Auf! Los gehts...nach Hatra

  • Gegen Mittag war der Konvois Osroes bereit aufzubrechen. Er setzte sich in seinen Reisewagen. Unzählige edle Kissen sollten ihm zum Komfort dienen und die unbequeme Reise angenehmer gestalten. Doch ehe er einstieg musterte er alles noch einmal genau. Es war ein wirklich langer Zug und es schein alles gut verstaut und zusammengezurrt aus. Der Gefängniswagen würde sich nachher direkt hinter ihm einordnen und dann konnte sie abschließend abreisen.


    Nur langsam kam der Tross durch das Gassengewirr voran und konnte erst nach einiger Zeit das Stadttor passieren. Die Sonne hatte deutlich ihren Zenit überschritten als sich der letzte Wagen einreihte und man sich gen westen wendete, dem erst noch befestigten Weg folgend. Es war auch hier Herbst geworden, doch änderte es nur unwesentlich viel an den Temperaturen und so war es bald sehr heiß und stickig im Wagen.

  • Seit seiner öffentlichen Vorführung vor dem Schah in Schah hatte der Legat seine Zelle nicht mehr verlassen. Livianus hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Er wusste weder, wie lange dieses Ereignis zurück lag, noch wusste er, wie lange er bereits ein Gefangener der Parther war. Was hatten sie diesmal mit ihm vor und wo brachten sie ihn hin? Nach dem er ins Freie gebracht wurde, dauerte es eine ganze Weile, ehe er halbwegs etwas erkennen konnte. Seine Augen hatten sich in dieser langen Zeit bereits an die Dunkelheit in seiner Zelle gewöhnt und plötzlich wieder dem grellen Licht der Sonne ausgesetzt zu sein, ließ ihm für einige Zeit fast erblinden.


    Livianus lag wie ein wildes Tier in einem vergitterten Wagen, der vermutlich speziell für Gefangenentransporte verwendet wurde. Als ihm richtig bewusst wurde, dass er sich im Freien befand, atmete er tief ein. Zum ersten Mal seit langen, konnte er wieder die warme, aber klare Luft einatmen, die er in seiner stickigen und stinkenden Zelle am meisten vermisst hatte. Zuerst war sein Blick noch verschwommen, doch er konnte erkennen, dass er nicht alleine unterwegs war. Ein langer Zug an Soldaten und einigen Wagen begleiteten sein fahrendes Gefängnis. Langsam rappelte er sich auf und setzte sich in eine der hinteren Ecken seines Käfigs. Sie waren nicht mehr in der Stadt. Soweit konnte er nun auch die Umgebung erkennen. Der Tross musste sich also in der Steppe befinden. Wurde er verlegt? Oder hatten die römischen Legionen oder der Kaiser seine Freilassung erzwungen? Kurz flammte Hoffnung beim Legaten auf. War er auf dem Weg in die Freiheit, oder hatten die Parther nur vor erneut ihre Spielchen mit ihm zu treiben. Während er sich seine Gedanken darüber machte, viel ihm auch auf, dass es ausgesprochen viele Wachen, für einen Gefangenentransport waren. Natürlich handelte es sich bei ihm nicht um irgendeinen beliebigen Gefangenen, doch auch für den Wert eines römischen Feldherrn waren es immer noch weitaus zuviel. Da sein Wagen einer der letzten im Tross war, konnte er nur schwer erkennen, was sich weiter vorne tat. Vielleicht würde er im Laufe der Reise noch etwas erkennen können. Im Moment ließ er jedoch seinen Blick über die weite Steppe schweifen und genoss es sogar etwas, mehr als nur seine kargen Gefängniswände zu sehen.

  • Für den Winter der jetzt eigentlich herrschen sollte, war die Gegend deutlich ungewöhnlich. Selbst der verwöhnteste Südrömer, kannte kalte Tage und wußte, das Wasser in der frostigen Jahreszeit zu Eis und Schnee wurde. In dieser Landschaft gab es diesen Zyklus nicht. Wahrscheinlich ein Grund warum viele Miles Straße von Geröll und Wüste gesäumt waren. Die wenigen Städte fielen vorallem durch triste Bauweisen auf, quadratische Klötze aus Felsgestein und selbst gebrannten Ziegeln, die allesamt täglich den straffen Winden und einer schwülen Sonnenluft ausgesetzt waren. Herius hatte für das alles keinen Nerv. Er sah zu, das ihre Gruppe sich auch im Sturm nicht verstreute, das sie ein gut geschütztes Lager für die Nacht fanden oder das die Kervan mit Essen und Trinken versorgt blieb. Viele hundert Kilometer begaben sie sich ins Land der Parther. Ein Ziel hatten sie aber schon erreicht. Man beäugte sie nichtmehr wie Fremde, denn hier im Kreis der östlichen Mitte gab es genug Ausländer wie sie. Kaum eine Karawane verschloss sich diesen gut ausgebauten Wegen weiter nach Osten. Dahin wo kaum ein Römer jemals kam und doch ein Reich tiefer Freundschaft zu Rom lag.


    Dieses kleine Land brachte große Händler hervor und jene Kaufleute schickten neben den großen Schiffen auch Karawanen über Land ins römische Weltenreich. Herius kannte einige dieser gefährlich ziehenden Männer und es war dem Zufall nie möglich zuzuschreiben, das er gerade einen dieser Händler, einen Juden, auf der Straße nach Osten traf. Mitten in der Pampa sozusagen. Ein Werk der Götter und ein gutes Vorzeichen. Sie umarmten sich, verbrachten mit beiden Karawanen ein Nachtlager zusammen und schwelgten für den Augenblick in den alten Zeiten. Noch vor dem Schlafengehen dankte der Hadrianus den Göttern mit einem bescheidenen Opfer für diese großartige Zusammenkunft. Er goss etwas Wein ins Feuer und ließ das letzte Weihrauchstäbchen abbrennen, dann ging er zu Bett und hoffte, das der Jude seine wenigen Zeilen an die Heimat gut behütet über die Grenze brachte und dort einer Postwechselstation aushändigen konnte.


    Danach ritten sie Tag ein und aus. Mal mußten sie am Tag Unterschlupf vor einem Wüstensturm suchen, mal war das Lager am Morgen durch Sand in jeder Ritze zerstört. Noch kamen sie mit dem üblen Wetter schlecht zurecht, aber mit jedem Tag, jeder Woche, jeder Nacht lernten sie das Land besser verstehen. Es gab unmissverständliche Vorzeichen, die sie zu enträtseln nun wußten. Genauso ernteten sie ein kulturelles Gut, das keinem echten Römer je in den Sinn gekommen wäre. Ihre aufmerksame Sichtweise lehrte es ihnen den Tieren zu trauen. Sie schienen durch Witterung durchaus besser in der Lage zu sein, Wind und Wetter, Gefahren, aber auch Wasserstellen zu orten. Schon in Nisibus, das siebzig Miles östlich von Carrhae lag und als Wendepunkt in ihrer Richtung galt, legten sie die letzten Pferde ab und stiegen komplett auf die deutlich genügsameren Wüstenkamele um. Das Ödland, das sie durchqueren mußten, bot kaum Oasen oder einfache Wasserlöcher.


    In Singara verbrachten sie zwei Tage. Die Rast galt den Söldnern, die zwei Wochen keine Menschenseele gesehen hatten und den Staub der langen Tagesritte im Gemüt spürten. Danach ging es mit frischeren Mut weiter Richtung Hatra. Einer Stadt nur knapp hundert Kilometer vor Assur ihrem Ziel. Viel wurde auf dem Ritt nicht gesprochen. Der unsägliche Sand füllte zu schnell die trockene Kehle. Am Abend starrte man in das lodernde Feuer. Aß dabei andächtig und hoffte das am nächsten Tag ihnen ein Händler neues Brennholz verkaufte. Oftmals waren die äußerst kalten, klaren Nächte aber auch alles andere als durch ein Feuer gewärmt. Zu oft reiste die Gruppe ohne eine lebende Seele zu sehen über das Land. Noch glaubten sie an die Karten und erkannten das alte Pflaster als Straße an. Doch ob sie wirklich auf dem richtigen Pfad waren, wußten sie nie.


    Erst als eine neue Woche anbrach und sie genauso grießkrämig den Tag mit einer ersten Miles begannen, schöpften sie etwas mehr Vertrauen in die alten Wegzeichnungen, denn mit dem Erklimmen eines Felsquergebirges, dem Anbrechen der fünften Miles und dem Blick über den Gratrand, schauten sie auf die mächtigen Mauern der Stadt Hatra hinab. In der siebenden Miles würden sie die Tore erreichen. Doch auch hier hieß es nur kurze Rast machen, die Reserven aufzufrischen, um die letzte Etappe nach Assur zu verkürzen...



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  • Man war den halben Tag gezogen. Erst im letzten Licht des Tages machten sie Halt und bauten eine kleine Zeltstadt gegen die Witterungsbedingungen der Nacht auf. Sandstürme, kühle Nächte waren die Gegensätze zu den heißen Tagen hier in der sandigen Umgebung. Dichte Zelte schützen gegen Wind und Sand, jedoch nicht gegen die Kälte. Das Zelt Osroes wurde mit vielen Teppichen, Kissen und Decken gemütlich eingerichtet. Nachdem alle mit Speisen und Getränken gemäß ihres Ranges versorgt worden waren, begab man sich schnell zur Ruhe. Nur die Wachen waren wach und beobachten das Treiben in der näheren Umgebung.


    Mit dem ersten Licht des neuen Tages brach rege Geschäftigkeit im Lager aus. Es wurde das Früphstück bereitet und aufgetragen, das Lager abgebaut und der Troß zog wieder weiter. je höher die Sonne stieg desto wärmer wurde es und natürlich auch wieder stickiger in den Wagen. Gegen Mittag stand die Sonne wieder so hoch, dass es fast unerträglich wurde. Der Zug reiste immer weiter, kämpfte sich die Straße entlang und kam Hatra Stück für Stück näher.

  • Fern ab von Roms Größe galt es die Gedanken mit klaren Blick nach vorn zu leiten. Die hitzigen Tage, der beisende Staub und die zähen Stunden ohne Abwechslung forderten den Geist unentwegt heraus bei Verstand zu bleiben. Ihre Tagesritte wurden -ohne es zu merken- kürzer. Die Männer lehrten ihre Körper Tribut zu zahlen. Sie kamen abends erschöpft vom Pferd und gaben bis tief in die Nacht nicht nach die durch endlose Ritte erschlafften Muskeln zu regenerieren. Dieses Schleifen der menschlichen Knochen brachte den erhofften Effekt nur durch eine längere Ruhe in den Morgenstunden. So blieben die Kamele kürzer auf der Wegstrecke und ihr Ritt wurde bestialisch für Körper und Geist, denn die Hitze war unerträglich, die Mühen erschöpfend. Fünf Tage hielten sie diesen Drill aufrecht, dann gaben sie einem Anblick nach. Vor ihren Augen erstreckte sich eine grüne Oase mit Wasserquell und schattigen Bäumen. Noch dazu rastete dort gerade keine Karawane. Sie waren unter sich. Zwei lange Tage blieben sie vor Ort und genossen die Vorzüge der Natur. Neben dem Regenerieren stand allerdings ein dreimaliges Training pro Tag auf dem Plan und sie streckten ihre Waffen in geordneten Bahnen den Mächten des Bösen entgegen.


    Am dritten Tag zogen sie weiter auf der Straße nach Assur. Die Blüten und Palmen wichen rasch wieder der Ödnis und Staub flammte unter den Hufen auf. Ihr Ritt folgte der alten Seidenroute entlang. Kaum ein Mensch irrte auf diesen Wegen und dementsprechend karg blieb das abendliche Mahl.


    Herius war an diesem Abend noch voller Drang etwas mehr zu tun, als nur mit klirrenden Schwertern und dumpf klingenden Axten zu üben. Er nahm sich etwas Brot mit und erklomm eine endlos erscheinende Sandhügelformation. Der Aufstieg dauerte ewig. Nicht weil der Berg so hoch war, sondern weil die sandigen Wände zwei Schritt vor und einen Schritt zurück bedeuteten. Als er deutlich außer Atem endlich den Hügelrücken erreichte, blickte er in die finstere Gegend. Nichts ahnend, was sich hinter seinem Rücken für ein Bild bot. Nur der Mond erhellte einige wenige Zipfel in der Wüste. Ähnliche Berge, wie diesen, die den reibenden Zyklen von Wind und Sand bisweil trotzten. Er lehnte sich gegen eine etwas höher stehende Steinskuppe und klaubte dem Brot das Weiche heraus. Mit den Augen beobachtete er die Sterne und verlor sich in der Weitläufigkeit. Fast regungslos stand er da. Bis er auf die Idee kam, das Firmament auch im Rücken zu betrachten. Mit offenen Mund blieb er regungslos stehen. Die Augen fixierten den weit entfernten Punkt, versuchten zu sehen, was auf diese ewige Weite nicht sichtbar war. Assur? Nein! Laut den Karten waren sie noch Tage davon entfernt und selbst die klareste Nacht konnte nicht den Schein einer großen Metropole derart weit tragen. Eine Karawane oder zwei? Niemals! Kein gescheiter Händler setzte sich und die Seinen in derart prunkvoller Beleuchtung den Gefahren aus. Aber was war es dann?


    Der Hadrianus erkannte, das er mit den Augen dieses Lager nicht erreichen würde. Er machte sich an den langen Abstieg und grübelte dabei über das Gesehene nach. Wenn sie auf ihrem Weg lagen, würden sie sie wahrscheinlich treffen. Vorwärts, weil eine derart prunkvoll reisende Gesellschaft sicherlich mit vielen Wagen und Fußgängern unterwegs war und entgegengesetzt unausweichlich. Unten angekommen, berichtete er den Männern vom Gesehenen. Sie blickten unterschiedlich drein. War es das, was sie vermuteten, dann mußten sie einen weiten Umweg wagen. Keiner parthischen Militärabordnung waren sie gewachsen. Zudem mußte ihre Anwesendheit geheim bleiben. Eine falsche Aktion löste Reaktionen aus, die ihrer Wege unpassierbar machten und das Ergebnis darin bestand die Mission zu verlieren. Trotz der Gefahr machte Subdolus einen Vorschlag, der ihnen Gewissheit verschaffen sollte. Sie reisten weiter wie bisher und schauten sich des Nachts eines dieser Lager an.


    Truppen werden nicht ohne Grund bewegt...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Der Zug aus Wagen, Fußsoldaten und Reitern hatte dies Tagesdistanz hinter sich gebracht und begann nun wieder am Abend mit dem Lageraufbau.


    Eine recht einfach Umzäunung stand als erstes. Die Abmaße des Nachtlagers waren bekannt und ein Sicht- und Windschutz immer gut. Dann wurde das Lager so gut es ging dreigeteilt. Das größte Teilstück ging an Osroes, seine Bediensten und Famielienangehörigen, die ihn begleiteten. Ein großes Versammlungszelt für das Mahl wurde aufgestellt, darum ein etwas kleineres für deh Sha selbst und die anderen für die Familie. Dahinter die Zelte der Bediensteten. Einfach und zweckmäßig. Mittig wurden die Zelte der Leibwächter und Soldaten aufgebaut. Dahinter und weit ab von Osroes der Wagen mit dem gefangenen Römer. Natürlich stand er unter ständiger Bewachung.


    Nachdem die Zelte eingerichtet worden waren, machte man sich gleich daran ein großes Mahl zuzubereiten. Über einem Lagerfeuer wurden diverse Tiere gegrillt. In den Töpfen auf einem kleineren Feuer kochten in Töpfen Gemüse und Breie. Während die Herren schlemmen durften, bekam der Gefangene eine kleine Schlae mit Brei und etwas Wasser, die Soldaten erhielten die schlechteren Fleischstücke, etwas Gemüse und Brei. Die Bediensteten ebenso. Das Beste bekam der Herr dieser Expedition und der Anhang. Es war ein wirklich oppulentes Mahl, das geboten wurde und so die Moral der Reisenden heben sollte. Eine solche Reise war immer anstrengend und schlug auf das Gemüt der Menschen in den engen und nicht wirklich bequemen Reisewagen.


    Alles in allem herrschte eine ausgelassene Stimmung im Lager. Abgesehen von den Wachen des Wagens des Römes und jenen, welche in regelmäßigen Abständen um das Lager herumpatroullierten.

  • In jedem Tross befand sich ein agiler Bursche, der dazu befähigt war ein Lager auszuspähen oder sonstige Aufgaben von dieser Tragweise auszuführen. Auch die Söldner hatten so einen unverwegenen Kerl dabei. Herius und Magnus saßen zusammen am Feuer. Er, der Hadrianus stocherte in der Glut herum, während seine Gedanken weit tiefer im Flammenmeer hingen. Magnus war noch stiller als zu Anbeginn geworden und Herius fühlte die Macht der Mission auf den Schultern. Sie drückte ihn tief hinunter. Er war sehr lange in der Legion gewesen, hatte am Ende auf Grund von Ehrgefühl und Schwur auf den Kaiser alles verloren. Es war schwer genug für ihn, das der Kaiser selbst ihm all dies genommen hatte. Doch nun sah er sich einem Auftrag seines Patrons gegenüber, dem er sich selbst nicht gewachsen sah. Ohne die Gnade der Götter würde er nicht bestehen und so oft er in der ruhlosen Nacht auch ihrer betete, so einsam fühlte er sich im Feld.


    Es knackte ein Holz und das Feuer wurde durch einen schwer atmenden Späher erleuchtet. Zu Recht war er außer Atem, denn er brachte Kunde die das Leben aller hier verändern würde, sollten sie scheitern. Herius war als erster aufgesprungen. Der Söldnerhauptmann folgte ihm abruppt. "Wir sollten sie mit Roma Victor nehmen!" Die verblendeten Worte eines vergessenen Römers. Subdolus winkte ab. "Wir gehen hinein, wenn die Brut besoffen auf den Kissen liegt, die Wachen schläfrig sind und der Mond vom Nebel der Nacht verschleiert ist. Schlaft noch ein paar Stunden. Ich werde Wache tun." Er konnte sowieso nicht schlafen. In Gedanken an Mars verharrte Herius in seiner Wache. Der Blick war starr, die Arme auf den Boden gestemmt. Nie fühlte er sich dem Tod so nah, wie bei der anstehenden nächtlichen Aktion...


    [SIZE=7]Edit: gebt mir mehr Farbe[/SIZE]

  • Wahrscheinlich war es knapp um die Nachtwende, als Herius die Männer weckte und unter dem Schein einer Oellampe seinen ausgeheckten Plan mit ihnen teilte. Die Wachen des Lagers drüben umrundeten es geschickt. Sie forderten Feinde auf sich zu teilen. Waren es nur wenige barg dies eine große Gefahr entdeckt zu werden bevor sie den inneren Ring bestehend aus Zelten und den Wagen überhaupt erreicht hatten. Dazu kam eine Anzahl Wächter, die ihren Punkt nicht verließen, aber trotzdem von weiteren Soldaten im Auge gehalten wurden. Die Präzision mußte also das Perfekte übersteigen, wollten sie überhaupt ins Lager kommen. Noch dazu wählte die nächtliche Streife eine Route, die sie aller einer bestimmten Zeit ins Blickfeld der standhaften Wachen führte. Bedeutend war für die Angreifer also, das sie die postierten Wachen ebenfalls zeitnah auszuschalten hatten.


    Ein zweiter Weg wäre gewesen sich in den inneren Kreis zu schleichen. Aber der Zufall war ein übermächtiger Feind und die Anzahl derer, die das Lager verteidigen konnten, waren sie erstmal alarmiert, erdrückend.


    Sie konnten also nur den blutigen Weg gehen, der trotzdem ihr aller Ende sein konnte, machten sie zuviele Fehler.


    Subdolus nahm die Einteilung vor. Dabei achtete er auch auf Zuneigungen, die er im Laufe der letzten Monate zwischen den Söldnern beobachtet hatte. Die zwei zögerlichsten Männer ließ er im Lager. Sie bekamen die wichtige Aufgabe zu packen und die Tiere bereitzuhalten. Am Ende der Nacht würden sie sehr schnell weg müssen. Ansonsten verteilte er die Angreifer immer in zwei Mann Gruppen, dabei kam es vor, das mehrere Due eine Aktion ausführten. Dann war immer ein Römer dabei und die Befehlsstruktur klar. Gesprochen sollte wenn möglich garnicht. Die Augen, Arme und der Kopf mußten ausreichen.


    Für den Hadrianus stand ein Mallorquiner bereit, der mit der balearischen Schleuder umzugehen wußte. Dazu kamen Meuchler die das Messer als ihre liebste Waffe wählten. Sie schlichen vorwärts und nahmen die Wachen von hinten. Mit einem zielgerichteten Stich durch das linke Ohr in den Kopfraum brachten sie ihre Opfer ohne Röcheln zum sofortigen Tod. Zwei Beilwerfer komplettierten die Spezialisten. Ihre hässliche Wunden bringende Fernwurfwaffe war ähnlich den Schleuderern ein gutes Argument einen Fehler wett zu machen und gef. auftauchende Zufallswachen danieder zu strecken.


    Manchmal ist es gerade so ein Gang, der einen Mann verrückt macht. Er hofft an alles nur Mögliche gedacht zu haben. Ihm wird gewärtig, das er nicht vor einer mehrerer tausend Mann starken Schlachtreihe aufreitet und die Männer einbeschwört. Er muß damit rechnen den Fährmann zu treffen und das zum letzten Mal in seinem kurzen Leben. Er fordert den Geist dazu auf stark zu sein und keine Angst zu kennen. Aber die Furcht ist es oft, die den Mann klar denken läßt, die ihn im Leben weiter bringt und die ihn vorallem am Leben hällt. Ein Kämpfer ohne Angst, ein Held geht hinaus um große Taten zu vollbringen derer sich die Nachwelt erinnert. Dann wenn seine Gebeine schon lange verwest sind.


    Sie kamen um ihren Kameraden zu fordern, sie erschienen nicht um Held zu sein und letztlich nicht wieder mit zurückzukommen.


    Im Nebel der Wüste krochen sie vorwärts. Bis an die Zähne bewaffnet und entschlossen endlich das zu tun, wozu Rom seinen Kriegern verpflichtet war. Holt ihn heim, hatte man gesagt mit der Ernüchterung in den Augen wahrscheinlich niemals überhaupt einen Funken Leben zu finden. Jetzt war eine Chance, sie war angesichts der Übermacht gering und sie würde Opfer fordern. Doch mit den Göttern auf ihrer Seite gab es immer einen Weg rein, wie auch raus. Männer würden sterben.



    Über dem Lager wich der kalte Nebel dem Dunst der Feuer. Die Auskundung schien sich zu bewahrheiten. Trotzdem wartete Subdolus eine Runde mehr ab als die Letzte, er wollte sich ein sicheres Bild machen. Doch die Zeit strich dahin. Sie teilten sich auf und forderten einander in die Ausgangsposition. Schnell mußte es gehen und wenig später zischten die ersten Steinchen durch die Luft. Kein Poldern schreckte Andere auf, denn die Ziele standen auf weichem Sand. Hastig ging es nach vorn. Ein Mann dort vor zwei Palmen lehnte danach am Holz und schien einfach nur zu dösen. Die Söldner kamen schneller voran, als zuvor gedacht. Während man zu sechst eine fünfköpfige Patrollie ausschaltete, waren Herius und der Schleuderer bereits im inneren Ring, um den Zyklus der Zeit einzuhalten. Wichtige Augenpaare mußten geschlossen werden. Sie standen hoch oben. Positioniert auf den Wagen, um einen besseren Überblick zu haben. Fast im Rythmus drehten sie sich nach den Himmelsrichtungen und kamen aller drei Bewegungen einander ins Blickfeld. Dumm nur, das der Hadrianus auch nicht mehr der Schnellste seiner Art war. Während also Wache eins bereits vom Wagen in den Sand dahinter gesackt war, erfreute sich Wache zwei noch bester Gesundheit und blickte wenig später auf den frei gewordenen Aussichtspunkt. Der Kopf schob sich nach vorn, die Augen traten hervor langsam drehte er den Kopf links, dann rechts. Doch nur den Kopf in diesem Sichtwinkel. Es war anzuraten fix zu handeln, doch Herius hatte seine Axt bereits auf einen Weglagerer verwendet und war danach hinab in die Arena geeilt. Dem Steinewerfer fehlte es an einer guten Positionierung und Herius wollte eigentlich das Messer oben auf dem Wagen nehmen. Zu langsam war er dafür und nun schien ihm ein gerade darum stehender Speer als das einzigste Mittel, um die Katastrophe noch abzuwenden. Der vorgeneigte Kopf kam ihm dabei gelegen. Der Moment des Zögerns war vorbei und das Eisen des Speers drang durch den Hinterhals bis weit ins Gehirn ein. Dem armen Mann blieb kein Korn in der Sanduhr zum Aufschreien er sackte zusammen. Herius hingegen konnte sich ein 'Uff' nicht verkneifen.


    Bis zum Wagen war es nicht mehr weit doch noch immer trennten sie fünfzehn dieser Wachen davon. Er war besser bewacht als ausgekundet. Doch diesen Unterschied sah man nicht von draußen, denn die Wagen schotteten den Römer und seine Wachhunde bestens ab. Die Angreifer waren weit gekommen. Es rührte sich kein Glied im Lager. Die Patrollien außen herum waren erledigt. Dazu einige stehende Wachposten mit Feuerstätten etwas außerhalb. Noch dazu sogenannte Aussichtsposten. Während Subdolus den auflaufenden Söldnern 'mit Händen und Augen' Befehle gab sich neu zu formieren und zu positionieren, fehlte ihm immernoch der zündende Funke dieses Netz an zwar weit verstreuten, aber immerhin blicklich ganz gut in Kontakt stehenden Soldaten zu zertrennen.


    Ein Wunder wäre nicht schlecht, aber sie waren hier allein. Er ballte die Faust. Etwas abseits stand das Gefängnis zwar, doch ein offener Angriff wäre viel zu laut. Sie alle zusammen waren zwölf. Selbst mit einer guten Aufteilung würden drei Mann über bleiben und noch dazu war es schwierig zu Fuß bis an jede Wache heran zu kommen. Ihnen blieb aber garnichts anderes übrig, als das Netz derart zu verkleinern und die gefallenen Gegner zu verbergen. Es war auf keinen Fall einfach es überhaupt zu durchschauen. Doch umso mehr sich Herius damit beschäftigte desto ersichtlicher wurde ihm das nicht alle dieser Männer wachten, sondern viele vielmehr nur süßes träumten. Ein Werk der Götter dachte er und gab seinen Mannen den Weg vor. Sie schlichen, sie krochen und verharrten. Geschah ein Geräusch blieben sie erstarrt für den Moment.


    Der Beute nah, geschah etwas Unvorbereitete. Eine Zeltpforte wurde aufgeworfen und eine in Tuche gehüllte Gestalt trat heraus. Sie war faul und schläfrig -zu ihren Glück- . Ein Plätschern, das nicht am Wagen zu vernehmen war, ließ den Grund des nächtlichen Ausganges erahnen. Wenig später verschwand sie wieder im Inneren und alle verdrückten sich ein erleichtertes Aufatmen. Nur ein kleiner Rundblick hätte die Frage aufwerfen können, wo die Ausgucke hin sind.


    Eine neue Konstellation am Wagen trat nicht auf. Aber einer der Burschen wollte wohl noch etwas vom edlen Saft nachtanken und verlegte daher seinen Standpunkt in die Nähe eines Anderen. Wieder Zeit die verstrich, denn eine Bewegung so öffentlich wie sie durch die trunkischen Bolde ausgeführt wurde, war immer mit einem Nachhall der dösenden, wie schlafenden Gemeinschaft zu spüren. Für den bisweil führenden Römer gab sich die Gelegenheit auf zwei Gegner nun. Er zückte daher auch zwei Messer. Im Angriff nahm er sie in seine kräftigen Arme, um blitzschnell das Kehle aufzuschneiden. Das Röcheln war nicht weiter schlimm, denn die Zelte des Osroes weit und die anderen Männer bis auf zwei, die jetzt völlig trandrüsig und überrascht die Augen aufrissen, gemeuchelt. Noch war keine Zeit zu verharren. Einer der Beiden sah sich -völlig zu Recht- der Übermacht nicht gewachsen und rannte los. Der Zweite bekam gerade eben den Dolch eines vorspringenden Söldners zu spüren. Ein Mann in jungen Jahren, dem das leise Vorgehen wohl nicht sonderlich behagte. Aber dieses Opfer zu den Seinigen zählte. Agressiv, aber gefasst blickte sich Herius um, fand was er suchte und zog ihn mit dem rechten Arm auf. Schon zwanzig Meter weg ereilte dem Flüchtenden das Schicksal. Einmal mehr bot ein Speer sich als das beste Instrument an.


    Dieser Zwischenfall war lauter als gehofft. Aber noch regte ich nichts. Subdolus riet zur Eile und war als Erster am Wagen. Mit einem Beil trennten sie das übergroße Schloss vom Holm und drückten den Wagen auf. Diese Aktion mußte den Gefangenen -und hoffentlich nur ihn- schon geweckt haben...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Im ersten Moment wusste Livianus nicht was geschehen war, als er mitten in der Nacht durch ein ungewöhnliches Geräusch aus dem Schlaf gerissen wurde. Die lange Fahrt unter der sengend heißen Wüstensonne hatte ihn sehr erschöpft und dadurch auch ermüden lassen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er nichts von der Befreiungsaktion mitbekommen und auch jetzt war ihm unklar, was hier geschah. Seine Augen brauchten einen kurzen Moment, ehe sie ein klares Bild zeigten. In der Dunkelheit der Nacht konnte er nur schemenhafte Männergestalten erkennen, die an der offnen Türe des Wagens standen. Wer waren sie? Was wollten sie von ihm? Erschrocken zog er sich in die andere Ecke des Wagens und starrte mit weit aufgerissenen Augen in Richtung der Gestallten.


    Da er nicht mitbekommen hatte, dass die Türe zu seinem fahrenden Gefängnis aufgebrochen wurde, dachte er im ersten Moment gar nicht an eine Befreiung oder das diese Männer etwas Gutes im Schilde führten. Waren es Wachen, die den Auftrag hatten den unnötig gewordenen römischen Senator in der unendlichen Weite der Wüste verschwinden zu lassen oder waren es nur wieder seine Schlächter, die ihn aus Langeweile foltern wollten? Angst stieg in ihm auf und dennoch blieb er ruhig und besonnen, auch wenn seine leise Stimme ängstlich klang, als er in die Dunkelheit sprach.


    "Wer seit ihr? Was wollt ihr?"

  • Das ihre Hoffnung nur eine vergebliche Vermutung war, würden sie später erst erfahren. In diesem Moment starrten alle auf den Wagen. Für einige war davon wenig zu sehen, denn die Dunkelheit schaffte es Konturen schon wenige Meter vor dem eigenen Auge verschwinden zu lassen. Herius trat vor den Wagen. Er hatte den Umhang zurück geworfen, doch dieser Gedanke so den ehemaligen Legaten zu beschwichtigen, floh schnell aus dem Kopf, denn es war nunmal unheimlich finser hier. So rückte der Mantel zurück über die, seine ehemalige Rüstung, die ihm im Kampf einiges an Schutz bieten sollte. Hier und bis hierher hatten sie einen glücklichen, aber auch organsiierten Weg nehmen können, der Harnisch war noch intakt...


    "Legatus, Rom schickt uns. Kannst du laufen? Komm schon wir haben nicht ewig Zeit!"


    Neben dem perfekten Latein, das kein Parther hätte ohne Akzent sprechen können, waren die Worte auch bestimmt gewählt. Wenn sie jetzt zuviel Rücksicht nehmen würden, käme mit jedem Sandkorn mehr Zeit gegen sie ins untere Glas. Herius war sich zudem sicher, das der Legat ein robuster Kerl war, sonst hätte er nie eine Legion zur Führung bekommen.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Als die Stimme aus der Dunkelheit Rom erwähnte, zuckte Livianus ein wenig zusammen. War es ein Traum? War es ein Trugbild? Wie lange hatte er auf ein Zeichen Roms gewartet, gehofft, dass man seine Freilassung bewirken würde und zu den Göttern gebetet, dass dieser Albtraum bald auf die eine oder andere Weise ein Ende nahm. Und nun war er da. Der Moment auf den er so lange gewartet und gehofft hatte. Es konnten keine Parther sein, die mit ihm einen üblen Scherz treiben wollten. Dazu war diese Stimme zu römisch. Doch da war mehr.


    Langsam kam er aus seiner Ecke hervor gekrochen in Richtung der aufgebrochenen Türe. Diese Stimme. Er hatte das Gefühl, als hätte er sie schon einmal gehört, konnte aber nicht genau einordnen wo es gewesen war. Einer seiner treuen Soldaten oder Offiziere? Er hatte so viele befehligt. Konnte es tatsächlich sein? Nein. Es war irgendetwas anderes, jemand anderer. Als er die Türe schließlich auf allen vieren kriechend erreicht hatte, sah er auch das schemenhafte Gesicht zu der bekannt scheinenden Stimme. Es war tatsächlich ein Römer. Er trug die Rüstung der Legionen und den scharlachroten Umhang eines römischen Offiziers. Er musterte den Mann kurz und im selben Moment kamen Erinnerungen in Livianus hoch. Erinnerungen an längst vergessene Zeiten und an vor langer Zeit geschlagene Schlachten.


    "Ich kenne dich. Du hast mit uns in Hispania gekämpft………..ja…….die Verstärkung aus Germania befehligt."


    An den Namen des Mannes konnte er sich nicht erinnern und auch nicht daran, welches Ende es mit ihm nach der Niederschlagung des Aufstandes genommen hatte. Aber das war nun egal, denn das er ihn kannte, löste letztlich jegliche Bedenken und Ängste des früheren Leganten. Hätte er den Mann nicht gekannt, wäre Livianus vermutlich in seinem Käfig geblieben. Doch so schöpfte er tatsächlich Hoffnung auf die lang ersehnte Freiheit und rappelte sich stöhnend auf. So gut er konnte stützte er sich ab und sprang aus dem Wagen. Wollte er Frei sein, dann war nun der falsche Zeitpunkt für Schmerz oder Müdigkeit. Zu allem bereit sah er seinen Befreier in die Augen.


    "Ja, ich denke ich kann laufen."

  • Das Wachsystem war durchaus ausgeklügelt gewesen. Das dieses ein paar dahergelaufene Römer schaffen würden zu durchbrechen, damit hatte keiner gerechnet und so fiel dieser kleine Einbruch auch lange Zeit nicht auf und die römischen Männer konnten ihr Ziel erreichen. Allerdings waren sie nicht ganz so leise wie sie es beabsichtigt hatten.


    Die sechs Mann starke Ersatzwachmannschaft, welche in Kürze die Wachen am Wagen ablösen würden, saßen in nicht allzu weiter Entfernung zum Wagen am Lagerfeuer und vertrieben sich mit dieversen Erzählungen die Zeit. Allerdings leise und gesittet. Von dem Festmahl im Zelt des Shas hatten sie nichts abbekommen. Ihnen war die normale Ratin gewährt worden.


    Ein leises und mehr als ungewöhnliches Klingen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es war als wäre etwas kaputt gebrochen worden. Sofort waren sie aufmerksam, zogen leise ihre Waffen und wollten sich erst einmal umsehen was es war ehe sie Alarm schlugen. Wie peinlich wäre es gewesen wenn sie Alarm geschlagen hätten und er wäre falsch gewesen. Nach wenigen Momenten des Suchens entdeckten sie ungewöhnliche Schatten am Wagen des Gefangenen. Sie sahen nicht aus wie die Wachen, die jetzt dort eigentlich sein sollten. Waren es Diebe? Der Truppenführer, zählte die Gegner kurz durch, fand sich durch den Überraschungsmoment im Vorteil und sah schon die Beörderung vor Augen wenn er diese Eindringlinge dem Osroes präsentieren konnte. Verstärkung würde er nicht holen. Noch nicht jedenfalls.


    Auf einen Wink hin, stand schon ein Mann hinter einem der römischen Invasoren um ihm still eine Klinge in die Seite zu rammen. Ohne eine Möglichkeit auf einen Gegenschlag fiel der Mann zu Boden. Natürlich passierte dies nicht ganz geräuschlos und die Römer waren gewarnt.


    /edit: Signatur entfernt.

  • Während des Zugriffs des Subdolus hielt ich mich mit ein paar Männern etwas entfernt auf, um Einzugreifen, falls es nötig wäre, oder aber den legaten, meinen Bruder gleich in Empfang zu nehmen......

  • Nicht gewarnt, sondern wütend führten sich die Römer und deren kämpferische Kameraden auf. Blitzschnell kamen sie über die Angreifer und versuchten sie rasch genug zu eliminieren, um weitere Zwischenfälle zu vermeiden oder ganz entdeckt zu werden. Es war ihnen durchaus bewußt, das sie gegen eine derartige Übermacht wenig Hoffnung auf Sieg hätten. So sprangen und stürmten sie auf die Wachen zu, die wohl gedacht hatten die Eindringlinge mit diesem Angriff ins führerische Chaos zu stürzen. Doch die meisten der Söldner lebten auf den Straßen Alexandriens. Sie waren Hinterhalte mehr gewohnt, als offene ehrenhafte Konfrontation. Und während sie so profisionell nach vorn stürzten, gab Herius notwendige Anweisungen. "Magnus und du da, Hieron, schafft den Decimus raus hier. Wir kommen nach!" Noch im Reden rannte auch er nach vorn und zog das Schwert.


    Vor ihm fiel ein Schatten zu Boden. Er sah nicht ob er gut oder böse war, aber er sah ein grimmiges Gesicht dahinter, das nicht zu den Ihrigen gehörte. Mit kräftigen, gezielten Hieben brachte er den Burschen aus der Fassung um seine überlegene Angriffshand. Jener drehte sich leichtsinnig um, wollte fliehen oder Hilfe holen. Herius trennte ihm den Rücken auf und vollendete das Werk am Hals. Auch er war in diesem Moment ungeschützt und fing sich einen Schlag auf die Schulter ein. Wie der Hadrianus im Wenden feststellte, war dieser auch noch ausversehen geführt worden, denn jener parthische Kämpfer war durch den Söldnerhauptmann in Bedrängnis geraten. Neben diesem 'Paar' lebte nurnoch ein Feind, der sich wacker schlug und doch den überzähligen Männern letztlich sein Ableben verdankte. Mit dem finalen Stich fiel auch der letzte Angreifer zu Boden. Der Hauptmann sah sich um, nahm persönliche Kettchen und dergleichen von immerhin drei gefallenen Freunden auf. Für langes Zögern fehlte ihnen die Zeit, sie rannten dem eigenen kleinen Nachtlager entgegen.


    Dort angekommen war bereits gepackt und die Reittiere positioniert. Dem Blick des Decimus Magnus folgend, quittierte Herius mit einem mürrischen: "Ja das sind alle und nun weg hier, bevor sie uns schon jetzt kriegen." Beim Aufsteigen spürte er einen tiefen langen Schmerz in der Schulter und quälte sich hinauf. Das Gesicht verbarg er dabei in der Dunkelheit.


    Sie ritten nicht nach Westen, das war nun viel zu gefährlich. Vor dem Einfall einigten sie sich auf den ungefähren Weg. Er sollte mehr südlich sein und dann einen Bogen nach Westen schlagen. Die Grenze zu Syria würde übersprudeln von parthischen Spionen und Meuchelkommandos.


    Vielmehr ritten sie einem anderen Ziel entgegen. Es schrammte die römische Legalität, aber in der Not war dieser Weg der Sicherste und wahrscheinlich jener mit der größten Überlebenschance. In der Hafenstadt Elana würde es ihnen evtl. möglich sein über das arabicus sinus überzusetzen, doch bis dahin war es noch ein sehr weiter und anstrengender Weg...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Es gab keine Zeit für Dikussionen, für Heldentum, die Aufgaben waren verteilt gewesen, schon bevor sie die Befreiungsaktion wagten und Subdolus war ein erfahrener Soldat, der diese Aktion nur zu gut führen konnte.
    Ich selbst lenkte mein Augenmerkt vielmehr darauf meinen Bruder in Sicherheit zu bringen, so wie es in diesem Moment auch von Subdolus gefordert wurde....


    Es war ein Wechselbad an Gefühlen, als Livianus in der Dunkelheit auf mich zukam, doch auch für eine lange Begrüssungsorgie war keine Zeit, so liess ich ihn nur meine, sicherlich vertraute, Stimme hören...


    "Livianus, komm weg hier, wir holen dich zurück nach Rom!"

  • Noch bevor der vermeintliche Tribun antworten konnte brach Trubel im nächtlichen Lager aus. Die Befreier waren entdeckt und Livianus Bewacher waren alarmiert. Der Senator bekam lediglich die lauthals gebrüllten Anweisungen Subdolus entgegen geschleudert und wurde sofort an weitere Befreier weitergereicht, ehe er sich noch etwas Überblick über die gesamte Situation verschaffen konnte. Er wurde von zwei Männern gepackt und im Eilschritt von seinem rollenden Gefängnis weggebracht, während sich die Übrigen wieder in die Dunkelheit der Nacht stürzten, um sich den Parthern in den Weg zu stellen und so dem Senator die Flucht zu ermöglichen.


    Nach kurzer Flucht, während der Livianus vollkommen die Orientierung verloren hatte, hörte er plötzlich eine vertraut klingende Stimme. Konnte es tatsächlich wahr sein? Livianus zögerte im ersten Moment und dachte an ein Trugbild oder bloße Einbildung. Doch nach und nach trat er näher.


    "Magnus?"


    Livianus versuchte seine Gefühle unter Kontrolle zu behalten, doch als er seinen Bruder erkannte, gab es keinen Halt mehr. Natürlich war er sich immer noch dem Ernst der Lage bewusst und verzichtete auf jegliche Form der brüderlichen Begrüßung, doch die Tränen rannten in Strömen über seine Wangen. In diesem Moment wo er aus der Dunkelheit auf seinen Bruder zuschritt wusste er, dass er Frei war. Für seinen Bruder musste er einen schrecklichen Anblick abgeben. Abgemagert, in Lumpen gehüllt und mit geschundenem Körper, sah er nicht mehr dem stolzen Senator und Legaten ähnlich, den sein Bruder vermutlich über die lange Zeit hinweg in Erinnerung hatte.

  • Ich nickte nur, brachte kein Wort heraus, keine Ahnung ob er diese Geste sehen konnte.
    Doch als er dann nah genug war, stockte mir kurz der Atem. Ich hatte doch schon viele Männer in vielen verschiedenen Zuständen gesehen, doch seinen eigenen Bruder in solch einer Lage zu betrachten, war nicht das, was man sich unter einem Wiedersehen vorstellte.


    Doch es gab keine Zeit für Gespräche oder Begrüßungen, wir mussten weiter weg von hier..... und dem Ernst der Lage im Angesicht fand ich auch meine Stimme wieder...


    "Ja, Livianus, ich bin es.... wir haben keine Zeit zu verlieren!"

  • Mit dem Morgengrauen waren sie ein Stück gekommen doch nicht weit genug. Es war schwierig den Weg zu finden, war er doch stock finster und zudem ohne Straßenpflasterung. Ihre Spur führte über die Dünen hinab in gerader Linie. Herius hatte den Schmerz lokalisiert. Ein Schnitt im Schulterblatt, der vorerst warten mußte. Nur notdürftig verbunden und mit etwas Wolle ausgestopft merkte er ihn bei jeder ach so kleinen Bewegung. Das Verschwinden würde wohl sehr bald bemerkt werden, wenn es das nicht schon war und ihnen eine Schaar Reiter auf den Fersen hing. Zwischen den Brüdern war es ruhiger geworden. Es mußte an dem auffrischenden Wind liegen, der die kleinen Sandkörnchen begann zu bewegen und somit das Sprechen, ja sogar das Atmen einschränkte. Wenn sie es schafften, den ganzen Tag durchzureiten, erweiterte es ihre Chance den Vorsprung zu halten. Große Sorgen machte der Hadrianus sich trotzdem. Ihre Spuren im Sand waren weithin sichtbar und hielten sich bei mäßigen Sandbewegungen teils Wochenlang. Nur die Götter konnten ihnen jetzt helfen und einen mächtigen Wind senden, der dem Feind die Sicht, wie auch die Kamelfußspuren nahm...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Es dauerte ein wenig bis es im Lager turbulent wurde. Nachdem die Wachen so überwältigt wurden und schließlich im Zelt des Shah in Shah Alarm geschlagen wurde, hatten die Eindringlinge etwas Zeit Land zu gewinnen. Es brauchte ein wenig bis ein neuer Wachtrupp kam um den alten abzulösen und die Bescherung sah. Sofort lief der Gruppenanführer los und äußerte nur knapp den wachen vor dem Zelt die Lage. Dann wurde er eingelassen und konnte Osroes davon erzählen.
    "Mein Gebieter, der Gefangene, er ist befreit worden und sie haben alle Wachen niedergerungen."
    Sofort fuhr der Shah auf und stieß dabei den Tisch um auf dem Getränke in Bechern, kleine Speisen und einige Karaffen gestanden hatten. Dies war jedoch im Moment egal.
    "Was sagst du da? Der Römer ist fort. Habt ihr Spuren gefunden? Folgt ihnen. Ich will sie alle haben. Ob tot oder lebendig, das ist mir egal. Ich will sie haben."
    Seine Stimme war laut gewesen und hallte weithin über das Lager. Der Kommandant machte sich sofort daran seine Männer loszuschicken und Spuren zu suchen. Bald hatten sie ausfindig machen können woher die Einbrecher kamen und wohin sie flüchteten.


    Ihnen war eine etwa zwanzig Mann starke Verfolgertruppe auf den Fersen. Die anderen bauten das Lager ab und waren zum Schutz Osroes abgestellt. Noch sahen die Verfolgten die Verfolger nicht. Dennoch kamen sie stetig näher. Querfeld ein ging es und die Spuren im Sand waren weithin und gut zu sehen...

  • Der Senator konnte seine wieder gewonnene Freiheit in den ersten Stunden nach der Befreiung nur bedingt genießen. Die gehetzte Flucht durch die Wüste machte seinem geschundenen und abgemagerten Körper sehr zu schaffen. Auch wenn er das Glück hatte auf einem Pferd zu sitzen, dass er die meiste Zeit einfach nur mit der restlichen Herde mitlaufen ließ, so war selbst das Reiten und das Atmen der staubige Luft, die ihr schneller Ritt über die Dünen aufwirbelte, sehr anstrengend und Kräfte raubend für Livianus. Die meiste Zeit konzentrierte er sich einfach nur darauf sein Gleichgewicht zu halten und auf dem Pferd zu bleiben. Keinesfalls wollte er seinen Rettern zur Last fallen und damit womöglich noch zu riskieren, dass die Gruppe eingeholt und auch sie in Gefangenschaft geraten konnten.


    Helfen konnte er seinen Befreiern jedenfalls nicht. Er hatte keinerlei Orientierung, wusste weder wo sie waren, noch welcher Tag heute war. Einzig und allein die Anwesenheit seines Bruders gab ihm den Halt und die nötige Kraft durchzuhalten und der ganzen Befreiungsaktion einen Funken Hoffnung zu geben. Während er gemeinsam mit den Anderen dem Sonnenaufgang entgegen ritt, sah er sich immer wieder um oder ließ seinen Blick über die Gesichter der anderen Befreier schweifen. Sie waren teilweise keine Römer und ihre ganze Aufmachung verriet dem früheren Legaten, dass er wenig Hoffnung haben konnte, dass bereits hinter der nächsten Düne eine Legion darauf wartete, die Flüchtenden gegen ihre Verfolger zu unterstützen. Doch nun war weder die Zeit für lange Fragen, noch für große Erklärungen. Livianus musste warten, vielleicht sogar länger als er es wollte, um mit seinen Bruder ein Gespräch zu führen, dass ihn auf einen aktuellen Stand der Geschehnisse brachte. Sein Leben und Überleben lag im Moment ganz alleine in den Händen seiner Befreier.

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