Nachdem sich Callista also von dem jungen Decimer verabschiedet hatte, betrat sie den Tempel der Iuno und ließ sich erst mal einige Moment von der Atmosphäre begeistern. Die tempel waren von innen beinahe noch herrlicher als von außen und sie blickte sich neugierig um. Dann entdeckte sie die Wasserschalen und schritt zu ihnen, um sich die Hände bis hinauf zu den Ellenbogen gründlich zu waschen. Sie achtete auch darauf, dass ihre Sklavinnen dies taten, selbst wenn sie nicht selbst beten würden, was sie ihnen allerdings freistellte. Es gab einige andere, die den Schutz der Göttin erbaten und so wartete Callista einen Moment, bis ihre kleinen Füße sie zu dem Abbild von Iuno trugen. Sie streckte ihre Hand nach hinten aus und eine ihrer Sklavinnen legte ihr einen kleinen Lederbeutel in die Hand. Darin war, wie Callista wusste, hauseigener Weihrauch, eine spezielle Mischung, die ihr Onkel ihr zur Verfügung gestellt hatte und zusätzlich einige getrocknete Rosenblätter, langsam nahm Callista einige Körner heraus und legte sie in die dafür vorgesehene Vertiefung. Ein schwarzes Kohlestück, welches sanft glühte, war die Unterlage für den Weihrauch und die Dinkelkekse und es dauerte nicht lange, bis erster Rauch aufstieg.
"Heil Göttin, welche du Iuno bist, die Göttin der Frauen, der Ehe und des Heims! Ich knie vor die nieder, meine Lippen küssen deine Füße. Mein Gebet steigt im Nebel des Weihrauches zu dir auf. O mächtige Göttin, lass deine Liebe und Hilfe mir zukommen, denn ohne dich bin ich einsam und verloren."
Callista blickte noch einen Moment auf die Statue und griff dann in einen anderen Beutel, der ihr angereicht wurde. Nun platzierte sie einige Früchte auf dem Altar, darunter Äpfel und Birnen die nicht nur wunderschön anzusehen waren sondern auch vorzüglich schmeckten. Sie hatte auch Blumen dabei, weiße, die herrlich dufteten und sie legte sie vorsichtig hin. Jetzt kam der eigentliche, der etwas privatere Teil ihres Gebetes und Callista sagte ihre Worte mit Inbrunst und ehrlicher Dankbarkeit.
"Dank gebührt dir, ewige Mutter, für Alles, was mir widerfahren ist. Ich habe ein gutes Zuhause bei meinem Onkel gefunden, ich fühle mich wohl, geliebt und beschützt. Noch immer vermisse ich meine Mutter und meinen Vater, sehr sogar, doch ich kann nun wieder mit Freude in die Zukunft sehen. Mir wurde erlaubt in deinen Dienst zu treten, du Königin unter den Göttinnen, meine Anmeldung wird noch am heutigen Tage geschehen."
Wahrscheinlich wusste Iuno schon längst, welchen Plan Callista verfolgte und welche Ziele sie sich gesteckt hatte. Dennoch tat es gut, die Worte an ihre Göttin direkt zu richten und ihr mitzuteilen, dass sie eine Priesterin werden wollte.