[pragma] Zografia Bantotakia

  • Heute war Anthi endlich mal wieder in der Zografia und hatte die Zeit gefunden zu malen. So war im hinteren Raum gerade dabei ein Bild über Heracles' Kampf gegen den Kerberos anzufertigen. Mittlerweile war es ja Xenocles, der die meisten Bilder der Zografia anfertigte und er stellte sich nicht minder geschickt an als Anthi. Wäre er als freier Mann geboren worden, hätte er es sicher zu viel bringen können. Aber Anthi war so in seine Malerei vertieft, dass er das Rufen nicht wahrnahm.


    Ganz im Gegensatz zu Xenocles, der im vorderen Raum hinter der Theke gerade ein wenig eingenickt war. Das war es auch, was die beiden Römer hörten, denn Xenocles redete oft im Schlaf und kurz bevor sie ihn weckten brabbelte er wieder etwas vor sich hin. Nun schreckte er allerdings aus seinem Schlaf und stand etwas desorientiert auf und erschien so hinter der Theke.
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    "Ömpf...wie... was? Oh, Chaire. Was kann ich für euch tun?"

  • Plötzlich tauchte ein Gesicht auf. Ein ziemlich verschlafenes. Caius und Katander sahen den Mann verdutzt an und tauschten dann einen kurzen Blick. Es war zwar unhöflich, aber Caius musste trotzdem grinsen, als der Mann hinter der Theke etwas desorientiert blinzelte
    »Chaire,« sagte er feixend.
    »Ich bin Caius Aelius Archias und ich wollte den Inhaber sprechen. Aber vielleicht kannst du mir auch schon weiterhelfen... Ich würde nämlich gern regelmäßig Farben von euch beziehen.«
    Katander sah zufrieden aus. Er hatte das Gefühl, dass sein Herr sich langsam machte. Sonst fiel er von einem rhetorischen Fettnapf in den nächsten, aber heute wirkte er fast tatsächlich wie ein seriöser Geschäftsmann. Vielleicht hatten die Belehrungen ja doch etwas genützt.
    »Also, zum Malern«, fügte Caius in diesem Moment leicht treudoof hinzu, und Katander schloss die Augen, damit man nicht sah, wie er sie verdrehte. Er nahm alles zurück und beschloss, allmählich aufzugeben.

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    "Oh ja, selbstverständlich. Mein herr zeichnet gerade, aber ich bin sicher er wird Zeit für dich haben. Folgt mir bitte." Xenocles geleitete die beiden Besucher in den hinteren Raum.Dieser war sehr hell, so dass die Bilder von alles Seiten perfekt zu sehen waren. In der Mitte stand Anthi und zeichnete weiterhin unverdrossen. Wenn er mal konzentriert war, konnte ihn kaum noch was ablenken, wenn es nicht grad eine Römerin war, wenn er gerade beim Faustkampf war, aber das war eine andere Sache gewesen. So stand der Hüne mit dem breiten Kreuz vor der Staffelei, mit einem feinen Pinsel in der Hand. Seine Zunge schaute etwas aus seinem Mund, ein klares Anzeichen dafür, dass er sehr konzentriert war.


    "Herr?", sprach Xenocles ihn leise an. Zuerst zogen sich Anthis Augenbrauen zusammen, doch als der Sklave ihm den Grund der Störung erläuterte, wirkte er schnell positiv überrascht.


    "Danke Xenocles, du darfst für heute schluss machen", schickte er den noch etwas schlaftrunkenen Malergehilfen in seinen Feierabend. Dann schaute er sich die Römer an und fand sie gleich sympathisch. Der eine hatte etwas schelmisches an sich.
    "Chaire, ich bin Ànthimos Bantotakis. Wie kann ich euch helfen? Ich habe gehört, ich möchtet Farben haben?"

  • Katander fand es glücklich, dass zumindest der Angestellte nicht genauso auf den Kopf gefallen war wie sein Herr, sonst hätten sie vermutlich zur cena noch hier gestanden und aneinander vorbeigeredet. Doch der Mann führte sie in einen Nebenraum, und Katander folgte Caius, der mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck hinter dem Griechen her steifelte, nicht ohne dabei rechts und links die Gemälde genauer anzuschauen.


    Geradewegs ging es auf den Maestro zu, der pinselschwingend und hochkonzentriert an seiner Staffelei stand und sich soeben in dunklem Rot erging. Caius versuchte zu erahnen, was das mal wurde, wenn es fertig war, aber es gelang ihm nicht, sodass er kurz die Schultern zuckte, gerade als der Maler sich herumdrehte und einige Worte mit seinem Angestellten wechselte. Als dieser den Raum verließ, sah Katander ihm ein wenig sehnsüchtig hinterher und seufzte leise.
    »Jepp, das ist richtig. Ich bin Aelius Archias«, sagte Caius und lächelte gewinnend.
    »Was wird denn das, wenn es fertig ist?« fragte er und deutete auf das Bild, und Katander seufzte erneut lautlos.

  • Anthi begegnete ihm mit einem ähnlichen Lächeln. "Das wird der Kampf zwischen Herakles und Kerberos. Und zwar genau die Szene in der er ihn niederringt. Momentan male ich alle zwölf Heldentaten des Herakles. Aber was für Farben wollt ihr denn haben, und in welcher Menge?"


    Jetzt war er mal gespannt, was der Rhomäer denn nun genau für Farben wollte. Anthi freute sich über jede Abwechslung, die ihn "heimsuchte".

  • Herakles und Kerberos. Wirklich bewandert in der griechischen Mythologie war Caius nicht, auch nich, obwohl er schon eine ganze Weile hier lebte. Deswegen beschränkte er sich darauf, fachmännisch zu gucken, wissend zu nicken und dann zu sagen:
    »Aah. Sehr schön.« Katander blinzelte resigniert und zog es vor, zu schweigen.
    »Also, ich bräuchte in jedem Fall weiß und schwarz und möglichst viele Farbtöne, am besten schon vorgemischt. Ich betreibe nämlich einen Architekten, weißt du, drüben in der via Argentaria an der agora.« Caius lächelte kurz, nicht ohne ein wenig Stolz zu zeigen.
    »Die Menge richtet sich nach den vorhandenen Tönungen und natürlich nach deiner Lieferfähigkeit. Gegebenenfalls müssen wir einige Farbtöne selbst anmischen, dann bräuchten wir mehr von den einzelnen Farben. Du hast nicht zufällig eine Liste da?«

  • "Also eine Liste habe ich nicht. Ich kann dir aber gerne dann Farbproben zukommen lassen, oder sie je nachdem jedes mal nach deinen Wünschen anmischen. Das ist kein Problem. Ich habe für die Farben hier in Alexandria einen sehr guten Lieferanten, da sind die Wege kurz genug um auf alle Wünsche einzugehen."


    Ein Architekt also. Schön, das konnte sehr lukrativ werden. Eigentlich hatte er ja sein Geld mit Bildern verdienen wollen, aber wenn er es nun auch noch durch das Anmischen von Farben konnte, war das umso besser.


    "Die Lieferfähigkeit sollte auch kein Problem sein. Zur Not werde ich einen neuen Sklaven kaufen, der dem guten Xenocles unter die Arme greift."

  • Keine Liste. Caius sah ein wenig ratlos zu Katander, der aber weder etwas entgegnete, noch eine Geste machte. Hah, diesmal würde er ihn wirklich auflaufen lassen. Das Problem war, dass Caius zwar Betriebe besaß, aber Katander die Verwaltung überließ. Und nun fragte sich der Aelier natürlich, warum er die Farben hier kaufen sollte, wenn der Bantotakier selbst die Farben hier irgendwo in der Stadt kaufte. Da schlug der Halunke sicher noch etwas drauf. Caius musterte seinen potentiellen Geschäftspartner eindringlich.


    »Das klingt ganz gut... Wie viele Einheiten könntest du denn wöchentlich liefern? Momentan brummt der Laden ziemlich, also so siebzig bis neunzig Töpfe gehen da schon drauf, insgesamt, mein ich, nicht pro Farbe.« Caius grinste. Katander seufzte.
    »Und was würdest du für die ungemischten Farben haben wollen? Das Mischen würdest du mir extra berechnen?«

  • Das war wirklich eine große Menge, aber das war sicher zu machen. Damit war das Geschäft sogar noch deutlich lukrativer als gedacht.


    "Das ist viel, aber es sollte kein Problem sein dir so viele Töpfe zu liefern. Das Mischen der Farben kostet natürlich nichts. Was es so teuer macht, ist das Haltbarmachen der Malerfarbe. Würdest du nämlich einfache Farbe aus einer Farbmischerei nehmen, wären die Farben spätestens nach dem ersten Regen abgewaschen. Was genau wir da machen, kann ich dir natürlich nicht sagen, aber Wachs ist ein wichtiger Bestandteil unserer Malerfarbe."

  • So teuer....wie teuer? Caius blinzelte ein wenig irritiert, weil Ánthimos keinen Preis nannte, sondern nur von teuer sprach. Eigentlich war der Gedanke gar nicht so schlecht, die Farben direkt von einer Mischerei zu beziehen - immerhin mussten die ja keinem Regen stand halten, denn sie waren ja für das Interieur bestimmt. Andererseits gab es hin und wieder Leute, die tatsächlich ihre Häuser bunt angemalt haben wollten - von außen. Aber seitdem Caius in Alexandria lebte, wunderte ihn nichts mehr. Die Griechen und Alexandriner waren sehr eigen, was das betraf. Caius legte fachmännisch eine Hand ans Kinn und dachte nach. Aber es würde sich ohnehin nichts ohne den Preis entscheiden.


    »Was wäre dein Preis pro Topf?« fragte er daher noch einmal.

  • "Nun, normalerweise berechne ich da zwischen 4 und 5 Drachmen pro Topf. Wenn du allerdings wirklich so große Mengen haben möchtest, würde ich dir einen besseren Preis machen. Lass mich mal kurz überlegen."


    Anthi ging kurz die Zahlen in seinem Kopf durch. Er hatte ja nicht geplant die Farben zu verkaufen, sondern eigentlich hatte er das Endprodukt, also die Bilder, verkaufen wollen.



    "Ich würde dir einen Preis von 3,5 Drachmen pro Topf anbieten. Darin ist das Mischen schon enthalten, es ist also der Endpreis. Günstiger wirst du eine solche Farbe sonst nirgends bekommen."


    Ànthimos hätte die farbe sicher auch noch teurer verkaufen können. Er kannte als Agoranomos doe Marktlage sehr gut, und wusste dass 4 Drachmen pro Topf ein gängiger Preis waren.

  • Caius hatte sich zuvor nicht informiert, was die Farbenpreise in der Stadt anbelangte. Das hatte er Katander überlassen. Deswegen warf er seinem Sklaven nun einen leicht fragenden Blick zu. Katander erwiderte ihn mit einem Nicken (er fand, dass das ein ziemlich akzeptabler Preis war). Caius wandte sich wieder seinem neuen Geschäftspartner zu.


    »Das klingt ganz prima. Ich denke, so kommen wir ins Geschäft.« Er streckte Ánthimos seine Hand hin.
    »Allerdings nur, wenn ich dich mal mit meiner Verlobten besuchen darf. Also, wenn du gerade malst.« Caius feixte. Das würde Seiana sicher gefallen, sie stand ja einerseits auf Kulturkram, andererseits auf Kinkerlitzchen. Und um den Tag dann perfekt zu machen, würde er ihr sagen, dass sie sich eins von diesen Bildern aussuchen durfte. Vielleicht nahm sie einen Akt, dann hätte er auch was zu gucken. 8)


    »Setzen wir einen Vertrag auf? Mein Sklave könnte das übernehmen, es sei denn, du möchtest das koordinieren.« Katander sah Caius anklagend an, sagte aber nichts.
    »Sag mal... Hast du nicht vor kurzem geheiratet?« fiel ihm dann ein. Er meinte, sowas irgendwo auf der agora gelesen zu haben.

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