Auf dem Forum - Ankunft

  • Er war ein Händler, wie es vor ihm schon sein Vater gewesen war und davor dessen. Der Ursprung dieser Tradition lag irgendwo in der Vergangenheit seines Großvaters Adalmar, der einem Stamm angehörte, der ständig Ärger mit einem anderen gehabt hatte und teilweise wohl in harten Kämpfen endete. Bei einem dieser Kämpfe war der Großvater halb verstümmelt worden und fortan nicht mehr als Krieger zu gebrauchen. So auch nicht als Handwerker. Aber er war stets eine Frohnatur gewesen und erinnerte sich an ein Zusammentreffen mit Römern, in dessen Kindheit und daran, wie begeistert jene von den blonden Haaren seiner Mutter gewesen waren, von der Kette, die diese von einem schon toten Gefolgsmann des Vaters mitgebracht bekommen hatte und von den Fellen, in die sie in dem damals kalten Winter gehüllt waren.


    So hatte der Großvater den Weg des Händlers gesucht und seine Frau und seinen Sohn stets bei sich gehabt. Als dieser alt genug war, die Aufgabe zu übernehmen, hatte er ihm die beiden Karren, die drei Knechte und die zugehörigen Ochsen und Waren überlassen und sich auf einem kleinen Hof nahe des Limes sesshaft gemacht. Dort, wo sein Sohn Adalwolf geboren worden war und seine Frau Godelintis fünf Jahre später im Kindbett starb, wie auch sein zweiter Sohn Brantwolf. Hier lebte er noch einige wenige glückliche Jahre in einer Kerbehe mit der Unfreien Hilke und starb im Bett an einem schleichenden Fieber. Doch sein Sohn hatte die Rückkehr rechtzeitig geschafft und ihm noch in den letzten Atemzügen eine Wunde in den Arm geschlagen, so dass er mit dieser stolz an den Tisch Walhallas kehren konnte uns seinen Platz dort unter den Einherjer einnahm. Fortan führte der Vater den Handel und den kleinen Hof mit Hilfe der Knechte und seiner Frau Lintabrun, die ihm eines Winters, kurz vor dem Julfest, seinen ersten Sohn gebar. Ihn!


    Weitere Kinder sollten noch folgen und das ein oder andere die Jahre nicht überleben, aber er war der Erste und er sollte den Handel übernehmen. Eigentlich wollte er Krieger werden und hatte vom Vater schließlich die Erlaubnis bekommen, sich vorübergehend einen Gefolgsherren zu suchen und diesen dann auch gefunden. Drei Sommer war er bei den Chatten gewesen, dann hatte es ihn zurück zu seiner Familie gezogen. Gerade rechtzeitig um vom Vater die letzten Kniffe zu lernen und einen guten Handel zu übernehmen, denn im Herbst darauf war dieser bei der Jagd von einem Eber schwer verwundet worden und starb. Das war vor zwei Sommern gewesen und nun reiste er durch die Lande und tauschte in Germanien was er für das römische Reich brauchte, wo er sowohl Tauschhandel als auch Münz-Waren-Handel betrieb. Im vergangenen Jahr war er vor Allem durch den Norden gereist und dann in Gallien zum Tausch gewesen. Den Winter über hatte er auf seinem Hof verbracht und gesehen, das alles geordnet war. Doch da konnte er sich auf seine Geschwister verlassen. Sie hatten sogar noch zwei Äcker urbar gemacht und er war stolz auf sie, auch wenn sie teilweise so viel jünger waren als er.


    Nun, da sich sein 20ster Sommer schon wieder verabschiedete und er in das Alter einer Ehe gekommen war, hielt er auf seinen Reisen nicht nur nach Waren Ausschau, sondern auch nach einem Weibe. Sein jüngerer Bruder Wituwald hatte ihm einige Hinweise gegeben, aber das was er über den Sommer und den Herbst gefunden hatte, hatte ihn nicht befriedigt, ihm nicht gesagt, dass es das war, was er suchte. Und vermutlich den möglichen Kandidatinnen auch, denn nur wenige waren bereit sich mit einem Händler einzulassen, wo der doch kein stolzer Krieger und sonstiger wichtiger Mann der Gemeinschaft war. Doch er wusste, letztlich war alles nur eine Frage der Mitgift. Doch es gab noch keine, bei der er sicher war, dass sie die Mitgift wert wäre.


    Eigentlich wollte er diesen Winter wieder auf dem Hof verbringen, aber dort hatte er es diesmal nur kurze Zeit ausgehalten, da er auf dem Rückweg zu diesem einige gute Geschäfte gemacht hatte, die er nun gedachte zu erweitern. Nach nur einem Mond hatte er sich schon wieder verabschiedet, seine Waren, Karren und Mannen genommen und war gen Limes gezogen. Diesen hatte er nun vor wenigen Nächten überquert und sich einer peinlich genauen Kontrolle unterziehen müssen, aber das war er schon gewohnt, denn das kam hin und wieder vor. Manchmal waren sie peinlich genau, manchmal winkten sie ihn fast nur durch. So war das Leben und auch die Römer waren nur Menschen und weder unfehlbar noch sonst was Besonderes. Erst hatte er überlegt sich weiter gen Westen zu halten, wieder Richtung Gallien, doch dann entschied er sich für den Weg nach Süden und gelangte schließlich nach Mogontiacum. Zu seinem Glück, und mit ein wenig Bestechung, erhielt er auch kurzfristig die Erlaubnis in dem Ort zu handeln und so stand er nun hier, mitten auf dem Marktplatz und überlegte, wie er es mit den Waren auf seinen Wagen am Besten anstellte: Markttag oder einfach ein paar reiche Familien aussuchen und denen das anpreisen. Ein paar Dinge waren vielleicht sogar für die Legion nützlich.


    Markttag und Familien aber schienen ihm das sinnigste, denn auf den Wagen waren neben Fellen und ein paar Säcke Getreide, meist zum Eigengebrauch, vor Allem Dinge wie Bernstein, Haare, Leder, Met und Bier. Ein paar herrliche Schmuckstücke von germanischen Feinschmieden erstellt, wie Fibeln aber auch Ketten, zwei sogar mit einem eingelassenen Bernstein. Frauen, würden den größten Teil seiner Waren wohl besonders zu schätzen wissen.

  • Er war schon zwei Mal in Mogontiacum gewesen. Einmal mit seinem Vater, als Kind noch und ein Mal kurz bevor er beschloss eine Weile den Weg des Kriegers einzunehmen. Allerdings war es heute das erste Mal, seit er selber Händler war, dass er diese Stadt besuchte. Er ließ den Flair und das Leben auf dem Forum auf sich einwirken und sprach dann in seinem nicht mal schlechten, wenn auch stark akzentuiertem Latein einen Mann an, den er befragte, ob es noch Sitte war sich eine Lizenz für den Markt zu besorgen und wo er dies am Besten täte. Auch fragte er, ob er wohl wisse, welche Gegend der bessere Absatzmarkt für ihn sei.


    Er hatte Glück, denn der Mann war von hier. Hier geboren und aufgewachsen und beherrschte neben dem Latinischen auch noch den ein oder anderen Dialekt auf der anderen Seite des Rhenus. Es tat gut in dem ganzen Gewuste, das er hier durch die Soldaten und anderen Einwohner sprachlich zu hören bekam, auch noch ein Mal ein wenig heimatliches zu erhalten. Dieser jedenfalls empfahl ihm einen Besuch bei einem Handelskonsortium, der Freya Mercurioque.


    Neugierig geworden auf dieses Konsortium, dass sich den Namen der Göttin lieh, begab er sich zu eben diesem Konsortium, gab aber seinem obersten Knecht die Anweisung sich mit den Karren und Waren eine Mansio zum Übernachten zu suchen und anschließend sich mit ihm in einer der hiesigen Tavernen zu treffen. Den Namen dieser wusste er nicht mehr, aber zumindest wie der Knecht mit den anderen Männern dorthin kommen würde, konnte er ihm noch leicht beschreiben.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!