Über den Fortschritt beim Bau des Ulpianums

  • Kalt erwischt würde Avarus meinen. Sagte dies aber nicht, um die leicht anschwellende Blutbahn in keinster Weise zu einem Fluss werden zu lassen. Ihm lag nichts daran, irgendeinen neuen-alten Streit vom Zaun zu brechen. Er konzentrierte sich lieber auf die Fakten und diese sahen klipp und klar danach aus, das es den altehrwürdigen Ständen wurscht war, was da in Rom über viele Jahre geplant und nun gebaut wurde. "Dann solltest du dich erneut belesen, Senator Tiberius. Keine öffentliche Kasse ist vor dem Gesetz sicher. Keine schwarze Liste wird in einem finsteren Keller verschwinden, nur weil ihre Schreiberlinge meinen etwas verheimlichen zu wollen. Die Aedilität ist über all diese Vorhaben erhaben. Du warst auch mal Aedil, du solltest das eigentlich wissen." Zumindest wenn er gründlich gewesen wäre, würde er darüber Bescheid wissen. Aber wie viele Andere nutzte er das Amt wohl nur aus. Diese Gedanken verstärkten nur seine Abneigung gegen jene Gentes. "Für deine Befürchtung vor aller Welt nun bloß gestellt zu sein, hege ich zudem Zweifel. Der Senat ist keine Öffentlichkeit. Was hier besprochen wird, ist noch lange nicht dem Geschwätz auf der Straße zu entnehmen. Du kannst also voller Hoffnung sein, das diese erniedrigenden Tatsachen dir öffentlich nicht schaden.... auch wenn sie so erschütternd sind."


    Es war klar, das der Tiberius zudem nur eine Möglichkeit sah seinen Kopf aus einer unbequemen Schlinge zu ziehen. Angriff! Avarus lächelte ob dieser Äußerung. Wie schon erwähnt, war es überhaupt nicht nötig irgendwelche Drohgebärden gegen Vollzugsbeamte vorzunehmen. Der Tiberius sollte eigentlich solange in der Politik tätig sein, um zu wissen, das dies oftmals mehr Schaden, denn Nutzen brachte.


    Die Worte des Mannes, der dann sprach, ließ er sich zweimal durch den Kopf gehen, fand aber keinen echten Zusammenhang mit seinem Anliegen heraus. Einzigst ein Parteiergreifer war er, der sich vor des Tiberius Karren spannen ließ. Wahr dies eine Diskussion zur Tempelweihung, ein Einholen der Auspizien oder ging es hier darum einen irdischen Bau voranzutreiben, um einen Termin der Fertigstellung zu halten, der nie mehr zu halten war? Avarus ignorierte Flavius Gracchus -wie er später namentlich herausfand- gänzlich. Solche Fragen hatten mit dieser Lesung nun wirklich soviel gemein, wie der Senat mit dem Circus Flaminius.

  • Durus war glücklich, als Gracchus ihm beisprang. Zwar hatte er eigentlich vorgehabt, die Höhe seiner Spende nicht mehr zu thematisieren und stattdessen gegen Avarus zu wettern, doch im Grunde war es eine nützliche Bemerkung, wenn der Flavier den Germanicer mit anderen unangenehmen Fakten konfrontierte - obwohl Durus bezweifelte, dass dieser Vorwurf den Germanicer irgendwie traf, da er vermutlich ohnehin nichts auf die Götter gab.




    "Ich lese im Gesetz zur Aedilität keinerlei Hinweis darauf, dass er für öffentliche Kassen zuständig ist. Ich jedenfalls habe mich nicht in die Kassen eingemischt, sondern dies ganz und gar den Consuln und dem a rationibus des Kaisers überlassen, wie es das Amt vorsieht. Abgesehen davon halte ich es für äußerst unverschämt, den Princeps Senatus als Schreiberling des Senates zu bezeichnen."


    Auf die letzte Argumentation ging Durus hingegen wieder gar nicht mehr ein - er hielt den Senat allerdings für den öffentlichsten Ort der Welt, denn hier kamen die Meinungsträger aller Oberschichten des Reiches zusammen und solange keine Sitzung zum Staatsgeheimnis gemacht wurde (was diese zweifelsohne noch nicht war), konnte jeder Senator die Curia verlassen und seelenruhig allen seinen Klienten davon berichten (abgesehen davon, dass diese Information wohl gerade im Senat den meisten Schaden für Durus anrichtete).

  • "Informiere dich besser, Tiberius. Wenn du es nicht gelesen hast, dann hast du es überlesen oder vorher aufgehört zu lesen. Das Aedilat übt eine überwachende Funktion derer aus, die sich mit öffentlichen Unsummen in Versuchung führen können. Der Senat gehört unumstritten dazu. Das hat weder mit Unverschämtheit zu tun, noch mit Hinterhältigkeit. Es gewährt dem Senat das Gefühl kontrolliert zu werden und somit sicher im Rahmen des Gesetzes zu sein."


    Was der Tiberius zudem über sein Verhältnis zu den Göttern dachte, konnte Avarus zum Glück nicht erahnen. Wahrscheinlich hätte es ihn dazu veranlasst, den schmalen Grad zu verlassen, um die Triebigkeit im Sinne von Verstörtheit dem Germanicus gegenüber zu vernichten. Es hätte ihn in eine Art Passusverhältnis zu den Göttern geführt, was wiederum dazu gereichte sich ihnen übermäßig dankbar zu zeigen.
    Was Durus in der Zwischenzeit tat, oblag seiner Unfähigkeit objektiv beim Thema zu bleiben. In Angriffshaltung versuchte er mit jedem Wort sein Gegenüber zu erniedrigen, um vom eigentlichen Kern des Geschehens abzulenken.


    "Was du wieder hineininterpretierst ist zu offensichtlich der Versuch dieses Thema vom Kern der Sache abzulenken. Der Senat von Rom beschäftigt sich hier mit einem Projekt größten Umfangs seiner Geschichte und Du, Tiberius Durus gehst ganz in deinem Element auf Grabenkämpfe zu veranstalten. Bleiben wir doch bei den Fakten und sehen zu heute noch zu einer Einigung zu kommen, die den Bau des Ulpianums weder behindert noch zum Erliegen bringt. Ich sehe es so als gegeben an, das die bisherigen Bauarbeiten angemessen zu entlohnen sind. Von daher halte ich die Einstellung des patrizanischen Blocks im Senat für völlig übertrieben mit Kommisionen, Reden, Geschwätz genau dafür zu sorgen, das der Bau ins Stocken gerät. Es ist doch schließlich nicht euer Geld."


    Seine letzten Worte waren begleitet von einem hämischen Grinsen. Sie mochten ihm vieles vorwerfen. Heute aber waren die Patrizier in einer denkbar schlechten Position, denn Avarus belegte einen guten Platz unter den größten Spendern. Für ihn war es eine Herzensangelegenheit und einfach zu verkaufen. Für die Patrizier schien der Bau nur Schmerz hervorzurufen, der ihren Status schwächte. Warum auch immer, aber ihre Zurückhaltung beim Spenden sagte nunmal nichts Anderes aus.

  • Der Consul räusperte sich.


    “Wenn wir von der Frage einmal absehen, wer zum jetzigen Zeitpunkt das Geld aufbringen soll, der Senat oder das Aerarium; ist ein Mitglied denn dagegen, dass die bisher geleisteten Arbeiten entlohnt werden und praktisch einen Vorschuss für die kommenden Monate geleistet wird?“

  • Durus hatte keine Ahnung, worauf sich Avarus bezog und wollte gerade dazu ansetzen, etwas zu erwidern, als der Senator begann, plötzlich so zu tun, als hätte Durus damit begonnen, unsachliche Einwürfe zu bringen oder unpassende Äußerungen von sich zu geben. Natürlich ließ er ihn ausreden, doch dann wollte er doch noch etwas sagen - so etwas konnte er nicht auf sich sitzen lassen! Avarus war also auch einer dieser Speichellecker, die vor dem Kaiser im Staube krochen wie Sklaven! Aber das hatte er ja eigentlich auch nicht anders erwartet...


    Leider schaltete sich in diesem Augenblick der Consul ein und führte zum eigentlichen Thema zurück. Nun war es wohl äußerst unangebracht, weiter über die Autoritäten des Aedilats zu diskutieren, sodass der Tiberier die Arme vor der Brust verschränkte und eine finstere Miene aufsetzte. Die Zwischendiskussion hatte zu seinen Ungunsten geendet! Andererseits...Avarus hatte auch nicht gerade argumentiert...


    In jedem Fall hatte Durus nun keine Lust mehr, weiterzuarbeiten, daher überließ er es den anderen, auf die Frage des Consuls zu antworten. Aber im Grunde hatte er natürlich nichts dagegen - er wollte nur, dass es gerecht zuging!

  • >Nicht das ich irgendwelche Anschuldigungen gegen diesen Titus Statilius Taurus vorbringen möchte, doch wenn ihm ein Vorschuss gewährt wird, würde ich dafür plädieren, dass auch in den nächsten Amtsperioden ein Magistrat weiterhin die Bauarbeiten überwacht, damit sie nicht ins Stocken geraten.<


    meldete sich Modestus das erste Mal im Senat zu Wort. Er war etwas nervös, da er sich noch nicht etabliert hatte, und sah nach seinem Kommentar unauffällig nach rechts und links, um zu sehen, wie die anderen Senatoren seinen Kommentar aufgenommen hatten.

  • “Das halte ich für einen guten und richtigen Gedanken und gewiss wird es dieser Statilius Taurus auch nicht als Misstrauen des Senats ihm gegenüber verstehen.“


    ...oder vielleicht doch, aber das konnte dem Consul herzlich egal sein, denn er kannte den Mann nicht, war ihm gegenüber nicht verpflichtet und auch nicht von dessen Freundschaft abhängig.

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