Stube des Decurios Titus Decimus Cursor

  • So langsam glaubte ich, dass der Decurio mich absichtlich missverstehen wollte.
    Das Gespräch hatte so vielversprechend begonnen, doch mittlerweile machte ich mir keine großen Hoffnungen mehr.
    Das dies so ein Stattsakt werden würde, hätte ich wirklich nicht gedacht.
    Um ein Pferd gut beherrschen zu können, muss man sich doch auch ein wenig in es hineinversetzten und so lernt man denke ich doch auch etwas über sein Pferd und was es gerne mag.
    Sagte ich, wobei ich mich bei dieser Aussage etwas weit aus dem Fenster lehnte, denn ob dies nun wirklich stimmte, wusste ich nicht.
    Desweiteren mache ich es gewiss nicht von meiner Lust abhängig, wenn ich mich um mein Pferd kümmern soll. Außerdem kenne ich da ein paar Leute, die mir noch einen Gefallen schuldig sind, womit das Problem der Zeit auch gelöst ist, falls es jemals zu einem Problem werden sollte.
    Meinte ich und fuhr mir dabei kurz über die Stirn und das Haar.
    Da würde ich ja lieber mit dem Praefecten ein Gespräch führen, als dies hier weiter fortzuführen. Das wurde mit der Zeit immer anstrengender!
    Was den Stellplatz angeht, habe ich mir zugegebenerweiße noch keine großen Gedanken gemacht, doch glaube ich fest daran, auch hierfür eine Lösung zu finden.
    Sagte ich und machte mich gedanklich schon mal auf die nächsten Fragen gefasst.

  • Cursor sah den optio, dem langsam die Geduld zu entschwinden drohte, durchdringend an.


    Für ihn war dieser Infanterist, dem mit einem Mal der Sinn nach dem Reiten stand, und das unter allen Umständen, kein Reiter. Einen plausiblen Grund konnte er nicht nennen und manche Fragen beantwortete er nicht oder wich ihnen aus.


    Aber trotz allem, er imponierte ihm! Der decurio sah den optio an und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht.


    "Nun gut. Ich mache dir einen Vorschlag: du läßt dich von deinem centurio zur Reitausbildung abstellen, einen Grund mußt du dir schon selbst einfallen lassen, sagen wir für vier Wochen. Dann hast du ein Pferd, natürlich ein ausgebildetes Schulpferd. Das heißt wiederum, daß du dich weder um Unterkunft noch um die Verpflegung zu kümmern brauchst. Und letztlich schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe, denn deine Ausbildung ist angeordneter Dienst und mit dem Kauf eines eigenen Pferdes kannst du noch warten und später deine Entscheidung treffen."

  • Jetzt war ich wirklich überrascht und man konnte es mir bestimmt ansehen.
    Ähm...vielen Dank, Decurio!
    Sagte ich sichtlich erleichtert und salutierte.
    Ich werde mich sofort auf den Weg zum Centurio machen. Wenn es nichts weiter zu besprechen gibt?
    Meinte ich voller Tatendrang.

  • "Dann ist soweit alles klar",


    meinte der decurio,


    "dein centurio soll deine Abstellung zur Reitausbildung schriftlich anordnen. Mit der kommst du wieder und wir besprechen alles weitere.
    Abi (*)".



    Sim-Off:

    (*) Wegtreten

  • Nachdenklich sah Cursor dem seltsamen optio nach.


    Was der wohl im Schilde führte? Warum rückte er nicht damit heraus, warum er unbedingt das Reiten erlernen wollte? Daß einer das Reiten lernen wollte war gewiß nichts Ungewöhnliches. Daß aber ein optio mit einem Mal das Reiten lernen wollte, das war fast schon außergewöhnlich.


    Gespannt erwartete er den infanteristischen Reiter oder den reitenden Infanteristen.

  • Ein Legionär aus der Principia klopfte und öffnete dann sogleich die Tür des Officiums, der Legionär trat ein, nahm Haltung an und salutierte ...


    "Salve Decurio, der Praefectus hat Nachricht aus der Regia bekommen, dass die Einsatzbesprechung für den Wüstenfeldzug nun stattfindet!
    Er erwartet dich vor der Principia und du sollst noch vier Eques als Geleitschutz auswählen!"





  • Der decurio war gerade aus dem officium praefecti zurückgekommen. Noch während er seinen Helm in Händen hielt, klopfte es an die Tür und noch ehe er ein Intra über seine Lippen kam wurde er wiederum zu seinem Vorgesetzten beordert.


    "Danke, legionarius, bin schon auf dem Weg, abi!" Dann schickte er den miles weiter.


    Ein dreimaliger Pfiff mit der Trillerpfeife und kurze Zeit später meldete sich Equitanus, einer seiner speciales. Der sah sich in der Stube des decurio um und vergewisserte sich, daß sie beide unter sich waren.


    "Was ist los, Titus? Wir werden doch nicht schon wieder?"


    "Und Ob! Einsatzbesprechung für den Wüstenfeldzug. Es eilt! Gib` Alienus, Caecus und Constantius Bescheid. Alles fertig machen für einen Appell. Ihr wißt, was ihr zu tun habt. Und schick` mir Rupus, Veratius, Ofella und Aquilinus, natürlich mit ihren Pferden. Ich warte. Spute dich!"


    "Dein Befehl, decurio."


    Der decurio hatte noch geendet, da war Equitanus schon verschwunden.

  • Der decurio hatte seine Sachen in die große Kiste gepackt. Nun stand sie zur Abholung bereit. In Kürze würde sie abgeholt werden.


    Dann trat er vor seine Stube und sog ein letztes Mal tief den Atem des Re ein. Er lehnte sich an den Vorpfosten und verschränkte die Arme. Sein Blick war in die Ferne gerichtet und es dauerte nicht lange und seine Gedanken gingen in die Vergangenheit zurück.


    Sehr jung war er in die XXII. eingetreten, voller Enthusiasmus und voller guten Glaubens an das Gute im Menschen. Daß das beim Militär anders sein könnte trübte seinen Glauben nicht.


    Er hatte hier viel mit vielen erlebt. Er hatte Freunde gewonnen und verloren: Veratius mußte gehen, weil ihn sein Vater starb und er den eltgerlichen Betrieb übernehmen mußte, Verus kam im Feuer um, als er versuchte, den räuberischen Beduinen zum Reden zu bringen und decurio Rufinus, der nach einem Besuch des Sklavenmarktes spurlos verschwand und dessen Nachfolger er wurde.


    Ein neuer praefectus, der ominöse Pferdkauf in Mogontiacum, der carcer der LEG II GERM und wieder ein neuer praefectus.


    Die LEG XXII, die er verließ und wieder vorfand, das war nicht mehr seine legio. Alles war anders! Selbst die Luft!


    Insgeheim dankte der decurio den Göttern, daß sie ihn während des Wüstenkrieges verwunden ließen und ihm somit die Gelegenheit zu seiner Versetzung ermöglichten.


    "Ich soll deine Sachen abholen!"
    Ein miles riß den decurio aus seinen Gedanken.


    Er nickte.
    "Ich komme mit!"


    Der decurio drehte sich nicht mehr um und folgte dem miles.

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