Kandidatur zum Cursus Honorum [11/08] – Lucius Aelius Quarto


  • Wieder einmal standen Wahlen zum Cursus Honorum an. Heute war der Tag, an dem die Kandidaten deshalb vor dem Senat sprachen.
    Alle Kandidaten wurden von Lucius Aelius Quarto aufgerufen, einem der beiden amtierenden Consuln.


    Aber er selbst kandidierte auch wieder und als die Reihe an ihm war übernahm sein Amtskollege diese Aufgabe:


    “Lucius Aelius Quarto, Sohn von Gaius Aelius Maccalus, amtierender Consul, kandidiert mit einem Dispens des Imperators Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus erneut für das Consulat.
    Lucius Aelius Quarto, erkläre dich!“

  • “Ich danke dir.“, sagte Aelius Quarto zu seinem Amtskollegen gewandt. Dann, an die im Saal versammelten Senatoren gerichtet:
    “Und ich danke euch, dass ihr mir heute eure Aufmerksamkeit schenkt.“


    Er machte eine kurze Pause, während der er über eine Falte seiner Toga strich.


    “Vor meiner jetzigen Amtszeit versprach ich, mich intensiv um die Pflege unseres Rechts und unserer Gesetze zu bemühen. Ich sprach davon, dass es an mehreren Stellen Korrekturen bedarf, ohne dass es meine Absicht war, noch ist, unser Recht als Ganzes und in seinem Innersten verändern zu wollen.
    Vor meiner jetzigen Amtszeit versprach ich, mich dem großen Bauvorhaben zu widmen, welches der Errichtung jenes Bauwerkes dient, dass wir unter dem Namen Ulpianum kennen.
    Ihr werdet selbst am besten beurteilen können, ob ich mich während dieser Amtszeit redlich bemüht habe, ob ich mich mit Einsatz und Tatkraft meinen Aufgaben gewidmet habe und ob ich erfolgreich war.
    Doch mein eigener Eindruck ist, dass ich am Ende dieser Amtszeit nur Stückwerk hinterlasse. Zwar hat der Senat unter meiner Führung mehrere Gesetze des Codex Iuridicalis reformiert und darunter war mit der Reform der Advocatio Imperialis auch eine der umfassensten Umgestaltungen dieser Gesetzessammlung seit ihrem Bestehen,
    zwar konnten wir die Bestimmungen zur Wahlfälschung überarbeiten, und auch die Zuständigkeit der Gerichte neu regeln,
    zwar konnte ich mit der Hilfe und Unterstützung des Quaestors Consulum Aurelius Ursus eine längst überfällige Bestandsaufnahme der Arbeiten am Ulpianum vornehmen,
    doch am Ende dieses Jahres sehe ich noch Vieles, was ungetan bleiben musste.


    Warum das so ist? Ich behaupte, die Zeit war einfach zu kurz.


    Darum stehe ich heute vor euch und bitte euch darum, mir mehr Zeit zu gewähren. Gebt mir ein weiteres Jahr als Consul, damit ich mit euch gemeinsam vollenden kann, was wir begonnen haben. Darum bewerbe ich mich erneut um dieses Amt.
    Der Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus hat mir dafür einen Dispens erteilt, so wie es der Codex Universalis in seinem §38, Absatz (3) vorgibt. Ich fühle mich dadurch sehr geehrt und verspüre sein damit geäußertes Vertrauen.
    Vertraut auch ihr mir und gebt mir eure Stimme. Darum bitte ich euch.“

  • Es war also tatsächlich so gekommen, wie es Tiberius Durus erwartet hatte. Als er auf seinem Stuhl in der Reihe der Praetorier saß und Aelius Quarto hörte, hätte er beinahe triumphal aufgelacht: Im Grunde hatte Durus nichts gegen Aelius Quarto, er betrachtete ihn in der Regel sogar eher als politischen Verbündeten, doch was er nun sagte, war für Durus mehr Vorwand als ehrlicher Wunsch:


    Der Kaiser besaß nicht die Kraft, um das Imperium zu beherrschen, um notwendige Reformen einzuleiten und den Senat unter Kontrolle zu halten. Stattdessen durfte nun sein Bruder Quarto für ihn regieren - musste vermutlich sogar! Fast mutete es an, dass die Zeiten der alten Republik wiedergekommen waren, in denen Consuln über den Staat herrschten und es keine absolute Auctoritas gab, die das Staatsschiff lenkte! Nur eine kleine Sache war dabei anders: Der Consul stellte nur eine Art Ersatz-Kaiser, der dem eigentlich dafür Bestimmten Arbeit abnehmen musste, die er nicht schaffte!


    "Er darf wohl weiterregieren."


    kommentierte er im Flüsterton an seinen Nachbarn, womit er auf seine Gedankengänge anspielte.

  • Macer überraschte die erneute Kandidatur nicht. Frühere Kaiser hatten dafür gesorgt, dass ihre Söhne Consulate bekleideten, der aktuelle setzte eben seinen Bruder auf diesem Posten ein. Und da Macer sich nicht über dessen Arbeit beklagen konnte, freute ihn die erneute Kandidatur.


    "Was steht denn noch alles auf deiner Agenda?", erkundigte er sich aus purer Neugier. "Haben wir denn wenigstens die Hälfte dessen, was du erledigen wolltest, schon hinter uns?" Mit einem anderen Unterton hätte dies auch eine bissige, kritische Frage sein können. Mit dem Tonfall, mit dem Macer sie vortrug, war sie dagegen eher locker zu sehen.

  • “Ich bitte um Nachsicht, wenn ich bei dieser Frage nicht zu sehr ins Detail gehen möchte. Denn ich will späteren Debatten nicht vorgreifen. Auch kann ich heute noch nicht sagen, was aus dem Senat heraus an Vorschlägen kommt. Denn gerade das letzte Jahr hat uns gezeigt, dass die Änderung an einer Stelle der Gesetze, Korrekturen an anderen nach sich zieht.


    Doch will ich mich deiner Frage auch nicht vollständig entziehen, Senator Purgitius Macer.


    Was das Wahlrecht betrifft, so möchte ich dem Senat gerne die Verlängerung der Anmeldefrist bei Wahlen zum Cursus Honorum vorschlagen. Ich halte eine Woche für etwas zu kurz, weil dem Senat dann nur noch sehr wenig Zeit bleibt, über die Kandidaten zu beraten und sich ein umfassendes Bild von ihnen zu machen.


    Außerdem glaube ich, dass wir in unserem Bemühen fortfahren sollten, den Codex Iuridicalis zu reformieren. Das gilt vor allem für die dort verhängten Strafen. Vor allem möchte ich traditionellen Strafen wieder mehr Gewicht verleihen. Auch erscheinen mir viele Geldstrafen, die im Gesetz verankert sind, viel zu niedrig, oder aber, in einigen Fällen, unangebracht. Als Beispiel nenne ich den § 96 zur Brandstiftung. Wie wir alle wissen, ist Brandstiftung eines der schwersten und verwerflichsten Verbrechen überhaupt. Sie bedroht nicht nur den Besitz Vieler, sondern auch ihr Leben. Die Strafe darauf lautet zurzeit 3 bis 6 Monate Freiheitsstrafe oder 600 bis 1.200 Sesterzen. Jemand kann also mit der lächerlichen Strafsumme von 600 Sesterzen davon kommen, obwohl er überführt wurde, den Bestand einer ganzen Stadt und das Leben Tausender bedroht zu haben. Darüber, so meine ich, sollte der Senat zumindest einmal reden.


    Ganz besonders will ich mich aber auch wieder dem Ulpianum widmen. Da ist noch viel zu tun, wie wir alle sehr gut wissen.“

  • Macer fand es zwar etwas widersprüchlich, dass der Consul angeblich keine halbfertige Arbeit hinterlassen wollte aber andererseits nicht vorgreifen wollte, aber die weiteren Ausführungen beruhigten ihn dann doch. Konkrete Pläne schien der Consul tatsächlich noch einige zu haben.


    "Danke für die Auskunft. Da steht uns ja offenbar kein ruhigeres Jahr ins Haus, als das abgelaufene eines war. Ich freue mich schon auf die weiteren Debatten." Damit hatte er keine weiteren Fragen und nahm wieder Platz.

  • Die Antworten die Aelius Quarto seinem Patron gegeben hatten reichten Modestus vollkommen aus. Einige Gesetze bedurften seiner Meinung tatsächlich der Neureglung und wenn Aelius Quarto dies zu seinem Programm machte, war es nicht das schlechteste. So schwieg er also und wartete ab und sah durch die Reihen der Senatoren, um die allgemeine Meinung von den Gesichtern der Männer abzulesen.

  • Für den Germanicus Avarus kündete der Morgen eine heiße Debatte von Kandidaten an, die sich zu Wahl stellten. Aus seinem direkten Umfeld hörte er wenig über ambitionierte Römer, was ihn etwas wehmütig an die alten Zeiten denkend, stimmte. Im Senat trat dann zuerst der Bruder des Kaisers in den Ring. Avarus konnte zu dessen Vermächtnis der alten Amtszeit nichts sagen, denn er war nicht in Rom als es um die Pflege unseres Rechts und der Gesetze ging. Er wußte also nicht welche Vorgaben eingebracht wurden, wie der Senat sie zu ändern wünschte, was also von des Quartos Vorlage übrig blieb. Er sah nur das Ergebnis draußen am Brett genagelt. Das was Rom als Neufassung verstand.


    Sogesehen hatte er auch keinen Grund seinen alten Freund Aelius in irgendeiner Weise den Weg zu sperren. Noch dazu die Familien sehr lang einander respektierten. Anders als sonst also gewohnt verschwieg er innerliche Fragen und zollte nur Respekt.


    "Gaius Ulpius Aelianus Valerianus hat dir nicht ohne Grund den Dispens erteilt, eine hohe Verantwortung und Aufgabe ruht auf deinen Schultern Aelius Quarto. Der Senat kann sich glücklich schätzen in diesen Jahren ein Arbeitsstier wie Dich in seinen Reihen zu haben. Sehen wir zu das Visionen endlich reel und greifbar werden."

  • “Ich spüre die Last und Verantwortung wohl. Doch habe ich sie in diesem Jahr, wie ich glaube, gut zu tragen vermocht, und werde sie auch wieder tragen können, wenn der Senat mich für eine weitere Amtszeit würdig erachtet. Ich danke dir sehr für deine Worte und dein Vertrauen, Senator Germanicus Avarus.“

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