Anthis medizinische Studien

  • Anthi hatte seinen Entschluss gefasst: Er wollte die Gehimnisse der Medizin lernen. Von der ägyptischen Hebamme und Heilkundigen Inhapy hatte er schon einiges gelernt, aber bevor er bat hier lernen zu dürfen, wollte er noch einiges mehr wissen. Also beschloss er in die Bibliothek zu gehen und die Schriften des Hippokrates zu studieren. Dieser war der bekannteste griechische Gelehrte der Medizin, und deswegen beschloss Anthi sich zuerst seinen Werken zu widmen. An den Schreibern am Eingang ging er einfach vorbei. Er war mittlerweile so oft im Museion, er besuchte Penelope in beinahe jeder Mittagspause, dass sie ihn gar nicht mehr beachteten.


    So war auch schnell ein Sklave gefunden, der ihm einen Platz zuwies und ihm auch einige Schriften des Corpus Hippocraticum brachte. Er merkte sich genau, welche das waren, denn insgesamt umfasste die Schriftsammlung 61 Stücke. Zuerst widmete er sich der Schrift Schrift Über die Natur des Menschen . Darin wurde beschrieben, dass der Krankheiten aus einem Ungleichgewicht der vier Säfte hervorgerufen wurden. Die vier Säfte waren mélaina cholé, cholé, sanguis und phlegma*. Waren sie ausgewogen, man nannte das Eukrasie, dann war der Mensch gesund. Waren sie aber in einem Ungleichgewicht, Dyskrasie, war der Mensch krank. Das klang anders als das was er von Inhapy gehört hatte. Allerdings änderte sich das, als erklärt wurde, dass die Säfte männlich oder weiblich, oder beides waren.
    Jetzt ergab das alles Sinn. Inhapy meinte mit dem männlichen und weiblichen also die Säfte, und diese konnte man wieder in ein Gleichgewicht bringen, wenn man nur das Richtige aß. Es stimmte also wirklich, was sie ihm beigebracht hatte.


    Anthi widmete sich noch einer weiteren Schrift die sich mit der Wirkung der Säfte auf den Geist und das Temperament befassten. Wenn die schwarze Galle dominierte war man ein Melancholiker, bei gelber Galle ein Choleriker, ein Sanguiniker wenn das Blut dominierte und bei zuviel Schleim war man ein Phlegmatiker. Aber am Interessantesten fand er den Abschnitt in dem sich Hippokrates damit befasste, dass der Körper auch Ausdruck des Geistes war und umgekehrt.

    Der Grieche machte sich viele Notizen und natürlich dauerte es mehrere Stunden die Schriften durchzuarbeiten. Aber am Ende war er sehr zufrieden. Sowohl Inhapy, als auch Hippokrates sagten eigentlich das Gleiche, wenn auch mit einem etwas unterschiedlichem Ansatz.




    *schwarze Galle, gelbe Galle, Blut und Schleim

  • Neben Hippokrates hatte er noch einige weitere interessante Schriften aufgetan. Nicht dass er mit Hippokrates Schriften schon fertig gewsen wäre, aber er wollte sich auch die Werke anderer Mediziner anschauen. Heute widmete er sich dem Rhomäer Aulus Cornelius Celsus der eine Medizinische Enzeklopädie verfasst hatte. Da dieser Mediziner auch hier in Alexandria gearbeitet hatte, war zum Glück sein gesamtes Werk vorhanden. Ein Zitat, dass schon im Vorwort stand gefiel ihm besonder gut: Wie der Ackerbau den gesunden Körpern Nahrungsmittel verspricht, so verheißt die Medizin den kranken Gesundheit.
    Außerdem bezog er sich auf Hippokrates und erklärte, dass man die Heilkunde in drei Teilbereiche einteilen müsse: Diätetik, Pharmakotherapie und Chirurgie. Aber dann traf er auf eine Stelle, die sich essentiell von den Auffassungen Hippokrates unterschied: Celsus forderte, dass an lebenden Menschen chirurgische Versuche durchgeführt werden solle. Anthi war sofort klar, dass das ganz klar dem Eid des Hippokrates wiedersprach. Aber auch die Argumente von Celsus waren sehr gut...darüber würde er nachdenken müssen.


    Mit nachdenklicher Miene klappte er das Buch zu.

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