[Tempel] Apollonis Granni Mogounis

  • Er trat vor die Weihrauchschale und atmete die durch.


    Licinus setzte mit langsamen, kontrollierten Bewegungen den Weihrauch in Brand. Er sah die sich kräuselnden Duftschwaden und roch die Öle, die verbrannten. Tief sog er Geruch und Moment in sich und atmete nur. Beim Ausatmen schien die Zeit einen Moment wie still zu stehen. Nichts rührte sich bis seine Lunge ganz leer war. Dann schien wieder Bewegung in die Mengen zu kommen und Licinus sprach sehr leise aber mit tragender Stimme ein Stoßgebet: "Lass mich die richtigen Worte finden!", flehte er.


    Dann trat er mit abgehakten Schritten vor den Opfertisch und nahm die Gebetshaltung ein. Er schluckte einmal und bat dann mit deutlich klangvollerer tönenderer Stimme:


    "Apollo Grannus. Mehrfach hast du mich sicher durch meine Reisen geleitet, stets habe ich dir in angemessener Weise dafür gedankt. Nun stehe ich zum ersten Mal als um Heilung Bittender vor dir. Mein Mündel Esquilina liegt im Fieber und ihre Lunge ist gefüllt mit überschüssigem Schleim. Ich bitte dich, sei wohlwollend und gewähre ihr eine rasche Genesung. Ich gelobe dir einen Ziegenbock zu opfern und dir einen Weihestein zu setzen, wenn meine Kleine wieder gesund ist. Dies gelobe ich Marcus Iulius Licinus, aus der tribus Esquilina, des Gaius Sohn und Präfekt der zweiten legio."

  • Curio hatte bis jetzt nicht eingreifen müssen. Der Iulier bewies Haltung in dieser schweren Zeit und der Helvetier zollte ihm dafür stumm Anerkennung. Dann jedoch galt es fortzufahren und er nickte den Opferdienern, die dem Iulier nun seine Opfergaben reichten, damit er diese vor die Kultstatue stellen konnte. Zuerst die massive Votivfigür eines jungen weiblichen Körpers, Opferkuchen, Gemüse und schließlich den Wein. Dann räusperte sich Curio leise und flüsterte dann.


    Nimm dafür diese Gaben, die ich für dich ausgewählt habe, diese Votivfigur, den Opferkuchen, das Gemüse und den Wein als Gabe für deine Hilfe.


    Sobald der Iulier diese Worte nachgesprochen hatte, musste er sich eigentlich nur noch zur rechten Seite abwenden, um das Gebet formal zu beenden.

  • Die Gaben wurden zu Licinus Seite herangetragen von den Opferhelfern, während der Helvetier ihm etwas ins Ohr flüsterte. Aber was? Licinus verstand nur mit Mühe jedes zweite Wort. Er wurde nervös. So lange hatte er sich auf die Formulierung der Bitte konzentriert, dass er die Darreichungsformeln darüber völlig außer acht gelassen hatte.


    Er griff langsam nach der Votivgabe, hob sie wie in Zeitlupe vor den Gott und fing langsam an zu sprechen. Was hatte der Helvetier ihm eingesagt? Seine Ohren waren durch den stteten militärlärm etwas ahrt geworden in den vergangenen Jahre. Er konnte nur hoffen, dass er die Worte einigermaßen nachsagen konnte.


    "Nimm dafür Dies, für dich von mir ausgewählt, diese Votivfigur, den Opferkuchen, das Gemüse und den Wein als Gabe und Bitte um deine Hilfe."


    Mit schwitzigen Händen hob er Gabe um Gabe vor dem Gott in die Höhe, um sie anschließend auf dem Gabentisch zu platzieren.


    Als alles vor ihms tand hielt er wieder einen Moment inne, dann führte er den einen Fuß hinter den anderen und bereitete sich zu drehen vor. Dies war der letzte Moment, an dem der Helvetier ihn aufhalten konnte. Dann hob er sich auf die Fußballen und drehte sich über rechts hinaus. Etwas zackiger als in diesen Hallen üblich und die genagelten Sohlen knirschten unangenehm auf dem Marmorboden. Er stand vor dem Aedituus und sah in fragend an.

  • So ganz funktionierte er nicht und Curio nahm sich vor, beim nächsten Mal doch etwas lauter, deutlicher und langsamer zu sprechen, grade wenn es um Opferwillige geht, die so unter Druck stehen, wie es bei dem Iulier der Fall war. Dennoch war alles in Ordnung, zumal die Götter ja nicht unbedingt daran interessiert waren, dass jedes Wort genau gleich war, sondern dass der Sinn des Gesagten ankam und das war hier zweifelsohne der Fall. Curio machte daher auch keine Anstalten, den Iulier aufzuhalten, als dieser sich nun nach rechts abwandte. Lediglich aufgrund des Knierschens auf dem Boden zuckte der Aedituus leicht zusammen, riss sich aber schnell wieder zusammen, denn er wollte dem Iulier kein schlechtes Gefühl mitgeben.
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    Nun heißt es hoffen, Prafectus, und auf das Wohlwollen des Apollo tu vertrauen.


    sagte er mit einem aufmunternden Lächeln, kam dann aber noch auf eine andere Idee, die vielleicht helfen konnte.


    Wenn du noch einen Augenblick warten möchtest.


    Mit schnellen Schritten ging Curio zu dem kleinen Regal, in dem die Flaschen mit dem Heilwasser standen, das am Morgen in der Quelle unter dem Tempel abgefüllt worden war. Drei Fläschchen waren noch übrig, von denen der Helvetier nun eines herausgriff und dann wieder zu dem Iulier zurück.


    Nimm das hier noch für dein Mündel mit. Es ist Wasser aus der Heilquelle, die sich hier unter dem Tempel befindet. Alpina kann es den Tränken zugeben, die sie herstellt, aber es kann auch pur in kleinen Schlucken getrunken werden.


    Mit einem Nicken drückte er dem Präfekten das das Fläschchen in die Hand, ohne allerdings, wie sonst üblich, um eine Spende zu bitten. Viele Menschen nutzten das Wasser auch zu Wellnesszwecken, wenn es aber um konkrete Krankheiten ging, gab er das Wasser auch gerne so aus.

  • Natürlich wartete Licinus noch einen Moment und nahm anschließend das kleine Fläschchen entgegen.
    "Ich danke dir Helvetius Curio, sowohl hierfür,a ls auch für deine Hilfe beim Einkauf und beim Opfer. Ich werde das nicht vergessen!" versprach er.
    "Ich komme wieder, wenn meine Kleine gesundet ist. Vale bene."
    Licinnus hielt ihm noch kurz die Hand hin, drückte sie und verließ den Tempel zurück zu Alpina und der kranken Esquilina.

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