Einige Tage waren vergangen, nach dem schönen Herbstnachmittag, der auf so unglückliche Weise für Fiona zu Ende gegangen war. Seitdem waren nicht nur die meisten Blätter von den Bäumen gefallen und kündigten somit den bevorstehenden Winter an, auch Fionas Stimmung war auf einem Tiefpunkt angelangt.
Sie hatte jede Möglichkeit genutzt, um Epicharis aus dem Weg zu gehen. Meistens hatte sie Minna vorgeschickt. Warum sie lieber im Hintergrund bleiben wollte, hatte sie ihrer Freundin nicht verraten. Das irgendetwas nicht mit ihr stimmte, wäre sogar einem völlig Fremden, der Fiona nicht kannte, aufgefallen. Doch sie schwieg beharrlich und gab nichts von dem Gespräch, das sie geführt hatte, preis. Nur Wut und Zorn wuchsen in ihr, Tag für Tag und eine Erkenntnis! Nämlich die, daß sie nur durch ihre eigene Kraft ihr Glück finden konnte. Sie wollte sich nicht mehr auf die Almosen einer Römerin verlassen. In Zukunft wollte sie sich einfach nehmen, was sie wollte. Das beinhaltete auch ihre Freiheit! Nächtelang sann sie über einen Fluchtplan nach und kam immer wieder zu dem gleichen Schluß: ohne Hilfe ging es nicht! Woher sie diese Hilfe bekommen sollte, war ihr noch schleierhaft.
Auf dem Weg in die Stadt beschäftigte sie genau diese Frage. Fiona sollte verschiedene Sachen für Epicharis besorgen. Eigentlich war Minna mit diesem Auftrag los geschickt worden. Doch Fiona redete solange auf die Sklavin ein, bis sie schließlich einwilligte, ihr diese Aufgabe zu überlassen.
Froh endlich einmal wieder hinaus in die Stadt zu kommen, ließ sie sich heute extra etwas mehr Zeit, um wieder nach Hause zu kommen.
Schade nur, daß es in Rom so viele Römer gab, dachte sie sich, als ihr einige Togaträger entgegen kamen. Für die hatte sie im Augenblick nur Verachtung übrig. Sie waren alle nicht viel besser als Epicharis und all die anderen Römer, die sie kannte. Deswegen schenkte sie ihnen nur wenig Beachtung, sondern richtete ihr Augenmerk vielmehr auf die Auslagen der Stände. Sie hatte einige Münzen in einem Lederbeutel mitbekommen, mehr als sie eigentlich benötigt hätte. Es juckte sie in den Fingern, diese Münzen in etwas Brauchbares einzulösen.
Langsam schlenderte sie weiter und hatte längst nicht mehr die Aufmerksamkeit die sie dringend nötig gehabt hätte, um nicht mit einem der ihr entgegenkommenden Passanten anzurempeln. Doch dies geschah schneller, als erwartet. Ausgerechnet auch noch einer von der Toga tragenden Sorte! "Kannst du nicht aufpassen!", entfuhr es ihr aufbrausend, noch ehe sie realisieren konnte, mit wem sie kollidiert war.