Res gestae des Consuls Aelius Quarto

  • Es war ein nasskalter, windiger und ungemütlicher Tag in Rom, kaum das Wetter, dass einen aus dem Haus trieb, wenn es nicht unbedingt erforderlich war. Es lud wirklich nicht dazu ein, dass Forum Romanum aufzusuchen, sondern eher, es sich an einem wohlig glühenden Kohlenbecken und mit einem guten und heißen Wein gemütlich zu machen.


    Doch der Consul Aelius Quarto hatte dessen ungeachtet seine schönste Toga angelegt, eine Schar Klienten um sich versammelt, und sein Heim auf dem Palatin zeitig und nach einem kargen Morgenmahl verlassen. Sein Weg hatte ihn hinunter zum Forum und zur Rostra geführt, der alten und ehrwürdigen Rednertribüne gegenüber der Curia Iulia. Die dunklen, metallenen Schiffsschnäbel, die ihr als Zierde dienten, schimmerten matt im fahlen Licht dieses trüben Tages.


    Das war ein gefährlicher Ort, der Respekt einforderte. Nicht wenige Männer hatten dort oben zumindest ihr politisches Leben verloren. Aber auch die Stufen hinauf waren voller Tücken und Quarto hatte gehört, dass dort schon mancher Mann – nicht nur im übertragenen Sinne – zu Fall gekommen war.
    Also stieg er vorsichtig hinauf.


    Oben angekommen strich er bedächtig die Falten seiner Toga zurecht, warf sich in Pose und schaute, ob sich trotz des schlechten Wetters einige Zuhörer versammeln würden.

  • Zuhörer, bei dem Scheißwetter? Nein! :D


    Aber es war eine Angewohnheit des Senator Avarus geworden zum Palast über das Forum zu gehen. Er fand es nur immer wieder erbärmlich, wie wenig Schrittmaß seine Sklaven beherrschten. So war er nass, bevor er die Straße zum Forum erreicht hatte. Meist schickte er sie dann unwirsch weg, nur um nicht die Schmach ertragen zu müssen unfähiges Personal um sich herum zu führen. Heute war auch so ein Tag. Es goss wie aus Eimern und er spührte bereits den Tiber anschwellen. Germanicus Avarus trottete mehr über den unendlich 'großzügig' gefassten Platz, denn das er noch schritt. Die Toga war so ein wunderbar unpraktisches Kleid, wenn es mal nass wurde.


    Gerade wollte er hinter einem der neu entstanden Geschäfte für lucillische Trendigkeiten verschwinden, als sein bemerkenswertes Augenmaß Alarm schlug. Nicht ganz verarbeitend, das er bei Reaktion dem warmen Wein entging, hob der Senator den Kopf und schwenkte ihn in Richtung des vermeintlichen Interessenpunktes.


    Er seufzte als er den Consul a.D. et i.D. bei dem Sauwetter sah. Es war völlig egal, ob er Lust hatte nun nach vorn zu treten oder nicht. Weit und breit waren Menschen, die dieser 'schillernden Gestalt' ihre Aufmerksamkeit widmeten. Würde Avarus jetzt weiter zu glühendem Wein ziehen, stände es Morgen angeprangert in der Acta. Denn eins sei uns immer gewiss, die bucklige, alte Frau ist in Verkleidung nix anderes als Caius Columnus.


    So trat Germanicus Avarus hinzu und schob den Körper unter ein kleines Vordach. Zu klein schon für ihn, aber dennoch blieb so wenigstens der Kopf trocken. In zunehmend wiederholender Gestig strich er sich über das Kinn und erwartete nichts neues von 'da oben'.

  • Auch Sedulus war vor Ort. Zum einen war es ja sein Patron der nun dort oben stand und zum anderen waren die Räumlichkeiten in welchen er nun tätig war, welche quasi um die "Ecke" waren.


    Auch er war nicht wirklich von diesem Sauwetter begeistert aber mei, er stammt aus Mogontiacum und war einiges gewohnt. Von daher machte es ihm eher weniger aus als wahrscheinlich den meisten Anderen hier.


    Als er sich umblickte erkannte er seinen Onkel Avarus auf den er nun zu steuerte.


    Salve Onkel! Was hast du denn da für ein Dreckswetter mitgebracht?


    Grinste er.


    Was macht der Nachwuchs? Ah ja, meinen Glückwunsch.


    Sedi hatte ja bisher noch nichts von seinem Onkel weder gelesen noch gesehen. :P

  • Einige Interessierte hatten sich dann immerhin doch zu seinen Klienten gesellt, die ihn ohnehin hierher begleitet hatten um ein leicht zu beeindruckendes Publikum abzugeben.
    Aelius Quarto erkannte auch mindestens zwei Senatoren, nämlich Quintus Germanicus Sedulus, der zu seinen Klienten gehörte, und auch dessen Onkel Medicus Germanicus Avarus.


    Ganz zufrieden fand er den Zeitpunkt günstig, mit seiner Rede zu beginnen. Er hob die Hände.


    “Mitbürger, Kinder der Wölfin, Römer!
    Hier stehe ich vor euch. Mein Name ist Lucius Aelius Quarto und mein Vater war Gaius Aelius Maccalus.
    Im vergangenen Jahr habe ich euch und Rom als Consul gedient und in diesem tue ich es auch wieder.
    Im vergangen Jahr habe ich die Sitzungen des Senats geleitet, viele Gesetzesänderungen eingebracht und für rechtliche Verbesserungen gekämpft, und in diesem Jahr tue ich es auch wieder.
    Im vergangenen Jahr habe ich mich dafür eingesetzt, dass der Bau des Ulpianums fortgeführt wird, damit wir mit seiner Vollendung bald den Divus Iulianus ehren können. Und in diesem Jahr tue ich es auch wieder, damit es voran geht.
    Im vergangenen Jahr, habe ich jederzeit ein offenes Ohr für eure Sorgen und Nöte gehabt und stets konntet ihr zu mir kommen und euch vertrauensvoll an mich wenden. Und in diesem Jahr soll es nicht anders sein und ihr seid herzlich eingeladen, dass Wort an mich zu richten.
    Wer will etwas fragen? Wer möchte eine berechtigte Forderung vorbringen? Es gibt kein Grund zum Zögern!“


    Quarto schaute sich um.

  • Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus


    Im Haus lief man sich nicht über die Füße, auf dem Forum schon. Das zeigte mal wieder, das jene Wände zu groß waren. Früher waren es die Kleinen, die beim Ankommen der Älteren zur Tür stürmten, um sie zu begrüßen. Oftmals fielen dann Worte wie "oh hast du uns was mitgebracht, was spannendes, was zum Spielen, was süßes?" Doch die Zeiten änderten sich und Avarus war nicht nach Mogontiacum heim gekommen sondern nach Rom. Hier fiel es viel schwerer familiere Zusammengehörigkeit zu zelebrieren. Denn kaum lud man zu einem abendlichen Dinner ein sprangen die ersten auch schon ab, weil es in der Via Flora doch so eine supi trendige Orgie gab, die dann als Conventum beworben würde.


    "Salve Sedulus... einer muß doch den Dreck aus den Straßen spülen."


    Der Tiber tat es immer weniger, denn Maßnahmen verhinderten ihn jährlich über die Ufer zu steigen und den Unrat aus Roms Straßen zu spülen. Naja leider ließ sich eben der Müll nicht von Gebrauchsgegenständen trennen und somit war es auch wieder besser den Tiber zu besänftigen in seinem Flussbett zu bleiben.


    "Bis zu meiner Abreise ging es ihm prächtig. Ich hoffe das Lucilla mit ihm bald nach Rom zurückkommt, die Nähe zu dieser schrecklichen Großtante Drusilla wird ihm nicht bekommen und meiner Frau wohl ebenfalls nicht."


    Zwischenzeitlich erhob der Consul das Wort und Avarus schwieg für die kurze Expertise. Dann schaute er wieder seinen Neffen an.


    "Du hast dich die letzten Tage recht rar gemacht. Soviel zu tun?"

  • Das war die passende Antwort auf Sedulus Frage und er grinste nur.


    Dann viel Spass dabei.


    Auf die Antwort wie es denn dem Nachwuchs ginge nickte Sedulus.


    Das freut mich zu hören das es ihm gut geht. Da wird unsere Sabina ja bald einen Spielkameraden ins Haus bekommen, sehr schön.


    Und da fing auch schon sein Patron mit seiner Rede an welcher er kurz lauschte. Da er keine Fragen hatte wandte er sich wieder an seinen Onkel.


    Es sind an einigen Gebäuden die Arbeiten noch nicht beendet welche noch meine Aufmerksamkeit inne haben. Von den Objekten die als nächstes an der Reihe sind ganz zu schweigen.


    Denn auch diese wollte sich Sedulus genauer anschauen.

  • Zumindest vor dem Regen war Macer geschützt, als er neben einer der Säulen an der Längsseite der Basilica Iulia stand und der Rede lauschte. Von seinem Büro waren es immer nur wenige Schritte bis hierher und auch wenn dort gerade der Consul sprach, so lud das Wetter nicht dazu ein, noch einige Schritte mehr zu machen, um näher an der Rostra zu sein. Immerhin sprach der Consul angenehm laut, so dass man ihn auch so noch verstehen konnte.


    Die Taten von Aelius Quarto kannte Macer hautnah aus dem Senat, so dass er naheligenderweise keine Fragen hatte. Die rhetorische Gewandheit des Consuls, mit der er Vergangenheit und Zukunft verknüpfte, forderte jedoch zu einem launigen Zwischenrauf heraus. "Bei deinen heutigen Res gestae ist unwirtliches Wetter. Wird das bei den nächsten ebenfalls so sein?" rief er über den Platz und vertraute darauf, dass notfalls irgendwo in der Menge ein Klient stehen würde, der die Frage wiederholte, falls sie nicht an der Rostra ankam.

  • Die Frage gelangte an des Consuls Ohr. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er – scheinbar sehr ernst – antwortete.
    “Nein, dass wird es nicht!
    Es ist wahr. Heute werden wir mit Kälte und Regen geprüft.
    Aber am Ende dieses Jahres, wenn ich erneut vor euch trete, da wird die Sonne scheinen.
    Zumindest... wenn die Götter meine Gebete gnädig erhören.“

  • Der Consul sah demonstrativ nach oben gen Himmel, doch zumindest heute waren die Götter scheinbar nicht gnädig und das Firmament zeigte sich unverändert wolkenverhangen. Eigentlich konnte das Wetter beim nächsten mal nur besser sein, es sei denn, es hagelte oder schneite.

  • Sedulus hörte den Zwischenruf und drehte sich in die Richtung aus der er kam und grinste dabei. An einer Säule stehend sah er seinen Kollegen den Senator Purgitius Macer.


    Das will ich aber auch schwer hoffen Schwager. Denn hier werde ich mir wohl eine Erkältung einfangen. Ich hoffe nicht das es im nächsten Jahr auch so sein wird, denn dann bleib ich doch lieber Zuhause oder in meinem Officium.


    Er hätte es so wie Macer machen sollen...

  • “Die Götter mögen dich davor bewahren, Senator Germanicus Sedulus. Doch beim Wetter bin ich Bittsteller wie wir alle.
    In anderen Dingen hat das römische Volk mir allerdings große Verantwortung übertragen, als Consul. Möchte dazu noch jemand eine Frage an mich richten?“

  • “Wenn dem nicht so ist, dann wollen wir hier heute nicht länger ausharren als nötig ist. Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit.“


    Nachdem er das gesagt hatte, stieg Aelius Quarto wieder von der Rostra herab, wobei er erneut sehr darauf achtete nicht auf den tückischen Stufen auszurutschen.

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