cubiculum MAC | Etwas rein Geschäftliches...

  • Im Grunde wusste Avianus, was sein Onkel über seine Teilnahme und seinen daraus folgenden Einstieg in den Cursus Honorum dachte, hatte dieser seine Gefühle und Unerfreutheit darüber doch keinesfalls zu verbergen gepflegt. Wie mochte er wohl noch über den Erfolg bei der letzten Wahl denken? Das war wiederum etwas, worüber Avianus sich nur ungern Gedanken machen wollte, da es ihm sonst nur kalt den Rücken runter lief.
    Umso schwieriger stellte es sich für Avianus jetzt sogar noch heraus, dass er Corvinus wegen eines Testamentschaftsfalles sprechen musste, mit welchem die Acta Diurna in Verbindung war. Denn auch diese ging laut Testament nicht leer aus.


    Pflicht war Pflicht, auch wenn der junge Vigintivir hoffte, dass Corvinus dies akzeptieren würde. Einfach akzeptieren. Auch wenn beide Seiten etwas hatten, womit sie sich schwer taten.
    Vor der Tür zu den privaten vier Wänden Corvinus´ stehend klopfte Avianus an und hoffte auf Lebenszeichen.

  • Als es klopfte, wuselten Dina und Saba gerade um mich herum, die eine Falten zupfend, die andere die toga legend. Ich stand mit ausgebreiteten Armen im Raum und ließ sie geduldig gewähren, zumindest, bis es klopfte. "Ja", antwortete ich auf das Klopfen und sah in den Spiegel, um zu ergründen, wer in meinem Rücken eintreten mochte. Dass Avianus sich in den Raum schob, hätte ich am allerwenigsten erwartet. Eine Braue wanderte empor, sank jedoch recht schnell wieder. Immerhin hatte ich mir ohnehin vorgenommen, mit ihm zu reden. Warum nicht den Moment nutzen? Ich musste mich nur eilen, da am heutigen Mittag wieder eine Senatssitzung anstand. Ich war gespannt, welche Gesetzestextänderung Aelius Quarto heute vorbringen würde. "Guten Morgen, Tiberius. Schon wach?" stichelte ich gut gelaunt.

  • Nachdem er von Corvinus die Erlaubnis zum Eintreten vernommen hatte, schob sich Avianus an der Tür vorbei in den Raum. Schüchtern trat er näher, während die Sklaven ihr Handwerk fortsetzten. Avianus hatte sich an eben diese Prozedere auch schon längst gewöhnt. "Guten Morgen, Marcus.", grüßte der Jüngere zurück und bestaunte die bislang perfekt gelegte Toga seines Onkels. Hier saß wirklich jede Falte dort, wo sie hin gehörte. "Die Arbeit treibt mich aus dem Bett... aber ich brauche dir wohl nichts davon zu erzählen.", stichelte Avianus angesteckt von der guten Laune zurück. Er war wieder von einem Donnerwetter ausgegangen, als er den Raum betreten würde. Allerdings war der junge Aurelier nur dann großzügig mit seinem Optimismus, wenn er einen Grund dazu hatte.

    "Marcus, du bist doch Auctor in der Acta Diurna... deshalb dachte ich, dass ich dich deswegen anspreche. Der verstorbene Appius Tiberius Iuvenalis möchte der der Acta eine Geldmenge von 500 Sesterzen vermachen."
    , erklärte Avianus.

  • Ich grinste durch den Spiegel in Avianus' Richtung als Antwort auf seinen Kommentar. Vermutlich lag es uns irgendwie im Blut, ein geschäftiges Völkchen zu sein. Zu meiner Zeit als decemvir war ich auch stets früh auf den Beinen gewesen. Genau genommen seit jener Zeit, denn ein Ausschlafen gab es inzwischen aus zwei Gründen so gut wie nicht mehr: Zum Einen stand beinahe täglich etwas am frühen Morgen an, zum anderen konnte ich einfach nicht mehr lange schlafen, selbst wenn die Zeit es gestattet hätte. Ich hob einen Arm und knickte ihn vor der Brust ein, und Saba wickelte den weißen Stoff mit dem Purpurstreifen ein letztes Mal.


    "Tiberius Wer?" fragte ich verwundert, als Avianus den Grund seines Besuchs vorgebracht hatte, und sah Avianus durch den Spiegel hinweg an. Fünfhundert Sesterzen waren eigentlich eine stattliche Summe, doch angesichts des unglaublichen Vermögens der Acta schon fast wieder ein Sandkorn in der Wüste. "Und steht in seinem Testament auch ein Grund? Der wäre interessant zu erfahren." Vermutlich ein treuer Leser.

  • "Appius Tiberius Iuvenalis.", wiederholte Avianus, was sein Onkel vielleicht eher rhetorisch gemeint hatte. Während Avianus durch den Spiegel hinweg trotzdem die Blicke von Corvinus erfuhr, sah Avianus ihm in den Rücken. Die Togazeremonie weiter Einzug haltend, beantwortete der Aurelier seinem Onkel gerne die Frage.


    "Ich wüsste nicht mehr, als Spendenzwecke. Dies hat der Tiberier auch in seinem Testament angegeben.", Avianus strich sich das Kinn und überlegte, ob ihm etwas entfallen sein könnte. Er hatte dieses Testament noch gut im Kopf, da der Tiberier ingesamt eine hohe Geldmenge und Gründstücke vermachte.

  • "Spendenzwecke also. Und warum kommst du diesbezüglich zu mir? Ah, und du weißt nicht zufällig, ob dieser Iuvenalis näher mit Durus von den Tiberiern verwandt ist?" hakte ich nach und ließ die Arme sinken. Dina nickte und lächelte uns kurz zu, dann verschwand sie mit ihrem unsichtbaren Freund aus dem Zimmer. Saba zupfte derweil adrett an den letzten Falten herum. "Ich wollte dich ohnehin noch um etwas bitten. Du dürftest Purgitius Macer weitaus häufiger zu Gesicht bekommen als ich selbst. Meinst du, es wäre dir möglich, im Gespräch herauszufinden, ob er angetan wäre über eine Verbindung zu unserer gens? Natürlich darfst du dabei nicht allzu offensichtlich vorgehen." Saba hatte ihr Werk nun ebenfalls verrichtet und folgte Dina. Ich ging auf Avianus zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Das ist eine Aufgabe, die Fingerspitzengefühl und rhetorische Fähigkeiten erfordert. Traust du dir das zu? Ich möchte nicht, dass man irgendwann darüber spricht, wir Aurelier priesen unsere heiratswilligen Damen wie Oktoberpferde an. Ich bin nicht enttäuscht, wenn du ablehnst, Tiberius." Genaugenommen erwartete ich sogar, dass er ablehnte. Immerhin übte er sein Amt nur dank einer recht knappen Mehrheit überhaupt aus, und vielleicht war er tatsächlich noch nicht reif genug. Dass ich mich dabei nicht meiner eigenen Vigintiviratszeit erinnerte, kam mir gar nicht befremdlich vor. Ich war zwar keineswegs perfekt aus dem Ei gepellt auf die Welt gekommen, doch diese Tatsache war leicht zu verdrängen, wenn man andere auf ihre eigenen Mängel aufmerksam machte - auch, wenn ich mir letztlich doch große Mühe gab, jedem Familienmitglied mehr zuzutrauen als das bisher der Fall gewesen war.

  • "Ich komme zu dir, weil du der Auctor der Acta bist. Oder wer wäre besser dafür geignet, diese Spende anzunehmen?", fragte Avianus mit einem Schulterzucken nach. Er wusste bei bestem Willen nicht, warum der führende Kopf der Acta Diurna dies nicht tun konnte. Auf die anschließende Frage seines Onkels lachte Avianus milde. "Ach, Marcus. Ich mache doch nur, was meine Pflicht ist. Darüber weiß ich nicht bescheid.". Seine Aufgabe war die gerechte Verteilung von Erbschaften und die Familienverhältnisse anderer Gentes interessierten den jungen Aurelier nur dann, wenn sie für seine Arbeit notwendig waren.


    Nun verließen auch die Sklaven nach und nach den Raum und ließen die beiden Aurelier alleine zurück. Avianus spürte die Hände seines Onkels auf seiner Schulter und runzelte die Stirn, Corvinus genau zuhörend. "Wie meinst du ´Verbindung zu unserer Gens´? Eine Heirat?", weiteten sich seine Augen, "Nun, ich möchte nicht, dass man mir ein eventuelles Scheitern hoch anrechnet. Aber ich kann es wenigstens versuchen.". In seiner Stimme quoll eine leichte Unsicherheit hervor.

  • "Ähm. Eine Spende abzuweisen, wäre ohnehin etwas, das ich nicht tun würde. Brauchst du eine Unterschrift, dass ich dem zustimme? Denn natürlich tue ich das", erwiderte ich ein wenig verwirrt. Auch die Aussage meines Neffens, er hätte sich mit der Verwandtschaft nicht näher auseinander gesetzt, verwunderte mich ein wenig. Aber gut, es war sein Fall, und wenn er ob des augenscheinlich vorhandenen Testaments nicht sagen konnte, ob Durus näher mit diesem Iuvenalis verwandt war, dann musste ich das hinnehmen. Ein leiser Seufzer kam über meine Lippen.


    "Ja. Minervina, Severa und Laevina sind längstens im heiratsfähigen Alter, und du hast vielleicht bereits gehört, dass Priscas geplante Verlobung mit Flavius Aquilius nicht zustande kommen wird, da er Rom verlassen hat. Wir müssen infrage kommende Ehemänner für die vier finden", erklärte ich, auch wenn ich jetzt bereits schon Bauchschmerzen hatte, wenn ich an die mir bevorstehende Gespräche mit den vier Damen dachte. Dass sie beigestert sein würden, zu heiraten, konnte ich mir nicht vorstellen. Nun ja. "Ich möchte, dass du es versuchst. Bring keine Namen ins Spiel. Hör dich nur um, ob für ihn ein Interesse bestünde, eine Verbindung zu unserer Familie zu haben. Ich weiß nicht einmal, ob er gegenwärtig noch Ambitionen hat, eine Frau für sich zu finden, oder ob nicht längst etwas in Aussicht steht. Weitere Details kann man später noch klären, oder seine Aussagen forcieren. Das sehen wir dann, wenn wir wissen, ob Purgitius Macer Interesse hätte. Auch, wen der vier Damen es treffen könnte. In Ordnung?"

  • "Es ist nicht zwingend notwendig, aber wenn du die Zeit erübrigen kannst, wäre mir etwas auf der Hand lieber.", beantwortete Avianus die Frage.
    Anschließend hörte Avianus seinem Onkel in seinen Ausführungen gebannt zu. Viele Frauen, für die man auch einen Haufen Männer finden musste... Rom war groß, doch den richtigen Mann zu finden war keine einfache Aufgabe. Seiner Ansicht nach brauchte so etwas Zeit. "In Ordnung.", nickte Avianus. Eine schöne Aufgabe hatte er sich da eingebrockt, aber nun gut...
    "Mal sehen, ob ich mich an ihn herantasten kann. Aber das tue ich nur für dich und unsere vier Frauen.".


    "Es gibt da noch etwas, was ich mit dir klären wollte, Onkel.", schnitt Avianus auch seine Zukunftsambitionen an, "Mir ist klar, dass das Militär ein hartes Pflaster ist. Doch bis zu den übernächsten Wahlen ist es viel Zeit und ich gedenke nicht, da zu sitzen und wurzeln zu schlagen. Was würdest du sagen, wenn ich ein senatorisches Tribunat ablege?". Hoffentlich gab das jetzt nicht solch ein Donnerwetter, wie seine Kandidatur zum Vigintivir, dachte der Aurelier sich.

  • "In Ordnung. Gleich heute Abend kümmere ich mich darum", versprach ich und machte mir eine entsprechende mentale Notiz. Hoffentlich vergaß ich es nicht bis abends. "Du solltest es auch für dich selbst tun, Tiberius. Nur Übung macht den Meister. Und wenn ich mich an meine frühe Zeit als Stadtmagistrat von Mantua erinnere, wird mir heute noch ganz anders. Manches Gespräch von damals ist tüchtig in die tunica gegangen..." erinnerte ich mich und schmunzelte. "Nun ja. Ich vertraue dir. Du wirst deine Sache schon machen." Wie gut oder schlecht, würde man dann sehen.


    Kurz darauf war es an mir, meinen Neffen erstaunt anzusehen. Seiner Absicht konnte ich nur Positives abgewinnen. Zunächst musterte ich ihn mit leicht verengten Augen, dann nickte ich zustimmend. "Ich würde sagen, dass es für unsere Familie fast schon eine Tradition darstellt, sich nicht um das freiwillige Militärtribunat zu drücken", erwiderte ich und lächelte. "Wenn das also als Frage nach meiner Zustimmung zu verstehen war, dann hast du meine Unterstützung dafür. Du solltest allerdings bald einen Antrag bei der Verwaltung stellen, sonst wirst du vermutlich nicht mehr berücksichtigt. Sie nehmen ohnehin Plebejer vorrangig, da sie nicht das Privileg genießen, sich aussuchen zu dürfen, ob sie ein Tribunat ableisten möchten oder nicht. Hast du dir schon überlegt, wo du hin möchtest? Ich denke, wenn ich es mir noch einmal aussuchen dürfte, würde ich nach Aegyptus wollen... Allerdings gibt es da glaube keine senatorischen Tribunatsplätze. Das müsste man näher in Erfahrung bringen, sofern das für dich eine Option darstellt. Ich für meinen Teil bedaure, dass ich den Süden wohl nicht mehr mit eigenen Augen sehen werde."

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