Nach dessen Ankunft grüßte ich meinen Vetter mit einem knappen "Salve, Menecrates". Es war ihm anzuhören, dass heute nicht sein bester Tag war. Obwohl seine Stimme fest schien, war sie doch eine Nuance leiser und nicht ganz so unbeschwert wie bei unserem letzten Gespräch. Viel interessanter war allerdings Brutus' Stimme nach dem Auftauchen seines Vaters und ich brauchte ihn nicht zu sehen, um zu bemerken, dass ihm diese Begegnung mehr als unangenehm war. Der Gedanke, dass Menecrates nichts von den Plänen seines Sohnes wusste, bestätigte sich direkt aus seinen Worten.
Ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass viele, denen ich begegne, glauben, mich wegen meiner Blindheit bedauern zu müssen, aber gerade in solchen Situationen fand ich persönlich junge Männer wie Brutus viel bedauernswerter. Menecrates hatte Pläne für seinen Sohn, wie jeder römische Vater, und er hatte vermutlich die üblichen patrizischen Ansprüche an dessen Zukunft und Karriere. Für einen Claudier war das Beste nur gut genug, aber das Beste fiel einem selten einfach so in den Schoss, bedeutete harte Arbeit und oftmals Verzicht hinsichtlich der eigenen Wünsche. Ich war aus dieser patrizisch-claudischen Erwartungs-Maschinerie heraus gefallen an dem Tag, als fest stand, dass ich nie wieder etwas sehen würde. Es mag ein hoher Preis sein, doch da ich mein Leben nie aus dem negativen Blickwinkel des Versäumnisses heraus betrachtet hatte (zumindest nicht, solange ich nüchtern war), fand ich die Konsequenz in Anbetracht der Alternative nicht ganz so schlimm.