Zwei Jungpriester auf dem Aventin

  • Der nächste Tag hatte gar nicht schnell genug kommen können für Flava. Nachdem sie am gestrigen Tage wieder nach Hause gekommen war, war sie die Hälfte der Zeit mit einem Lächeln herumgelaufen und hatte sich schon überlegt, was sie anziehen sollte und worüber sie und Verus reden könnten. Und natürlich hatte sie über ein Opfer an Diana nachgedacht, wenn diese Überlegungen auch viel weniger Zeit in Anspruch genommen hatten.
    Schon am Morgen hatte Flava ihre arme Sklavin herumgescheucht, um ihr mit den Haaren zu helfen. Sie wollte perfekt aussehen. Stunden hatte sie sich mit der passenden Kleiderauswahl aufgehalten, bis schließlich alles perfekt gewesen war. Und dann, als sie sich so betrachtete, hatte sie alles wieder verworfen. Ihr Bruder wäre mehr als misstrauisch geworden, wenn sie so aufgedonnert losgezogen wäre. Und natürlich wäre es vielleicht auch ein wenig auffällig für Verus gewesen. Also hatte sie sich in eine einfache Stola aus blau gefärbter Wolle gekleidet, dazu eine passende Palla. Schmuck trug sie keinen, dafür hatte sie aber einen Beutel mit, in dem sie die Opfergabe für Diana verpackt hatte. Der Pelz war nicht schwer, aber Flava wollte ihn nicht so offen herumtragen, erst recht nicht auf dem Aventin. Und natürlich hatte sie auch Weihrauch mitgenommen.
    Und so wartete sie wie vereinbart am verabredeten Punkt darauf, dass Verus und sein Custos Corporis sie abholen würden. Ein bisschen nervös war sie jetzt schon. Weniger wegen dem Weg zum Aventin, als vielmehr wegen Verus selbst. Vielleicht war sie ja doch zu einfach angezogen? Oder vielleicht hatte sie seine Blicke auch völlig falsch gedeutet und machte sich etwas vor? Und was, wenn sie es richtig gedeutet hatte, was machte sie dann? Fragen über Fragen, und nicht die geringste Antwort. Sie wusste nur, dass sie sich freute, ihn wiedersehen zu können, und sie hoffte inständig, dass niemand bekanntes ihren Weg kreuzen und es Flavus erzählen würde. Ihr Bruder würde deswegen gleich wieder wütend werden, und dabei ging sie ja nur mit ihm spazieren und sonst nichts.
    Erwartungsvoll schaute sich Flava ein wenig um, ob sie Verus schon kommen sehen könnte.


    Sim-Off:

    reserviert

  • Endlich war es soweit. Jener Tag, auf den sich der junge Blondschopf schon so sehr gefreut hatte, an dem er Flava auf dem Aventin treffen würde, war gekommen. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zu getan. Zum einen, weil er an alles was sie ist denken musste, ihre Art und ihre Erscheinung, zum anderen machte er sich Sorgen. Sorgen? Ja Sorgen! Er hoffte nicht, dass es Probleme auf dem Aventin geben würde, klar er würde Silko dabei haben und Phelan war ja auch nicht schlecht, trotzdem Bestand immer ein Risiko.
    Eine Stunde vor dem Morgengrauen fand er endlich seinen Schlaf. Froh war er als er aufgewacht war, die Zeit war nämlich so erheblich schneller umgegangen.
    Seine Kleidunsgwahl änderte er heute entgegen der letzten Tage. Sein weißes Gewand packte er in seine braune Ledertasche, falls Flava nämlich doch Diana ein Opfer darbringen wollte, würde er es sich schnell überziehen, um für die Gottheit angemessen gekleidet zu sein. Er zog seine mit Riemen zugebundene braune Lederhose und ein Hemd aus Schaafswolle an. Darüber zog er noch seine ebenfalls braune Weste. Jetzt sah er fast aus, wie damals bei der Jagd nach dem bestialischen Wolf, den er zusammen mit seiner Familie in den Wäldern Mogontiacums zur Strecke gebracht hatte.
    Die Kleidung war warm und bot ihm die Möglichkeit, falls irgendwelche einfältigen Diebe auftauchen würden, sich freier Bewegen zu können und ihnen entgegenwirken zu können. Phelan war sehr gespannt darauf, was Flava davon halten würde, schließlich war seine Aufmachung typisch germanisch, was er ja auch war, obwohl sie es eigentlich aus Britania kennen müsste, der Kleidungsstil dort war nicht ferner als seiner.


    Nachdem er Silko eingesammelt hatte ging es los zum besagten Aventin.
    Am verabredeten Punkt angekommen, erblickte der Germane schon die Schönheit, die ihm in der Nacht zuvor keine Ruhe gelassen hatte. Sofort war es wieder da, das Lächeln vom Vortag, allerdings schien es noch größer und freudiger zu sein. Seine Schritte wurden schneller, gerade ging er auf Falva zu. Silko folgte ihm.


    "Salve Flava! Es freut mich, das du wohlbehalten angekommen bist." Seine Augen wanderten unauffällig aber schnell über Flava von Kopf bis Fuß "Du .. siehst toll aus .." er schaute auf den Boden. Als Silko dann schließlich neben dem Blondschopf stand musste er vorgestellt werden "Silko, das ist Decima Flava, meine Mitschülerin. Flava, das ist Silko, Custos Corporis meiner Familie."
    Dann viel ihm der Beutel auf, den die Decima dabei hatte "Ich nehme an, du hast Opfergaben für Diana mitgebracht?"


    Der Tag schien perfekt zu werden und bei den Göttern, das würde er auch.

  • Silko hatte sich gewundert als Phelan ihm gesagt hatte sie würden auf den Aventin gehen. Normal hätte er ihm geraten diesen Ort zu meiden, denn dort wohnten die Armen und eben auch die Kriminellen. So nahm er heute zwei Krummdolche mit, die er unter seiner Kleidung verbarg. Natürlich wusste er, dass es in Rom verboten war Waffen zu tragen, aber man würde die Dolche nur finden, wenn man ihn durchsuchen würde, und das war nicht unbedingt alltäglich. Das Phelan dort die junge Dame treffen würde, von der er ihm schon vorgeschwärmt hatte, erklärte die ganze Sache: Da wollte jemand imponieren und den harten Kerl raushängen lassen! Aber klar, warum eigentlich nicht? Er gönnte es ja dem jungen Duccier, den er so in sein Herz geschlossen hatte. Also marschierten sie los zum Aventin.


    Dort wartete eine wirklich sehr hübsche junge Römerin, die schon ein wenig nervös zu sein schien. Warum hatte Phelan die junge Dame eigentlich hierher kommen lassen? Es wäre viel sicherer gewesen sie irgendwo anders abzuholen! Ein Custos Corporis würde aus dem angehenden Priester sicher nicht mehr werden...


    Als sie ihm vorgestellt wurde verneigte er sich leicht und begrüßte sie mit seiner tiefen Stimme. "Salve, Decima Flava. Es ist mir eine Ehre deine Bekanntschaft zu machen." Sein Latein war perfekt und nahezu ohne einen Aktzent.

  • Flava sah Verus schon aus der Entfernung kommen. Und er hatte einen großen… riesengroßen schwarzen Mann dabei! Wenn das sein Leibwächter war, dann war sich Flava sicher, dass sie nicht überfallen werden würden. Wenn sie sich bei seinem Anblick schon so erschreckt hatte, wie musste es erst einem gehen, der vorhatte, sie anzugreifen? Da würde es doch sicher leichtere Beute geben, selbst auf dem Aventin.
    Als Verus dann aber näher kam und sie anlächelte, musste Flava einfach zurücklächeln. Sein Lächeln war ansteckend, und sie freute sich ja wirklich sehr, ihn zu sehen. Und bei seinem Kompliment merkte sie sogar ein klein wenig Röte in ihre Wangen schießen, so dass sie kurz zu Boden sah.
    “Danke, du siehst… stattlich aus.“
    Flava war es ja schon gewohnt, dass manche Männer auch mal eine Hose trugen. Die Bevölkerung Britannias machte das im Winter ganz gerne, und die, die noch ganz auf ihre alten Traditionen pochten und sich nicht „romanisieren“ lassen wollten, auch im Sommer. Von daher war es für sie nun nicht der größte Schock, aber in Rom selber hätte sie das doch nicht erwartet. Da traf man auf Hosen doch eher selten.
    Dass er sie seinem Sklaven vorstellte, war dann aber doch etwas abseits des üblichen. Ihr Bruder hätte da wahrscheinlich getobt, denn indirekt stellte er den Wächter damit mit ihnen auf eine Stufe. Und er war da sehr pingelig, was Standesunterschiede anging. Sie hingegen sah das nicht so streng. Diana machte keinen Unterschied zwischen Freien und Unfreien, also hatte sie schon lange beschlossen, die Unterschiede so gering wie möglich zu halten. Sie war zu ihren eigenen Sklaven immer freundlich und bat, wo sie nicht befehlen musste. Und auch hier war es vielleicht ungewöhnlich, so vorgestellt zu werden, aber nicht schlimm.
    Allerdings machte ihr Silko als Person doch ein wenig Angst. Oder nicht direkt Angst, aber er war sehr Respekt einflößend. Selbst seine tiefe Stimme unterstrich seine Größe und Kraft eher, als dass es sie milderte. Aber Flava bemühte sich um eine ausgeglichene Haltung, immerhin war der schwarze Mann sehr höflich und freundlich. Und sie freute sich auch viel zu sehr, Verus wiederzusehen, als dass irgend ein Schreck das Lächeln lange aus ihrem Gesicht fernhalten könnte.
    “Es freut mich auch, Silko.“
    Sie lächelte den großen Mann kurz schüchtern an, und wandte sich dann mit einem doch auffällig verliebteren Lächeln wieder an Verus.
    “Ja, ich habe etwas Weihrauch und einen Pelz mit. Ich hoffe, es gefällt Diana. Ich hatte erst überlegt, einen Hasen zu opfern, aber ich dachte, heute ist kein Tag für Blut.“
    Und der Pelz war auch wesentlich kostbarer als ein Hase, da es ein unblutiges Opfer aber war, war es nicht gar so protzig. Zumindest war so Flavas Überlegung, sie konnte nur hoffen, dass die Göttin ihr da zustimmen würde.

  • Ein großes breites Grinsen, das konnte sich der junge Germane nicht verkneifen, als Flava von seinter Stattlichkeit sprach. Er hätte alles andere erwartet, aber das sie es stattlich findet nicht, was er keinesfalls negativ empfand. Die junge Decima schien erst ein wenig erschreckt von Verus Begleitung, nicht minder wie er selbst damals erschrocken war. Nachdem sie einander vorgestellt waren, schien die Angst abzunehmen.
    "Diese Gaben sind mehr als angemessen, Diana wird sich bestimmt freudig annehmen. Einen Hasen zu opfern wäre meiner Meinung nach eher grausam als entgegenkommend." bei seinen letzten Worten setzte er des Hasens Willen einen traurigen schmolligen Blick auf.
    "Ich bin einfach zu tierlieb, woher das bloß kommt." und da musste er kräftig lachen, Flava hatte ja keine Ahnung, was er früher für ein Knabe war, als er noch auf dem Hof seines Vaters Gunnar mit seinen Geschwistern Gero und Sontje gelebt hatte. Er wäre nicht scheu es zu erklären, wenn die junge Frau, von der er seine Augen nicht lassen konnte, ihn danach gefragt hätte.
    "Lass uns gehen." zielstrebig ging er los und Flava tat es ihm gleich. "Wenn jetzt ein paar Diebe aus den Ecken springen, würde Silko sich bestimmt freuen, aber ich hoffe es wird keine Unannehmlichkeiten geben."
    Er drehte sich kurz zu dem Nubier um, der fast genau zwanzig Schritte hinter ihnen war.

  • Ein klein wenig verwundert war Flava nun doch, als Verus meinte, einen Hasen zu opfern sei grausam. Und auch die Erwähnung seiner Tierliebe war ein wenig befremdlich. Oh, Flava mochte manche Tiere auch recht gerne, aber sie hatte weder ein Problem damit, eines zu schlachten, - zumindest, solange sie das nicht unbedingt selbst machen musste - noch damit, eines zu opfern. Das war der Lauf der Dinge, Tiere erfüllten so ihren Zweck. Und Verus war fast Priester, da musste er doch auch ein Tier opfern können?
    “Wie meinst du das, dass es grausam wäre? Jagt man in Germania keine Hasen? Oder schlachtet welche aus dem Stall?“
    Flava schloss sich ihm beim Gehen an Verus an und hielt sich dabei unbewusst sehr in seiner Nähe. Beinahe berührten sich ihre Arme, aber nur fast. Erst, als er sich zu Silko umdrehte, tat sie es auch.
    “Ich glaube kaum, dass es jemanden gibt, der sich freiwillig mit ihm anlegen würde. Wenn ich ein Halunke wäre, würde ich mir gewiss ein leichteres Ziel suchen.“
    Flava musste lächeln, allein die Vorstellung von ihr als Diebin war schon sehr amüsant. Sie wäre bestimmt furchtbar schlecht, da sie nie etwas Unrechtes in ihrem Leben getan hatte und es sich gar nicht vorstellen konnte, so etwas zu tun. Und beim zurückblicken nach vorne blieb ihr Blick bei Verus’ Augen hängen. Einen Moment schaute sie ihn beim Laufen einfach schweigend und verträumt an, dann blieb ihr Schuh an einem Pflasterstein hängen, und sie stolperte leicht. Aus Reflex griff sie dabei nach seinem Arm, damit sie nicht hinfiel. Erschrocken sah sie ihm daraufhin in die Augen, nachdem sie sich gefangen hatte.
    “Oh, entschuldige“, haspelte sie schnell, aber noch immer lag ihre Hand auf seinem Arm.

  • Der Nubier musste sich ein Lächeln verkneifen, dass das Mädchen Phelan "stattlich" gennant hatte. Damit war er wohl die stattlichte Hühnerbrust in ganz Rom.


    Silko nickte nur ernst auf die Erwiederungen der beiden. Sie schienen den Aventin sehr zu unterschätzen. Aus vorherigen Besuchen wusste er, dass es hier ganze Banden gab, und gegen vier oder fünf bewaffnete Räuber würde auch er keine Chance haben. Schließlich konnte er schlecht die beiden gleichzeitig vorne und hinten beschützen. Aber eigentlich hatte Phelan doch Recht: Ein Kampf, sei es nun Training oder ernst, würde Silko wirklich gefallen. Allerdings nicht mit diesen Beiden hier auf dem Aventin. Also hoffte er, dass Flava rechtbehalten würde und sich potentielle Diebe leichtere Opfer suchen würden.


    Als die junge Dame stolperte hätte Silko sie aufgefangen, aber sie hielt sich an Phelan fest, so dass der Custos Corporis seine Hände schnell wieder wegzog, bevor er sie berührte, und wieder einen Schritt nach hinten ging.

  • Amüisiert lachte er über Flavas Worte, er hatte aber auch einen Stuß vorher gerdet "Ich habe kein Problem mit dem Opfern von Tieren, egal ob Schaaf oder Schwein, ein Hase muss es ja nicht sein." er zwinkerte ihr zu. War doch totaler Schwachsinn was er da faselte.
    "Da hast du Recht, aber ob es so leichte Ziele hier wohl gibt? Ich weiss es nicht, ich war noch nie hier und alleine geht hier bestimmt keiner freiwillig hin."


    Das Flava den jungen Germanen verträumt ansah, bemerkte er, reagierte allerdings nicht, es wäre ihr bestimmt nur unangenehm gewesen, hätte er seine Wahrnehmung gezeigt. Es war ein schönes Gefühl das ihre Augen auf ihm ruhten. Phelan gab es auch Mut was die junge Frau betraf. Das er vor ihr besonders gut dar stehen wollte, spürte man ganz deutlich, deswegen war Mut wichtig, denn hätte er diesen eben nicht, könnte er kaum vernünftige Sätze herausbringen, was für ein Mädchen von Stand bestimmt sehr wichtig war.
    Als die blonde Schönheit dann stolperte und sich an seinem Arm festhielt, schossen wieder Millionen von kleinen Blitzen von der Stelle der Berührung aus in Richtung Herz. Ihre Blicke trafen sich. Erst nach einigen Momenten entschuldigte sich die Decima "Kein .. Problem" brachte er nur heraus, ihre Hand war immer noch auf ihren Arm. Keiner der beiden bewegte sich, er hielt den Atem an und schlug nicht einmal mit dem Augenlied. Als Silko folglich näher kam, ließ die Berührung nach, dabei glitt ihre Hand in Richtung seines Handgelenkes. Auch seine Hand glitt von ihrem Ellenbogen hinab in Richtung Hand. Es war eine sanfte, weiche und sehr gefühlvolle Berührung. Gern hätte er ihre Hand gehalten, aber das ginge hier auf keinen Fall! Selbst auf dem Aventin nicht! Der Nubier hätte nichts gesagt, er war für Phelan mehr wie ein Freund und würde ihn somit nie an seine Verwandten verpetzen, dass er sich in der Öffentlichkeit diese Forschheit begangen hätte.
    Der junge Germane wirkte nach der Berührung etwas abwesend. Er überlegte, ob sich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal so eine Situation ergeben würde .. zu gern würde er sie dauerhaft und ohne einen Zufall berühren können. Phelan wünschte sich eine gewollte Berührung .. wie lange er wohl darauf noch warten muss? Keine Ahnung, für sie würde er sogar ewig warten.

  • Seine Hand an ihrem Ellbogen war ein so sanftes und schönes Gefühl, dass Flava erst einmal nur sprachlos in Verus’ Augen schauen konnte. Es war eine unschuldige Geste an sich, aber doch war es für Flava so ungewohnt und neu und einfach unbeschreiblich. Ihr Bruder hätte nie zugelassen, dass so etwas geschah, und so war es für die junge Decima auch die erste Berührung dieser Art, die länger als eine Zehntel Sekunde andauerte. Flava war einen Moment vollkommen wie im Traum, als sie den großen Nubier wieder wahrnahm, der näher kam. Den Blick peinlich berührt zu Boden gesenkt trat sie einen Schritt von Verus weg und beendete auch langsam die Berührung, ebenso wie er die seine beendete.
    Flava war es ein wenig peinlich, dass sie sich so in aller Öffentlichkeit hatte gehen lassen. Nein, schlimmer noch, sogar unter Aufsicht, denn der Nubier war ganz eindeutig eine Person, die Flava widerspruchslos respektierte. Daher wusste sie nicht so recht, was sie sagen sollte, oder ob sie überhaupt etwas sagen durfte. Aber schließlich fand sie ihre Worte doch wieder, schließlich konnten sie ja nicht ewig hier so beieinander stehen.
    “Mein Schuh hatte sich nur am Pflaster hier festgehangen. Ich muss wohl ein wenig mehr noch auf die Straße achten. Entschuldige nochmals.“
    Verlegen wandte sich Flava auch wieder der Straße zu, damit sie Verus nicht aus Versehen noch mal in die Augen schaute. Sonst könnte er womöglich noch sehen, dass es ihr beileibe nicht so leid tat, wie sie selbst sagte. Sie fand die Berührung nämlich ausgesprochen schön und hätte es, wären sie allein gewesen, vielleicht sogar wiederholt. Aber das wäre leichtsinnig gewesen, wie Flava sehr wohl wusste.
    Unsicher setzte sie also den kleinen Spaziergang fort und wusste nicht so recht, was sie jetzt sagen sollte. Sonst fiel ihr Konversation eher weniger schwer, aber in diesem speziellen Fall war es, als hätte ihre Zunge einen Knoten. Sie wollte ihm gerne so vieles erzählen und ihn auch so vieles fragen, aber aus einem seltsamen Grund traute sie sich nicht so recht. Aber schließlich fand sie doch etwas.
    “In Mogontiacum, wohnt da deine gesamte gens? Ich muss gestehen, in Britannia lebte ich doch sehr abgeschieden, was die Informationen über verschiedene gentes angeht.“

  • Dieser Blick, Stunden schienen zu vergehen. Das Umfeld, gar nichts spürte er. Die Kälte? Er spürte nichts ausser der Wärme, die er empfand, als sich ihre Blicke fingen. Es war alles so neu für Phelan. Er hatte noch nie so ein interesse an einer Frau gehegt, als Knabe hatte er nur Flausen im Kopf und seit seiner Ankunft in Mogontiacum war er stehts zielstrebig, es bleib also keine Zeit für die weibliche Seite. Seite? Form traf es wohl eher. Sie war so wunderschön, nur ihre Art, ihre Klugheit und ihr Wesen hätten ausgereicht, um ihn in ihren Bann zu ziehen, aber da auch die äußere Hülle nahezu perfekt für ihn war, verzauberte Flava ihn voll und ganz.
    Und das sie nochmal auf ihren Schuh zu sprechen kam? Süß, einfach nur süß dieses Mädchen. "Der Boden hier ist aber auch nicht gerade eben .. im Gegensatz zum Kapitol." Welch belangloser Satz, aber irgendetwas musste er ja sagen, ihr war die ganze Sache ja eh schon peinlich genug, zumindest schien es so zu sein.
    Als die beiden discipuli weiter schlenderten, sagte keiner der beiden mehr etwas. Voerst. War doch die Situation zu aufregend für beide gewesen.
    Doch dann brach sie die Stille. Genau ins schwarze! Jetzt könnte er viel über seine Familie loswerden, ohne Hintergedanken sogar, denn sie hatte ja selbst gefragt.


    "Ja, meine Familie wohnt nahe zu ausschließlich die Casa Duccia in Mogontiacum. Allerdings sind Duccia Flamma, Silko und ich die einzigen, die zur Zeit in Rom weilen, wir werden aber schon bald nach Hause zurückkehren, sobald ich meine Ausbildung abgeschlossen habe." Ein kurzes Gefühl der Traurigkeit holte ihn wieder ein, als er von der Heimreise sprach. Der Gedanke von Flava soweit getrennt zu sein machte ihn jetzt schon wahnsinnig.
    "Das einzige Familienmitglied, was nicht in Mogontiacum bei uns wohnt ist Duccia Venusia, sie ist mit ihrem Ehemann Primus Decimus Magnus nach Alexandria gegangen, wir haben aber regelmäßigen Briefkontakt." Ehm, Phelan kuck kuck? Orbis Terarum an Duccius Verus? Decimus Magnus? Decima Flava? Verwandt? Und auf einmal fiel es dem jungen Germanen wie Schuppen von den Augen, sie waren ja verwandt! Flava würde ihn bestimmt kennen, ob sie wohl Cousin und Cousine oder vielleicht sogar Onkel und Nichte waren? Bruder und Schwester wohl kaum, sie hatte ja nur den einen und das war Flavus, zumindest wusste er von keinem weiterem Geschwisterkind.
    "In der Casa Duccia leben zur Zeit Duccius Lando, Duccius Marsus, Duccius Rufus, Duccia Vera meine liebe Schwester und unsere Angstellten, wie z.b. unsere Köchin Marga und unser aller Albin." schnell fügte er noch hinzu "Ich vergaß! Duccius Eburnus ist auch hier in Rom, er dient in der Garde des Kaisers, den Praetorianern! Ich bin damals mit ihm zusammen hierher gereist."

  • Ach, wie hatte sie das nur übersehen können? Und dabei hatte sie doch erst die Stammbäume der Familie auswendig gelernt, um zu wissen, wer nun was war. Bei der ganzen, neuen Verwandtschaft kam sie sonst durcheinander, immerhin waren das alles noch Fremde für sie. Aber dass sie darauf nicht eher gekommen war, war schon ein wenig ärgerlich. Den eigenen Onkel vergessen, beziehungsweise seine werte Gemahlin, das war schon ein größerer Fauxpas. Verlegen blickte Flava weiterhin auf den Boden.
    “Achja, Decimus Magnus ist mein Onkel. Allerdings habe ich ihn bislang noch nicht getroffen.“
    Flava überlegte einen Moment, ob sie ihm gleich von ihrer Geschichte erzählen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie wollte schließlich nicht aufdringlich wirken, und wenn es Verus interessieren würde, würde er schon fragen. Und es war vielleicht auch ein wenig kompliziert, um es ihm einfach so zu erzählen, da wollte sie ihn nicht damit überfallen.
    “Dann ist deine Familie sehr groß? Das ist schön, ich wollte auch immer eine große Familie haben. In Britannia waren mein Bruder und ich mit unseren Großeltern allein, da hab ich es vermisst, dass wir keine Cousinen und Cousins als Kinder hatten. Aber hier in Rom konnte ich nun ja einige von ihnen kennen lernen.“
    Jetzt hatte sie ihm doch etwas erzählt. Flava, Flava, deine Selbstbeherrschung war auch schon einmal besser, dachte sie sich. Nunja, vielleicht war das ja auch nicht weiter schlimm, und vielleicht interessierte es ihn ja? Flava hoffte ja, dass er sich für sie interessierte, und auch für ihre Familie. Sie jedenfalls könnte ihm sicher Stunden zuhören, wenn er erzählte.
    Aber dass er schon so bald wieder abreisen würde, stimmte sie irgendwie traurig. Sie hätte ihn gerne noch viel besser kennen gelernt, aber mit der knappen Zeit war das wohl ein unerfüllbarer Wunsch. Und sie konnte ja auch nicht mit ihm mit, also würden sich ihre Wege doch wohl bald schon wieder trennen. Und das stimmte Flava unendlich traurig. Aber vielleicht konnte sie ihm ja schreiben? Wobei, wenn er das auch als zu aufdringlich empfand? Sie konnte ihn wohl schlecht danach einfach fragen.

  • Es stimmte also. Primus Decimus Magnus war mit ihr Verwandt, Onkel und Nichte, das wurde ja immer besser. Phelan wollte vorerst noch nicht fragen, wieso sie ihn noch nicht getroffen hatte, erst wollte er die anderen Sachen hören die Flava noch zu sagen hatte.
    Mit einem Nicken bejate er, dass seine Familie wirklich recht groß war.
    Als sie dann von ihren Großeltern sprach, schaute der junge Germane etwas verdutzt. Großeltern? Wo waren denn ihre Eltern gewesen?
    Sollte er sie danach fragen, sollte er es lieber lassen?
    Hin und her gerissen, ja, das war der junge discipulus. Einerseits interessierte es ihn sehr, andereseits beruhte sein Interesse nicht darauf, Flava zu verletzten, denn sie traurig oder sogar mit Tränen in den Augen zu sehen würde er nicht ertragen.
    Er wartete noch einen Augenblick, bis alle Worte aus ihrem wunderschönen Mund verklungen waren, dann traute er es sich, denn er wollte zeigen, dass er sich sehr für sie interessierte, was auch voll und ganz stimmte. "Erlaubst du mir die Frage, wieso hast du bei deinen Großeltern gelebt?" Direkt nach den Eltern hatte er absichtlich nicht gefragt, sie würde es schon in Verbindung mit der Frage erklären.


    Die beiden Turtelnden näherten sich dem Tempel der Diana. "Schau, wir sind da!" mit seiner rechten Schulter schob er Flava voran. Klar war es der Sinn der Sache, dass sie schneller ankommen würden, allerdings war er mehr auf die wunderschöne Berührung erpicht.
    Als die beiden Auf den Treppenstufen waren fragte er sie "So, wenn du bereit bist können wir direkt anfangen, ich werde dir als Ministri dienen, ist das ok?"

  • Offenbar interessierte er sich wirklich für sie, denn er fragte nach Flavas Großeltern. Einerseits freute es sie ja, denn wenn er sie so private Dinge fragte, ließ das hoffen, dass er wirkliches Interesse an ihr hatte. Aber andererseits war das Thema Flava auch ein klein wenig peinlich, denn zugeben zu müssen, vom eigenen Vater bis vor kurzem den Namen noch nicht einmal gekannt zu haben, war sicher nichts, was man mit Stolz verkündete. Daher sah sie Verus nicht an, als sie anfing, zu erzählen.
    “Nun, das ist ein wenig komplizierter. Mein Vater, Decimus Livianus, wurde vor meiner Geburt einberufen, zum Krieg. Meine Mutter war krank und ist daher zu ihren Eltern, also meinen Großeltern nach Britannia gereist. Dass sie damals schwanger war, war soweit ich es erzählt bekommen habe, nicht bekannt.
    Meine Mutter verstarb bei der Geburt, und meine Großeltern zogen meinen Bruder und mich groß. Sie haben… versäumt, es Vater mitzuteilen, und mein Bruder und ich haben es ebenfalls erst dieses Frühjahr erfahren. Daher sind wir hierher gereist, um ihn kennen zu lernen.
    Allerdings ist sein Verbleib ungeklärt. Er kehrte aus Parthia nicht wieder, aber es wird vermutet, er könne in Gefangenschaft sein. Daher sind auch Decimus Meridius und Decimus Mattiacus gerade absent, da sie sich vorbereiten, im Namen des Senats Verhandlungen aufzunehmen.“

    Ja, soweit war Flavas Stand der Dinge. Je länger sie gesprochen hatte, umso öfter hatte sie doch zu Verus hinüber geschaut. Sie hoffte, er dachte nun nichts Schlechtes von ihr, denn sie konnte für all das auch nichts. Dennoch fühlte sie sich ein wenig schuldig wegen dem ganzen. Vor allem, da ihr Vater sie nicht anerkannt hatte, ja noch nicht einmal etwas von ihrer Existenz wusste. Das lastete wie ein dunkler Makel auf ihrer sonst so strahlenden Erscheinung, und sie war sich dessen bewusst.
    Da war sie froh, dass sie am Tempel ankamen und Verus gleich fragte, ob er ihr ministrieren sollte. Natürlich war sie da einverstanden, er kannte sich bestimmt auch um einiges besser aus als sie und konnte ihr notfalls noch helfen. Obwohl sie das unblutige Opfern ja durchaus schon kannte und nicht glaubte, größere Fehler zu begehen.
    “Ja, dann gebe ich dir den Weihrauch. Will Silko mitkommen?“
    Die Frage war ganz unschuldig und ohne irgendeine Wertung gestellt. Diana unterschied schließlich nicht zwischen Freien und Unfreien, und es gab auch viele Sklaven, die zu ihr beteten. Flava war nur neugierig, wie der schwarze Riese es sah, traute sich aber nicht, ihn direkt danach zu fragen.

  • Aufmerksam und mit einigen Blicken aus seinen Augenwinkeln hörte er Flava zu. Livianus, ein Name der dem jungen Germanen nicht gerade unbekannt war, er wusste, dass er ein einflussreicher Mann und auch Senator war. Ohjeh. Phelan! Du gehst grad mit der Tochter eines Senators aus! Als er das merkte, hatte er wirklich Angst, dass etwas passieren könnte. Es wäre nicht auszudenken, würde ihr etwas zustoßen, böse Münder würden dem Germanen alles in die Schuhe schieben wollen. So blickte er sich während sie erzählte ein paar mal zur Seite um, ob er nicht was auffälliges sah.
    "Deine Großeltern haben es versäumt deinem Vater zu sagen, dass er so eine wunderschöne und kluge Tochter hat?" er schaute Flava mit dem charmantesten Blick an, den er aufsetzen konnte. Schnell schob er nach "und einen beschützerischen Sohn noch dazu." jetzt musste er etwas lachen, hatte die Decima ihm nicht erzählt, dass Flavus sehr ernst mit den Kontakten seiner Schwester war. Zum Glück war dieser nicht hier, ansonsten hätte er nicht so nah bei Flava laufen können oder gar überhaupt mit ihr reden können. Das der Verbleib ihres Vaters ungeklärt war, wunderte ihn. "Hm, ich denke man wird alle Hebel in Bewegung setzen, um so einen Mann zu finden oder?"


    Bei Flavas Frage musste er ein wenig schmunzeln und schaute über seine Schulter nach Silko. "Silko wird nicht mit reinkommen nein, er ist Nubier und hat somit seine anderen Götter und ist deshalb auch nicht sehr interessiert daran, mit anderen Göttern in Kontakt zu kommen."
    Dennoch wollte Phelan ihm anbieten mit reinzukommen.
    "Silko, du kannst entweder hier draußen warten oder auch gerne mit reinkommen, ich weiss, dass du deine eignen Götter hast, aber vielleicht interessiert es dich ja wie wir den Göttern Opfer darbringen." Der Nubier hatte ihn ja selbst in der Taverne damals gefragt, wie seine Ausbildung von statten ging. Vielleicht hatte er ja Lust es mal mit zu erleben, was Phelan da so treibt.


    Als die beiden Jungpriester den Tempel betraten gingen sie sich als aller erstes die Hände waschen. Aus seiner Ledertasche zog der Blondschopf sein weißes Gewand und zog es sich über. Danach gingen sie in Richtung foculus und der Duccier wartete darauf, das Flava mit dem Gebet anfing, um sich dann um die Gaben und den Weihrauch zu kümmern.

  • Silko war froh, dass er eine Wahl hatte. Natürlich wäre er auf Befehl mit den Tempel gegangen, aber nicht freiwillig. So wäre ein Frevel an seinen Göttern und das wollte er auf gar keinen Fall.


    "Ich werde hier bleiben, wenn du nichts dagegen hast, Herr." Er hoffte das die Götter irgendwann die Strafe des Sklaventums von ihm nahm. Also wollte er keine Gefahr eingehen, die Götter zu erzürnen, nicht mit so etwas. Bei einem Befehl wäre es etwas anderes gewesen, da ihn seine Strafe ja dazu verpflichtete seinem Herrn zu gehorchen.
    Außerdem würden die beiden Turteltauben dann vielleicht ein paar Minuten alleine bekommen. Sie schienen sich gegenseitig anzuhimmeln und Silko hatte wenig Lust für Phelan die Anstandsdame zu spielen. Bei Eila wäre das was anderes gewesen...
    "Ich warte dann hier, oder soll ich mich woanders postieren?"

  • Ein wenig nervös war Flava, als Silko meinte, er würde draußen warten. Sie hätte ihn gerne noch ein wenig in der Nähe gehabt, denn sie war fest überzeugt, dass die Göttin jede Unaufmerksamkeit während des Opferns bemerken würde. Und der Nubier war ja doch eine kleine Aufsicht und erinnerte Flava so stets an ihre Manieren und die Sitten.
    Nachdem Verus also noch seine Anweisung an den Wächter gegeben hatte und sie den Tempel betreten hatten, holte Flava schon einmal alles aus dem Beutel heraus. Sie hatte noch nie jemanden, der ihr ministriert hatte. Bislang hatte sie das alles selbst gemacht, daher war sie nun auch zusätzlich noch ein wenig unsicher, ob alles so funktionieren würde, wie es sollte.
    Aus den verschiedensten Gründen also nervös betrat Flava mit Verus, der sich extra ein weißes Gewand übergeworfen hatte, den aedes. Diana hatte hier wirklich einen wunderschönen Tempel, fand sie. Besser als der kleine in ihrer Heimat allemal, viel prächtiger. Und das Bild der Göttin, stolz mit dem Spieß für die Jagd auf wilde Schweine, die Stephane auf dem Haupt, war atemberaubend schön. Zunächst wusch sich Flava die Hände bis hinauf zum Ellbogen, und zwar gründlicher als sonst. Sie wollte lieber kein Risiko wegen der Berührung eingehen, denn sie wusste nicht, wie genau Diana ihre Gefühle prüfen würde. Verzaubert näherte sich Flava der Statue und trat dann an den Altar für die unblutigen Opfer.
    Sie suchte kurz nach den passenden Worten. Wie konnte sie die Göttin, der sie dienen wollte, am würdigsten begrüßen? In diesem so schönen Tempel kam sich Flava so klein und unwürdig vor. Also stand sie einen Moment einfach nur da und schaute, ehe sich ihre Stimme klar erhob.
    “Oh, große Diana, Göttin der Frauen und des Mondes! Oh Herrin der Jagd und der Geburt! So viele Jahre hast du schon mein Leben behütet und mich geführt. Nun stehe ich in Rom und bin discipula. Dafür möchte ich dir danken. Nimm diesen Weihrauch als Geschenk!“
    Sie ließ sich den Weihrauch von Verus angeben und legte ihn bedächtig in die brennende Opferschale. Sofort entfaltete er seinen süßlichschweren Duft im Raum, der Flava ein leichtes Gefühl schenkte. Sie wartete einen Moment und hoffte, die Aufmerksamkeit der Göttin nun zu haben. Dann ließ sie sich von Verus den Pelz angeben. Es war das Fell eines Fuchses, wundervoll und mit höchster Handwerkskunst bearbeitet. Die Haare waren ganz weich. Flava hoffte, der Göttin gefiel es.
    “Diana, nimm auch diesen Pelz als Opfer an! Ich hoffe, er erfreut dich als Herrin der Jagd. Ich bete, mögest du das Wild mehren in den Wäldern und den Jägern deine Kraft zuteil werden lassen, auf dass dir noch viele schöne Pelze geopfert werden können.
    Aber ich möchte dir nur danken, dass du mich bis hierhin geführt hast.“

    Sie war sich unschlüssig, ob sie Diana auch um etwas Persönliches bitten sollte, denn die Dinge, die sie wünschte, lagen eigentlich nicht in der Domäne der Gottheit. Aber sie versuchte es, es war zwar eine große Bitte, aber dennoch.
    “Und ich möchte dich bitten, schenke meinem Vater Trost in der Nacht, wo immer er sein möge. Decimus Livianus, der dir zu Ehren in seinem Garten eine Laube errichten hat lassen. Hülle ihn in das Licht deines Mondes, sende ihm einen Falken, der ihm neue Hoffnung bringt, damit er weiß, dass er nicht vergessen ist.“
    Sie hoffte, die Göttin würde ihrer Bitte nachkommen, und sie hoffte, sie würde das Opfer annehmen. Flava beendete ihr Gebet mit der Drehung nach rechts, wie sie es einst beigebracht bekommen hatte von ihrem Großvater. Sie blieb noch ein wenig stehen und wartete, ob Verus noch etwas anzumerken oder zu sagen hatte. Außerdem gefiel es ihr im Tempel hier, sie fühlte sich hier der Göttin und ihrer Mutter so nahe.

  • "Postiere dich am besten hier vor dem Eingang!" rief der junge Germane seinem schwarzen Schatten noch hinterher.


    Mit der gründlichen Händewaschung, würde Flava noch gut bei Orestes punkten, da er noch besonders viel wert darauf legte.
    Das Opfer verlief rutiniert und ohne weitere Probleme.
    Phelan war beeindruckt, wie Flava schon ihr Gebet mit dem Klang ihrer Stimme vortrug, die einzelnen Klangnuancen formten sich zu einem schönen Ganzen. Nach und nach gab er ihr die Gaben an.
    Das sie eine persönliche bitte aussprach, fand er nicht weiter schlimm oder komisch. Die Jungpriester waren alleine hier und es war ein privates Opfer an die Gottheit Diana. In ihrer Probatio practica sollte sie allerdings davon absehen, eigene Wünsche an Diana zu stellen.
    Ihr Gebet ließ Phelan erneut merken, wie sehr besorgt sie um ihren Vater Senator Livianus war. Er verfiel in Gedanken. Wie könnte er sie nur aufheitern oder ihr fiel mehr klar machen, dass er auf jedenfall früher oder später wieder auftauchen würde, die weiteren Schritte des Opfers holten ihn allerdings wieder aus seinen Gedanken heraus.
    Flava beendete das Gebet mit der allseits bekannten Drehung nach rechts.
    Jetzt wo er von seinen Gedanken befreit war spürte er auch die Anwesenheit der Diana ganz deutlich, ein Windzug fegte durch den Tempel und ließ die Kohlepfannen zwischen und die Flammen tanzen.
    Ein Blick zu Flava verriet ihm, dass sie fertig war. So gingen die beiden andächtig nach draußen und standen wieder im Sonnenlicht. Silko wartete bereits.


    "Wir sind fertig Silko, ich denke wir bringen Flava auf jedenfall nach Hause. er richtete seine Augen an die besagte "wenn ich dich alleine nach Hause gehen lassen würde, könnte ich kein Auge zu tun." und da war es wieder. Stille, bewegungslose, atemfreie und ruhige Stille. Lächeln, verzaubert, gefesselt.
    Die Tatsache das Silko nahezu neben den beiden Stand holte den jungen Phelan wieder zurück auf den Boden der Dinge. "Nun gut, lass uns gehen, Diana schien das Opfer zu gefallen haben, ich denke sie wird ihre schützende Hand über deinen Vater legen." Gut Verus, das war ja schonmal ein Anfang.

  • Als sie aus dem Tempel hinaus und ins Sonnenlicht traten, atmete Flava einmal tief durch. Sie liebte zwar den Tempel und opferte auch gerne, aber manchmal überkam sie dabei so ein unheimliches Gefühl. Und eben hatte sie es wieder gehabt, als würde ihr die Göttin bis in ihr Herz blicken, und nun war sie auch froh, wieder die freie, kalte Luft zu atmen.
    Als Verus aber ansprach, sie nach Hause zu bringen, verflog das freie Gefühl und machte drei anderen dafür Platz. Zum einen war sie verunsichert. Wenn sie zuhause ankämen, bestand die Gefahr, auf einen ihrer Verwandten zu treffen. Und sie hatte nicht wirklich gesagt, dass sie in Begleitung eines Mannes zum Diana-Tempel gehen würde. Eigentlich wussten ihre verwandten nicht so genau, was sie heute machte, sie hatte nur gesagt, sie würde die Tempel besuchen. Und ihr Bruder fände es wohl alles andere als berauschend, sie in Begleitung des Ducciers zu sehen, und sie konnte für sein Temperament nicht garantieren.
    Das zweite Gefühl war Verlegenheit, ausgelöst durch seine Worte. Er könnte dann kein Auge zumachen? Sorgte er sich denn um sie? Und er sprach es hier so offen an, schaute sie dabei wieder mit seinen blauen Augen an. Flava wurde ganz leicht rot davon, sie fühlte es auf ihren Wangen. Und so senkte sie schüchtern den Blick, damit er es nicht bemerken würde.
    Aber das dritte Gefühl, das alles überstrahlte, war Glück. Sie war so glücklich, dass er Interesse an ihr zu haben schien. Er fand sogar ein paar tröstende Worte bezüglich ihres Vaters. Sie traute sich gar nicht, zuzugeben, was sie dabei empfand, denn es gab da einige Unsicherheiten, die sie nicht abwägen konnte. Aber dennoch machte ihr Herz kleine Sprünge, als wolle es tanzen und feiern. Flava mühte sich, ihn nicht anzulächeln, denn sicher war das nicht schicklich.
    “Ich hoffe es, und bete, dass er bald zurückkehrt.“
    Sie wagte nicht, daran zu denken, dass es einen Grund mehr geben könnte, der eine baldige Rückkehr wünschenswert machen könnte. Aber nein, schalt sie sich in Gedanken, Verus würde bald schon abreisen nach Mogontiacum, und sie würden sich nicht mehr sehen. Vielleicht konnte sie ihn wirklich doch einmal besuchen, aber das waren Träume, die sie eigentlich nicht wagen durfte, zu haben. Ihr Blick wurde etwas trauriger, als sie ihm in die Augen sah, aber sie versuchte, es sich nicht zu sehr anmerken zu lassen, was sie betrübte. Denn auch das wäre wohl nicht schicklich gewesen.


    Langsam machten sie sich wieder auf den Weg, denn zur Casa Decima Mercator war es ein ganzes Stück. Üblicherweise spazierte Flava nicht so weit, aber heute konnte der Weg für sie am liebsten gar nicht lang genug sein. So konnte sie mehr Zeit mit Verus verbringen, wenn sie auch nur sittsam nebeneinander spazieren gingen.
    “Wo wohnt deine gens hier in Rom eigentlich? Nicht, dass du erst zum einen Ende der Stadt gehen musst, um mich heimzubringen, und dann wieder zum anderen, um selbst heimzukommen.“

  • Leider reagierte die junge Decima nicht so auf Verus, wie er es am liebsten gehabt hätte. Ein Lächeln von ihr, nur ein einziges Lächeln, was nicht nach wenigen Momenten wieder zerbrach, hätte ihn so glücklich gemacht.
    Aber das konnte er nicht erwarten. Flava war ein anständiges Mädchen, das genau wusste, wie es sich zu benehmen hatte und sich zu beherrschen was stärkere Gefühlsausdrücke anging.
    Als sie dann noch trauriger zu werden schien, als sie sich in die Augen blickten, stimmte ihn sehr unwohl.
    Er mochte sie sehr sehr gerne, sogar viel mehr als das, nur das konnte er nur denken und davon träumen, wie es mit ihr zusammen wäre. Er hoffte, dass er irgendwann, am besten in seiner Heimt mit ihr so reden könnte, dass es für sie nicht unschicklich wäre. In Germania würde es keinen geben, der sie kennt. Sie könnte all ihre Anstandssorgen über Board werfen. Naja, nicht ganz, ihren Anstand sollte sie behalten, allerdings dem Anstand bezüglich Verus könnte sie etwas beigeben. Dort würde er ihr auch offen seine Gefühle zeigen, hier ging das nicht. Und wieder dachte er an seine Rückkehr, ihm wurde ganz mulmig und ein wenig schlecht zu mute, zeigte es aber nicht und beantwortete Flavas Frage.


    "Ob ich für dich nur eine Straße weiter gehen muss oder tausende wird mich nicht daran hindern dich nach Hause zu geleiten." Und schon wieder, da war es, das Veruslächeln der Wahrheit, wo er offensichtlich mit seinem Namen für stand.
    Schnell schob er hinterher "Wir wohnen in der Casa Duccia an der Via Lata. Naja, Casa kann man das nicht mehr nennen, sie gleicht eher einer Bruchbude. Wir sind gerade dabei sie zu renovieren, deshalb müssen Silko und ich gleich noch in die Stadt, ein paar Tagelöhner anheuern."
    Er bemerkte, wie sein Herz schwerer wurde, der Abschied von Flava rückte näher, aber der junge Phelan hatte sich schon etwas dafür ausgedacht, so dass sie ihn nicht so schnell vergessen würde.

  • Er sprach von Tausend Straßen und er lächelte. Flava fühlte sich schon wieder ganz schwindelig dabei, und ihr Herz klopfte so wild. Sie hoffte, man konnte es ihr nicht ansehen, hoffte, sie konnte es gut genug verbergen. So viele Jahre hatte sie darauf verwendet, zu lernen, wie man sich perfekt benahm und wie man perfekt all das tat, was von einem erwartet wurde. Und jetzt schien es fast wie vergessen, wenn er so mit ihr redete. Sie wollte ihn anlächeln, wollte seine Hand ergreifen, wollte ihm zeigen, was sie fühlte. Wollte ihm sagen, dass ihr Herz pochte und ihr schwindelig war, dass sie ihn gerne lächeln sah, dass sie gerne in seiner Nähe war. Es war verrückt.
    Aber sie lächelte nur leicht. Eben soviel, wie sich beim besten Willen nicht zurückhalten ließ, und lief in seiner Nähe. Nahe genug um ihn fast zu berühren, und doch soweit weg, dass es nicht passierte. Sie wollte ihm so nahe sein, wie der Anstand es erlaubte, solange sie konnte. Wenn er erst in Mogontiacum wäre, würde sie das nämlich nicht mehr können.
    “Ich hoffe, ich habe euren Tagesablauf dann nicht zu sehr durcheinandergebracht. Dein Heim sollte ja sicher sein und wohnlich.“
    Flava war niemand, der sich selbst einlud, auch wenn es ihr gefallen würde, ihn da einmal zu besuchen. Aber nicht ohne Einladung, und wohl leider auch nicht völlig ohne Begleitung, das könnte unangebracht sein. Aber sie würde gerne sehen, wie er wohnte. Sie wusste bisher noch sehr wenig von ihm. Aber sie wüsste gerne noch viel mehr.
    “Entschuldige, wenn ich allzu neugierig erscheine, aber warum wohnt ihr in der Casa, wenn diese so dringend ausgebessert werden muss?“
    Immerhin gab es in Rom genug Möglichkeiten, sich irgendwo einzumieten. Und so, wie er erzählt hatte, war sein Aufenthalt hier in Rom nie dafür geplant gewesen, lange anzudauern, sondern von vornherein nur für die Zeit der Ausbildung.

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