Das Officium des Senators Sedulus

  • Anscheinend störte sie nicht, fast konnte man den Eindruck gewinnen, er freute sich über diese Art von Ablenkung und ließ auch direkt Serrana dazu kommen. Na dann würde es eine gemütliche Runde werden. „Rufus hab ich auch mitgebracht. Nur ist er etwas bockig, also steht er nun im Atrium und wird sich wohl recht bald fürchterlich langweilen.“ Wie sehr sie sich da täuschte, ahnte sie gewiss noch nicht. Noch war es auch noch verdächtig ruhig … „Du vermisst mich doch nicht etwa?“ zwinkerte sie ihm gut gelaunt zu. „Oder die ständigen Wortgefechte zwischen mir und Laevina?“ scherzte sie munter. Es war doch schön, für einen Moment ein wenig unbeschwert zu scherzen, bevor sie auf den eigentlichen Grund ihres Besuches sprechen zu kommen. „Glaub mir es ist besser, wenn ich nicht so oft da bin, sonst steht bei euch auch recht bald schon keine Vase mehr. Bei uns hab ich alles Zerbrechliche wegräumen lassen, weil fast täglich irgendetwas im Eifer des Gefechtes zu Bruch geht.“ Das war zwar im Scherz gemeint, aber entsprach leider der Wahrheit. Wenn Rufus der tollkühne Feldherr die Barbaren jagte, dann achtete er auf nichts und niemand. Entweder man wurde umgerannt oder aber er riss in seinem Übermut irgendetwas mit sich zu Boden.

  • Sedulus grinste breit.


    Sicher doch! Ich vermisse jedes Mitglied der Familie wenn ich es eine Weile nicht gesehen habe.


    Bekundete Sedulus, was der Wahrheit entsprach.


    Ach weißt du, ich fand sie eigentlich immer irgendwie recht interessant. Aber wo du gerade Laevina erwähnst... Du hast sie nicht zufällig gesehen? Sie scheint mir irgendwie abhanden gekommen zu sein.


    Er würde später auch noch einmal Serrana zu ihrer liebsten Großmutter befragen. 8)


    Naja, glaubst du unsere Beiden sind friedvoll? Allerdings muß ich gestehen, dass wir bisher Glück hatten, was zertrümmerte Vasen anging. Aber wer weiß, vielleicht kann es ja noch kommen... Allerdings kann dein Sproß doch nicht ein solcher Rabauke sein, oder doch?


    Sedulus hatte ja den Jungen kaum zu Gesicht bekommen. Das letzte mal vielleicht als er noch ein kleiner "Wurm" war.

  • Es war schön zu wissen, dass man vermisst wurde. Sie nahm sich vor, wieder sehr viel öfter vorbei zu schauen.
    „Laevina ist dir abhanden gekommen?“ fragte Calvena überrascht, aber mit einem breiten Grinsen nach. Über die Germanica so zu reden wie ein verlorener Gegenstand war schon ein bisschen respektlos, aber so lang dieses es nicht mitbekam, konnte man sich einen solchen groben Scherz schon mal erlauben. Leicht schüttelte sie den Kopf. „Also mir ist sie nicht über den Weg gelaufen. Die Straßen sind auch so gut wie leergefegt, es sind viele Patrouillen unterwegs die die Leute nach Hause schicken und für Ruhe sorgen. Ist Laevina nicht in ihrem Zimmer und macht ein Nickerchen?“ Es war schon seltsam, dass Quadrata auch nicht durch das Haus schlich um herum zu schnüffeln um dann ihrer Herrin ausführlich Bericht zu erstatten.
    „Rufus ist genauso alt wie eure Zwillinge“, rief sie ihm ins Gedächtnis. „Nur ein paar Wochen jünger. Und du hast ja keine Ahnung, was für ein Rabauke er ist. Mit fest verschlossenen Augen rennt er durchs Haus und wirft dabei Vasen um!“ erzählte sie ihm. Das war zwar schon eine ganze Weile her, aber eine Mutter vergaß irgendwie nie die Schandtaten ihres Kindes.

  • Serrana hatte einige Zeit in der Bibliothek verbracht, um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen und nicht ständig daran denken zu müssen, was sich wohl gerade an Unheil über der Stadt zusammenbraute, als ein Sklave ihr mitteilte, dass Calvena und ihr Sohn zu Besuch gekommen seien. Erfreut stopfte sie die gerade erst aufgewählte Schriftrolle wieder an deren Platz zurück und eilte hinunter zum Officium ihres Mannes.


    "Oh, wie ich sehe, hast du deine Nichte schon in Empfang genommen, Quintus." lächelte sie, als sie Mann und Freundin in trauter Eintracht sitzen sah und schloss letztere schnell aber herzlich in die Arme. "Calvena, wie schön, dass du da bist. War es kein Problem, bei der Ausgangssperre hierher zu kommen? Und wo ist dein Sohn? Man sagte mir, du hättest ihn mitgebracht."

  • Hoffentlich war der Alten nichts passiert. Ging es Sedulus durch den kopf bevor er antwortete.


    Na ihr traut euch aber was! Wenn ihr Pech gehabt hättet, dann wäred ihr jetzt nicht hier sondern in Arest! Wie gesagt, ich habe sie schon ewig nicht mehr gesehen.


    Als Sedulus gerade auf das Thema mit den Vasen zu sprechen kommen wollte, öffnete sich die Türe und Serrana trat ins Zimmer.


    Grüß dich mein Schatz! Schau mal wer zu besuch ist... Ich habe dir schon mal ein Glas Wein einschenken lassen...

  • „Naja Mutter mit Kind stellt wohl kaum eine größere Gefahr für die Ordnung auf den Straßen dar.“ Wirklich wohl hatte sie sich dabei nicht gefühlt durch die beinahe menschenleeren Straßen Roms zu spazieren. Das war schon ein wenig unheimlich gewesen. „Die Urbaner halten viel mehr die Augen auf nach größeren Versammlungen und Halunken die den Notstand für sich ausnutzen wollen.“ Sie wurden unterbrochen, als Serrana dazu kam. Sogleich wurde die Freundin in die Arme geschlossen. „Das ist doch sonst nicht Laevinas Art einfach zu verschwinden …“, meinte sie dann nachdenklich noch zu Sedulus. Das war schon ein sehr seltsames Verhalten der alten Germanica. Gerade jetzt müsste sie doch im Haus herum schleichen und ihre Nase überall hineinstecken um irgendetwas aufzuschnappen.


    „Rufus ist im Atrium, er war bockig und wollte nicht mit“, ging sie dann auf die Fragen Serranas ein. „Wenn ihm langweilig ist, wird er mich schon suchen kommen“, meinte sie recht zuversichtlich. „Die Straßen sind wie leergefegt, nur wenige sind unterwegs und man wird recht häufig von Patrouillen gefragt wo man hin will. Aber solange man sich keinem Aufstand anschließen will, kommt man eigentlich fast unbehelligt überall hin. Unheimlich ist es dennoch ein wenig. Ich hab Rom noch nie so still erlebt.“

  • "Oh, ich danke dir. Bei all der Aufregung im Moment nehme ich gern ein Glas Wein." Serrana griff erfreut nach dem noch vollen Becher und trank einen Schluck, während sie Calvena gespannt zuhörte. "Weiss Valerian, dass du mit Rufus in der Stadt unterwegs warst? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er das gut heissen würde." hakte sie dann ein wenig tadelnd nach. "Auf jeden Fall bin ich dafür, dass ihr beide jetzt erstmal hierbleibt, bis sich die Situation ein wenig entspannt hat und ihr sicher wieder nach Hause zurück könnt. Platz genug haben wir allemal, du könntest sogar in dein altes Cubiculum zurück. Was meinst du, Quintus?" Serrana, die sich um die Sicherheit ihrer Freundin, die schon immer deutlich mutiger gewesen war als sie selbst, ernsthafte Sorgen machte, sah ihren Mann eindringlich an, dann erst kam der Rest von Calvenas Worten wirklich bei ihr an. "Verschwunden? Großmutter? Wie meint ihr das?"

  • Auf Valerian wäre Sedulus auch noch zu sprechen gekommen...


    Ja wie geht es ihm denn?


    Tja, mit dem Imperator würde er wohl nicht mehr um seinen Klienten reden können. Der Tross ist wohl nun abgefahren.


    Sicher können die Beiden gerne hier bleiben. Allerdings sollten man Valerian schon irgendwie eine Nachricht zukommen lassen, was nicht so einfach werden wird.


    Bemerkte Sedulus und blickte seine Frau an.


    Nun, ich habe Laevina schon eine geraume Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Du etwa?


    Er war zwar froh wenn er sie nicht unbedingt sah und sicht mit ihr herumstreiten mußte, aber sie gehörte nun einmal zur Familie.

  • „Nein, weiß er nicht“, gab Calvena auf Serranas leicht tadelnde Worte zu. Wie denn auch, ihr Mann war ja nicht daheim gewesen, als sie sich entschlossen hatte ihre Verwandten zu besuchen. Sicher wäre er nicht gerade begeistert gewesen, aber auf der anderen Seite war es gar nicht mal eine so dumme Entscheidung gewesen. Schließlich hatte der germanicische Haushalt weitaus mehr schlagkräftige Sklaven wie der quintilische. Im nächsten Moment beschloss ihre Freundin auch direkt, dass sie hier bleiben sollte. Wiederworte gab sie nicht von sich, es kam ihr ganz recht. Noch einmal durch die leeren Straßen zu spazieren, danach stand ihr nicht der Sinn. „Ich würde Simplex schicken. Der gibt die Nachricht am Tor ab. In der Regel kommt es dann bei Valerian an … besonders wenn es wichtig ist. Die Soldaten am Tor kennen Simplex bereits!“ So war das meist, wenn sie keine Gelegenheit bekam Valerian zu sprechen, dann schickte sie halt den Sklaven los. Irgendwie musste ihr Mann ja für Notfälle erreichbar sein. Simplex würde dann auch Diomedes und Vera Bescheid geben und direkt noch ein paar Sachen mitbringen, wenn sie ihn dann los schickte. Bestimmt würde er dann wieder murren.


    Laevina war also verschwunden und Serrana hatte es noch nicht bemerkt. „Vielleicht sollte man jemanden schicken um nach ihr zu suchen!“ schlug sie vor.

  • "Gut, dann ist das ja schonmal geklärt." entgegnete Serrana zufrieden, schließlich machte sie sich nicht nur Sorgen um Calvena sondern freute sich auch sehr, diese mal wieder länger in ihrer Nähe zu haben. Dann hätten sie endlich mal wieder Zeit für eins der stundenlangen Schwätzchen, die sie vor ihrer beider Hochzeit immer gehalten hatten.
    Serrana war sogar derart zufrieden, dass auch die scheinbare Abwesenheit ihrer Großmutter sie zunächst nicht wirklich beunruhigen konnte.
    "Nein, ehrlich gesagt, hab ich sie auch den ganzen Tag noch nicht gesehen und Quadrata auch nicht. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Großmutter krank ist, sie hat nämlich eine Gesundheit wie ein Ackergaul." Serrana sah sich nach dem Sklaven um, der still in der Ecke des Officiums auf eventuelle Anweisungen seines Herrn wartete. "Geh bitte hinüber zu den Räumen von Domina Laevina und schau nach, ob sie oder ihre Leibsklavin dort sind." Der Sklave verzog leicht das Gesicht, den Botengänge zum Vorhof des Orcus, wie die Räumlichkeiten der alten Germanica innerhalb der Dienerschaft genannt wurden, waren alles andere als begehrt. Dann fügte er sich jedoch in sein Schicksal und verließ den Raum, um einige Minuten später mit ratlosem Gesicht zurückzukehren.
    "Domina Laevina ist nicht da und Quadrata auch nicht. Herrin. Ich hab die anderen Sklaven gefragt, aber keiner weiß, wann sie fortgegangen ist oder wohin."

  • Scheinbar ging es Valerian gut, sonst hätte Calvena auf Sedulus Frage hin wie es ihm geht wohl anderst reagiert als mit einem Schweigen. 8)
    Vielleicht war er in zwischen auch ein klein wenig fehl am Platz und er würde die beiden Frauen ein wenig alleine lassen, so konnten sie dann wenigstens über Frauenthemen tratschen.
    Allerdings als der Sklave mit der Nachricht kam, das die alte Germanica und auch ihre Sklavin nirgends aufzufinden waren, machte er sich doch Gedanken über ihren Verbleib.


    Wo sie wohl abgeblieben ist?


    Fragte er besorgt. Vielleicht sollte er sich auf machen und Valerian einen Besuch abstatten. Womöglich wußte ja er wo sie war oder konnte zumindest bei der Suche behilflich sein.


    Ich denke ich lasse euch zwei jetzt ein wenig alleine und werde mich um den Verbleib Laevinas kümmern.


    Mit diesen Worten erhob er sich, lächelte kurz und verschwand dann aus seinem Officium.

  • Calvena war sich sicher, dass Serranas Vorschlag nicht ganz so uneigennützig war, wie es klang. Schließlich bot sich ihnen nun die Gelegenheit mal wieder ganz ungestört die Köpfe zusammen zu stecken. Die Kinder würden von den Sklaven beschäftigt werden und ihr Onkel würde sicherlich recht bald wieder beschäftigt sein.
    Im Augenblick drehte sich das Gespräch nur um Laevinas ungewöhnliche Abwesenheit. Serrana schien deshalb nicht einmal sonderlich besorgt zu sein. „Wäre sie krank, würde Laevina es alle wissen lassen“, behauptete sie rund heraus und lag damit wohl gar nicht so falsch. Dennoch wurde erst einmal ein Sklave ausgeschickt, der nach einigen Minuten wieder kam und erklärte, dass die alte Germanica gar nicht im Haus war.
    „Vielleicht vertritt sie sich nur die Beine und ist nicht weit vom Haus fort gegangen“, spekulierte sie. Sedulus hatte anscheinend jedenfalls nicht vor zu warten, bis Laevina von allein nach Haus fand. „Sei vorsichtig“, rief sie ihm hinter her und dann war sie auch schon allein mit Serrana.

  • "Großmutter wäre glatt zuzutrauen, während der Ausgangssperre nach draussen zu gehen. Sie hat sich ja noch nie um anderer Leute Anweisungen geschert, Hauptsache, ihre eigenen werden auf den Punkt genau befolgt." Serrana seufzte, trank noch einen Schluck und stellte den Weinbecher dann wieder zurück auf den Schreibtisch. "Naja, so ist sie halt, und wenn ich ehrlich bin, hab ich mir unser Zusammenleben hier im Haus viel schlimmer vorgestellt, als ich damals geheiratet habe. Übrigens....." Serrana drehte sich kurz um, als wollte sie sich vergewissern, dass Sedulus nicht doch noch im Türrahmen stand, und wandte sich dann wieder ihrer Freundin zu. "hundertprozentig sicher bin ich mir noch nicht, aber ich glaube, dass ich wieder schwanger bin. Zumindest bin ich seit zwei Wochen überfällig, und das passiert mir sonst nie. Vielleicht sollte ich sicherheitshalber noch ein paar Tage warten, bevor ich es Quintus erzähle, was meinst du?"

  • Laevina war so einiges zuzutrauen. Die alte Germanica hatte ihren eigenen Kopf und setzte ihn jederzeit durch. Sich ihr gegenüber durchzusetzen war nicht einfach. Man durfte sich nicht von ihr einschüchtern lassen. „So ist sie nun einmal ... es wäre nicht möglich sie zu ändern. Laevina ist stur wie ein Maulesel“, schmunzelte sie. „Ich bin froh, dass sie dich nicht gängelt, Serrana.“ Kurz nippte sie nun an ihrem Becher. Machte dann aber große Augen, als Serrana ihren Verdacht äußerte. „Das ist wundervoll“, freute sie sich für ihre Freundin und umarmte diese herzlich. „Du meine Güte, das Haus wird immer voller“, scherzte sie. Irgendwie war sie fast schon ein bisschen neidisch, denn bisher ließ weiterer Nachwuchs bei ihr noch auf sich warten. Was wohl auch daran lag, dass Valerian nur selten Zeit für seine Familie hatte. Kurz stieß sie ein seufzen aus, lächelte dann direkt aber wieder. „Du solltest dir ganz sicher sein, wenn du es ihm erzählst“, stimmte Calvena ihr dann zu.

  • "Mich nicht gängelt?" Serrana lachte laut auf und griff dann doch noch mal nach ihrem Becher. "Großmutter hat mich gegängelt, seit ich fünf Jahre alt bin, und versuchen wird sie es vermutlich, bis eine von uns beiden tot umfällt. Sie hat nur nicht mehr soviel Erfolg wie früher, weil ich jetzt keine Angst mehr vor ihr habe. Lange genug gedauert hat es allerdings, wenn ich ehrlich bin." Serrana nahm einen Schluck und stellte den Becher dann wieder zurück, bevor sie sich mit der Hand über den noch vollkommen flachen Bauch strich. "Ich hoffe wirklich, dass ich mit meiner Vermutung recht habe. Die Zwillinge sind so furchtbar schnell gewachsen, ich hätte gern nochmal so einen kleinen Zwerg im Arm, selbst wenn jetzt scheinbar unruhige Zeiten für uns alle anbrechen." Mit einem Lächeln erwiderte sie kurz Calvenas Umarmung. "Diesmal werde ich mich auch wegen der Geburt nicht mehr so verrückt machen, auch wenn mir bei dem Gedanken daran immer noch ein wenig mulmig ist."

  • „Ich denke mal in spätestens ein paar Wochen wirst du dir sicher sein. Ein Opfer für Iuno dürfte auch nicht schaden. Ich begleite dich gern, wenn die Ausgangsperre wieder aufgehoben ist“, schlug sie ihr vor. Calvena freute sich ehrlich für ihre Freundin. „Diesmal bin ich ja auch da um dir bei zu stehen. Du brauchst also nicht panisch werden“, beruhigte sie Serrana. Leider neigte die Iunia dazu ein sich verrückt zu machen und den Kopf zu zerbrechen. Es würde schon gut werden. Ein Opfer würde Iuno sicherlich auch milde Stimmen. „Wie kommst du mit Sabina zurecht?“ Ob Sabina Serrana das Leben schwer machte? Ihre Cousine war dazu in der Lage, besonders wenn sie ihren Willen nicht bekam. Mittlerweile war Sabina aber so alt, dass sie eigentlich andere Dinge im Kopf haben dürfte, wie ihre Stiefmutter zu quälen.

  • "Das mit dem Opfer ist eine gute Idee, und es wäre wundervoll, wenn du mich in den Tempel begleiten würdest." griff Serrana erfreut den Vorschlag der Freundin auf. "Dann wäre es fast wie früher, als wir gemeinsam mit Durmius Verus geopfert haben, erinnerst du dich noch?." Ja, Serrana liebte das Opfern, ihrer Meinung nach konnte man sich gar nicht genug um göttlichen Beistand bemühen, schon gar nicht, wenn es um so wichtige Dinge wie den Fortbestand der Familie ging. "Weisst du...." begann sie jetzt etwas zögerlich und spielte verlegen an ihren Fingern herum "...ich hatte ja schon befürchtet, dass ich keine Kinder mehr bekommen werde, weil ich damals bei der Geburt gesagt hab, dass unter gar keinen Umständen jemals wieder schwanger werden will. Vielleicht haben die Götter mir das übel genommen und mich deshalb fünf Jahre warten lassen..." Serrana hielt eine Weile den Kopf gesenkt, hob ihn dann jedoch wieder und lächelte Calvena dankbar an. "Ich weiss, das ist auch ein Grund, warum ich diesmal nicht ansatzweise so nervös bin wie damals. Ich bin auch gespannt, wie die Kinder reagieren werden, immerhin wären die Zwilliinge dann nicht mehr die Nesthäkchen im Haus. Und Sabina ist schon eine richtige kleine Dame, wenn auch ganz schön stur dann und wann. Ich glaube ja, dass sie das von Großmutter geerbt hat, aber das würden sie sicher beide ganz vehement abstreiten."

  • „Natürlich begleite ich dich!“, sicherte Calvena ihrer Freundin zu. Sie wusste schließlich wie wichtig es Serrana war die Götter milde zu stimmen. So wichtig wie es auch ihr selbst war. Außerdem würde sie bei der Gelegenheit Iuno um weiteren Nachwuchs bitten. Wobei es ja auch andere Gründe hatte, dass weiterer Nachwuchs bisher auf sich hat warten lassen. Valerian war einfach zu selten zu Haus. Sie vermisste ihren Mann.
    Sanft lächelte sie ihrer Freundin zu. „Du machst dir manchmal zu viele Sorgen, Serrana. Viele Dinge liegen nicht in unserer Macht und du solltest dich, wegen Dingen auf die du keinen Einfluss hast, nicht verrückt machen!“ riet sie ihr verständnisvoll. „Alle Germanica sind stur!“ schmunzelte sie. „Das liegt irgendwie in der Familie. Bestimmt werden sich alle über den Nachwuchs freuen. Und Sabina wird langsam erwachsen … kaum zu glauben, oder? Wer weiß wann Laevina auf die Idee kommt sie verheiraten zu wollen.“

  • "Ja, du hast recht, ich muss immer noch aufpassen, dass ich mich nicht so schnell verschrecken lasse, auch wenn das längst schon viel seltener und auch nicht mehr so heftig passiert wie damals, als ich nach Rom gekommen bin. Aber wenn demnächst wirklich vier Kinder im Haus leben, werde ich für düstere Gedanken ohnehin keine Zeit mehr haben, und das ist auch ganz gut so." Serrana zwinkerte ihrer Freundin zu, wurde dann jedoch wieder ernst. "Immerhin geht es uns ja wirklich gut, viel besser als den meisten anderen Frauen in Rom. Wir konnten die Männer heiraten, die wir wollten, haben gesunde Kinder, und unsere Familien sind wohlhabend. Fortuna war uns bislang sehr wohlgesonnen, stell dir nur vor, es wäre uns wie Prisca gegangen, die ihren Mann schon so früh verloren hat und sicher auch gern eine Familie hätte." Im Becher befand sich noch ein letzter Rest verdünnter Wein, den Serrana nun austrank, bevor sie sich von ihrem Stuhl erhob und zur Tür des Officiums hinübersah. "Ich bin sicher, Großmutter hat längst alle in Frage kommenden Kandidaten genaustens auf Vermögen, Familieneinfluss und sonstiges überprüft und wird uns in Bälde mit ersten Vorschlägen überfallen. Falls Sabina Glück hat, wird Großmutter aber nun erstmal abwarten wollen, wie sich jeder Einzelne jetzt nach der Ermordung des Kaisers positioniert, das kann die Hackordnung hier in Rom ja unter Umständen vollkommen durcheinander werfen. Was meinst du, wollen wir mal schauen, wo die Kinder sind und was sie gerade machen? Irgendwie ist es immer ein wenig verdächtig, wenn es hier im Haus derart ruhig ist."

  • „Mit vier Kindern wird es hier sehr lebendig werden. Naja, es ist wohl bereits sehr lebendig, schließlich hab ich ja meinen Sohn mitgebracht“, schmunzelte sie. „Und was für ein Glück wir haben“, stimmte Calvena ihrer Freundin zu. Auch wenn sie selbst ihren Mann viel zu selten derzeit zu Gesicht bekam. Nur konnte sie daran nicht viel ändern. Schon gar nicht jetzt, wo Rom Kopf stand und es jederzeit zu Unruhen kommen konnte. „Ich denke Mal das letzte Wort hat Sedulus, auch wenn Laevina Einfluss auf diese Entscheidung hat. Aber ich wette mit dir, am Ende würde Sabina sich durchsetzen“, meinte sie leicht amüsiert. Bisher hatte Sabina ja immer ihren Kopf durchgesetzt. Warum sollte sich daran etwas ändern.


    Wie auch Serrana stellte sie nun fest, das es verdächtig still war. Sehr ungewöhnlich, denn in der Regel konnte ihr Sohn allein Unfug für fünf machen. Vorhin hatte Rufus noch gebockt, aber seine Stimmung konnte sich schnell ändern, besonders wenn Laevina Minor und Victorius ihren Vetter entdeckt hatten. „Ja, lass uns schauen … wer weiß was unser Nachwuchs anstellt.“ Kurz leerte sie ihren Becher und nickte dann Serrana zu. "Nicht das unsere Kinder das Haus in Schutt und Asche legen."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!