedecken.
    "Da hast du Recht, ich bin froh wenn wir bald wieder zurückkönnen. Mit meiner Ausbildung bin ich fast am Ende angelangt, die Prüfung ist nicht mehr fern."
    Die Bedienung kam schon mit der Bestellung und Verus konnte sich ein freundliches Lächeln nicht verkneifen.
    Er erhob den Becher und stieß mit Silko an. "Auf die Heimat mein Freund." Anstatt den ersten Schluck zu nehmen, vergoss er ihn zuerst auf dem Boden und kam dann erst in den Genuß des leckeren Mets.
    Der Nubier würde ihn bestimmt fragen was das denn sollte.
    "Ich habe mich der Göttin Iuno gewidmet. Sie ist die größte und höchste aller Göttinnen. Sie ist die Schützerin aller Mütter und Familien und hält ihre Hand über die Ehe und die Geburten." erklärte er seinem gegenüber und fing an sich über das Essen herzumachen.
    "Mit diesem Louan? Nein nein, so ein rotzfrecher Bengel, der keinen Funken Anstand besitzt ist es nicht wert.." er lachte "außerdem wird er sich nicht mehr blicken lassen, da ich ihn unter den Tisch getrunken habe wie damals die Germanen die Gallier besiegt haben."

  • "Und wenn man sich der Göttin Iuno gewidmet hat, muss man seinen Met verschütten?" Diese römischen Götter waren noch merkwürdiger, als die der Germanen. "Und wieso hast du dich einer Göttin für Frauen geweiht? Ich dachte du seist ein Jäger? Haben die Römer keine Gottheit für die Jagd?" Ob Phelan vielleicht eher auf Knaben stand? Zumindest hatt er ihn bisher nie mit einer jungen Frau zusammen gesehen. Auf dem Markt war er mit drei Kerlen davongezogen. In diesem Moment musste Silko an Witjon denken: Ob das was geworden war mit diesem hübschen Mädchen? Er nahm einen Schluck Met und wandte sich wieder Phelan zu: "Entschuldige bitte, dass ich so direkt frage, aber ich verstehe einfach nicht, wie man sich von seinen Göttern abwenden kann und sich anderen Göttern zuwenden kann." Silko hob entschuldigend die Schultern.


    Eigentlich war es ja egal, welche falschen Götter er anbetete. Silko betete auch weibliche Gottheiten an, doch waren diese wild und oftmals kriegerisch und nicht so sanft wie diese Iuno. Sein letzter Herr war ja ein richtiger Römer gewesen, aber dieser hatte ihn damit zum Glück in Ruhe gelassen.

  • "Nein, das ist ein sogenanntes Trankopfer an die Götter, die beiden Aurelier mit denen ich letztens hier war haben mich das gelehrt und seitdem praktiziere ich es ebenfalls." Ein breites Grinsen trat auf sein Gesicht, was wohl die anderen in der Casa Duccia in der Heimat dazu sagen würden.
    Jetzt folgte etwas intensivere Erklärung. "Das ich ein Jäger bin, da hast du Recht. Es gibt eine Gottheit für die Jagd, Diana heißt sie, meine neue Mitschülerin wird Dianapriesterin." es dauerte ein wenig, bis er weiter erzählte, denn genau in diesem Moment musste einfach nur an Flava denken. Ihre Schönheit, ihre liebe und verständnisvolle Art und ihren Anstand.
    "Du wirst sie bald kennen lernen, wir werden zusammen einen Ausflug unternehmen und ich wered dich mitnehmen. Ich habe noch nie so eine schöne Frau gesehen."
    Letzteres wollte er eigentlich gar nicht sagen, aber raus wars wohl.
    Schnell überspielen und an die letzte Frage zurückkommen "Ich habe mich für Iuno entschieden, weil sie die Schützerin über die Familie, der Ehe und die Geburten ist. Mit ihrer Kraft und ihrer schützenden Hand über unserer Familie wird uns nichts Böses widerfahren." Fast triumphal sprach er jene Worte, kam aber dann auf die Erde zurück "Für unsere noch ausstehende Jagd kann ich trotzdem Diana ein Opfer darbringen, damit wir überaus großen Erfolg haben werden." er zwinkerte dem schwarzen Schatten zu "Ich denke nicht, dass unsere Fertigkeiten es derart nötig hätten, aber schaden wird es mit Sicherheit nicht."
    Er lachte laut und erhob den Becher "Auf die Jagd mein Freund!"


    Schnell stellte er allerdings wieder seinen Bechern ab, als Silko von den Göttern sprach. "Abwenden? Bei Odin was sagst du da? Ich habe mich nicht meinen germanischen Göttern abgewendet und mich den römischen Göttern zugewendet." Ein wenig empört setzte er zur Erklärung an, er konnte Silko aber dennoch nicht böse sein, nur seine Verwandten wurden bisher von seinem Vorhaben unterrichtet.
    "Pass auf das ist so, ich ehre meine germanischen Götter, ich bin Germane und werde es auch immer bleiben. Es ist aber unabstreitbar, dass Mogontiacum eine romanisierte Stadt ist, in der die Romanisierung noch lange kein Ende gefunden hat. Das heisst aber nicht, dass wir uns derer hingeben, wir, die Duccier, werden immer und ausnahmslos an unserer Herkunft festhalten und uns nicht von römischen Traditionen oder Tugenden bekehren lassen." Zwischendrin nahm er einen ordentlichen Schluck Met, schließlich hatte er ja nowat vor wa. "Ich bin nach Rom gekommen, um die Religio Romana zu studieren und zu verstehen. Mein Ziel ist es, beide Religionen in Germania zu vertreten und das nicht nebenher, sondern auf einem gemeinsamen Wege. So verschieden sind die Auslegungen beider Religionen gar nicht. Es gibt viele Unterschiede, aber dennoch genauso viele Gemeinsamkeiten!"
    Der junge angehende Priester hoffte, dass Silko es verstehen würde auf was er hinaus wollte.

  • Jagd? Das klang gut! Darauf stieß Silko gerne an. "Auf die Jagd!" Aha, er hatte also doch ein Mädchen. Solange er aber noch keine nubische Frau von gutem Blute gesehen hatte, hätte er auch noch nicht die schönsten Frauen gesehen. Kurz dachte er an Amneris. Sie war zwar nicht von gutem blute, aber sie hatte es trotzdem in ihren Adern gehabt, dass hatte er ihr sofort angesehen.


    Dann redete Phelan irgend welches irres Zeug. Silko verstand nicht wirklich, was er ihm sagen wollte. "Ich weis nicht viel über eure Götter, denn ich bete zu anderen Göttern, aber du meinst deine Götter finden es gut, wenn du einfach anderen Göttern Opfer darbringst? Also ich weis nicht, aber meine Götter wären da bestimmt nicht erfreut darüber und würden denjenigen sicher strafen."

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