Beim Tempelbezirk angekommen...

  • Dass die junge Callista es so eilig hatte erschien Tiberius etwas verwunderlich. Entweder wollte sie dem Decimus möglichst schnell und möglichst offensichtlich entkommen, oder sie konnte es einfach nicht abwarten endlich Priesterin zu werden. Letzteres erschien Crassus als wahrscheinlicher, zumal Callista es war, die ihn unweit der Tempel entdeckt und angesprochen hatte.


    Crassus sah sich um, die Tempel waren wirklich beeindruckend. Es war ja beinahe schon fahrlässig zu denken, dass das Forum Romanum das prächtigste war, was die Urbs Aeterna zu bieten hatte. Der Decimus konnte ja nicht ahnen, dass Rom seine Heimat Athen an Glanz noch um Dimensionen übertraf, wobei Tiberius wusste, dass diese Einschätzung nicht objektiv genug war. Weder von Athen, noch von Rom hatte er bisher viel gesehen beziehungsweise sehen wollen.


    Mit einem Lächeln wendete er sich zu der Prudentia, die mindestens genauso fasziniert zu sein schien.


    "Wirklich beeindruckend...Es muss eine große und ehrenvolle Aufgabe sein, den Göttern zu dienen."

  • Fasziniert war sie wirklich und der Blick aus ihren braunen Augen flog nur so von einem Gebäude zum nächsten, es war einfach beeindruckend und Callista merkte gar nicht, wie ihr der Mund leicht offen stand als sie alle Eindrücke aufzunehmen versuchte. Die Tempel waren kolossale Bauten, reich geschmückt und sie wirkten so erhaben, so … göttlich eben. Sie schaute sich um und sah die vielen Menschen, auf dem Weg um den Göttern zu huldigen, manche plauderten miteinander, andere kauften Opfertiere ein und alles in allem war es ein ziemliches WirrWarr hier direkt vor den Tempeln. Crassus sprach sie an und sie wandte sich ihm zu.


    "Ja, das ist es wirklich. Einfach atemberaubend, ich hätte nicht gedacht, wie schön die Tempel hier in Rom sein können." Callista machte große Augen und lächelte ihn an. "Ja, eine große Aufgabe ist es bestimmt. Und eine erfüllende, wie ich hoffe. Aber schon allein den Anblick der Tempel öfter genießen zu dürfen, ist einiges wert." Sie grinste ihn an und fühlte sich auf einmal sehr ausgelassen, die Vorfreude in ihr wuchs mit jedem Schritt den sie gingen, aber auch ihre Angst, dass die Göttin Iuno ihr Opfer ablehnen könnte.

  • Tiberius nickte leicht und lächelte der schönen Callista entgegen. Sie war wirklich wunderschön, schade dass Crassus keine Zeit hatte sie noch öfter zu treffen, um sie besser kennen zu lernen. Langsam aber sicher näherten sich die beiden nämlich dem Iunotempel, der womöglich auch ihren Abschied bedeuten würde. Auch wenn er die Prudentia erst am Tag zuvor kennen gelernt hatte und er sie nur teilweise kannte, empfand er Vertrauen gegenüber ihr, was wahrscheinlich mit ihrer Warmherzigkeit und ihrem sympathischen Charakter zu verbinden war. Umso mehr neugierig war er, wie Callista ihn sah, beziehungsweise kennen gelernt hatte. Vertraut auch sie ihm? Diese Frage würde dem Decimus wohl auch heute nicht beantwortet werden, vielleicht sogar nicht einmal in geraumer Zeit.


    Weiterhin bewunderten die beiden die prächtigen Tempel. Dass sich ihre Wege in nur wenigen Metern trennen würden, schienen sie noch nicht realisiert zu haben. Die letzten Schritte bis zum Eingang verliefen relativ ruhig. Beide waren entweder abgelenkt von der beeindruckenden Umgebung oder wussten nicht so recht was sie sagen sollten. Als sie am Eingang angekommen waren hielt der Decimus an und blickte abwartend zu Callista, die Verabschiedung war anscheinend nahe...

  • Das Schweigen zwischen ihnen war keineswegs von unangenehmer Natur und für einen Moment hing jeder beiden seinen eigenen Gedanken nach. Die doch so ländlich erzogene Callista konnte sich den vielen neuen Eindrücken kaum entziehen und ihre Augen zwangen sie fast, immer wieder umher zu sehen und zu versuchen, alles, aber auch wirklich alles, mitzukriegen. Ihr Gesicht strahlte mit der Sonne um die Wette und sie bemerkte erst, dass sie bereits angekommen waren, als Crassus stehen blieb. Er machte nicht den Eindruck, als würde er ihr ins Innere des Tempels folgen, was sie verstehen konnte. Gebete waren immerhin eine persönliche Angelegenheit, jedenfalls für die meisten und er schien das zu respektieren. Sie fand es schade, dass dies nun ihr Abschied war, denn sie mochte seine Begleitung. Es fiel ihr bereits leichter, als noch am Vortag, in seiner Nähe zu sein und sie hatte ja auch beim Einkaufen noch reichlich Erfahrung sammeln können, was das andere Geschlecht anging. Wenn sie gewusst hätte, dass beide Männer der gleichen Gens angehören, wäre sie sicherlich wiederum nervös geworden, aber so war das Ganze ungefährlich für ihre Wangen.


    "Vielen Dank für deine Begleitung." Ihr Anfang war unverfänglich und absolut ehrlich gemeint, genauso wie der Rest, der jetzt folgen sollte. "Ich wünsche dir für deine Heimreise alles, alles Gute und dass du Heil ankommst. Grüß mit Mantua, bis jetzt hatte ich zwar noch keine richtige Gelegenheit es zu vermissen, aber das kommt sicher bald." Sie war sich nicht sicher, wie sie ihn verabschieden sollte. Zuhause hatte sie ihrer Mutter immer einen Kuss auf die Wange gegeben, aber das war wohl etwas zu gewagt. Vielleicht eine Umarmung? Ein Handschlag? Sie sah ihn erwartungsvoll an, hier würde er die Initiative ergreifen müssen, denn sie wusste einfach nicht mehr weiter.

  • Tiberius nickte leicht auf Callistas Worte. Dass sie so förmlich blieb wunderte den Decimus zunächst nicht, schließlich war sie höflich und wollte wahrscheinlich sowohl sich selbst, als auch Crassus nicht in eine peinliche Situation bringen.


    "Vielen Dank."


    Als die Prudentia allerdings wieder ruhig wurde und erwartungsvoll zu Tiberius blickte, wollte er es nicht einfach bei einem 'Tschüss' belassen. Er ging einen Schritt nach vorne und umarmte sie mit einem freundlichen Lächeln.


    "Bis bald..." flüsterte er ihr ins Ohr und gab ihr anschließend noch einen sanften Kuss auf die Wange. Warum er es machte, wusste er selbst nicht genau. Auch wenn es wohl ein wenig forsch schien, behielt Tiberius die Ruhe als er Callista wieder los ließ und hoffte, dass auch sie die Ruhe bewahren würde. Er ging wieder einen Schritt zurück und wartete ihre Reaktion ab, ehe er sich abwenden und gehen würde...

  • Etwas überrascht war Callista schon, als er sich plötzlich daran machte, sie zu umarmen und für einen Moment ließ sie die Umarmung auch nur steif über sich ergehen. Sie war es nicht gewöhnt, von Männern umarmt zu werden, Balbus war der erste gewesen, nach vielen Jahren ohne solche ZUneigungsbekundungen und jetzt Crassus, den sie kaum kannte. Sie wußte nicht so recht, wohin mit ihren Armen und legte sie daher nur sanft auf seinen Rücken, für einen winzigen Augenblick lang. Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß und ihr Herz lauter zu schlagen begann, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.


    Den kleinen Kuss, den er ihr auf die Wange drückte, fühlte sich noch ungewohnter an und sie senkte nervös den Kopf. Ihr Blick glitt zu den beiden Sklavinnen, die sie kichernd ansahen, wenigstens waren sie nicht böse auf sie oder gar entsetzt über ihr Verhalten. Es machte viel eher den Eindruck, als sähen sie in der Verabschiedung keine so große Sache, wie Callista. Ihr erster Kuss! Sie hatte soeben ihren ersten Kuss bekommen und auch, wenn dieser nur auf die Wange war, fühlte sich Callista irgendwie seltsam. Sie wußte nicht, ob sie sich gut fühlte oder doch ein schlechtes Gewissen haben sollte. Vor allem aber fühlte sie sich etwas dumm, weil sie dem ganzen so eine Bedeutung zumaß. Sie schluckte und zwang sich dann ihren Blick zu heben und sie lächelte, trotz ihrer roten Wangen.


    "Bis bald, Crassus." sagte sie leise und wandte sich dann um, sie konnte ihm einfach nicht länger so nah sein. Das war alles viel zu verwirrend.

  • Dass Callista etwas überrascht war blieb dem Decimus nicht verborgen, allerdings wollte er die Verabschiedung nicht unnötig in die Länge ziehen. Mit einem Lächeln wendete er sich schließlich ab und verließ den Tempelbezirk. Tiberius hatte noch eine lange Reise vor sich...

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