Der nächste Tag hatte gar nicht schnell genug kommen können für Flava. Nachdem sie am gestrigen Tage wieder nach Hause gekommen war, war sie die Hälfte der Zeit mit einem Lächeln herumgelaufen und hatte sich schon überlegt, was sie anziehen sollte und worüber sie und Verus reden könnten. Und natürlich hatte sie über ein Opfer an Diana nachgedacht, wenn diese Überlegungen auch viel weniger Zeit in Anspruch genommen hatten.
Schon am Morgen hatte Flava ihre arme Sklavin herumgescheucht, um ihr mit den Haaren zu helfen. Sie wollte perfekt aussehen. Stunden hatte sie sich mit der passenden Kleiderauswahl aufgehalten, bis schließlich alles perfekt gewesen war. Und dann, als sie sich so betrachtete, hatte sie alles wieder verworfen. Ihr Bruder wäre mehr als misstrauisch geworden, wenn sie so aufgedonnert losgezogen wäre. Und natürlich wäre es vielleicht auch ein wenig auffällig für Verus gewesen. Also hatte sie sich in eine einfache Stola aus blau gefärbter Wolle gekleidet, dazu eine passende Palla. Schmuck trug sie keinen, dafür hatte sie aber einen Beutel mit, in dem sie die Opfergabe für Diana verpackt hatte. Der Pelz war nicht schwer, aber Flava wollte ihn nicht so offen herumtragen, erst recht nicht auf dem Aventin. Und natürlich hatte sie auch Weihrauch mitgenommen.
Und so wartete sie wie vereinbart am verabredeten Punkt darauf, dass Verus und sein Custos Corporis sie abholen würden. Ein bisschen nervös war sie jetzt schon. Weniger wegen dem Weg zum Aventin, als vielmehr wegen Verus selbst. Vielleicht war sie ja doch zu einfach angezogen? Oder vielleicht hatte sie seine Blicke auch völlig falsch gedeutet und machte sich etwas vor? Und was, wenn sie es richtig gedeutet hatte, was machte sie dann? Fragen über Fragen, und nicht die geringste Antwort. Sie wusste nur, dass sie sich freute, ihn wiedersehen zu können, und sie hoffte inständig, dass niemand bekanntes ihren Weg kreuzen und es Flavus erzählen würde. Ihr Bruder würde deswegen gleich wieder wütend werden, und dabei ging sie ja nur mit ihm spazieren und sonst nichts.
Erwartungsvoll schaute sich Flava ein wenig um, ob sie Verus schon kommen sehen könnte.
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