Atrium | Aurelianischer Besuch ...

  • | Stesichoros


    Stesichoros hatte den Besuch ins Atrium geführt und deutete nun auf eine der Sitzgruppen. "Seid so freundlich, und nehmt doch Platz. Ich werde nach meiner Herrin schicken lassen." sagte er dann an die junge Aurelierin gewandt. Dann wies er kurz einen der Haussklaven an, den Gästen etwas zu trinken zu bringen und Albina benachrichtigen zu lassen, bevor er sich dann zu seinem Platz an der Porta zurückzog.

  • Vorbei an den etlichen Büsten der verstorbenen Familienmitglieder hatte der freundliche Ianitor Die Aurelia samt Sklavin in das schön anzusehende Atrium geführt. Die weinrote Stola raffend nahm Severa elegant auf dem anbetotenen Stuhl Platz, nachdem der Sklave sie auf die Sitzgruppe aufmerksam gemacht hatte. Ihre Augen blickten auf das mit Marmor verkleidete Impluvium, als sie ihre Hände sachte auf den Schoß legte. Das Wasser im Auffangbecken war still. Severa lauschte ansgtrengt nach Geräuschen. Nach Schritten, die sich dem Atrium näherten. Noch war nichts zu erkennen. Ihr Blick wanderte nachfolgend zu Berenice, welche sich erst einige Zeit nach ihrer Herrin hingesetzt hatte. Leichte Nervosität keimte in Severa. Lange hatte sie ihre Freundin nicht gesehen. Ob Albina sie überhaupt erkannte? Oder sich gar über ihren Besuch nicht freute? Nein. Die Aurelierin schüttelte innerlich den Kopf. Die Tiberia würde sich ohne Zweifel freuen. Seit die Beiden sich vor Jahren das erste mal begegnet waren, machte die Nämliche einen überaus sympathischen Eindruck auf Severa. Bis ihr Vater gestorben ist haben die Zwei sich des Öfteren in ihrer frühen Jugend getroffen. Zu ihrer beider Leidwesen jedoch verstab jener früh. Heute noch quälte sie der Gedanke, dass die Götter ihren Vater so schnell haben ihr wegnehmen müssen. Ruhelos trommelte sie mit den Fingerspitzen auf ihrem Bein herum, richtete sich jedoch etwas auf, Albina würde sicherlich im nächsten Moment schon den Raum betreten...

  • ... und genau das tat Albina auch. Als sie die Nachricht über den Besuch erreicht hatte, war sie schnellen Schrittes gen Atrium geeilt, wo sie nun mit freudigem aber leicht unsicherem Blick eintraft. Konnte das wahr sein? Sie erinnerte sich noch gut an Severa, doch hatten sie einander Jahre nicht gesehen. Es war so viel geschehen seit damals, dass es Albina wie ein fremdes Leben vorkam, wenn sie daran zurückdachte.
    Sie blickte die junge Aurelierin an, die sich augenscheinlich verändert hatte. Sie ähnelte zwar noch immer ihrem kindlichen Ich, doch hatte sie eben diese kindlichen Züge abgelegt und Platz gemacht für eine gutaussehende junge Frau. Albina strahlte.
    "Severa, Salve, welch eine Überraschung!" stieß sie dann hervor, während sie auf eben jene zuschritt. Kurz vor ihr blieb sie stehen und musterte ihre alte Freundin kurz. "Was für eine Freude. Womit habe ich das verdient? Wie geht es dir? Seit wann bist du in Rom?" bestürmte sie die alte Freundin mit Fragen.

  • Tatsächlich musste die Aurelia nicht lange warten. Albina kam schnellen Schrittes herbei geeilt, woraufhin Severa sich erhob um auf jene zuzugehen. Der Blick ihrer Freundin verriet ihr, dass sie sich über den Besuch freute. Ein erfreutes Lächeln zierte die Lippen Severas dauraufhin. Sie musterte die Tiberia strahlend. Sie war groß, von zierlicher Statur und besaß ein zartes Gesicht. Völlig neidlos hatte Severa festgestellt, dass Albina zu einer hübschen jungen Frau heran gereift war. "Albina, es freut mich so dich wieder zu sehen!" Die Patrizierin trat näher auf die Nämliche zu um diese herzlich zu umarmen. Albina war etwas größer als sie. Fast allen Frauen waren dies. Sie war schon immer etwas kleiner gewesen. Aber das störte sie nicht. Die junge Frau lächelte erfreut. "Ich bin erst seit kurzem in Rom, da habe ich mir gleich gedacht dass ich dich so schnell wie möglich besuchen muss!", entgegnete die Aureliern grinsend und konnte sich folgendes Kompliment nicht verkneifen: "Du siehst einfach wundervoll aus!" Ein breites Lächeln diente zur Unterstreichung ihrer völlig ernst gemeinten Worte. "Wie lange ist es her? 5 Jahre? 6 Jahre? Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen! Ich habe dich wirklich vermisst." Vor allem vermisste sie die unbeschwerten Kindheitstage. Die Tage, an denen ihr Vater sie auf geschäftlichen Reisen hat mitnehmen dürfen. Auf diese Weise konnte sie Albina, sowie ihre Cousine Laevina stets treffen. Es war eine willkommene Abwechselung zu dem öden Landleben. "Oh, mir geht es sehr gut, ich kann mich wirklich nicht beschweren. Rom ist eine so schöne Stadt. Wie ich sie vermisst habe!", antwortete Severa beschwingt auf Albinas Frage. "Und dir?"

  • Albina lächelte. "Mich freut es nicht minder!", meinte sie und erwiderte die Umarmung. Wie sehr hatte sie sich in den Wirren der letzten ereignisreichen Jahre nach einer Freundin wie Severa gesehnt. Doch seit sie ihre Heimat, das Illyricum verlassen hatte, und in Rom bzw. Mantua lebte, hatte sie weder die Gelegenheit noch die Personen dafür gefunden. Vielleicht würde sich dies ja nun ändern. "Dankeschön. Du hast dich aber auch wirklich gemausert. Die Severa die ich kannte, war ein hübsches Mädchen und nun bist du eine schöne Frau geworden. Wie die Zeit uns doch verändert hat. Es müssen mittlerweile schon mehr als 5 Jahre sein..." meinte Albina dann grübelnd. Sie musste erst einmal überlegen, wann sie sich das letzte Mal begegnet waren. Ja, es musste der Sommer vor 5 Jahren gewesen sein. Severa war zu Besuch auf dem Landgut von Albinas Eltern gewesen.
    "Setzen wir uns doch." meitne die junge Tiberia dann, bevor sie weiter auf die Worte ihrer Freundin einging und führte Severa strahlend mit einer Hand leich an deren Ellenbogen zurück zu der Sitzgruppe, von der sie sich erhoben hatte, als Albina eingetreten war. Sie setzte sich in einen der Korbstühle und blickte ihre Freundin dann an.
    "Es ist so schön, dich jetzt hier zu wissen. So voll Rom auch ist, so leer ist es an guten Freundinnen. Du hast mir auch gefehlt. Gerade in den letzten Jahren, hätte ich so viel darum gegeben, mit dir sprechen zu können..." meinte sie dann und seufzte leicht bei den Erinnerungen. "Ich bin erst seit Kurzem wieder in Rom. Aber es geht mir gut, wenn man so möchte. Ich bin gesund, mir mangelt es an nichts und noch dazu, was die meisten vermutlich für einen tollen Umstand halten, bin ich verlobt." erzählte Albina.

  • Albinas Kompliment nahm sie mit einem dankbaren Lächeln entgegen, bis ihre Gesichtszüge ob des darauf folgenden Satzes etwas nachdenklicher wurden. 5 Jahre ist es her. Es war so viel passiert in dieser Zeit. So schien es immerhin bei Albina der Fall zu sein. Allerdings nicht bei Severa. 5 lange Jahre verschwendete sie einsam auf dem Land. Selbigem hätte sie viel eher schon den Rücken zukehren müssen, brachte es jedoch nicht übers Herz, Melina alleine zu lassen. Ein kurzes Seufzen entglitt ihren Lippen. Severa würde es sich nicht verzeihen können. Dass sie nicht schon früher nach Rom gekommen war. Die Gedanken von sich abschüttelnd ließ sich die Aurelierin dann sachte von ihrer Freundin zu der Sitzgruppe führen und setzte sich auf deren Vorschlag hin erneut auf einen der bequemen Korbstühle. Das Strahlen schien sich nicht aus dem Antlitz der jungen Frau lösen zu wollen. Es war wundervoll, ihre Freundin wieder bei sich zu wissen. "Du ahnst nicht, wie schrecklich öde es auf dem Land war. Es war so langweilig ohne dich! Aber was ist denn bei dir in den letzten Jahren passiert?" Letzteres fragte sie ob Albinas Aussage in einem leicht besorgten Ton. Die danach folgende Nachricht versetzte Severa jedoch in ein strahlendes Lächeln: "Bei den Göttern, du bist verlobt? Das freut mich für dich!" Überrascht aber dennoch erfreut legte sie ihre Hand auf Albinas Arm. "Seit wann denn das? Das ist ja wundervoll! Wer ist denn der Glückliche?" Aufgeregt bestürmte sie ihre Freundin mit jenen Fragen. Albina war verlobt! Damit hätte Severa nicht im Traum gerechnet. Die Tiberia war doch noch so jung und so klein und so… kindlich. So unverheiratet eben! Noch konnte sich die Aurelia nicht an den Gedanken gewöhnen, ihre Freundin als Verlobte und später gar als Ehefrau zu sehen. Dennoch freute sie sich für Albina und jene Freude spiegelte sich in jedem Zug ihres Gesichts wider.

  • Etwas schien in ihrer Freundin vorzugehen, bemerkte Albina bei dem kleinen Seufzer, der Severa entging. Woran mochte dies wohl liegen? Sie würde sie bei anderer Gelegeneheit einmal danach fragen. Zunächst würde sie wohl Bericht erstatten müssen.
    "Nunja, ich bin vor einiger Zeit von meinen Eltern nach Rom geschickt worden. Das war noch vor dem Krieg gegen die Parther. Zunächst war es schwer sich hier einzufinden. Ich war all die Regeln und Einschränkungen, an die ich mich hier halten musste, nicht gewohnt. So langweilig das Landleben auch sein mag, so frei ist es aber auch." Leich wehmütig dachte sie daran zurück, wie sie allein über die Felder gestrichen war, auf der Suche nach Kornblumen oder wie sie einfach in einem der Getreidefelder Quartier bezogen hatte um eines ihrer Bücher zu lesen. Das wäre hier undenkbar... "Mein Vater hat meinem Vetter Tiberius Vitamalacus die Sorge um mich übertragen und er ist...nunja, versteh mich nicht falsch, ich liebe meinen Vetter. Aber es hat lange gedauert, bis ich zu ihm durchgedrungen bin. Er ist durch und durch Soldat." Sie nahm ihren Becher in die Hand, hob ihn an und trank einen Schluck bevor sie weitersprach. Sie überlegt einen Moment, ob sie ihrer alten Freundin von Verres erzählen sollte, entschied aber, dass sie es nicht wirklich konnte. Jetzt auf jeden Fall noch nicht...vielleicht irgendwann. "Ich lebte mit Quintus eine Zeit lang in Mantua im Castellum... und dann kam der Krieg. Mein Vetter ging fort und ich zurück nach Rom. Es war eine fürchterliche Zeit für mich... Ich habe mir ständig Sorgen gemacht. Mich ziemlich zurückgezogen...Nunja, dann war der Krieg vorbei, Quintus kam zurück und ich zog wieder ins Castellum. Ein schrecklicher Ort für Frauen im Übrigen. Und vor ein paar Wochen, naja, bin ich wieder zurück nach Rom gekommen. Ich hoffe es wird alles besser." Auf die Freude ihrer Freundin hin, musste selbst Albina kurz Lächeln. Doch nicht aufgrund ihrer Verlobung, wie man annehmen könnte, sondern einzig über die kindliche Freude von Severa. Wenn sie doch nur wüsste, dachte sie dann... Alle römischen Mädchen stellten es sich schön vor, irgendwann verlobt zu sein. Einen einflussreichen Mann zu heiraten. Doch kaum eine hatte zuvor schon einmal geliebt...einen Menschen, den sie liebten, verloren. Verdammt einem Fremden das zu sein, was sie einst einem anderen versprochen hatten. Doch auch für dieses Thema war jetzt nicht der rechte Zeitpunkt. Das Wiedersehen sollte nicht unter so einem traurigen Stern stehen.
    "Ohje...es ist schon ein wenig her. Quintus schrieb mir von der Übereinkunft , als er noch in Parthien war." Überlegte sie kurz. Hatte dabei völlig vergessen, ihren Verlobten zu erwähnen. "Oh, achja, ich bin mit dem Senator, Lucius Flavius Furianus, verlobt, wenn du ihn zufällig kennst. Er war bis vor kurzem Proconsul in Hispania."

  • Titus
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    Immer in der Nähe von Albina sein, langweilte Titus. Doch er tat sein Pflicht, hielt sich dabei dezent im Hintergrund....








    ....so dezent es ein Koloss wie er konnte : Der Stuhl, den er sich heran zog, schabbte über den Boden, knarrte unter seinem Gewicht und der Becher mit Wein stellte er auch nicht besonders achtsam auf den Tisch.


    Und dann forderten Wein und Essen ihren Tribut : Titus rülpste.....

  • Severa nickte hier und da während des langen Berichtes ihrer Freundin, ehe sie sich dazu äußerte. Der Umstand dass Albina so viel hatte erleben können, oder besser gesagt müssen und bei Severa rein gar nichts passiert war in den letzten Jahren verursachte erhebliche Bedenken, die sich in ihrem Kopf zu entfalten begannen. Es war seltsam. Und schmählich. So als wäre das Leben völlig an ihr vorüber gezogen. "Na ja. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Die Stadt kann man unter keinen Umständen mit dem Land vergleichen. Hier in Rom gelten natürlich gewisse Vorbehalte und Regeln an die sich vor allem Patrizier zu halten haben…" Severa nippte über ihre eigenen Worte grübelnd an dem Becher verdünnten Wein, welchen man der Aureliern vorhin serviert hatte, ehe sie fortfuhr. "Wenn man an das Landleben gewöhnt ist, kann es eine Zeit lang dauern bis man sich dem ganzen Treiben hier angepasst hat, aber ich finde es auf jeden Fall schöner als in Süditalien." Bei der kommenden Aussage Albinas nickte Severa verständnisvoll. Soldaten blieben ihr in einem gänzlich forschen und teilweise, ja, reservierten Verhalten im Gedächtnis haften. Vielleicht war es nicht bei allen so, sie kannte Albinas Vetter schließlich nicht. Es war völlig nachvollziehbar dass es Albina in jener Zeit schlecht ging und sie sich Sorgen machte. Ein sanftmütiges Lächeln bildete sich auf Severas Lippen. "Das kann ich mir nur zu gut vorstellen. Ein Castellum ist sicherlich nicht der geeignete Platz für eine Frau!" Alsbald wandten sich die beiden Patrizierin allerdings wieder ein freudigerem Thema zu.
    Albina war mit einem Senator verlobt. Ein Flavier war er dazu, wie Severa gerade erfahren hatte. Die Patrizierin musste unverhofft an die anstehende Verbindung ihres Großcousins Corvinus mit einer Flavierin denken. Sie gönnte die Verlobung ihrer Freundin in allen Zügen. Severa wunderte sich allerdings etwas, dass sie ihn so beiläufig erwähnt hatte. Nicht mit der Euphorie, welche sie erwartet hatte. Ein wenig enttäuscht blickte die Aurelierin nun drein. Bemerkte es selber jedoch nicht. Sie holte aus, um etwas zu sagen, wurde jedoch abrupt davon abgehalten. Ihre Augen verengten sich etwas, als der tiberische Sklave den Stuhl krachend hin und her schob, seinen körperlichen Geräuschen freien Lauf ließ und sich dessen nicht mal schuldig war. Nein. Bei einem Sklaven würde die Patrizierin so ein Benehmen niemals dulden. Würde ihre Berenice so etwas jemals wagen, dann könnte sie sich auf was gefasst machen! Das unmögliche Verhalten jenen Sklavens ignorierend versuchte Severa ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Berenice indes rümpfte ob des impertinenten Sklaven angewidert die Nase, woraufhin sie mit einem unmissverständlichen Blick ihrer Herrin fixiert wurde. Sogleich verharrte die Nämliche.

  • Albina verstand ihre Freundin gut. Zunächst hatte sie sich auch gefreut nach Rom gehen zu können. Endlich die große weite Welt zu sehen... Und dann war alles so anders gekommen. Aber dennoch lächelte Albina, immerhin waren es nicht nur schlechte Erinnerungen, die sie mit ihrer Anfangszeit hier verband.
    "Ich denke zum Aufwachsen ist das Landleben sehr gut geeignet. Doch irgendwann sollte jeder der was auf sich hält in Rom verkehren, sofern ihn keine Verpflichtung davon abhält ."Zumindest, dachte Albina, war das die landläufige Meinung.
    Albina merkte, wie der Gesichtsausdruck ihrer Freudin bei der kurzen Erwähnung von Furianus in leichte Enttäuschung überging und ahnte auch schon wieso. Vermutlich hatte sie sich mehr Überschwang und Details erwartet... Auch wenn Albina es hasste, war sie ihrer Freundin zu Liebe gerade im Begriff ein wenig auszuholen, als sie von einem ekelerregenden Geräusch überrascht kurz zusammenzuckte.
    Dass Titus Möbel nicht leise verrücken konnte, das wusste Albina bereits... Dass er alle Dinge, die er irgendwo abstellte oder drauflegte mit unnötiger Wucht aufkomme lies, wusste sie mittlerweile ebenfalls... Dies waren Dinge, die sie einfach ignoriert hatte und schlichtweg in Gedanken mit den Augen rollte. Aber in ihrer Gegenwart, noch dazu, wenn Besuch da war, einfach so zu ...sie wollte das Wort nicht mal denken...das ging zu weit.


    "TITUS!", entfuhr es ihr kurzerhand, als sie sich zu ihm umwandte. "Benimm dich doch bitte wenigstens ein BIßCHEN!" sie fuhr sich mit den Händen genervt durch die Haare und wandte sich dann wieder zu Severa um.
    "Verzeih bitte! Titus ist ein Rüpel. Aber leider ist er ein Handlanger meines Vetters und muss in dessen Abwesenheit stets in meiner Nähe sein. Es tut mir wirklich Leid, dass ich dir das zumuten muss. Er ist ein einfach Soldat, wenn du verstehst, was ich meine." Sie hoffte, Severa würde Verständnis dafür aufbringen können, wo Albina selbst das nur schwerlich konnte. Quintus würde sich warm anziehen können, wenn er denn endlich mal nach Rom kommen würde.

  • Leicht abschweifend biss Severa auf ihrer Unterlippe herum. Zum Thema Landleben äußerte sie nichts mehr. Wieso sollte sich die Aurelierin jetzt noch ewig damit beschäftigen, wo dieser Lebensabschnitt für sie doch ohnehin schon längst abgetan war? Severa lehnte sich gelassen zurück, dabei weiterhin den Becher Wein in der rechten Hand haltend um bisweilen hin und wieder einen Schluck des selbigen nehmen zu können. Stumm betrachtete sie ihre Freundin. Albina war von einem unglaublich reifen Naturell. In jedem weiteren Wort von ihr bestätigte sich selbiges. Severa musste wohl im Gegenpol zu ihr naiv und kindisch wirken. So als hätten sich die Beiden vollkommen auseinander gelebt. In den letzten Jahren schien sich so viel verändert zu haben. Severa indes bereute ihre Entscheidung jedoch keinesfalls, hierher gekommen zu sein. Eine so gute Freundin wie Albina würde sie nicht oft finden. Und jetzt, wo beide in Rom lebten, konnten sich die zwei Patrizierinnen regelmäßig treffen. Wie damals. "Albina, wir sollten so schnell wie möglich einen kleinen Ausflug auf die Märkte machen, wie fändest du das?",
    fragte Severa die eingetretene Stille brechend an ihre Freundin gewandt mit einem nicht minder strahlenden Lächeln auf den Lippen.
    Die Szenerie zwischen Herrin und Sklave beobachtete Severa still schweigend. Wie hätte sie wohl in jenem Augenblick reagiert? Noch nie hatte die junge Frau ein solch vulgäres Verhalten eines Sklaven erlebt. Wie froh sie da doch plötzlich war, ihre Berenice zu haben. Ein wahrer Glücksgriff!
    "TITUS!", entfuhr es ihr kurzerhand, als sie sich zu ihm umwandte. "Benimm dich doch bitte wenigstens ein BIßCHEN!"
    Es war kaum vorstellbar, dass sich Titus überhaupt benehmen konnte. Nach dieser Ansage Albinas dürfte sich der Nämliche allerdings distanziert im Hintergrund halten zu wissen. Falls er denn einen Hauch von Intelligenz und Fügsamkeit besitzt. Und das war stark zu bezweifeln. "Ach", begann Severa gleichmütig, "Ich verstehe schon. Das macht mir wirklich nichts…" Ihr wurde das Wort abgeschnitten. Kaum zu glauben war es. Einen halb angewiderten, halb empörten Blick konnte sie sich nur schwer zurückhalten - nichtsdestotrotz gelang es ihr… irgendwie. Ein kaum sichtbar mokanter Ausdruck machte sich auf Severas Antlitz breit. Nein, was hätte sie sich jetzt an der Stelle von Albina geschämt. Spätestens jetzt hätte die Aurelierin den unangenehmen Sklaven hinaus geschickt!

  • Ein Ausflug auf die Märkte? Welch eine wundervolle Vorstellung das derzeit für Albina war, wo sie auf Geheiß ihres Vetters die Villa schon seit Tagen nicht verlassen durfte. Doch so wundervoll sie war, so unmöglich war es ihr derzeit, zuzustimmen. Aber da ihr die Situation schon unangenehm genug war, wollte sie jetzt nicht ausführen, dass sie und ihr Vetter im Klinsch waren und er kurzerhand Hausarrest angeordnet hatte. Daher lächelte die Tiberia vorerst nur sanftmütig und meinte: "Ja, das ist eine sehr schöne Idee. Nur leider bin ich momentan ziemlich beschäftigt. Aber ich werde dir sofort Bescheid geben, sobald es sich einrichten lässt." Und der Stubenarrest vorbei war, dachte sie dann etwas bitter. Sie war ihrer Freundin dankbar, dass sie diese Peinlichkeit von Titus Benehmen nach außen hin so gelassen hinnahm, auch wenn es sie vermutlich noch mehr abstoßen musste, als Albina, die zu ihrem Leidwesen schon ein wenig an Titus gewöhnt war. Sie wollte gerade etwas derartiges sagen als... Das konnte doch nun wirklich nicht wahr sein! Albinas durch die Peinlichkeit ohnehin schon leicht geröteten Wangen wurden schlagartig knallrot und sie schloss zunächst einen Augenblick die Augen, überlegend, was um alles in der Welt sie nun machen sollte.
    "Ich...ich..." begann sie dann an Severa gewandt, aber vollendete den Satz nicht, weil sie nicht wusste, was sie hätte sagen können. Dann wandte sie sich zu Titus um und schenkte ihm einen Blick, der selbst das heißeste Blut hätte gefrieren lassen und meinte mit leicht zusammengebissenen Zähnen. "Titus, was bei den Göttern fällt dir ein?!" Die Antwort nicht abwartend änderte sie ihre Taktik und überlegte sich etwas anderes. "Achja, was ich dir noch von der Köchin ausrichten sollte, aber es vergessen habe : Sie hat heute Braten gemacht und hat davon extra etwas für dich aufgehoben. Willst du nicht gehen und erstmal etwas essen?"
    Etwas leiser fügte sie dann hinzu: "Da ich Besuch habe, besteht wohl kaum die Möglichkeit, dass ich mich inzwischen in Luft auflöse." Sie hoffte, damit Erfolg zu haben. Nein, sie betete zu den Göttern. Denn sollte sich Titus nicht überreden lassen, würde sie wohl Severa bitten müssen, ein anderes Mal wieder zu kommen, weil sie diese Unverschämtheiten wahrlich niemandem zumuten konnte und wollte.

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