Kandidatur zum Cursus Honorum [11/08] – Titus Aurelius Ursus

  • Am heutigen Sitzungstag war es in der Curia Iulia ziemlich voll. Der Grund war, dass sie heute nicht nur von den Senatoren bevölkert wurde. Heute kamen auch Männer die (noch) keine Mitglieder des Senats waren, die sich aber bei den bevorstehenden Wahlen zum Cursus Honorum um ein öffentliches Amt bewarben. Jeder von ihnen würde vom Senat nacheinander gehört und von den Senatoren befragt werden.


    Lucius Aelius Quarto, einer der beiden amtierenden Consuln, rief die Kandidaten jeweils auf:


    “Titus Aurelius Ursus, Sohn des Decimus Aurelius Maxentius, amtierender Quaestor Consulum im Cursus Honorum. Mit einem Dispens des Imperators Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus kandidiert Titus Aurelius Ursus erneut für die Quaestur.
    Wenn du anwesend bist, dann tritt vor und erkläre dich!“

  • Selbstverständlich war Ursus anwesend. Und hatte schon darauf gewartet, aufgerufen zu werden. Er erinnerte sich noch gut, wie nervös er gewesen war, als er sich hier den Senatoren zum ersten Mal vorgestellt hatte. Und er konnte nicht behaupten, daß er heute gar nicht nervös war. Doch es fiel ihm wesentlich leichter als damals, vor die Männer zu treten, die neben dem Kaiser die Geschicke Roms lenkten. Er unterdrückte den Drang, die Falten seiner Toga nochmal zurecht zu zupfen. Sie saß perfekt, er hatte dies vorhin erst noch überprüft. Statt dessen ließ er seinen Blick einmal über die Anwesenden schweifen, um selbst die nötige Ruhe für die Rede zu finden.


    Über seine Person brauchte er wohl nicht mehr unbedingt etwas sagen, da der Consul ihn bereits vorgestellt hatte. Außerdem war es erst wenige Wochen her, daß er hier einen Bericht abgegeben hatte. Das mochte ebenfalls helfen, daß die Senatoren sich seiner erinnerten.


    "Hochverehrte Senatoren!


    Ich danke euch für die Ehre, heute hier vor euch sprechen zu dürfen. Seit nunmehr fast einem Jahr diene ich Rom, indem ich als Quästor Consulum vor allem den Consul Aelius bei seiner Arbeit unterstütze. In diesem Jahr habe ich an vielen Projekten mitgearbeitet und dabei unschätzbare Erfahrungen gesammelt. Für mich lag der Schwerpunkt der Arbeit insbesondere auf der Bestandsaufnahme und Überprüfung der Arbeiten am Ulpianum. Zusätzlich überwachte ich den Reiseverkehr. Es war ein sehr produktives Jahr in enger Zusammenarbeit mit Consul Aelius. Doch nicht alles, was in diesem Jahr begonnen wurde, konnte in dieser Zeit beendet werden, trotz unermüdlicher Arbeit. Als Consul Aelius mir mitteilte, dass er daran denkt, ein weiteres mal zu kandidieren, fiel mir die Entscheidung nicht schwer, ebenfalls um die Möglichkeit einer weiteren Kandidatur zu ersuchen. Der Kaiser hatte die Güte, mir einen Dispens zu erteilen und mir so zu ermöglichen, heute hier vor euch zu stehen, damit ich ein weiteres Jahr mit all meiner Kraft Rom dienen kann und den Consuln, die im kommenden Jahr amtieren werden." Er zweifelte nicht im geringsten daran, daß Quarto ein weiteres mal gewählt würde, doch voraussetzen durfte er es natürlich nicht. "Und so bitte ich euch, mir ein weiteres Mal euer Vertrauen zu schenken und mir eure Stimme zu geben."

  • Tatsächlich erinnerte sich Durus lebhaft an den jungen Aurelier (den zweiten, der sich diesmal zur Wahl stellte, wie ihm auffiel). Er schien gut zu arbeiten - daher erwartete er eigentlich, dass Aelius Quarto als erster etwas zu seiner erneuten Kandidatur sagte.


    Aus diesem Grund verzichtete er vorerst auf Fragen, obwohl ihm bereits welche auf der Zunge lagen.

  • “Vielen Dank.


    Vielleicht darf ich noch hinzufügen, dass ich Titus Aurelius Ursus in unserem gemeinsamen Amtsjahr sehr schätzen gelernt habe. Er hat sich in seiner Zeit als Quaestor Consulum als sehr umsichtiger und fleißiger, vor allem aber genauer und gewissenhafter Magistrat erwiesen. Über seine Wiederwahl würde ich mich sehr freuen und sie zutiefst begrüßen. Sollte der Senat mir selbst eine weitere Amtszeit als Consul gewähren, dann wäre ich froh, wenn Titus Aurelius Ursus mich als Quastor erneut unterstützen könnte.


    Möchte jetzt jemand Fragen an den Kandidaten stellen?“

  • Natürlich verfolgte ich die Kandidaturen meiner beiden Neffen. Vielleicht sogar kritischer als jeder andere im Saal. Ein wenig störte ich mich daran, dass Ursus sein Rederecht vor dem Senat als eine Art res gestae statt einer Wahlrede nutzte und doch nicht viel sagte, außer, dass er dem consul geholfen habe. Ich mochte gar nicht glauben, dass die Bestandsaufnahme und Arbeitsüberprüfung ein ganzes Jahr in Anspruch genommen hatten, und dementsprechend skeptisch war auch mein Blick. Vorgebeugt saß ich auf der marmornen Bank, eine Hand am Kinn, wie auch schon bei Avianus. Interessiert, doch undurchsichtig. Es war gut, dass nicht ich selbst auch noch kandidiert hatte, drei wären wohl zu viel des Guten gewesen.

  • >Hat der Consul um deine erneute Kandidatur gebeten und sich bei dem Kaiser für deinen Dispens eingesetzt, oder geschah es auf dein eigenes Bestreben hin?<


    fragte Modestus den Aurelier direkt. Es würde zwar für ihn keinen großen Unterschied machen, doch es war durchaus interessant zu wissen, ob der Dispens dem Quaestor gewährt wurde, weil der Imperator ihn für besonders fähig hielt, oder weil der Consul seinen eingearbeiteten Mitarbeiter nicht verlieren wollte.

  • Ursus wandte sich in die Richtung, aus der die Frage gekommen war. Modestus. Ja, der hatte ihn überholt, seit sie damals zeitgleich als Vigintiviri tätig gewesen waren. Doch Ursus betrachtete es immer noch nicht als Fehler, daß er sein Tribunat nicht noch weiter verkürzt hatte, um gleich wieder kandidieren zu können. "Weder das eine noch das andere trifft vollständig zu. Es ergab sich im Gespräch über die Arbeit." Hatte er sich vorhin nicht schon darüber geäußert? Doch er ließ sich nichts anmerken und berichtete in ruhigem Ton weiter. "Als Consul Aeilus erwähnte, daß er über eine erneute Kandidatur nachdachte, habe ich ihm meine Bereitschaft erklärt, dies ebenfalls zu tun. Er zeigte sich erfreut und setzte sich beim Kaiser für meinen Dispens ein." Warum das wohl gerade für Modestus so wichtig war? Es gab allerdings noch einige Senatoren, von denen er derartige Fragen erwartet hatte.

  • Modestus nickte nur und machte sich gedanklich eine Notiz über diesen Sachverhalt. Er lächelte den Aurelier freundlich an und erhob noch ein letztes Mal das Wort.


    >Bevor ich dann die anderen Senatoren zu Wort kommen lasse, möchte ich nur noch anmerken, dass ich deine Kandidatur unterstütze. Du bist sicherlich der beste Kandidat für die Beaufsichtigung der Bauarbeiten des Ulpianums, da du ja bereits ein Jahr damit und der Unterstützung des Consuls verbacht hast.<

  • "Wie großzügig, Annaeus Modestus..." witzelte Germanicus Avarus, bevor er nach dem Neusenator -die Zeiten waren auch mal anders- das Wort ergriff: "Wenn es dem Wunsch unseres Imperators und des Consul Aelius Quarto entspricht, dich erneut als Quaestor Consulum zur Wahl zu stellen - kein anderes Amt der Quästur wird dein Ziel sein-, so können wir mit Sicht auf die angefangenen Projekte überwichtigen Ausmaßes dir garnicht die Gefolgschaft verwehren. Auch wenn deine Tatkraft dann an anderer Stelle fehlen wird." Mit wir meinte Avarus das Heer der Klienten, die ihm Stimmen zur Verfügung stellten. Mit an anderer Stelle die Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divinis derer er seit einigen Monaten vorstand und welche jede helfende Hand brauchte, um den Nachfragen Angebot zu stellen.

  • >Immer wieder gerne, Senator Germanicus Avarus.<


    entgegnete Modestus nachdem der Germanicus fertig war mit einem leichten Lächeln, denn nach seiner etwas ungeschickten Formulierung hatte bereits eine solche Erwiederung erwartet und sich eine Entgegnung zurechtgelegt.

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