• Oh das war ja wirklich Positiv. Lucius freute sich sichtlich für den Verwandten. „Das sind ja großartige Neuigkeiten.“ Rief er aus und klopfte Imperiosus auf die Schulter. „Es wird auch Zeit das du endlich eine redlicher Mann wirst und ein paar Kinder in die Welt setzt.“ Schließlich war es ja nicht nur anständig sondern auch Gesetz. Aber mehr als die kleine Spitze das er endlich redlich werden würde, würde er nicht verlieren. Denn das es war nicht seine Art es jemanden wie Imperiosus vor zu werfen.


    Noch keinen Termin gut dass sollte kein Problem darstellen. Als Augur war er ja dafür da Heiratstermin heraus zu suchen. „Wen du willst werde ich nach einem geeigneten suchen.“ Bot er an.

  • Eigentlich war ich ja sicher das Axilla den Termin würde festlegen wollen, doch waren der Götterkult und ich nicht unbedingt gut mit einander vertraut, ich betete nur bei Gelegenheit und brachte ein zwei mal in der Woche ein Opfer dar und das meist auf dem Heimweg vom Palantin. Also wusste ich nicht ob nicht sogar ein Augur nötig war um einen vernünftigen Termin zu bekommen ...


    "Das wäre gut, vielleicht weiß Axilla ja schon wann sie heiraten möchte, aber die Meinung der Götter wäre da natürlich auch sehr interessant!"

  • Das Imperiosus leicht überrascht war das er sich anbot nach einem Termin zu suchen überraschte den Iulius nicht sonderlich. Es kamen ja nicht mehr viele um nach einen Termin zu fragen. Was ihn aber dann überraschte war der Name der Braut. Axilla!!! Schmerzlich würde er an seinen alten Freund Archias erinnert der auch mit einer Axilla verheiratet gewesen war. Was wohl aus ihr geworden war?
    Aber das war eine Geschichte die auf einer anderen Tabula stand. Dass es die selbe Axilla sein könnte ahnte er nicht. Also nickte er Imperiosus zu und sagte. „Ihr könnt ja mit dem Termin den ihr ausgesucht habt beim Auguraculum vorbeikommen dann kann ich gleich prüfen ob das geht.“ Es war ja bei leibe nicht so dass man an jedem x-beliebigen Tag heiraten konnte.


    Aber da lag ihm noch was auf dem Herzen das er absprechen wollte. „Imperiosus mein Cousin Marcus ist ja im gleichen Maß mit Dir verwand wie ich. Ich würde ihn Dir gerne vorstellen er ist jung und derzeit Questor in Ostia.“ Das war etwas das auf jeden Fall sein musste Marcus brauchte Bekannt mehr denn je. Hinzu kam das er sich mit Imperiosus sicher gut verstehen würde.

  • "Ich werde es ihr vorschlagen!"


    Ein Cousin, soso ... nunja "Bekannte" und Verwandte waren in der Regel nützlich und allein das kennenlernen konnte wohl nicht schaden ...


    "Gerne, bring ihn doch einfach das nächste mal mit wenn du mich besuchen kommst! Du weißt das ich immer sehr an jungen fleißigen Leuten interessiert bin, gerade jetzt da das ganze Imperium überall ein paar extra fleißige Hände gebrauchen kann!"

  • „Dann schick mir eine Nachricht wenn ihr kommt. Ich bin ja nicht immer dort.“ Sagte er noch angehängt. Damit war das also auch geklärt.


    „Hm weist du ich hab vor Octavius Macer einzuladen um die beiden bekannt zu machen. Da würde ich dich mit einladen. Es sei den das du mit den Octavia ein Problem hast.“ Das er den Präfekten dann auch noch einladen würde wusste er zu dem Zeitpunkt noch nicht.

  • Ich wank ab, der Octavius war ein bekannteres Gesicht als Ich und viele sagten das er ebenfalls auf einer Liste zu finden war auf der ich mich selbst stets ganz oben wähnte ...


    "Nein nein, das ist kein Problem ... ich bin ohnehin auf der Suche nach fähigen Verwaltungsleuten die Erfahrung in der Provinz haben, da trifft sich das also ganz prima!"

  • Patsch, patsch, patsch, patsch! Die kleinen Händchen machten auf den Steinfliesen klatschende Geräusche, wenn Atticus darüber krabbelte. Er war schon sehr flink und vor Freude quietschend verfolgte er gerne jeden, der auch nur halbwegs den Anschein machte, als könne er sich freuen, wenn der noch sehr kleine Hausherr ihn mit seiner Gegenwart beehrte. So wurde nicht nur die Amme und ihr Sohn quietschend verfolgt, sondern vor allem eine ebenso freudig quietschende Axilla, die mit ihrem Sohn so im Garten fangen spielte und sich nur zu gerne von dem kleinen Mann einholen ließ, schon allein, damit er sich an ihrem Fuß festhielt und ein freudiges “Mmmmma! von sich gab.
    Axilla hob ihren Sohn gerade wieder einmal hoch, um ihm mit einem lachenden “Jetzt fress ich dich“ auf den Bauch zu blubbern, woraufhin ihr Sohn üblicherweise so hell auflachte, dass allen die Ohren nur so klingelten, um ihn im Anschluss wieder herunterzulassen, was in weiteren Verfolgungsjagden des krabbelnden Atticus resultierte, als der Ianitor den Boten hereinbrachte. “Ein Bote von Consular Purgitius bezüglich der ausgesprochenen Einladung.“
    Etwas ertappt gab Axilla ihren Sohn an die Amme und hoffte, nicht allzu verlegen und noch einigermaßen matronenhaft zu erscheinen, als sie sich das Kleid glattstrich und den Boten empfing. “Salve. Hat der Consular die Einladung angenommen?“ versuchte sich Axilla, das Gespräch in Gang zu bringen, und fiel dabei fast mit der Tür ins Haus.

  • Der Laufbursche interessierte sich ziemlich wenig dafür, ob Iunia Axilla eine gewissen Matronenhaftigkeit bewahrte, denn immerhin hatte sein Herr ihn nicht dafür angeschafft, das Aussehen römischer Damen zu beurteilen, sondern um Nachrichten zu übermitteln. Und sein eigenes Interesse am Aussehen römischer Damen war naturgemäß auch relativ gering. Dass Iunia Axilla gerade damit beschäftigt war, mit ihrem Sohn zu spielen, nahm er zwar wahr, aber besonders bemerkenswert oder ungewöhnlich kam es ihm nicht vor. Von daher kam es ihm auch ganz gelegen, dass Iunia Axilla auch gleich zum Thema kam. "Ja, der Consular bedankt sich für die Einladung und hat mich deshalb geschickt, einen Termin zu vereinbaren", beantwortete er ihre Frage entsprechend zügig und präzise.

  • Axilla erlaubte sich ein erleichtertes und erfreutes Ausatmen, als der Bote die Einladung bestätigte. Die schlimmste Sorge, der Consular könnte einfach aus mangelnder Zeit absagen, war damit schon gebannt. Der erste Schritt war geschafft.
    “Sehr schön“, flötete sie geradezu ausgelassen. “Bitte, setz dich doch. Möchtest du etwas trinken?“, bot sie ihrem Gast erst einmal einen Platz auf einer der Steinbänke des Gartens an und setzte sich ebenfalls, während ihr Sohn im Hintergrund schon wieder freudig quietschte und mit seiner Amme spielte.
    Nach seiner Antwort konnte Axilla es schon kaum erwarten, den Termin jetzt fix zu machen. “Wann könnte Consular Purgitius es denn einrichten?“

  • Der Laufbursche wollte schon ablehnen, als ihm unüblicherweise ein Sitzplatz angeboten wurde, nahm dann aber doch Platz, weil das wohl unhöflich gewesen wäre. Für nötig hielt er es trotzdem nicht, da er ohnehin gewohnt war, herumzulaufen und herumzustehen. Auch die Frage irritierte ihn etwas, denn er hatte sich darauf eingestellt, dass Iunia Axilla einige Termine vorschlagen würde, zu denen er dann die Zusage oder Absage seines Herrn mitteilen konnte. Aber immerhin hatte er sich auf diese abweichende Situation jetzt vorbereitet. "Am ANTE DIEM VIII KAL IUN, am ANTE DIEM VII KAL IUN, am ANTE DIEM IV KAL IUN, am PRIDIE KAL IUN, an den KAL IUN, am ANTE DIEM IV NON IUN und natürlich auch noch an späteren Terminen", zählte er routiniert auf, was er sich an freien Tagen hatte merken müssen.

  • Oh, an so vielen Terminen hatte er Zeit? Axilla hätte jetzt mit einem Tag gerechnet, wenn sie Glück hätte. Sie hatte ja eher angenommen, dass der Consular ganz absagen würde, weil er entweder keine Zeit oder schlicht und ergreifend keine Lust hatte, mit ihr zu essen. Da war sie einen Augenblick lang doch etwas perplex und überschlug die Möglichkeiten.
    Mit dem ersten Termin könnte es etwas knapp werden, wollte sie doch, dass das Essen perfekt wurde. Andererseits, wenn sie noch einen kurzfristigen Termin mit dem Tempel des Mars aushandeln konnte für ein kleines Opfer.... Sie überlegte kurz, überschlug die Zeiten, die benötigt werden würde, und fasste einen Entschluss.
    “Dann wäre es mir eine große Freude, wenn dein Herr am achten Tag vor den Kalenden hier zur Cena erscheinen würde. Weißt du zufällig, ob es etwas gibt, dass er besonders gerne isst?“ Fragen konnte man ja mal, und wenn jemand für ein Haus länger tätig war, dann schnappte man schon einmal das ein oder andere auf. Wenn nicht, war es auch nicht schlimm, aber so konnte sie vielleicht etwas arrangieren für ihren Gast.

  • "Am achten Tag vor den Kalenden", wiederholte der Laufbursche zur bestätigung den vorgeschlagenen Termin. Das ging ja dann doch erfreulich einfach, stellte er fest. Bei der weiteren Frage guckte er allerdings erst einmal etwas dümmlich aus der Wäsche. Er kannte zwar inzwischen so manche Eigenheit seines Herrn, dem er schon ettliche Jahre diente, aber mit seinen Essgewohnheiten hatte er sich bisher noch nie genauer befassen müssen. Bestimmt hatte er irgendwelche Lieblingsgerichte, aber er hatte keine Ahnung, was das sein könnte. "Dazu kann ich leider keine Auskunft geben", antwortete er daher schließlich professionell und neutral, nachdem er sich wieder gefangen hatte und den dümmlichen Blick abgestellt hatte.

  • Hm, dann wusste er es nicht. Schade, das wäre noch eine kleine Hilfe für Axilla gewesen, um sich den Consular besonders gewogen zu machen. Vermutlich würde zwar auch das nicht wirklich bei ihrem Vorhaben helfen, aber zumindest wäre ein bisschen Nervosität weg. Aber es würde auch so gehen. Musste es schließlich.
    “Oh, dann... überrasch ich ihn einfach“, meinte Axilla also und bemühte sich, möglichst freudig dabei zu klingen. In Gedanken war sie schon ganz bei der Planung der nächsten tage. Sie würde die Gärtner bitten müssen, frische Blumen zu schneiden. Oder doch keine Blumen? Immerhin war der Purgitius ein Kerl und keine Matrona. Naja, vielleicht ein paar Blumen. Und natürlich das Essen, das musste geplant werden. Und alles nochmal gründlich geputzt. Es war jetzt zwar auch schon sauber, aber...
    Oh, der Bote war ja noch da. Verlegen schenkte Axilla ihm ein Lächeln. “Dann richte doch bitte dem Consular aus, dass ich mich sehr auf sein kommen freuen werde und ihm für die rasche Antwort danke. Wenn du magst, kannst du dir in der Küche noch etwas zu essen mitnehmen, wir haben gestern gebacken. Müsste noch etwas Kuchen da sein.“

  • Der Laufbursche nickte und erhob sich wieder von seinem Platz. Die erste Hälfte seines Auftrags war erledigt und die noch ausstehende Hälfte war eben die, mit einer Antwort zu seinem Herrn zurück zu kommen. "Das werde ich ausrichten. Vielen Dank", verabschiedete er sich daher und machte natürlich tatsächlich einen Abstecher in die Küche, von wo er sich ein Stück Kuchen mitnahm. Man lebte tatsächlich nicht schlecht als Laufbursche eines Consulars.

  • So langsam begann der Sommer in Rom. Der Stand des Tibers war im Sinken begriffen, was auch bedeutete, dass der Geruch der Stadt im Steigen begriffen war. Zum Glück aber lag die Casa Pompeia in einem Viertel, in dem das weniger zum Tragen kam als in der Subura. Aber auch hier wäre der Sommer wohl merkbar. Der Geruch von einer Million Menschen war eben einfach keine Landluft. Und im Gegensatz zu Alexandria wehte hier nicht eine beständige Brise vom Meer, die den Schweiß von Mensch und Tier mit zartem Salzgeruch überdeckte. Beste Voraussetzungen also, um Imperiosus darum bitten zu können, die Stadt zu verlassen, und sei es nur nach Ostia.


    Doch fehlte noch der rechte Zeitpunkt dafür. Axilla schob es vor sich her, wie so manche unliebsame Entscheidung. Doch erst hatten einige Dinge erledigt zu werden. Sie konnte nicht einfach aus Rom flüchten, solange noch so viele Dinge offen waren, die ihre Anwesenheit benötigten. Von Ostia aus konnte sie Seneca nicht helfen. Von Ostia aus konnte sie die Sache mit der Decima nicht zu einem Ende bringen. Von Ostia aus konnte sie nicht noch Einfluss auf ihren Mann nehmen. Außerdem war er ja eben erst zurückgekehrt und Axilla genoss die Zweisamkeit mit ihm gerade sehr. Sie wollte nicht gleich wieder enthaltsam leben, und noch waren die Truppen weit weg. Morgen, sagte sie sich immer. Morgen spreche ich ihn an.
    Aber heute war Axilla erst einmal im Garten mit ihrem Sohn und vertrieb alle diese trüben Gedanken. Atticus war sowieso viel erfreulicher anzusehen. Seine Amme, Pulchra, hielt seine beiden Hände fest in ihren und sorgte so für die nötige Stabilität, die ihr Sohn brauchte, um mit tapsigen und hastigen Schritten zu laufen. Zu laufen! So groß war er schon! Bald schon würde er es allein können. Stehen konnte er schon, solange er sich festhalten konnte. Pulchra meinte, es sei nur noch eine frage von Tagen, höchstens 2 Wochen, und ihr Sohn würde eigene Schritte machen. Es war unglaublich, wie schnell er groß wurde.


    Sie saß im Schatten unter dem größten Baum des Gartens und trank ein wenig Fruchtsaft. “Prima machst du das, Titus! So fein kannst du schon laufen!“ lobte sie vollkommen entzückt, als ein Sklavenbursche hereinkam.
    “Domina, am Tor steht eine Iunia Diademata und möchte zu dir.“
    Axilla stutzte kurz. Diademata.... sagte ihr gar nichts. Musste allerdings nichts heißen. Die Gens war groß und alt, da konnte es schonmal vorkommen, dass man einen Namen nicht kannte, wenn man nicht in derselben stadt wohnte. Und zumindest das konnte Axilla für die letzte Zeit sagen. “Dann bitte sie doch zu mir in den Garten“, beschloss Axilla also und wartete schon gespannt, wen der Ianitor gleich ins Haus lassen würde. Der Junge flitzte schonmal zur Tür und ließ Axilla damit neugierig zurück.

  • Mit leichtem Schritt folgte Diademata dem Sklavenjungen, der sie bis in das Vestibül führte und vor einer jungen Frau ablieferte die Axilla sein musste. Irgendwie hatte Diademata mit einer älteren Matrone gerechnet, vielleicht sogar schon mit den ersten Falten im Gesicht. Dazu passte Axilla aber überhaupt nicht und natürlich war es auch nur eine fixe Idee. Wenn Diademata verheiratet war, dann würde sie schließlich auch die respektable Ehefrau eines einflussreichen Mannes sein und trotzdem nicht augenblicklich um Jahre altern.


    "Salve!" grüßte Diademata höflich. "Ich bin Diademata, Tochter von Manius Iunius Laevinus und Racilia Decula. Ich bin vor einigen Tagen in Rom angekommen, ich bin nämlich auf der Suche nach einem Ehemann." Damit war das wichtigste gesagt.


    "Seneca hat mir von dir erzählt und da wollte ich einfach mal vorbei schauen. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen."
    Es sah zwar nicht so aus als würde sie Axilla bei etwas wichtigem stören, aber Diadematas Mutter hatte doch darauf geachtet, dass ihre Tochter ein gewisses Maß an Anstand an den Tag legte.


    Der Anstand auf eine Antwort zu warten ging allerdings im nächsten Augenblick verloren als die Iunia den kleinen Jungen erblickte. "Oh, ist das dein Sohn?" fragte sie entzückt. "Was für ein hübscher Junge!"


    Wie beneidenswert! Sie sieht so jung aus und hat schon alles erreicht!
    Auch wenn erst einmal ein passabler Ehemann gefunden werden wollte stand der Nachwuchs natürlich schon als nächster Punkt auf Diadematas Lebensliste. Im besten Fall direkt ein Junge und Erbe für ihren Mann.

  • Manius Laevinius sagte Axilla was. Sie wusste, dass dieser zum stadtrömischen Zweig gehörte, sie hatte die Ahnentafel in der Casa Iunia genau studiert und die wächsernen Totenmasken. Aber sie hatte nicht gewusst, dass der eine Tochter gehabt hatte. Wenn Diademata allerdings in Rom nun wohnte und mit Seneca gesprochen hatte, dann hatte das alles mit Sicherheit so seine Richtigkeit. Axilla hatte keinen Grund, an ihrem Vetter zu zweifeln. Zumindest nicht, was diese Sache anging.
    Als Diademata meinte, sie suchte einen Ehemann, war Axilla im ersten Moment doch etwas verunsichert, was sich in einem kleinen Lachen äußerte. “Ähm... meiner ist vergeben“, meinte sie strahlend und versuchte, es möglichst charmant klingen zu lassen. Wenngleich sie da bei anderen Frauen immer Probleme hatte, genau den richtigen Ton zu treffen. Männer waren da viel einfacher. Die verziehen einem Patzer auch viel eher.


    Zum Glück lenkte Atticus gleich ab. Er hatte sich inzwischen von den Händen seiner Amme befreit und war wieder auf allen Vieren unterwegs. Seine Hände patschten auf dem weichen Gras, als er sich anschickte, quer über den Rasen zu krabbeln. “Ja, Titus Pompeius Atticus. Titus? Kommst du her und sagst deiner Cousine hallo?“ Axilla sah ihrem Sohn nach, der ohne sich zu ihr umzudrehen sein neuestes Lieblingswort verlauten ließ: “Nein!“
    Peinlich berührt flüchtete sich Axilla in ein Lächeln. “Er kann nur ein paar Worte“, versuchte sie zu erklären. Ihr Sohn war ja noch nicht so alt, und auch wenn er für Axilla das klügste Kind auf der ganzen Welt war, war sie nicht sicher, ob er wirklich alles verstand, was sie sagte. Neulich hatte er mit ernster Miene vor einer Pflanze im Atrium gestanden und sie ganz streng angeschaut. Das blondgelockte Köpfchen hatte sich kräftig geschüttelt, als er mit 'Neinneinnein' die Pflanze beinahe ausgeschimpft hatte – und erst danach seine Hände in die Blumenerde gesteckt hatte, um den Topf umzugraben und die Erde auf dem Boden zu verteilen, wie er es gerne tat, und wofür er auch immer ein 'neinneinnein' von der Amme und Axilla gleichermaßen erntete.
    Axilla bot ihrer Cousine mit einer einladenden Geste auch einen Korbstuhl hier im Schatten des Baumes an. “Setz dich doch. Möchtest du auch einen Saft, oder lieber etwas anderes? Heute ist es wieder sehr warm, finde ich.“
    Atticus krabbelte weiter zu einem der Blumenbüsche. Fast bedächtig stand er davor und brach einen blütenlosen Zweig ganz vorsichtig ab. Danach ließ er sich wieder auf die Knie fallen und krabbelte zu einer schönen Blume im Beet daneben, die er auch ausrupfte, ehe die Amme bei ihm war und ihn gespielt schnappte. Seine Beute hielt er fest in den Händen, die Blume links, den Zweig rechts.
    “Und du willst also heiraten? Hat deine Mutter schon etwas ausgemacht?“ Wenn Diademata es so betonte, dass sie heiraten wollte, war es ihr wohl sehr wichtig. Nungut, das wurde von einer Frau ja auch erwartet, verheiratet zu sein, ehe man zwanzig war.
    Die Amme kam mit Atticus an ihnen vorbei, und der junge Hausherr strampelte und plapperte vor sich hin, wand sich in ihren Armen, bis sie ihn schließlich zu Diademata drehte, so dass er sie sich mit seinen blaugrauen Augen nochmal angucken konnte. Mit seinem zweitliebsten Wort – “Da“ – bekam sie dann schließlich einen Teil seiner Beute aus dem Garten feierlich entgegengestreckt. Nicht die Blume. Den Zweig! Axillas Sohn wusste, wie man das Herz einer Frau eroberte.

  • Im ersten Augenblick war Diademata irritiert, dann aber musste sie lachen. "Keine Sorge, so meinte ich das nicht. Was sollte dein Mann auch mit zwei Iuniae anfangen?" grinste sie.
    Ganz davon abgesehen, dass er zwei Iuniae dann wohl doch nicht wert wäre. Er war zwar oberster Kanzleibeamter, aber eben auch nur oberster Kanzleibeamter. Ein Mann für zwei Iuniae müsste mindestens Consul sein. (Was für eine wahnwitzige Vorstellung!)


    Mit einem "Danke" nahm sie Platz und nickte. "Ein Saft wäre großartig." Sonderlich warm fand die Iunia es noch nicht. In Baiae war es schon etwas heißer gewesen, auch wenn dort immer ein angenehmer Wind von der Küste her wehte. Außerdem mochte Diademata die Sommerhitze, auf jeden Fall mehr als die Winterkälte. Nur der komische Geruch der über Roms Straßen hing irritierte sie ein bisschen. Aber danach wollte sie Axilla erst einmal nicht fragen.


    Dann nickte Diademata schon wieder und ihre Augen bekamen einen leuchtenden Glanz. "Ja genau, ich möchte heiraten. Und wo finden sich schon bessere Männer als hier?" (Nirgends!) "Meine Mutter hat leider kaum noch Kontakte in Rom, ihre Familie ist fest in der Gegend um Misenum verwurzelt."
    Ihr Onkel Optatus, der Bruder ihrer Mutter, hätte zwar noch ein paar Kandidaten in Misenum gewusst, aber zum Glück war da Diadematas Mutter auch dagegen gewesen.
    "Deswegen bin ich selbst hergekommen. Ich weiß, dass diese Bemühungen ohne meinen Vater sicher schwer werden, deswegen hatte ich auf ein bisschen Unterstützung von Seiten seiner Familie gehofft. Du kennst nicht vielleicht ein paar passende Männer in Rom? Du und dein Mann, ihr werdet doch sicher oft von wichtigen Familien eingeladen?"


    Jeden Abend ein Gastmahl in einer anderen Villa in Rom, wunderschöne Kleider und erlesene Speisen, exotische Musiker, Tänzer und Akrobaten, und dazu anregende Gespräche, bei denen die wichtigsten Entscheidungen Roms gefällt wurden. So stellte sich Diademata das Leben der Iunia Axilla vor. Und ihr eigenes in Zukunft.


    Ein Zweig riss ihre Aufmerksamkeit zurück in die Gegenwart. "Oh, der ist aber hübsch!" Sie nahm den Zweig von Atticus entgegen. "Ich liebe Zweige!" säuselte sie übertrieben und blickte in die erwartungsvollen Kinderaugen. "Vielen Dank, Titus!"
    Sie schaute wieder zu Axilla. "In diesem Alter sind sie wirklich süß!"

  • Oh, Axilla war sich ziemlich sicher, dass ihr Mann zumindest eine Idee in seinem Kopf hatte, die zwei Frauen gleichzeitig in seiner Umgebung mit einschloss. Und zwei verwandte Frauen waren in eben jener für Männer wohl besonders reizvoll. Aber Axilla war klug genug, sich jeden Kommentar zu verkneifen. Stattdessen lächelte sie nur und sah zu, wie ihr Sohn Diademata den Zweig feierlich überreichte, ehe er sich von der Amme wieder etwas Abseits auf die schöne Decke bringen ließ, die eigentlich extra für ihn auf den Boden gelegt worden war, damit er nicht so im Dreck rumkrabbelte.
    “Findest du?“ fragte Axilla ehrlich, als Diademata meinte, in dem Alter wären Kinder besonders süß. Für sie war ihr Sohn sowieso perfekt, war er von Anfang an gewesen, und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass das anders werden würde. “Ich muss ja gestehen, ich freue mich jetzt schon auf den Tag, wenn er richtig reden und sich mit seinen Freunden raufen kann, oder später seiner Familie Ehre bereiten.“ Auch, weil er dann aus dem Alter heraus war, in dem viele Kinder starben. Die meisten Krankheiten und andere Übel holten sich die Kinder, ehe sie sechs Jahre alt waren, und auch wenn ihr Sohn stark und glücklich und kräftig war, so ein klein wenig Sorge hatte Axilla halt doch immer.


    Eine Sklavin schenkte Diademata auch einen Becher mit dem süßlichen, gelben Saft ein und zog sich dann unsichtbar in den Schatten zurück. Die pompejischen Sklaven waren alle sehr still, wie Axilla hier mittlerweile gelernt hatte. Auch wenn sie versuchte, das zu ändern, aber es waren eben nicht die iunischen Sklaven.
    “Ab und zu werden wir eingeladen, oder laden auch andere ein. Allerdings sind da die meisten verheiratet. Und... hat Seneca mit dir schon über den Bürgerkrieg gesprochen?“ Axilla wusste jetzt nicht, was Diademata wusste. So wie sie ihr erschien, vermutlich nicht viel, aber Axilla wollte nicht alles wiederholen, was Seneca schon gesagt hatte. Und das wäre für die Wahl eines passenden Ehemannes aber ganz entscheidend.

  • "Ja," nickte Diademata überzeugt. "In diesem Alter sind sie noch so drollig und unschuldig. Und manchmal machen sie aus Unwissenheit einfach so putzige Sachen!"
    Diademata hatte einen Cousin auf Seiten der Racilier der mittlerweile schon etwas älter war als Atticus. Seit er reden konnte plapperte er ohne Unterlass und stellte alles in Frage, was man ihm sagte, und das ging ihr manchmal doch auf die Nerven. Dann lieber so ein kleines Kerlchen wie Titus.


    "Bestimmt wird Titus seiner Familie einmal große Ehre bereiten. Was wäre dir lieber, wenn er ein Soldat wird oder ein Politiker?"


    Die Iunia nippte an dem süßen Saft. "Nein, über den Bürgerkrieg habe ich mit Seneca nicht gesprochen. Aber das betrifft uns doch auch nicht, oder? Wir haben in Baiae nur mitbekommen, dass der Kaiser die Mörder von Valerianus jagt und dass ein paar von denen sich offen gegen ihn stellen!"
    Und das war in Diadematas Vorstellung einfach ungeheuerlich.
    "Aber sie haben sich irgendwo in den Provinzen versteckt, so dass wir in Italia wohl nichts davon mitbekommen werden, wenn Salinators Truppen die Verbrecher aufreiben."


    Ob und was das nun mit einem Ehemann zu tun hatte verstand die Iunia nicht. Weil das aber zur Zeit ihr Lieblingsthema (eigentlich ihr Lebensthema) war, musste sie natürlich nachfragen.
    "Oder gibt es da irgendwas zu beachten?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!