Nie suchte irgendwer nach ihm… abgesehen von irgendwelchen Vorgesetzten. Nie. Entsprechend überraschend war deshalb auch die Nachricht der Wache gekommen: Ein Mädchen stünde vor dem Tor, irgendeine Iulia, und es sei besonders wichtig.
Doch nicht etwa die Iulia. Die etwas schräge, die er damals auf dem Forum getroffen hatte, oder besser, die die ihn ohne Scheu angesprochen und all ihre Sorgen über ihm ausgeschüttet hatte? Jedenfalls war sie die einzige Iulia, die in Frage kam.
Viel lieber hätte er nach dem morgendlichen Exerzieren und vor dem späteren Wachdienst natürlich ein Nickerchen eingeschoben, stattdessen schob er sich jetzt durchs Tor, fuhr sich noch einmal durch die kurzen Haare und fragte sich, was überhaupt so wichtig war, dass sich die junge Iulia auf den Weg bis zur Castra machte, nur um mit ihm zu sprechen. Ausgerechnet mit ihm. Weil er ja der Meister im Lösen von Problemen schlechthin war. Und tatsächlich, da stand sie herum und wartete.
"Salve, Iulia Torquata", grüßte er bemüht freundlich. Irgendwie tat sie ihm ja schon leid. Man musste schließlich ganz schön verzweifelt sein, um sich an irgendwelche Fremden zu wenden, so wie sie es tat, selbst wenn er nicht irgendein Gammler von der Straße sondern Praetorianer war. Außerdem hatte er ihr gesagt, wie sie ihn erreichen konnte... da musste er ja fast damit rechnen, dass sie sein Angebot wirklich annahm. "Was gibt's?"
[Porta Praetoria] Haupttor (Vor dem Betreten des Lagers hier melden!)
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Ein lautloser Seufzer der Erleichterung entfuhr Torquata, als sie Avianus auf die Porta zukommen sah.
"Salve Avianus", grüßte sie zurück und registrierte dabei flüchtig, dass er sie noch immer mit ihrem vollen Namen ansprach. "Hast du Zeit?", fragte sie.
Dieses Mal war ihr Auftreten von einer äußerlichen Ruhe, die bei ihrem ersten Aufeinandertreffen nicht zu spüren gewesen war. Fast könnte man meinen, sie sei über Nacht erwachsen geworden.
"Könnten wir vielleicht ein Stück gehen?"
Anmutig zog Torquata die Falten ihrer Palla zurecht und gab dem massig gebauten Sklaven mit einem beinahe nachlässigen Wink zu verstehen, dass er sich zu entfernen hatte. Was dieser auch prompt tat...
...Nur dass seine neue Position sich nun mehr zwischen Avianus und der Porta Praetoria befand.
Zwar nötigte dies den Iunier nicht unbedingt, der Einladung Folge zu leisten - die Torwache befand sich ja in absoluter Nähe - doch einer sehr eindringlichen Aufforderung kam es dennoch gleich. -
"Naja... schon", gab er als Antwort zurück und musterte etwas skeptisch den kräftig gebauten Sklaven. Es entging im natürlich nicht, wo sich dieser aufstellte, nachdem Torquata ihn von sich weggeschickt hatte, nur ob sie es so beabsichtigt hatte, war ihm nicht ganz klar. Dass er am Ende ihrer Einladung zu einem Spaziergang folgte, lag allerdings weniger am Begleiter der Iulia - vor dem brauchte er bestimmt keine Angst zu haben - sondern mehr daran, dass er erfahren wollte was denn nun so wichtig war.
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Pollex, Custos Corporis Iuliae Torquatae
Energisch stapfte Pollex auf das Haupttor der Castra Praetoria zu, an welcher er die Tabula abgeben sollte, die Torquata ihm gegeben hatte, mit der Anweisung, sie einem gewissen Aulus Iunius Avianus zukommen zu lassen.
Als er erfahren hatte, dass er als Custos Corporis eines kleinen Mädchens abgestellt werden würde, war seine Begeisterung eher dürftig gewesen. Er! Pollex! Der in seiner gallischen Heimat einst dafür bekannt war, Nägel mit dem bloßen Daumen in Holzbalken drücken zu können.
Zuerst hatte er sich also geschämt. Aber dann blickten ihn plötzlich zwei große kindliche Augen von der Farbe von frisch polierten Silbermünzen an und er war verloren gewesen. Denn Pollex mochte zwar einwenig grobschlächtig wirken, aber tatsächlich war er mehr ein Raubein mit einem weichen Kern. Und wer konnte schon solchen Augen widerstehen?
So fügte sich doch alles zu seiner Zufriedenheit zusammen und er nahm seine Aufgabe äußerst ernst.
Und mochte sie zur Zeit nur darin bestehen, eine Tabula abzugeben.
Als die Wachhabenden in Hörweite kamen, schallte auch schon seine Basstimme: "Salvete, Soldaten. Im Auftrag meiner Herrin soll diese Tabula", er zeigte sie den Wachen, "an einen gewissen Aulus Iunius Avianus, Praetorianer der Centuria VI Cohors II, abgegeben werden. Außerdem soll ich hier warten, bis sie ihren Empfänger erreicht hat und mit dem Vermerk 'zur Kenntnis genommen' wieder zurückgebracht wird." -
„Hach ja ..“ Antias starrte trübsinnig in den wolkenverhangenen Himmel über den Vorstadtdächern.
Als man ihn zur Torwache eingeteilt hatte, war er noch dankbar gewesen für ein bisschen Ablenkung vom stumpfen Drill der Ausbildung. Mittlerweile war der Wachdienst allerdings zur Marter geworden. Hier zu stehen, einen Fuß in Freiheit auf der Straße zur Vorstadt und hinunter zur Subura – und den anderen unlösbar verkettet mit dem Dienstplan .. unerträglich. Zerstreut fiel sein Blick auf die massige Gestalt des Kelten, der ihn angesprochen hatte.
„Was? Ach so .. ja.“
Tabula. Inunius Avianus. Sechste Centurie. Zweite Kohorte. Empfangsbestätigung. Wenn's weiter nichts ist ..
„In Ordnung. Wird erledigt.“ Bemüht diensteifrig schnappte er sich die Tabula, raunte seinem grinsenden Kameraden ein flüchtiges „Gleich wieder da.“ zu und stapfte durch das gähnende Lagertor die Principalis hinunter. Postbote, Mercurius gleich, warum nicht. Vielleicht eine wichtige Nachricht? Vielleicht ein süßes Geheimnis? Ein geschriebener sehnsuchtsvoller Ruf nach einem Stelldichein? Geht das schon wieder los .. reiß dich zusammen, Rindvieh! -
Schon auf der Principalis waren ihm die ersten schweren Regentropfen auf den Helm geplatscht und als er nun wieder vor das Tor trat, ließen die tief hängenden Wolken alles fallen, was sie mühsam vom Meer herauf über die Stadt geschleppt hatten. Der kahle Vorplatz verschwand hinter einem rauschenden Regenschleier. Das Pflaster ließ die prasselnden Tropfen aufspringen und sorgte dafür, dass die Caligae ebenso schnell durchweichten wie Paenula und Tunica. Ein zynisches Grinsen schlich sich in Antias' nasses Gesicht. Wunderbar, heute passte wirklich alles perfekt zusammen. Es gab manchmal Tage, an denen …. aber das war ja nicht Neues.
Fimbria hatte sich mit eingezogenem Genick hinter sein Scutum geduckt und starrte finster aus dem tropfenden Helm. Der gallische Bote stand völlig regungslos in einigen Metern Entfernung, nass wie ein Karpfen aber scheinbar völlig unbeeindruckt von den stürzenden Wassermassen. Schau an, ein Stoiker.
„War was?“
Fimbria schüttelte übellaunig den Kopf.
„Nä. Was auch .. bei dem Wetter.“
Nickend trat Antias auf den Gallier zu und hielt ihm die Tabula hin.
„Du hast Glück, Kelte .. deine Kreuzigung ist verschoben worden. Hier. Gelesen und bestätigt. Guten Heimweg.“Fimbria schlurfte heran und glotze neugierig.
„Na .. und wie isses bei denen drüben?“
„Wie bei uns, nur schwärzer.“ -
Da stand nun Babila der Sklave aus dem Lupanar trippelte von einem Fuß auf den anderen und wusste nicht wem der die Nachricht übergeben sollte. Er setzte kurz an öffnete den Mund und eskam ein „Ähm*, bevor er schnell den Mund wieder schloß. Ängstlich schaute er zu der Torwache.
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„Was ähm?“ brummte Fimbria und musterte den verschüchterten Sklaven, der sich scheinbar nur verlaufen hatte. „Ham wir was auf 'm Herzen? Wenn nicht, verzieh dich.“
Antias schüttelte grinsend den Kopf. Fimbria kam offensichtlich nicht darüber hinweg, dass der tagelange Regen vorüber und der Stubendienst zu ende war. Anstatt sich wie Antias an der wiedergekehrten Sonne zu erfreuen, vermisste der melancholische Bulle wohl die trüben Tage an denen er sich seiner Wehmut hemmungslos in bleischweren Gesängen hatte hingeben können. Dabei hatten sie beide noch verdammtes Glück gehab, denn just am Abend des Tages, an dem sie wieder zur Wache eingeteilt worden waren, hatten die endlosen Güsse nachgelassen. Tags drauf waren sie zwar mit noch immer klammen Klamotten in den Dunst getreten, aber im Laufe des des Vormittags war die Sonne langsam durch die Wolken gebrochen und hatte ihre dampfenden Mäntel allmählich getrocknet.
Das Leben war auf den Vorplatz zurückgekehrt, der Dienst lief wieder wie gehabt und es gab für die Torwache genügend zu tun. Passierscheine mussten studiert- Warenlieferungen kontrolliert und Boten abgefertigt werden. Antias war froh darüber. Sein Hirn wurde hier immerhin so weit in Anspruch genommen, dass es der fliegenden Gedanken wenigstens einigermaßen Herr wurde. Nachdem er einen überflogenen Urlaubsschein mit wehmütigem Nicken zurückgegeben und einer ausrückenden Patrouille Platz gemacht hatte, spähte er amüsiert zu Fimbria hinüber. Der hatte sich mit vorgestreckten Hals vor dem Sklaven aufgebaut und harrte irgendeiner Reaktion desselben.
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„Ähm nun ja“, fing Babila noch einmal an. „Ich suche den Tiro“. Das Schreiben in seiner Hand begann leicht zu zittern. Was hatte Apolonia noch mal gesagt? Fieberhaft überlegte er. Wie war der Name noch mal gewesen? Ah jetzt, „den Germanen Antias“. Beim Olymp, erschrocken schlug er sich auf den Mund. „Ich meinte doch den Tiro Germanicus Antias“. Babila wäre liebend gerne losgerannt so schnell ihn seine Füße getragen hätten. Doch ohne Antwort zurück zu kehren wäre genauso schlimm gewesen.
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Fimbrias Augen traten beeindruckend weit aus den Höhlen. „Ach ja?“ Mit einem langgezogenen Räuspern winkte er zu Antias hinüber. „Könntest du mal?“ Antias setzte sich seufzend in Bewegung. Was war jetzt wieder? Fimbrias miese Laune in allen Ehren, aber mit so einem Häuflein Elend musste ein Torwächter zur Not auch alleine klarkommen.
„Probleme?“
Fimbria setzte eine bedeutungsschwangere Mine auf, zeigte auf den Sklaven und raunte: „Der zittrige Kälberschwanz sucht einen Tiro Germanicus Antias.“
„Ach ja?“Schweigen. Die Blicke des Sklaven zuckten gehetzt zwischen Antias und Fimbria hin und her, Fimbria wiederum starrte vom Sklaven auf Antias und wieder zurück. Antias blickte zweifelnd zuerst auf Fimbria, dann auf den Sklaven und beschloss schließlich, dem fruchtlosen Geglotze ein Ende zu machen.
„Also gut, Freundchen … ich bin Tiro Germanicus Antias, und wer zum Orcus bist du?“ -
„Ich bin Bibala, …Babali …nein,… mein Name ist Babila“, mit dem Nerven fast am Ende kam angespannt und stotternd von dem Sklaven dann weiter 2Apolonia schickt mich mit dieser Nachricht.2
Insula XXI.
Sag Babila Tag und Zeit oder schreib es auf.Man hätte denken können mindestens Windstärke drei würde herrschen, so wie die Botschaft rauf und runter ging, ehe Antias sie endlich in den Händen hielt.
Mit gesenktem Kopf, wie ein Häufchen Elend stand der Sklave da und wartete darauf wie es weiter ging. Wie gerne wäre er jetzt weggerannt von den Soldaten, sie flößten ihm Furcht ein. -
Pollex, Custos Corporis Iuliae Torquatae
Kaum war der junge Tiro wieder zurück, schnappte sich der stämmige Gallier die Tabula und machte Anstalten, zu gehen. Doch dann legte er den Kopf schief und erinnerte sich an einen - nun, ein Auftrag war es nicht direkt - Seufzer seiner jungen Herrin. "Ach, ich wünschte, ich könnte Servius noch einmal wieder sehen, bevor ich mich der Captio unterziehe."
War der Bruder seiner Herrin nicht auch Tiro?
Da überlegte Pollex nicht lange.
"He, sag mal kennst du einen Servius Iulius Macro?", fragte er den Jungen und erhoffte sich ein 'ja'. -
Zitat
Original von Apolonia
2Apolonia schickt mich mit dieser Nachricht.2Sein Herz blieb stehen. Für die Zeitspanne, die eine Schwalbe brauchte, um von den Mauern der Castra über den Platz hinweg auf die Vorstadtächer hinauf und wieder in die Gassenschluchten hinab zu segeln blieb es einfach stehen. Apolonia? Er hielt die kleine Schriftrolle in der Hand, wagte nicht, sie zu öffnen, sah die geweiteten Augen Fimbrias, sah den unruhigen Blick des Sklaven und hörte sein Herz nicht schlagen. Dann setzte es wieder ein, bäumte sich brüllend auf, wütete, trat mit glühenden Hufen gegen sein Sternum. Der Atem brandete wie eine Sturmflut in seine Brust. Seine Stimme klang fremd und gepresst:
„Gut Fimbria. Ich übernehme das hier.“Fimbria konnte manchmal sprunghaft sein, missmutig und abwesend, aber er besaß einzigartig feine Nerven für die Gemütswelt seiner Kameraden. Nickend und ohne ein Wort zog er sich über die Lagerstraße zurück. Antias blickte auf seine zitternde Hand, die die Rolle hielt, dann in das zuckende Gesicht des nervösen Sklaven.
„Jetzt beruhig dich mal, verdammt! Dein Gezappel macht mich wahnsinnig!“Mit unsicheren Fingern entrollte Antias die Nachricht und las … las die Zeilen einmal, las sie zweimal und ließ die Rolle schließlich sinken. Wann? Wie? Fieberhaft ging er den Dienstplan durch, entwarf Pläne und verwarf sie gleich wieder. Was, wenn etwas passiert war? Was, wenn sie ihn brauchte? Aber das hätte der Sklave nicht unerwähnt gelassen. Oder doch? Wieder taxierte er den überspannten Servus. Nein. Der hatte viel zu viel Angst vor den Konsequenzen. Antias' Gedanken strudelten durch seinen Schädel wie ein Wirbelsturm. Er wusste nicht, wann sie das nächste mal hier rauskommen würden, aber – moment mal. Es gab Anlässe, zu denen zumindest einem erheblichen Teil der Truppen Ausgang gewährt wurde, und die andererseits eine erhöhte Präsenz von Patrouillen erforderten. Irgendwas würde ihm dazu schon einfallen.
„Hör zu Babila ..“ begann Antias ruhig und behutsam auf den Sklaven einzureden. „.. es ist leicht, du musst nur genau zuhören, ja?“ Der Kopf des Sklaven zuckte weiter, Antias nahm das für ein Nicken.
„Am Festtag des Iuppiter Liber. Gegen Ende der ersten Nachtwache. Etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang. Wiederhol das.“
Der Sklave tat es – völlig verdreht. Antias stöhnte, ließ es ihn nochmal wiederholen, und nochmal ..
„In Ordnung. Du machst das gut. Und wenn sie nicht so lange warten will oder kann, kommst du wieder her, verstanden?“ Zucken.
„Fein. Dann geh jetzt, Babila .. und sag ihr, dass ich .. dass ich sie .. grüße.“
Antias wollte sich gar nicht ausmalen, welchen Wortsalat der Sklave Apolonia präsentieren würde.Sein Blick wanderte nachdenklich umher und blieb an einem breiten Kelten hängen, der lautlos herangetreten war. Von Diskretionsabstand hatte der Kerl wohl noch nichts gehört! Das Gesicht kam Antias bekannt vor. Ach nein, der Stoiker.
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Zitat
Original von Iulia Torquata
"He, sag mal kennst du einen Servius Iulius Macro?"[/B], fragte er den Jungen und erhoffte sich ein 'ja'.„Iulius Macro?“ Was war das denn heute? Als ob sein Contubernium das einzige in den gesamten Castra wäre. Offensichtlich waren sie hier doch nicht ganz so verloren und vergessen wie es manchmal den Anschein hatte.
„Ja. Kenn ich.“ antworte Antias ausgesprochen sanft gestimmt. „Macro ist ein guter Kamerad von mir. Wieder eine Tabula?“ -
Pollex, Custos Corporis Iuliae Torquatae
Ein Glückstreffer, wie es schien. Pollex war zufrieden. "Kannst ihm sagen, dass seine Schwester ihn noch einmal zu sehen wünscht, bevor..." Eigentlich ging die Captio niemanden irgendwas an. "Sag ihm einfach, dass sie ihn möglichst bald zu sehen wünscht."
Natürlich konnte Torquata als angehende Vestalin nicht einfach hier auftauchen. Also würde Macro in die Casa Iulia kommen müssen. Aber das wusste er sicherlich einzurichten.
Erneut nickte Pollex dem Tiro knapp zu, bevor er sich - dieses Mal aber wirklich - auf den Rückweg machte.
Das würde eine erfreuliche Überraschung werden für die kleine Torquata. -
„Ja natürlich .. ich werd's ihm ausrichten.“ entgegnete Antias versonnen, während er langsam wieder zu Fimbria hinüber schlurfte. Macro hatte eine Schwester? Eine Schwester mit einem Diener, der Nachrichten für eine Praetorianer zu übermitteln pflegt? Warum nicht, viele Menschen haben Schwestern, oder? Und Diener. Und überhaupt, hatte er keine anderen Sorgen? Oh doch, beim Iuppiter, die hatte er.
„Ziemlich was los heute.“ stellte Fimbria taktvoll fest.
„Äh .. ja .. ziemlich was los.“ -
Pollex, Custos Corporis Iuliae Torquatae
Schon zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit tauchte Pollex vor der Porta Praetoria auf. Und er redete auch nicht lange herum.
"Diese Tabula ist laut meiner Herrin einem gewissen Optio namens Aulus Iunius Avianus zu überbringen. Cohors XII, Centuria III, Cohortes Urbanae", meinte er kurz angebunden.
Und kaum hatte der Posten ihm die Tafel abgenommen, dreht sich Pollex um und schlenderte wieder davon. -
Irgendwann war Apolonia dann doch eingeschlafen. Der Erfolg war, am nächsten Morgen lief sie mit total verquollenen Augen durch das Lupanar. Sie merkte selber so wie sie von allen angeschaut wurde, dies war nicht tragbar, was also tun?
Zuerst ging sie zurück auf ihr Zimmer und machte sich ausgehfertig. Wie sie es immer machte ganz Römerin. Heute wollte sie keine Stola tragen, sondernde Palla. Wo sie aber hin wollte wusste sie selber nicht recht. Oder doch? Da war etwas was ihr unhörbar etwas einriet. Zunächst wehre sie den Gedanken ab, doch er war hartnäckig, äußerst hartnäckig.Einige Zeit später hielt in einem gewissen Abstand eine Sänfte vor dem dem Haupttor der Castra Praetoria. Neben der Sänfte stand Babila. Der Vorhang wurde ein Spalt zur Seite geschoben und die Wache aufmerksam gemustert.
Apolonia wollte nur einen Blick erhaschen. Sie wollte sehen ob es ihm gut ging. Außerdem war ihr die Wartezeit bis zum Festtag des Iuppiter Liber doch zu lang. -
Wenn es stimmte, dass die Welt ein Dorf und Rom das Forum war, schien das Westtor die Latrine zu sein. Immer die gleichen Gestalten. Mit der Zeit hatte Antias sich die Gesichter der Laufburschen, Meldegänger und Lieferanten eingeprägt und festgestellt, dass neben wechselnden Besuchern und Patrouillen der stets gleiche Personenkreis zwischen Stadt und Castra zirkulierte. Das beschleunigte zwar einerseits die Abfertigung, barg aber andererseits die Gefahr, unaufmerksam zu werden. Im Grunde hatten die Wachen jedes Ochsengespann, jeden Handkarren und sämtliche Säcke, Fässer und Amphoren zu prüfen als wäre es ihr erster Tag am Tor, aber das hätte nur zu endlosen Warteschlangen geführt. Umgekehrt hatte die Routine allmählich dazu geführt, dass die Wachen von ihrer Stammkundschaft zunehmend als Personal betrachtet wurden, vor allem die Boten ließen so langsam deutliche Anzeichen von Überheblichkeit erkennen, allen voran der gallische Stoiker. Liebenswürdig und redselig wie immer hatte er Antias eine Tabula in die Hand gedrückt und sich grußlos wieder davon gemacht. Eine Nachricht für den neuen Optio. Wieder mal.
Amüsiert blickte er zu Fimbria hinüber, der offensichtlich von einem elementaren Bedürfnis bedrängt mit auffallend vorsichtigen und behutsamen Bewegungen um einen Karren voll Bauholz schlich.
„Na, kleine Pause gefällig?“ grinste Antias und hielt Fimbria die Tabula hin. „Eine Nachricht für Optio Iunius Avianus. Aber schlaf nicht auf der Latrine ein.“
„Gepriesen sei Carna.“ presste Fimbria dankbar hervor, schnappte sich die Tabula und watschelte beherrscht davon.Also gut, mal sehen, was war das hier? Antias umrundete prüfend den Karren. Dachschindeln und Stützbalken, neue Arbeit für die Rekruten. Seufzend winkte er das Gefährt durch und wandte sich nach einem abschätzenden Blick auf die länger werdende Schlange den nächsten Lieferanten zu. Bei allen .. das war doch .. Antias' Blick schnellte hoch, irrte suchend umher und blieb schließlich an einem zuckenden Gesicht hängen. Er fühlte, wie seine Finger taub und sein Blut dünner wurde. Das war Babila!
„Moment.“ keuchte er den ungeduldigen Lastträgern zu, überhörte geflissentlich deren Gemurre und ging mit schnellen Schritten durch die unruhige Menge der Wartenden zu dem nervösen Sklaven hinüber, der sich hinter der Sänfte eines Besuchers zu verstecken schien.
„Babila! Was machst du hier? Ist irgendwas passiert? Jetzt red' schon!“ -
Babila hatte befürchte, dass das passieren würde. Er wollte doch keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und nun hatte er ihn dach entdeckt. Mehr noch, er kam zu ihm rüber. Warum gab es kein Loch hier, worin er einfach verschwinden konnte.
„Ähm“, was sollte er auch sonst sagen. Man hatte ihm nicht gesagt was er sagen sollte. Er wusste doch auch nicht warum sie hier waren, das musste Apolonia ihm selber sagen. Was hatte er noch gefragt? „Nein“, antwortete er kopfschüttelnd. Passiert war nichts, nicht das er es wusste.
Die Schultern hochgezogen die arme leicht abgespreizt, schluckend stand der arme Tropf vor Antias und schaute diesen verzweifelt an.
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