Eine kleine, große Überraschung für Pelo

  • Heute Morgen waren sie mal wieder auf dem Xenai Agorai gewesen. Und da hatte er etwas allzu zauberhaftes gewesen. Zwar hatte er es sich nicht leisten können, und selbst wenn war es schon verkauft und er hätte dafür gar keinen Platz gehabt, aber trotzdem wollte er es unbedingt Penelope zeigen.


    Also hatte er sie nach der Arbeit im Museion abgeholt, so machten sie das meistens, und hatte sie auf einen Spaziergang eingeladen. Er hatte ihr erzählt, dass er ihr etwas zeigen wolle, aber was das hatte er nicht gesagt, er wollte sie ja überraschen.

  • Jetzt war Penelope aber wirklich gespannt, was Ánthimos ihr zeigen wollte. Sie kannte ihn ja schon gut genug und konnte in seinen Augen die kindliche Vorfreude sehen, als er sie zu der „Überraschung“ einlud. Sie hoffte nur, er hatte ihr nichts teures gekauft. Nachdem sie ihm die Malerei geschenkt hatte, rechnete sie ja mit dem schlimmsten. Anthi war so ein gutmütiger Kerl, der dachte über solche Dinge wie Geld manchmal nicht nach, vor allem nicht, wenn er ihr eine Freude bereiten konnte. Sie fand das ja unendlich süß, aber sie rechnete in Gedanken doch schon die Hochzeit durch. Und an der wollte sie ja nicht sparen.
    “So, wo müssen wir lang?“, fragte sie halb freudig aufgeregt, halb besorgt, als sie schließlich auf dem Markt angekommen waren.

  • "Wir müssen da hinten lang. Es ist hinter diesem großen Lagerhaus am Ende der Straße. Aber ich muss dir gleich sagen, dass ich nicht gekauft habe. Dafür hätten wir eh keinen Platz gehabt, aber ich dachte es würde dir trotzdem gefallen es zu sehen."


    Eigentlich wollte er ihr schon was schneken, schließlich hatte sie ihm ja einen ganzen Betrieb geschenkt, aber im Moment sparte er lieber für die Hochzeit, das war jetzt wichtiger.


    "Aber erzähl doch mal, wie war dein Tag? War er nicht zu anstrengend für dich?"


    Schließlich war sie ja schwanger. Am Liebsten hätte er sie ja getragen, auch wenn er wusste, dass sie nicht krank war, fühlte er trotzdem so.

  • “Anthi, ich bin noch nicht einmal so richtig im vierten Monat, man sieht noch nicht einmal was. Und ich sitze doch nur im Schatten und mache nichts anstrengendes.“
    Irgendwie war es ja süß, dass er sich Sorgen machte, sie könne sich überanstrengen, aber dann war es wiederum auch ärgerlich, denn sie war ja nicht krank oder schwächlich. Im Museion eine körperlich anstrengende Arbeit beim Musizieren zu finden könnte sich als schwierig erweisen.
    Aber Penelope lächelte ihn danach doch gleich an. Sie war erleichtert, dass er nichts gekauft hatte, war nun aber doch gespannt, was es war. Es musste ja schon etwas besonderes sein, wenn er es ihr so gerne zeigen wollte. Und nun, da sie sicher sein konnte, dass er keinen Blödsinn gemacht hatte, konnte sie sich einfach auf die Überraschung freuen, und das sah man auch in ihrem Gesicht.
    “Aber mein Tag war nicht sehr aufregend. Ich habe versucht, das Gedicht fertig zu komponieren, aber es ist noch nicht ganz perfekt. Mir gefällt der Abschluss noch nicht, es ist zu hoch, um von Männern auch gesungen zu werden. Bei meiner Stimme hört es sich ganz gut an, aber es muss ja jeder singen können, nicht?“
    Penelope wusste nicht, ob er ihr Problem so nachvollziehen konnte, immerhin hatte er im Allgemeinen eher weniger mit Tonhöhen und Rhythmen zu kämpfen. Aber er war an ihrer Musik immer sehr interessiert, also erzählte sie ihm auch immer alles, was sie so tat und versuchte. Und Anthi war ein hervorragender Zuhörer.
    “Und bei dir auf der Agora? Merkt man schon etwas davon, dass die neue Pyrtanie bevorsteht?“

  • "Das Lied das ich singen kann, mus erst noch geschrieben werden. Aber wenn wir nachher daheim sind, kannst du es mir gerne mal vorspielen. Ich werd dir da zwar wohl nicht helfen können, aber ich hör halt sehr gerne zu wenn du spielst." antwortete er schelmisch. Er war ein Freund der Musik, aber sein Metier war es nunmal ganz und gar nicht. "Ja, zur Zeit ist es ruhig bei uns. Aber vorgestern waren drei Typen da, die Castor wohl an die Wäsche wollten. Aber ich hab sie abgewimmelt. Und gestern habe ich aus unserer vorläufigen Betriebserlaubnis eine unbefristete gemacht."

  • Das war wieder typisch ihr Mann, erwähnte in einem halben Nebensatz mal so nebenbei, dass es eine gefährliche Situation gegeben hatte. Aber er machte sich um sie sorgen, obwohl sie im Museion saß?
    “Wie meinst du das, sie wollten ihm an die Wäsche? Hat die Wache die drei schon festgenommen?“
    Penelope hielt ja aufgrund ihrer Hintergrundgeschichte auch nicht viel von den Stadtwachen, aber ab und zu waren die doch ganz nützlich – und in jedem Fall besser als die Rhomäer. Und in diesem Fall war es ihr auch lieber, wenn sich Anthi mit niemandem anlegte. Und gleich drei auf einmal!

  • "Nein. Ich hab sie verscheucht, aber Castor war eh nicht da. Und da sie gestern nicht gekommen sind, hat sich das Ganze wohl erledigt. Sie wollten halt den Agoranomos sprechen, oder einer von ihnen, und er hatte dann zwei Mann als Eskorte dabei. Dann hab ich ihn mal ein bisschen ausgefragt, und dann hatten es die drei auf einmal ganz eilig wegzukommen. Ich hoffe ich habe Castor damit bewiesen, dass er den Richtigen als seinen Nachfolger als Agoranomos vorschlägt."


    Pelo machte sich immer über Sachen sorgen...

  • “Er schlägt dich als Nach….“ Der Rest der Erkenntnis ging in freudigem Quietschen unter, als Pelo Anthi um den Hals fiel und ihn umarmte. Das waren ja wirklich großartige Neuigkeiten! Oh, er würde bestimmt gewählt werden. Penelope glaubte an ihren Mann und hing einfach nur glücklich an seinem Hals, während sie ihm kurz einen dicken Schmatz auf die Wange drückte.
    “Das ist ja wundervoll. Wenn er dich vorschlägt, wirst du bestimmt auch gewählt. Oh, das ist so wunderbar, da kann ich es ja kaum erwarten, dass diese Pyrtanie zuende geht.“
    Dann bekam Anthi aber trotzdem noch einen kurzen Knuff in den Bauch.
    “Aber wenn du Agoranomos bist, vertreibst du solche Gesellen dann nicht mehr ganz alleine, wenn die zu dritt ankommen. Ich brauch dich noch an einem Stück.“

  • Oh stimmt, er hatte ganz vergessen das Pelo zu sagen. Wenn sie bei ihm war, dachte er immer an ganz andere Sachen.
    "Ich könnte mir zwar nicht vorstellen, dass mir jemand was böses wollen will, aber dann rufe ich die Stadtwache. Ich hab nämlich schon so ein Gerücht gehört, dass jemand zum Strategos vorgeschlagen wird, den ich ganz gut kenne."


    Noch war es nicht sicher, aber soweit er wusste, wollte Timos Strategos werden, und Urgulania schien auch gewillt ihn vorzuschlagen.

  • Er kannte den zukünftigen Strategos? Das konnte ja eigentlich fast nur Marcus Achilleos dann sein, der war ja auch schon jetzt im Gefängnis für Cleonymus angestellt. Ein wenig verwunderte Penelope, dass der Ägypter nicht noch eine dritte Pyrtanie an dieses Amt geben wollte, denn er hatte sich dafür doch sehr engagiert. Zumindest, wenn alles stimmte, was man so erzählte.
    “Da wird sich Inhapy aber nicht freuen. Sie denkt ja, er ist verrückt, wegen der Sache mit den Kindern. Sie kann da manchmal schon ziemlich direkt sein, und stur wie ein Esel. Sie wollte unbedingt, dass ich übe, wie ein Hund zu hecheln, kannst du dir das vorstellen?“
    Penelope schüttelte kurz lächelnd den Kopf, als ihr einfiel, dass sie das eigentlich nicht weitererzählen sollte.
    “Oh, verrat ihr aber nicht, dass ich dir das gesagt habe, sonst wird sie noch böse deswegen.“

  • "Ich glaube da meinst du jemanden anderen. Es ist nicht Marcus Achilleos, den ich meine. Aber der wär sicher auch ein guter Strategos." Sie sollte ruhig noch ein wenig raten, dann würde sie sich wenigstens keine Gedanken über die Überraschung machen.
    "Das mit dem Hecheln stimmt schon. Das soll dich entspannen und dir die Schmerzen nehmen. Da kenne ich vom Kämpfen, wenn du richtig atmest, kannst du Schmerzen besser aushalten. Aber ich verrate ihr schon nichts."

  • “Du willst doch wohl nicht sagen, dass Kämpfer nach dem Ringen dastehen und wie die Hunde hecheln?“ Pelo konnte sich das nun beim besten Willen nicht vorstellen. Allein die Vorstellung war ulkig.
    “Aber wenn es nicht Marcus ist, wer denn dann? Doch hoffentlich keiner der Rhomäer?!“
    Eine rhomäische Eutheniarche war eine Sache, aber beim Strategos sah die Sache doch gänzlich anders aus. Pelo wusste ja um Ánthimos’ rhomäische Freunde, und sie hatte damit auch kein Problem, aber bei der Stadtwache hatte das eine Grenze. Die musste in griechischer – oder im Falle von Cleonymus eben ägyptischer – Hand bleiben. Sonst würden die Legionäre wirklich machen, was sie wollten, und niemand konnte ihnen auch nur ein wenig Einhalt gebieten. Das wäre eine Katastrophe, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Rhomäer auf solch einen Posten wirklich gewählt werden würde.

  • Anthi lachte. "Nein wir hecheln nicht wie Hunde. Aber das sind ja auch andere Schmerzen. Wir atmen tief durch, umd die Schmerzen zu verjagen. Die bei der Geburt werden eben anders sein."


    Anthi wusste ja, dass Pelo den Rhomäern gegenüber sehr kritisch war. Daher war er eigentlich nicht überrascht über ihre Reaktion. Dann wollte er ihr eben noch einen Tipp geben:


    "Nein es ist kein Rhomäer, er ist Grieche, aber er arbeitet bei einer von Rhomäerin."

  • Puh, kein Rhomäer, da war Pelo schon mal beruhigt. Aber ein Grieche, der bei einer Rhomäerin arbeitete? Und den Ánthimos kannte? Sie kannte da nur einen, ihren Schwager in spe, aber ob Timos unbedingt Strategos werden wollte?
    “Der einzige Grieche, der bei einer Rhomäerin arbeitet, den ich kenne, wäre dein Bruder.“
    Das konnte eigentlich nicht sein. Timos schien ihr immer so frei heraus und unbedacht, allein die Sache mit Axilla. Als Strategos konnte sich Penelope ihn sich nicht unbedingt vorstellen. Daher grübelte sie noch, wen er sonst meinen könnte.

  • "Stimmt, aber wie gesagt: es ist noch nichts sicher."
    Sie waren jetzt fast angekommen, also wollte er sie wieder ein wenig daran erinnern, warum sie hier waren.
    "Also, wir haben heute Morgen die Betriebserlaubnis eines Händlers überprüft, der Tiere nach Ostia verschifft, damit sie in Rom den Einwohnern vorgeführt werden können. Und da hab ich was ganz besonderes gesehen."


    Sie bogen um die Ecke des großen Gebäudes und dort war ein Gatter zu sehen. Einige Kinder standen ebenfalls da und bewunderten das mächtige Tier und sein Junges.


    [Blockierte Grafik: http://img230.imageshack.us/img230/3830/giraffebaby1vd8.jpg]


    Es war eine Giraffe mit ihrem Jungen. Das Kleine schien wirklich noch sehr jung zu sein, es musste wohl in Gefangenschaft zur Welt gekommen sein. "Ist das nicht wunderschön?"

  • Bei dem Wörtchen „Stimmt“ wäre Penelope beinahe zusammengezuckt. Timos wollte Strategos werden? Eine verdutzte Frage lag Pelo auf der Zunge, aber sie ließ es. Schließlich war Timos Anthis Bruder, und sie wollte sich da jetzt nicht so anhören, als würde sie an ihm zweifeln. Es war nur… mit dem Opium und seiner Leichtlebigkeit hätte sie ihm das jetzt gar nicht zugetraut. Aber natürlich würde sie ihn wählen, wenn er aufgestellt würde.
    Sie sagte also erst einmal nichts dazu, als sie dann auch schon ankamen. Anthi erzählte, wie er die Stelle entdeckt hatte, als Penelope die große Giraffe sah. Sie hatte noch nie ein so hohes Tier gesehen! Sie sah wunderschön aus! Das Jungtier sah sie da noch nicht einmal, weil so viele Leute davor standen, um zu gucken. Doch dann bildete sich eine Lücke zwischen den Leibern und sie sah das Kleine.
    Ein herzliches “Aaawwwwwwwwwwww“ entrang sich ihr, als sie auch näher trat, um die Tiere genauer zu sehen. Das Baby war ja niedlich! Es hatte viel zu große Augen und Hufe für den kleinen Körper und sah einfach nur tapsig und süß aus.
    “Oh, Anthi, das ist ja goldig! Das ist wirklich mal eine Überraschung. Hast du schon mal so etwas niedliches gesehen?“

  • Anthi stellte sich hinter sie und legte seine Hände an ihre Hüften. "Nein habe ich nicht, aber das kommt sicher bald." Er hatte ja noch mehr vorbereitet. "Das Kleine ist erst ein paar Wochen alt." Gerade schleckte die Mutter ihrem Kind über den Kopf. "Schau dir mal die lange Zunge an. Damit rupfen sie normal Blätter von den Bäumen, hat mir der Besitzer erzählt. Magst du sie mal anfassen und füttern?"

  • Die Zunge der Giraffenmama war ganz blau, bemerkte Penelope. Aber nur Kurz, denn Anthimos überraschte sie jetzt vollkommen mit seiner Frage. Ganz verdattert schaute sie zu ihm hoch – denn obwohl er hinter ihr stand, war er dafür ja groß genug, so dass sie sein Gesicht sehen konnte.
    “Du meinst, ich darf die wirklich anfassen? So richtig mit meinen Händen?“
    Die letzte Frage klang vielleicht ein wenig arg seltsam, aber Penelope konnte einfach nicht glauben, dass sie die Tiere wirklich würde anfassen können. Normalerweise machten die Händler darum ja doch einen ziemlichen Aufstand, und viele der Tiere waren ja auch gefährlich. Aber die hier sahen ganz lieb und friedlich aus, und das Junge war einfach nur niedlich.

  • Pelo war ganz perplex und Anthi freute sich wie ein kleiner Junge, dass seine Überraschung so geklappt hatte. "Ich hab sofort an dich gedacht, als ich das gesehen habe. Also hab ich den Händler, es ist ein Grieche namens Relaitos, einfach gefragt. Er meinte das die Tiere sehr friedlich seien, man darf sie nur nicht erschrecken. Ach da hinten ist er ja." Anthi winkte in die Richtung eines Mannes, der etwa zehn Jahre älter als sie war. "Komm wir gehen mal rüber, dann lässt er uns sicher da rein." Er nahm Pelo an der Hand und sie gingen zu einem Tor am Gatter, vor dem ein großer Mann mit rabenschwarzen Haaren und einer Hakennase stand. "Chaire, ich dachte schon ihr kommt nicht mehr. Ich bin Relaitos." begrüßte er Pelo. "Dein Verlobter meinte du würdest gerne mal meine Giraffen füttern und streicheln. Normal lasse ich ja niemanden meine kostbaren Tiere anfassen, aber bei euch mache ich eine Ausnahme. Ich kann hübschen Frauen einfach nichts abschlagen." Er lächele verschmitzt und entblößte eine große Zahnlücke.

  • Penelope war aufgeregt wie ein kleines Kind. Nein, schlimmer, als kleines Kind hatte sie nie soviel Aufregung gezeigt wie jetzt, als sie einfach nur vollkommen sprachlos nickte und vor sich hin strahlte. Nicht einmal das Kompliment des Händlers konnte sie richtig aufnehmen, und bestimmt hielt er sie schon für einfältig, weil sie so gar nichts sagte und nur lächelte.
    Er ließ sie also in das Gatter, so dass sie ganz nahe bei den Giraffen war. Die Mutter schaute argwöhnisch, immerhin ging es um ihr Kind, aber zwischen ihr und Pelo war noch ein weiteres Gitter, so dass sie nicht nach ihr treten konnte, selbst wenn sie wollte. Ganz schüchtern und Vorsichtig trat Pelo also weiter auf die schönen Tiere zu und schaute erst einmal nur verzaubert.
    “Was fressen die denn?“, fragte sie schließlich im Flüsterton den Händler. Sie hatte bisher noch nichts, was sie den beiden geben konnte, und war schon so gespannt darauf, sie einmal kurz berühren zu können.

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