[Schiff] Nordwind

  • Da sich Piso und seine Tochter in Schweigen hüllten, schwieg Verus nun auch und folgte den anderen Gästen. Natürlich packte er seine Tochter diskret an der Schulter und zog sie mit. Natürlich alles recht sanft und dezent. Piso wies er mit einem diskreten Handwink an, ihnen ebenso zu folgen.


    Zumal es nun ein Festmahl gab und das wollte sich Verus nicht entgehen lassen. Die Decima waren ja bekannt dafür, keine Kostverächter zu sein.


    Er lächelte voller Vorfreude breit. Verus war in guter Stimmung.

  • Zusammen mit den anderen Aureliern war Ursus dem Braupaar ziemlich direkt auf das Schiff gefolgt. Er wartete, wie vermutlich auch viele der Gäste, auf eine Gelegenheit, dem Paar seine Glückwünsche auszusprechen. Sein Geschenk würde er ihnen natürlich erst morgen geben. Bis jetzt war ja alles ganz wunderbar gelaufen. Auch das Wetter spielte mit und das Meer war ruhig. Zum Glück, denn auch er gehörte zu den bedauernswerten Personen, die dazu neigten, auf Seereisen reichlich Opfer darzubringen, ob Neptun diese nun wünschte oder nicht. Und das wäre angesichts des kommenden Hochzeitsmahls wahrhaft schade.


    Er suchte sich einen Platz inmitten seiner Verwandten und schaute zu, wie Marcus und seine, ja, das war sie wohl jetzt, Frau sich niederließen, um sich den Spelzkuchen reichen zu lassen. Sein Blick streifte dabei nur kurz Caelyn, die sich offenbar recht gut mit einem Sklaven unterhielt, den Ursus allerdings nicht kannte. Na, sollte sie sich ruhig vergnügen, er hatte nichts dagegen. Und heute war ja auch genau der richtige Tag dafür.

  • Auch wenn die beiden Eheleute keine confarreatio durchführen wollten, hatten sie den folgenden Ritus vorbereitet und vorgeschlagen. Orestes versuchte sich an den Leuten vorbeizudrängen und zu den Eheleuten zu gelangen, damit nach diesem Ritus, der profane Teil des Festes beginnen könnte.


    Sim-Off:

    edit: kleiner inhaltlicher Fehler, vgl. unten: edit von Durus

  • Zitat

    Original von Titus Decimus Verus


    Piso war kurz aus dem Takt gekommen, als er die Zeremonie anschaute. Er konnte die Grundzuege der Handlung sehen, doch die vielen Koepfe versperrten doch die Sicht.
    Angestrengt blickte er, er konnte gerade so die Koepfe der Brautleute durch die Menschenmasse ausmachen.
    Zur gleichen Zeit hoerte er aber auch Verus' Worten zu und nickte verstaendnisvoll, ohne jedoch etwas entgegnend. Serrana schien sich hinter ihrer Schuechternheit zu verschanzen. Irgendwie konnte er das verstehen. Er dachte sich kurz, was er tun wuerde, wenn sein vater, Gnaeus Aetius, hier waere. Die praesenz eines Vaters konnte hie und da doch ein bisschen abschreckend sein.
    Nichtsdestotrotz nickte er Verus zu, als jener ihm zudeutete, dass er mitkommen sollte, und er tat es dann auch, darauf bedacht, die beiden nicht aus den Augen zu verlieren. Er drehte sich zu Cassivellaunus und Semiramis hin, bedeutete den beiden, ebenfalls aufs Schiff zu kommen, und bestieg dann die Rampe.

  • Durus beobachtete ein wenig die Gäste. Der Ritus, den Corvinus und seine Braut vollführten, passte eigentlich zur Confarreatio - doch andererseits konnte er nirgendwo den Flamen Dialis entdecken (abgesehen davon, dass dieser wohl kaum gesund genug war, um hierher zu kommen). Nunja, möglicherweise versuchte man damit auch nur, der Hochzeit einen ehrwürdigeren Charakter zu geben.


    Sim-Off:

    Edit: In Absprache mit den Eheleuten habe ich festgestellt, dass das ganze ein Irrtum war!

  • Zitat

    Original von Phraates


    Ach nee, jetzt guckte er auch noch so, wie ´n begossener Pudel! Wahrscheinlich weil so lachte.
    "Neiiiin, nicht deine Aussprache. Wo denkst du hin! Du bist einfach so ´n lustiger Typ, weißt du? Sag mal, wo kriegt man denn so Handtücher her, was du da auf deinem Kopf hast?" Nicht dass ich mir auch so ´n Ding aufsetzen wollte. Ich wollte ihm aber auch nicht so direkt sagen, dass ich ihn gerade verladen hatte. Wenn aber auch einer kam und so komische Fragen stellte! Da konnte man doch gar nicht anders.
    "Ja, ja frag anderes Mensch.", äffte ich ihn nach und fing schon wieder an, mich krank zu lachen. "Da drüben, da stehen Nuala und Siv. Die kannst auch mal fragen." Den beiden wollte ich den Typen hier nicht vorenthalten. Die sollten auch was zu lachen haben. Siv sah sowieso ´n bisschen blass um die Nase aus.
    Das mit Chimerions Flucht hatte mich richtig mitgenommen. Da änderte sich auch nix dran, als er meinte, er wäre auch gerne frei und dass seine zeit auch noch kommen sollte. "Na klar. Ich wär auch gern frei. Wer wäre das nicht auch. Aber ich kann nicht einfach so abhauen, verstehste!" Nee, das konnte ich nicht. Ich hatte ja ein Versprechen abgegeben, keinen Blödsinn mehr zu machen.

  • "Lustig?", echote Phraates die Worte der Gallierin. Nun, er nahm an, dass das nett gemeint war. Doch das Laecheln, mit welchem er schon seinen verbluefften Gesichtsausdruck ersetzen wollte, wurde durch ihre Frage zunichte gemacht. "Handtuch?", fragte er, ein bisschen entsetzt. "Das ist Turban! Das ist traditionelles Hut in meines Land!", gab er zum Besten, nicht ohne ein wenig beleidigt dreinzuschauen.
    Sein gekraenkter Gesichtsausdruck wurde nur noch staerker, als sie begann, wieder zu Lachen. Diesesmal spuerte er, dass sie ihn auslachte. "Ein anderer Mensch.", sagte er langsm, sich selbst korrigierend und Caelyn einen mahnenden Blick gebend.
    Sie mochte ihn zwar auf die Schippe nehmen, aber wenigstens hatte sie nuetzliche Informationen. "Wie? Nuwalla und... Siff?", fragte er unglaeubig. Was fuer seltsame Namen die Germanen hatten. Besonders der letzte klang eindeutig ein bisschen... versifft. :D Doch vielleicht war sie die gesuchte Person, sie war auch blond und kam aus dem Norden.
    "Dann ich werde sehen, ob sie weiss etwas.", meinte Phraates. Man konnte ihm noch immer ansehen, dass er es nicht gerade geschaetzt hatte, dass man ihn die ganze Zeit ausgelacht hatte, was er aber jetzt eben gerade gmerkt hatte. "Natuerlich man kann nicht einfach abhauen. Man braucht dazu...", er ueberlegte kurz. "Ein Karte. Ein Pferd. Und ein Schwert." Haette er jene drei Utensilien, haette er sich schon laengst verkruemelt. Doch so leicht war das leider nicht.

  • Ich hatte auf einmal so die leise Ahnung, die nette Unterhaltung, die wir hier führten, entglitt uns langsam. Phraates machte auf mich so´nen säuerlichen Eindruck. Keine Ahnung warum! Vielleicht weil ich zu seinem komischen Hut Handtuch gesagt hatte oder weil ich ihn nachgeäfft hatte. Mannomann, war der empfindlich!
    "He, Alter! ich hab´s nicht so gemeint! Nicht böse sein, klar! So einen wie dich hab ich halt noch nicht gesehen. Das ist auch für mich ein gewaltiger Kulturschock!" Mist, jetzt musste ich schon wieder kichern!
    "Ja, ja, Nuala und Siv. Die kannste fragen! Die freuen sich bestimmt, wenn mal einer mit ihnen spricht." Besonders so ´n lustiges Kerlchen, wie der!
    Eieiei! Der schaute noch immer wie Drei Tage Regenwetter! Ich musste mich echt mal zusammenreißen, auch wenn´s schwierig fiel!
    Eines machte mich aber schon nachdenklich, nämlich als er aufzählte, was man für ´ne Flucht brauchte: Ein Karte. Ein Pferd. Und ein Schwert. "Aha!",sagte ich nur nachdenklich. Ob das Chimerion auch gehabt hatte? Das erinnerte mich an das Leuchten in seinen Augen, am Saturnalienabend, als er mir das Spielzeugpferd zeigte, was er als Geschenk bekommen hatte.

  • Zitat

    Original von Asny
    ....


    Es war irgendwie erheben, der Zeremonie folgen zu dürfen, dem Austausch der Ehegelübde zu folgen – die beiden Brautleute schienen sich ehrlich zugetan zu sein, zumindest glaubte Marcus das in ihren Blicken und der Art, das Gelübde abzulegen zu erkennen, aber vielleicht hatte er auch einfach nur zuviel Rosa an seiner Sklavin gesehen, daß kleine, derart gefärbten Wolken vor seinen Augen schwebten – es war jedoch nicht nur eine Freude, daß seine bezaubernde und liebreizende, dabei doch flavisch taffe junge Verwandte unter die Haube kam und somit wohl gut vorgesorgt war – denn eigentlich wäre Marcus sonst in eher finsterer Stimmung, schließlich war er bei den weiblichen Verwandten immer recht eigen! – es war mehr die Freude, daß nicht er hier und heute heiraten mußte! Ungeachtet der Tatsache, daß er auch nicht mehrere Frauen – wie Cassim – ehelichen konnte, so war jede Hochzeit, auf der er nicht der Bräutigam war, eine gute Hochzeit; so lächelte er dementsprechend selig und leutselig, wartete dabei geduldig, daß jeder Form und jedem Ritus genüge getan wurde, selbst wenn sein Blick immer wieder zu dem Segelschiff glitt – wie von einem Magneten angezogen. Nur einmal sah er kurz irritiert über seine Schulter, hatte Asny etwas gesagt? Aber es war im Rascheln der Stoffe, der Schritte auf den Holzbohlen des Steges und anderen Geräuschen der Kulisse untergegangen, Marcus war sich nicht sicher, ob es von seiner Sklavin, oder manch einem munter plappernden Gast gekommen war, scheinbar war es jedoch nicht wichtig gewesen, denn Asny – so er sie kannte! - hätte Wert darauf gelegt, daß er ihre Worte vernommen hätte, wenn sie es für wichtig befunden hätte, Asny war ein gründlicher Mensch, das ist ihm mehr als einmal aufgefallen, eine Perfektionistin mithin und in manchen Bereichen eine richtige Künstlerin, wenn er auch nie den begeisterten Funken eines Inspirierten in ihr gesehen hat, aber vielleicht verbarg sie diesen gut vor ihm; schließlich arbeiteten die Sklaven nur für die Herrschaften und Marcus gehörte auch nicht zu der Sorte von Römern, die sich allzu viele Gedanken um ihre Sklaven machten, meistens zumindest, es sei denn, sie drängten sich ihm einfach mit ihrer Präsenz auf oder es gab etwas an ihnen, was seine Aufmerksamkeit weckte – egal ob Positiv oder eben auch Negativ.


    Hunger!, dachte Marcus plötzlich. Warum? Die Salzluft eingesogen, einmal mehr den Mund zu einem Lächeln auseinander gezogen, etwas das Gewicht von einem Fuß auf den Anderen verlagert und dann war es geschehen, das Frühstück – das Magere – war einfach zu lange her gewesen und der Sonnenwagen schon ein gutes Stück über das Firmament geholpert. Zuerst geschah es leise, daß sein Magen dem einfachen Wunsch seines Geistes folgte – oder war er der Grund für den Gedanken, wie die Sache mit dem Henne und dem Ei? - nun ja, zumindest grummelte er leise, blubberte als sich der frisch gebackene – oder war er doch noch nicht ganz durch? Fehlte ja noch die Ehenacht! - Ehemann sich an die Gäste wandte; und als er die Worte bitte euch an Bord in Kombination mit Festmahl hörte, jubelierte sein Magen prompt mit einem lauteren und crescendohaften Gluckern, was von einem seligen Lächeln auf dem Gesicht von Marcus kommentiert wurde, somit mußte er nicht lange leiden, so daß er in Vorfreude doch recht gut gelaunt war und seinen Kopf zu Asny wandte, um die Worte zu vernehmen, die sie bewußt an ihn richtete als Antwort auf seine vorigen Fragen. Er nickte langsam, als er von der Identität des Prudentiers vernahm, also ein gewichtiger Mann, doch noch nicht so alt und mit einer jungen, schönen Frau- mit dem consul sogar verwandt? Dem Kaiser?-, der würde es bestimmt noch weiter nach oben bringen; was wohl das Geheimnis solcher Männer waren, die leichthin ihren Weg gingen? Die Beziehungen, die Richtigen? Das mit dem Adoptivsohn leuchtete Marcus ein, denn das gehörte schließlich durchaus zum guten Ton in Rom; mindestens seit Iulius Caesar und seinen Neffen Octavian, der jetzige Kaiser hatte ja dieselbe Ehrung erhalten; was wäre das Imperium heute, wenn der göttliche Caesar den Schritt nicht getan hätte? Vielleicht immer noch hauptsächlich vom Senat regiert, ohne eine starke Hand des Imperator – mal von den irren Auswüchsen mancher Kaiser abgesehen, die Marcus gut zu verdrängen wußte – welch schreckliche Vorstellung! Marcus, der mit dem Senat immer nur schrecklich langweilige Reden verband, schüttelte entgeistert bei diesem kleinen gedanklichen Ausflug den Kopf– alles geweckt durch Asnys Worte, anscheinend fruchteten ihre Bemühungen schon, ihn herauszufordern, denn er dachte deutlich mehr nach als noch vor Monaten, oder?


    Seine Augen wanderte noch mal zu seinem eher nutzlosen Vetter, über den seine Meinung durch seine Lieblingsbase Leontia schon verdorben war, und er schüttelte andeutungsweise den Kopf; nun ja, seine Sache. Marcus suchte im Gesicht der jungen, sehr hübschen jungen Decima Ähnlichkeiten zu einer der wuchtigsten und grandiosesten Frauen des Imperium – Decima Lucilla – aber außer einem Hang zu dunklen Haaren, eben ihrer Schönheit, war doch kaum Ähnlichkeiten zu sehen, zumindest in Marcus' Augen nicht, und damit war das Thema des Vater-Tochter-Paares für ihn abgehakt und er wandte sich dem Schiff zu. Er nickte Asny noch einmal marginal zu, was ein Zeichen war, daß er mit dem Gesagten sehr zufrieden war und er somit im Bilde war, zumindest was einige Gäste anging; daß sie die Gestik verstehen würde oder nicht, das war ihm relativ egal, nein, eigentlich erwartete er es doch, schließlich wollte sie die perfekte Sklavin sein, dann hatte sie auch sowas zu verstehen und deuten zu können; er sah sich suchend um, denn irgendwie war ihm seine Frau erneut abhanden gekommen, was auf Hochzeiten, die nicht ihre Eigene war, wohl eine Gewohnheit zu werden schien, aber wahrscheinlich hatte sie als Brautführerin genug heute zu tun, darum winkte er nur Asny mit einer ebenso dezenten Geste, ihm zu folgen, als er sich dem Strom anschloß und auf das Schiff zustrebte. Der Steg ächzte leise unter seinem Gewicht, um sich wohl über jedes Pfund zuviel, was er unter der farbigen toga gut zu verbergen wußte, zu beschweren, aber unbeschwert und mit sicherem Schritt überwand Marcus das schmale Hindernis und betrat mit deutlichem Glücksgefühl, was sich im fröhlichen Funkeln seiner dunklen Augen wieder spiegelte, das Schiff; die hohe Neugier obsiegte über die niederen Triebe – den Hunger – in diesen Herzschlägen, obgleich Marcus im Weiterschreiten ein halbes Ei von einer Silberplatte stibitzte, doch seefest und fest marschierte er weiter über das Deck.
    „Hast Du schon mal eine Schiffspartie mitgemacht, Asny?“
    , fragte er, sich sicher, daß Asny gleich in seiner Nähe weilte, wie sonst hätte sie eine perfekte Sklavin sein wollen, da er doch gerade seiner Freude über das Schiff Ausdruck verleihen wollte, perfekte Sklaven wußten schließlich, wann ihr Herr einen aufmerksamen Zuhörer brauchten. 8)
    „Dieses Schiff ist eine corbita! Eigentlich sind solche Schiffe eher für den Handel im Einsatz, da sie einen großen Laderaum haben und somit ein etwas bauchförmiges Äußeres; solche Schiffe sind nicht ganz so schnell wie zum Beispiel eine triere, die wie ein Pfeil durch das Wasser schnellen kann, wenn gute und trainierte Soldaten die Ruder bedienen – und nicht nur ausgemergelte und abgearbeitete Sklaven und Sträflinge – oder solche wie mit Deinen Armen.“
    Marcus konnte sich eines feixenden Grinsens nicht verkneifen und tippte dabei Asny an die Arme, die - wie er dann heraus fand- gar nicht so puppenhaft waren, selbst wenn sie niemals den Umfang eines trainierten Gladiators oder Ruderers haben konnten. Marcus pfiff leise und anerkennend durch die Zähne.
    „Trainierst Du?“
    , fragte er und sah gleichzeitig zu dem Segel hoch.
    „Das Hauptsegel nennt sich siparum und das kleine Segel am zweiten Mast nennt man auch das artemon Segel. Der Vorteil von diesem Schiff ist, daß es recht gut mit dem Wind segeln kann, aber aufgrund der Last – insbesondere wenn sie nicht balanciert verteilt ist und optimal dem Schiff angepaßt – und der Dickbäuchigkeit, hat sie die Tendenz land- und luvgierig zu sein und schwer zu navigieren, da gehört schon etwas Geschick dazu.“
    Marcus sah sich suchend um, ob er Matrosen oder den Kapitän erkennen konnte, um ihn vielleicht später noch ins Gebet zu nehmen, und etwas ausquetschen zu können.
    „Bist Du seefest, Asny?“
    Marcus früherer Leibsklave war es nicht gewesen, ein Schritt zu weit an das Meer heran und der Sklave war grün geworden und hatte gleich seinen Kopf zu einem nicht ungewöhnlich neptunischen und nicht sonderlich appetitlichen Opfer senken müßen.

  • Zitat

    Original von Caelyn


    Phraates blickte die Keltin kurz stuf an, dann laechelte auch er. Wenn es nicht boese gemeint war, kein prthischer Adeliger, egal wie erniedrigt, geknechtet, seiner Titel beraubt er war, konnte es leiden, wenn er ausgleacht wurde. Doch auch Phraates fand die Situation so komisch, dass er schliesslich mit der Gallierin mitlachte. "Nicht ist Problem, Caelyn.", meinte er also nur einsichtig. "Man auf dich lachen wuerde, wenn gehst du nach Parthien." Er musste kurz daran denken, wie geschockt die Leute waeren, wuerde eine Frau mit so heller Haut durch die Bazare Ktesiphons rennen. Die Leute wuerden schauen. Und dies sogar noch mehr in Aspadana, wo viel weniger Fremde hinkamen.
    "Siff. Das ist das Blonde. Ich werde fragen sie.", meinte er bestimmt und laechelte wiederum, als er sah, wie sehr es sie bedrueckte, dass Chimerion frei war, un sie nicht. Er zuckte die Achseln. "Frei wirst du sein irgendwann. Wenn du wirklich willst es, dann moeglich. Aber Geduld man braucht. Vale."
    Mit diesen Worten verliess er sie, ihr noch einmal einen Blick zuwerfend, mit einem freundlichen Laecheln auf den Lippen.
    Er ging direkt zu jener Frau hin, auf welche Caelyn gedeutet hatte. Er musste einige Leute ein bisschen zur Seite schubsen, doch er liess laestige Hindernisse wie Roemer nicht seinen Weg zu einer wertvollen Informationsquelle versperren.
    Schliesslich stand er vor ihr. Sie schaute wirklich so aus, wie Celerina es gesagt hatte. Blond und nordlaendisch. Sie musste es einfach sein. "Salve. Du musst sein Siff." Das F am Ende liess er scharf durch seine Lippen pfeifen. "Du gehoerst zu Corvinus? Meine Name ist Phraates. Ich komme von Flavia Celerina.", verriet er der Germanin. "Ich dich fragen muss etwas." Er lief kurz rot an, war doch jene Frage ein bisschen peinlich. Es tat ihm echt Leid, dass er die Blonde damit belaestigen musste, aber Befehl war Befehl. Er wuerde den Befehl seiner Herrin so ernst nehmen wie den Befehl seines Hauptmannes - Ahura Mazda sei der Seele des guten Mannes, welcher an seiner Seite gefallen war, gnaedig!

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    ....



    Ihr werter dominus schien über den Anblick, welcher sich ihm in Richtung seines jüngeren Verwandten bot, nicht gerade übermäßig begeistert zu sein, so man sein eher zweifelndes Kopfschütteln korrekt deutete. Ob dieses Zeichen nun konkret an Piso alleine oder an Piso in Begleitung des Vater-Tochter-Paares gerichtet war, blieb im Verborgenen, schließlich erschloss sich selbst Asny nicht jeder Gedankengang Aristides', wenngleich man wohl nie gänzlich daneben liegen konnte, dachte man stets an eher niedere Triebe und Gelüste. Da die junge Sklavin es sich jedoch zur wahrhaft nicht gerade simplen Aufgabe erwählt hatte, seine mentalen Reisen in etwas höher gelegene, abstraktere Welten umzulenken, was ihr manches Mal tatsächlich gelungen war, blieb in der Übergangszeit eben die Unsicherheit bestehen, ob ihr Vorhaben auch gegenwärtig von Erfolg gekrönt, oder angesichts des nahenden Festmahles erneut zum Scheitern verurteilt war. In diesem Sinne verzichtete sie auf solch sinnlose Unterfangen wie der schieren Hoffnung, er möge ihre Arznei geschluckt und die reinigende Wirkung bereits eingesetzt haben. Nur die Unfähigen gaben sich des tatenlosen Hoffens allein hin. Asny befand sich immerdar auf dem Standpunkt, dass die geistigen Aktivitäten ihres Herrn, wie auch immer diese wirklich ausgebildet sein mochten, auch weiterhin beileibe nicht ausreichend waren und im Folgenden stetiger, harter und gnadenloser Förderung bedurften. Es existierte kein zu erreichendes Ziel, und wenn doch, fände es sich weit jenseits allen Erreichbaren am höchsten Punkt des Himmelsgewölbes. Wenngleich dieser Ort immer noch viel zu nah für Asnys Vorstellungen lag.
    Ihre 'Förderung' sah hauptsächlich derart aus, dass sie ihrem Herrn so gut wie jede eindeutige und klare Antwort erst einmal stur verweigerte. Nicht hämisch oder boshaft, sondern so klar vorgetragen, dass ihm gar nicht die Überlegung einer Böswilligkeit zu kommen vermochte, stattdessen war es ein unerbittlicher Schubser in Richtung eigenständiger Lösungssuche. Im Grunde war das Gehirn doch nicht anders als der Körper, was Übungen und Gebrauch anbelangte. Je mehr man es trainierte und dehnte, umso besser und schneller erfüllte es seine eigentliche Funktion. Dennoch mochte es nach wie vor besser sein, bemerkte Aristides selbst rein gar nichts von dieser Art Gymnastik, damit nicht irgendein männlicher oder flavischer Stolz Stöcke des Trotzes zwischen die Radspeichen warf.


    Sein Nicken hätte ebenso gut von einer üblen Fingergeste ersetzt werden können, es besäße keine andere Wirkung auf Asny als dass seine Reaktion ihr vollkommen gleich war und blieb. Auf Verlangen wäre sie durchaus auch zu noch mehr Informationen imstande gewesen, obgleich sie damit zunehmend ein wenig am Rand der Realität entlang gerutscht wäre und sich auf die Tauglichkeit der diversen Quellen hätte verlassen müssen, doch solange ihren Herrn diese Einschränkung nicht störte, hätte sie ihn problemlos noch ein kleines Weilchen unterhalten können. Zu seinem Vergnügen, nicht zu dem ihrigen; da jedoch dieser komplette Tag weniger ihrem eigenen Wohl diente, würde diese winzige Angelegenheit darin nicht weiter ins Gewicht fallen.
    Er mag relativ nüchtern noch da 'rüber kommen - aber nach dem Festmahl seh' ich rabenschwarz für ihn bemerkte Asa nicht grundlos, als beide Schwestern etwas kritisch das Gebaren und mahnende Räuspern des Steges verfolgten, während ihr Herr sich auf das Schiff bemühte. Asnys Lächeln verstärkte sich dezent, deutliches Zeichen für eine kurzfristig anwachsende Unzufriedenheit. Wohl kaum würde er sich von ihr einen ganzen Morgen über durch den Garten hetzen lassen. Nein, um dieser Problematik den Garaus zu machen, bedurfte es weitaus geschickterer Taktiken als ein paar diffuser Antworten. Unglücklicherweise schien er zusätzlich einen recht eisernen, stabilen Magen-Darm-Trakt zu besitzen, im unglücklichen Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern. Natürlich war es ihr möglich, ihm diverse 'Kräuterkuren' zu verpassen, die ihn kurzfristig etwas seines Übergewichtes einbüssen ließen, doch wenn sie dies nicht regelmäßig anwandte, hielte jener Gewichtsverlust garantiert nicht allzu lange vor, und mehrte anschließend doch nur noch stärker den Bauchumfang. Da müsste sie ihm schon jedweden Genuss von beispielsweise Fleisch vergällen, um ihn ein für alle Mal davon zu kurieren. Und ein solcher Plan bedurfte einer doch weitaus gründlicheren Vorplanung.


    Immerhin, Aristides stürzte sich nicht gleich auf das erstbeste tote Schwein, das ihm unter die geifernden Kiefer geriet und ein halbes Ei befand Asny noch großmütig als akzeptabel. So folgte sie ihm aufmerksam auf seinem Erkundungsgang über Deck, während leise eine Melodie über ihre geschlossenen Lippen glitt. Es war kein richtiges Lied, mehr ein gleichmäßiger Singsang in der Vortragsart einiger Verse der bekannten griechischen Dichterin Sappho, welche wie so vieles der regelmäßigen Auffrischung bedurften. Wenigstens fühlte sich die gegenwärtige Situation aufgrund dessen etwas weniger verschwendet an. Selbstverständlich gab es da noch das Schiff und alleine für diesen Tag hatte sich die weißblonde Sklavin einiges an nautischem Wissen und den dazugehörigen Fachbegriffen angeeignet, doch von Zauber und Geruch nach Abenteuer und Freiheit sowie ähnlich romantischem Allerlei war sie weit entfernt. Ein begeistertes Strahlen offenbarte sich einem Beobachter ohnehin so gut wie nie im eisigen Blau ihrer Augen und sie hatte auch nun nicht vor, ihre gewöhnliche Maske, die sie in der Öffentlichkeit trug, abzunehmen, ausgerechnet an diesem Ort, bei dieser Gelegenheit, wo doch niemand sein wahres Gesicht zeigte.
    Mitten hinein in die feingeschliffenen, griechischen Worte, welche sich indes nur in Asnys Geist zu voller Größe entfalteten, drang Aristides' offensichtliches Bedürfnis, mit ihr Konversation zu führen. Gab es hier nicht genügend Menschen in seiner eigenen Position? Wahrscheinlich war er der einzige, welcher hier mit seiner Dienerin plauderte, als wären sie gute, alte Freunde. Andererseits besaß die Sklavin keine wirklichen, lebenden Freunde, insofern hätte sie ohnehin nur ob deren Verhalten spekulieren können. Aber er stellte ihr teilweise doch sehr unsinnige Fragen und begann tatsächlich, sein Wissen mit ihr zu teilen - an und für sich boten Erklärungen keinen Grund zur Klage, befände Asny es nicht für weiser aufgrund der politischen Pläne ihres Herrn, sich ein wenig mehr mit einigen der höher gestellten Persönlichkeiten an diesem Ort zu unterhalten.
    Aber gut, arbeitete sie eben folgsam seine Papyrusrolle von Fragen ab und legte Sappho erst einmal wieder beiseite.


    "Ja, dominus, bezüglich deiner Frage zur 'Schiffspartie'. Auf einer liburna. Ihr hoher Achtersteven ragte weit vor und krümmte sich über dem Unterdeck. Es wirkte ein wenig wie der angriffsbereite Stachel eines Skorpions. Sie war schnell. Äußerst schnell. Auf die trainierten Soldaten bin ich im Übrigen nicht sehr neidisch, vernahm ich doch, wie selbst ein Kapitän sie als 'menschliche Ochsen' bezeichnete, zudem sind ihre körperlichen Proportionen derart verschoben, dass sie abseits eines Ruders von einem leisen Windhauch um ihr minderwertiges Gleichgewicht gebracht werden können. Überaus beeindruckend. Von ihrem stumpf geschlagenen Geisteszustand möchte ich gar nicht erst anfangen. Zu deiner zweiten Frage: Nein, selbstverständlich trainiere ich nicht. Ich bin nur gezwungen, regelmäßig die maßlose Freude über meinen Dienst bei dir zu stemmen, deswegen haben sich meine Muskeln zwangsläufig etwas stärker entwickeln müssen. Es ist überaus bedauerlich, dass es in deinem Leben in letzter Zeit augenscheinlich nur so wenig Anlass zur Freude gab. Und schlussendlich deine dritte Frage: mein Körper wird vollkommen von meinem Geist beherrscht. Ergo - nein, ich leide nicht unter der Seekrankheit. Ansonsten hätte ich unlängst einen Vorwand gefunden, um dich nicht zu dieser Hochzeit begleiten zu müssen."


    Mit vollkommen unschuldigem Lächeln erwartete Asny durchaus gespannt seine Erwiderungen, denn wie eigentlich zu jedem Zeitpunkt seit ihres Kennenlernens befand sich Aristides' Wortwahl und Reaktionsvermögen und seine Fähigkeit, Situationen korrent einzuschätzen auf ihrem ganz persönlichen Seziertisch, bereit, eingeordnet und bewertet zu werden.

  • Sim-Off:

    Erklärung dazu: Ich dachte, der Stuhl-Ritus würde in beiden Varianten der Ehe abgehalten werden. mea culpa - wir ziehen das nun dennoch durch, wenn auch als eine Art der Bindungsfestigung zwischen den Eheleuten. Mögen Gäste und Götter mir vergeben, auch für die außerplanmäßige Abwesenheit.


    Zitat

    Original von Manius Aurelius Orestes
    Auch wenn die beiden Eheleute keine confarreatio durchführen wollten, hatten sie den folgenden Ritus vorbereitet und vorgeschlagen. Orestes versuchte sich an den Leuten vorbeizudrängen und zu den Eheleuten zu gelangen, damit nach diesem Ritus, der profane Teil des Festes beginnen könnte.


    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Durus beobachtete ein wenig die Gäste. Der Ritus, den Corvinus und seine Braut vollführten, passte eigentlich zur Confarreatio - doch andererseits konnte er nirgendwo den Flamen Dialis entdecken (abgesehen davon, dass dieser wohl kaum gesund genug war, um hierher zu kommen). Nunja, möglicherweise versuchte man damit auch nur, der Hochzeit einen ehrwürdigeren Charakter zu geben.


    Es war zwar nicht Teil der manusfreien Ehe, und doch hatten wir uns dazu entschlossen, den Stuhlritus in die Zeremonie zu integrieren. Celerina saß inzwischen neben mir und Orestes bahnte sich seinen Weg durch die Gäste, die sicherlich bereits gespannt auf das anschließende Fest waren. Melancomas, der Kapitän dieses Schiffes, hatte indes dafür gesorgt, dass seine Männer an den entscheidenden Stellen standen, um direkt nach diesem letzten Ritus an Bord des Schiffes ebendieses ablegen zu lassen.

  • Serrana hatte den Flavier etwas aus den Augen verloren, nachdem er mit seinen Sklaven zur Rampe begeben hatte, um das Schiff zu besteigen. Sie blieb vorerst bei ihrem Vater stehen, bis auch sie an der Reihe waren, das Schiff zu betreten. In dem allgemeinen Gedränge, das nun entstand war sie von ihrem Vater getrennt worden und fand sie bald recht einsam und verloren an Bord des Schiffes wieder. Diese Tatsache beunruhigte sie aber nicht im Geringsten, denn auf diesem Schiff ging so leicht niemand verloren. So blickte sie sich erst suchend nach ihrem Vater um und als sie ihn nicht auf Anhieb fand, wandte sie ihren Blick dem Meer entgegen, das nur darauf wartete, dass das Schiff endlich auslief.
    Einen kurzen Moment widmete sie ihre Gedanken noch dem netten jungen Flavier der sie angesprochen hatte und den ihr Vater mehr oder weniger für seine Tochter als zukünftigen Gatten auserkoren hatte. Serrana selbst empfand diesen Gedanken als sehr abstrus. Sie, ein Mädchen vom Land, das erst seit einigen Wochen in Rom weilte und dieser weitgereiste Patrizier, der bereits die halbe Welt gesehen hatte. Nein, eine solche Verbindung war doch sehr unwahrscheinlich! Sie schüttelte leicht ihren Kopf und war über ihre eigenen Gedanken belustigt. Lieber schaute sie noch ein wenig hinaus aufs Meer und genoss dieFrische Brise.

  • Zitat

    Original von Phraates


    Siv beobachtete, wie nach und nach die übrigen Gäste das Schiff betraten und sich verteilten, wie die Vorbereitungen getroffen wurden für den letzten Ritus, was die Germanin – die sich mit den römischen Hochzeitsriten kaum auskannte – hauptsächlich daran erkannte, dass die Seeleute unauffällig damit begannen, das Schiff fertig zum Ablegen zu machen, damit sie in See stechen konnten, sobald auch der letzte Ritus durchgeführt worden war. Am liebsten hätte Siv ihnen ihre Hilfe angeboten, aber sie wusste selbst, dass das aus verschiedenen Gründen nicht in Frage kam. Wenigstens musste sie nicht umher gehen und bedienen. So sehr sie sich Ablenkung wünschte, Römer zu bedienen war nichts, was ihr nun würde helfen können, schon allein, weil das ein Maß an Selbstbeherrschung erfordern würde, von dem sie sich nicht sicher war, dass sie es heute würde erbringen können. Dann schon lieber sich im Hintergrund halten dürfen, wo es niemanden störte, wenn sie nicht höflich lächelte und kaum einen Ton sagte, und wo es niemandem auffallen konnte, wenn sie gelegentlich Mühe hatte, ihre Maske zu bewahren.


    Immer mehr der Gäste gingen an Bord, während Orestes sich nun zu dem Brautpaar durchschlängelte. Siv entdeckte auch Caelyn, nun alleine, und Nuala, und sie überlegte, ob sie zu einer der beiden hinüber gehen sollte, als plötzlich der Sklave vor ihr stand, den sie zuvor mit Caelyn gesehen hatte. Unwillkürlich hoben sich ihre Mundwinkel etwas in einem grüßenden Lächeln, aber bevor sie das Salve erwidern konnte, sprach er schon weiter, und Sivs Augenbrauen zuckten nach oben, als sie hörte, dass er ihren Namen kannte – und wie er ihn aussprach. Wieder fuhr er fort zu reden, bevor sie etwas einwerfen konnte, und diesmal rückten ihre Augenbrauen nicht nur noch ein Stück nach oben, sondern auch etwas zusammen. Sie wusste nicht so recht, was sie von seiner Frage halten sollte, zumal seine Worte darauf schließen ließen, dass es etwas mit Corvinus zu tun hatte – und dass er in Celerinas Auftrag handelte. "Siv", korrigierte sie ihn zunächst, wobei sie das I lang zog und den F-Laut etwas weicher aussprach als er es tat. "Mein Name ist, spricht man Siv. Oh, salve", fügte sie dann entschuldigend an, als ihr auffiel, dass sie noch gar nicht zurückgegrüßt hatte. Mit einer Mischung aus verhaltener Neugier, immer noch etwas Erstaunen und etwas Zurückhaltung, die Züge von Vorsicht trug, sah sie ihn an. "Corvinus ist mein Herr, ja. Was musst du fragen?"

  • Zitat

    Original von Decima Serrana


    Piso hatte sich Muehe gegeben, mit den beiden Decimern gemeinsam das Schiff zu besteigen, aber dies war nicht einfach. Fuer einige kurze, unangenehme Augenblicke dachte er schon, er haette die beiden aus den Augen verloren. Ein hastiger Seitschritt nach rechts brachte ihn naeher an die Reling des Schiffes heran. Hier versperrten weniger Leute die Sicht, und Piso konnte wieder die Decimerin sehen - doch ohne ihren Vater. Jener war entschwunden.
    Piso dachte sich kurz, ob er zu jenem Maedchen hingehen sollte. Wuerde sie es als aufdringlich empfinden? Oder sollte er lieber ihren Vater suchen und eine wahrhaft maennliche Konversation anfangen, welche vermutlich frueher oder spaeter in einen horrenden Besuff enden koennte, der seine Erinnerungen an jenem Tag mehr oder weniger ausloeschen wuerde?
    Er bemerkte jemanden hinter sich. Es war Cassivellaunus, Pisos haesslicher Leibsklave. Fragend blickte er seinen Herrn an. Jener liess sich zu einem Laecheln hinreissen und nickte ihm zu. "Geh nur. Unterhalte dich. Aber renn nicht weg. Das gleiche gilt fuer dich, Semiramis. Also." Mit jenen Worten entliess er die beiden, und sein Blick wanderte unwillkuerlich zu Serrana hin, zum wiederholten Male. Sollte er oder sollte er nicht?
    Er atmete tief durch und machte einen Entschluss.
    Er sollte. Er hatte nichts zu verlieren und... wer weiss, was er zu gewinnen hatte?
    Er quetschte sich zwischen zwei dickleibigen Senatoren durch, und kam hinter Serrana heraus. Leise trat er an ihre Seite heran. "Salve, zum zweiten Mal.", laechelte er sie an und blickte kurz aufs weite Meer hinaus.
    Dann raeusperte er sich. "Die ganze Situation... tut mir Leid.", meinte er. Er hatte deutlich gesehen, wie unangenehm es Serrana gewesen war, von Verus in jene Sache hineingedraengt worden zu sein. "Ich... nun ja... oeh... Serrana, ich wollte sagen, wenn es dir unangenehm ist, und nur deinem Vater zuliebe tust, dann wuerde ich es verstehen. Ich werde gehen, jetzt auf der Stelle, ohne zu zoegern, wenn du es willst, und du musst dich nicht mehr mit mir herumschlagen." Was war bloss mit ihm geschehen? Seine pompoese und aufgeblasene Art war aus ihm gewichen wie Luft aus einer angestochenen Scheinsblase. Ja, in Momenten wie diesen war Piso ein ganz normaler Mensch. So etwas passierte nur in der Anwesenheit von Personen, denen er... vertraute. Bei einer wildfremden Frau hatte er das noch nie erlebt. "Aber... ich wuerde es schade finden, sehr schade.", brachte er noch hervor. In seinen Augen lag eine unausgesprochene Bitte. Bitte, sag nicht nein.

  • Zitat

    Original von Siv


    Als Phraates mit seinem Wortschwall zu Ende war und tief einatmete, um Luft fuer den naechsten zu erhalten, bemerkte er, dass die Germanin relativ perplex dreinschaute, und darum verschonte er sie erstmals und liess sie ausreden. "Siehw.", kopierte er ihre Aussprache. Ob dies besser klang als vorher, konnte er nicht abschaetzen. Nun, er hatte Caelyns Namen gleich richtig aussprechen koennen, also wuerde ihm jener Name auch noch gelingen, obwohl er einigermassen schwierig war. Nun ja, seiner war das auch, das musste er zugeben.
    Er wiederholte sein "Salve.", als sie es sagte, wohl wissend, dass dies nicht mehr noetig war. Doch er wollte sich nicht Unhoeflichkeit nachsagen lassen.
    "Corvinus ist dein Herr, gut. Was ich wollte fragen, ist das.", meinte er mit einer weit ausholenden Handbewegung, die wohl als uebertriebene Gestik zu deuten war. "Corvinus treibt es! Aber wie? Wie treibt es er?", meinte er. Durch seine Augen schimmerte eine leichte Verzweiflung durch. Er musste das fragen, war das eine undankbare Aufgabe! Er wuerde sich vielleicht eine Ohrfeige bei Siv holen, aber er musste es tun, fuer seine Herrin, auch wenn er jene Tatsache verabscheute.
    "Caelyn mir hat gesagt, du weisst, wie mag er es in Bett. Nicht psch-psch!", ahmte er das Plaetschern enach, welches der Harnlass allgemein erzeugte. "Sondern treiben!" Seine Worte klangen zwar mysterioes, aber trotzdem auf eine ganz eigentuemliche Weise eindeutig, zumindest, was ihn anging. Er haette egrne eine eindeutige Geste dazu gemacht, doch fuehlte er, dass dies vor einer Dame nicht angemessen war. "Nicht mit er selbst, sondern mit Frau!", erklaerte er noch schnell, um diesbezuegliche Fragen aus dem Weg zu raeumen.
    Nachdem er seine umstaendlichen und seltsamen Schilderungen bei Siv deponiert hatte, schwieg er beschaemt und blickte zu Boden.

  • Siv nickte und lächelte etwas, als er ihren Namen wiederholte. So wie er ihn zuvor ausgesprochen hatte, hatte er etwas… versifft geklungen, und das hatte sie dann doch nicht einfach so durchgehen lassen können :D "Und du bist… Frattes. Fraaaates?" fragte sie nach. Wenn sie ihn schon verbesserte, was ihren Namen anging, und er so bereitwillig darauf einging, war es nur recht, wenn sie sich bemühte, seinen ebenfalls richtig auszusprechen. Egal, was er wohl von ihr wollte. Wovon Siv sich noch nicht wirklich eine Vorstellung machen konnte. Warum hatte die Flavia einen ihrer Sklaven zu ihr geschickt? Phraates’ Ausführungen, die sich der kurzen Begrüßung dann anschlossen, über das, was er fragen wollte, erwischten Siv dann aber doch ziemlich kalt. Celerina wollte wissen, wie Corvinus es im Bett mochte? Und wenn sie Phraates richtig verstand, dann ging es ihr offenbar um das Außergewöhnliche, um Situationen, in denen es zumindest nicht sonderlich leise zuging. Was sonst konnte der Sklave damit meinen, wenn er nicht psch-psch sagte? Was Siv allerdings nicht ganz klar wurde aus seinen Worten war, ob er nun dachte, sie könnte aus eigenen Erfahrungen berichten, oder ob sie Corvinus belauschte, oder eher: unfreiwillig etwas mitbekam, hatte sie doch als Leibsklavin die Kammer neben seinem Cubiculum. Oder wusste Phraates gar nicht, dass sie Corvinus’ Leibsklavin war? "Hat Caelyn gesagt, also?" fragte sie, um etwas Zeit zu gewinnen, während sie gleichzeitig leicht die Stirn runzelte. Was wusste er von ihr? Was hatte Celerina ihm erzählt? Sivs Blick flog kurz zu dem Brautpaar auf seinen Stühlen hinüber, als sich in ihrem Kopf gleich darauf die nächste Frage formte: was wusste sie? Wieso schickte sie ihren Sklaven mit dieser Frage ausgerechnet zu ihr – nur weil sie Corvinus’ Leibsklavin war, oder weil sie irgendetwas wusste?


    Obwohl die Celerina betreffenden Fragen durchaus dazu angetan waren, Siv etwas zu beschäftigen, war es letztlich egal, was Phraates wusste, dachte oder annahm. Es ging weder ihn noch Celerina etwas an, was Corvinus’ Vorlieben waren. Als ihr auffiel, dass das nur zur Hälfte stimmte, verbesserte sie sich gleich darauf mit zusammengebissenen Zähnen in Gedanken. Es ging die beiden nichts an, was passierte, wenn Corvinus mit Siv zusammen war. Sollte die Flavia ihren Ehemann doch selbst fragen, wenn sie es unbedingt wissen wollte. Und mit Caelyn würde sie auch noch ein Wörtchen reden, nahm sie sich vor, wenn die Keltin herumerzählte, Siv wüsste, worauf Corvinus im Bett stand – egal ob leise oder laut. Ihre Miene verschloss sich, während sie ihre Hände hinter sich auf der Reling abstützte und Phraates mit gerunzelter Stirn musterte. "Ich glaube nicht, dass das ist etwas, was dich angeht. Was er mag. Oder ob ich weiß, was er mag." Phraates konnte ja wohl nicht ernsthaft erwarten, dass sie ihm auf die Nase band, ob sie mit Corvinus überhaupt das Bett teilte, unabhängig davon, ob er das ohnehin schon wusste oder zumindest ahnte. Ungewöhnlich war es ja nicht, dass ein Römer eine seiner Sklavinnen zu sich ins Bett nahm – aber der Punkt war, dass es eine Frechheit war zu erwarten, dass sie mit einem Wildfremden darüber sprach. Phraates allerdings wirkte nicht so, als ob er sich gerade sonderlich wohl in seiner Haut fühlte – ganz im Gegenteil, er sah zu Boden und wirkte eher peinlich berührt. Vermutlich war es dieses Verhalten, das Siv zu einer Frage veranlasste. "Warum fragst du das?"

  • "Phra-A-tes.", wiederholte Phraates geduldig, als er sah, wie schwer sich die Germanin mit seinem Namen tat. "Ich aus Parthien bin.", fuegte er erklaerend hinzu.
    Es war schon durchaus erstaeunlich. Phraates Erklaerungen war nicht nur verworren und eigenartig gewesen, sie entbehrten jedem Funken von Verstaendlichkeit, welchen man sich vernuenftigerweise erwarten konnte. Seine unbeholfene Lautmalerei und vertrackte Grammatik, welche der lateinischen Sprache die selbe Syntax aufzwang wie der parthischen Sprache, halfen da nicht sehr viel. Und trotzdem... die Sklavin verstand in etwa, was Phraates gemeint hatte.
    Und es schien nicht gut anzukommen. Peinlich, peinlich, abermals peinlich. Phraates waere am liebsten im Boden verschwunden. Ahura Mazda, lasse mich verschwinden, nichts wie weg von hier!
    Doch der grosse Gott hoerte seine inneren Gebete nicht. Stattdessen daemmerte es ihm, dass er nicht nicht nur sich selbst, sondern auch Caelyn in eine unmoegliche Position hineinmanoevriert hatte. Er konnte nicht die Gallierin hier hineinziehen, er wuerde alles auf seine Kappe nehmen. Er wollte nicht, dass man ihm nachsagte, dass er kein echter Gentleman waere. "Nein, nicht gesagt hat!", beschwichtigte er. "Angedeut... nein, auch nicht angedeutet! Ich so gedeutet habe. Dabei sie nicht einmal wirklich etwas gesagt hat! Ich es missverstanden habe, ganz sicher. Nein, sie gar nicht etwas gesagt hat, ich nur es geglaubt habe!" Soweit seine von Herzen gut gemeinten, aber aller Voraussicht nach nicht sehr wirkungsvollen Versuche, Caelyn in Schutz zu nehmen.
    Siv hatte sein Gerede fuer eine gute Denkpause genutzt und sich von ihrem Erstaunen geloest. Nun kam die Gegenfrage. Ach, ach, wie ungnaedig! Ihm tat es schon weh genug, so etwas zu fragen, doch es war der Befehl von Celerina.
    "Ich weiss, ich weiss!", meinte er deshalb nur und nickte. "Nicht mich geht es an." Aber jetzt wusste er, dass er bei der Richtigen war. Er schuldete Caelyn noch etwas, trotz des Umstandes, dass sie ihn nicht ganz ernst genommen hatte.
    "Aber ich frage, weil Befehl es von Herrin ist." Aus seiner veraechtlichen Betonung des Wortes Herrin konnte man deutlich hoeren, wie wenig er davon hielt, unter dem Joch einer Roemerin sein zu muessen. "Sie mir gesagt hat, dass es eine Sklavin aus das Norden gibt. Ich sie fragen muss, was Corvinus... mag." Er zuckte mit den Schultern und blickte noch betrubsamer als ueblich drein. "Ich nicht wissen will. Aber Herrin. Was ich sagen soll, wenn sie mich fragt?" Er liess den Kopf haengen. "Es mir Leid tut... sehr Leid..."

  • "Phraaates", wiederholte Siv, diesmal schon deutlich näher an seiner Aussprache dran. Aus Parthien stammte der Sklave also, wie Cassim – das erklärte durchaus seinen fremdartigen Aufzug und seine manchmal etwas wunderliche Wortwahl, fand sie. Cassim sprach zwar anders, und im Gegensatz zu Phraates konnte er Latein fließend, aber auch er hatte eine etwas… nun ja, wunderliche Art, manche Dinge zu formulieren, fand sie. Ihren Kommentar über Caelyn nahm Phraates zum Anlass, etwas ausschweifender zu erklären, was sich zugetragen hatte – und dass die Keltin keine Schuld traf. "Ah ja", machte Siv nur, die dem Parther nicht wirklich glaubte. Erst hatte Caelyn angeblich etwas gesagt, dann nur angedeutet, und dann sollte es angeblich nur ein Missverständnis gewesen sein? Nein. Sivs Entschluss, mit Caelyn zu reden, stand fest – Phraates’ gut gemeinter Versuch, sie in Schutz zu nehmen, bekräftigten die Germanin darin noch eher. Aber sie konnte die Keltin ja immerhin zuerst fragen, was sie genau gesagt hatte.


    Dass ihre folgende Reaktion Phraates wiederum in seiner Annahme bestärkte, bei der Richtigen gelandet zu sein, ahnte Siv nicht – und wenn sie es geahnt hätte, hätte sie sich über sich selbst geärgert. Aber wie hätte sie auch reagieren können auf eine solche Frage? Noch dazu wenn, wie der Parther gleich darauf verriet, die Flavia ihn offensichtlich tatsächlich zu ihr geschickt hatte – oder besser, zu einer Sklavin aus dem Norden, die viel mit Corvinus zu tun hatte, und da gab es nun nicht sonderlich viele zur Auswahl, auf die beides zutraf. Siv rieb sich kurz über die Stirn mit ihrer Linken und stützte sie dann wieder auf der Reling ab. Phraates war mehr und mehr anzumerken, wie unwohl er sich fühlte – und Siv fühlte sich hauptsächlich hilflos. Wieder war sie versucht, zu dem Brautpaar, zu Corvinus zu sehen, aber sie unterdrückte diesen Drang und sah stattdessen weiterhin ihr Gegenüber an. Ein Befehl seiner Herrin. Wie er das sagte, ließ den Schluss zu, dass das auch etwas war, was ihm nicht sonderlich gefiel – Sklave zu sein, eine Herrin zu haben, der er gehorchen musste. Aber Siv hatte im Moment nicht wirklich den Nerv, darauf genauer einzugehen. Celerina konnte doch eigentlich gar nichts wissen, also warum schickte sie ihren Sklaven ausgerechnet zu ihr? Siv biss sich auf die Unterlippe und fragte sich, ob sie Corvinus davon erzählen sollte, nicht heute oder morgen, aber irgendwann in den nächsten Tagen. Wenn Celerina wusste, dass sie das Bett teilten, und dann von einem Sklaven im Haus erfuhr – oder spätestens in ein paar Wochen sah –, dass Siv schwanger war, würde sich ihr sicherlich die Frage aufdrängen, wer der Vater war. Erneut, diesmal unwillkürlich, löste sich ihre Linke von der Reling und glitt kurz über ihren immer noch flachen Bauch, bevor sie schließlich beide Arme vor der Brust verschränkte. Wenigstens jetzt war noch nichts zu sehen, erst recht nicht für jemanden, der sie und ihren Körper nicht kannte. Sogar sie selbst fragte sich manchmal, ob sie sich die kaum merkbaren Anzeichen, vor allem die winzige Wölbung ihres Bauchs, nicht einbildete, weil sie etwas sehen wollte. Im Moment war sie allerdings froh darum, dass ihre Schwangerschaft noch am Anfang war.


    Phraates hingegen begann der Germanin fast leid zu tun. Aber sie konnte ihm nicht helfen – sie würde sicherlich nicht mit ihm über etwas so Privates reden, nur damit er seiner Herrin etwas erzählen konnte. Für einen Moment kam ihr der Gedanke, selbst einfach irgendetwas zu erzählen – es war verlockend. Wenn sie es richtig anstellte, würde Phraates ihr wohl glauben, und dann würde Celerina… Aber Siv war nicht so. Sie war nicht diese Art von Mensch, und so schnell ihr dieser Gedanke gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder. So verlockend es auch sein mochte, Celerina aufs Glatteis zu führen und für ein paar Peinlichkeiten in der Hochzeitsnacht zu sorgen, sie brachte es nicht über sich. Auch nicht in diesem Fall. Allerdings löste das nicht ihr Problem, was sie Phraates nun sagen sollte. Sie konnte verstehen, dass er die Frage hatte stellen müssen, damit er der Flavia wenigstens sagen konnte, er hatte es versucht, aber sie würde mit Sicherheit nicht über ihr Sexleben reden, nicht mit ihm und auch mit sonst keinem – damit würde sich der Parther abfinden müssen. Siv biss sich kurz auf die Unterlippen und hob leicht die Schultern an, wohl wissend, dass ihre Weigerung Phraates in Schwierigkeiten bringen konnte. "Mir tut es leid. Ich kann dir nicht helfen. Ich weiß nicht, was du sagen sollst, zu deiner Herrin. Was ich mache, oder mit wem, oder was Pflichten sind von mir, ist meine Sache." In dem Moment, in dem sie das sagte, fiel ihr etwas ein, und ohne ersichtliche Pause fügte sie nahtlos an: "Und von meinem Herrn. Sie muss Corvinus fragen." Vielleicht half das ja. Wenn Phraates, trotz seiner scheinbaren Abneigung gegen seine Herrin, dennoch ihren Auftrag so gewissenhaft ausführte, konnte er sicherlich nachvollziehen, dass sie umgekehrt nicht einfach über ihren Herrn zu tratschen begann. Sie war seine Leibsklavin, und genauso benahm sie sich – loyal und verschwiegen, was seine Angelegenheiten betraf. Ein solches Verhalten war nicht nur normal für jemanden mit ihrem Status, sondern wurde von ihr erwartet. Phraates und erst recht Celerina konnten daran nichts auszusetzen haben, oder etwas seltsam daran finden. Siv war froh, dass ihr das eingefallen war, und sie hoffte, dass Phraates es darauf beruhen ließ. Gesagt, ob sie nun tatsächlich mit Corvinus das Bett teilte oder nicht, hatte sie immer noch nicht – aber selbst wenn Celerinas Sklave diesen Verdacht hegte, dann nahm er nun vielleicht an, und erzählte das auch hoffentlich weiter, dass sie das nur tat, weil sie als Sklavin kaum eine andere Wahl hatte, wenn ihr Herr das von ihr einforderte.

  • Die Aussprache seines Namens hatte Siv nun auch besser im Griff, und Phraates bestand ja auch nicht darauf, dass alles perfekt war. Wobei man anmerken musste, dass Phraates Vermutung, dass sein Versuch, Caelyn zu verteidigen, alles andere als perfekt war - was man auch an der Reaktion der Sklavin sah - komplett korrekt war. Es war doch ein Trauerspiel! Zuhause haette kein einziges dahergelaufenes Maedchen gewagt, seine Worte in Zweifel zu ziehen, wie es Siv nun mit ihrem abschaetzigen "Ah ja." tat.
    Er konnte nicht sagen, dass er sonderlich begeistert war. Aber es war ja nur eine Angelegenheit am Rande, viel wichtiger war es, das zu tun, was seine Herrin ihm aufgetragen hatte, auch wenn er es sehr schmerzlich fand, dass er so etwas tun musste.
    Der starre Blick, mit dem Siv der Parther fixierte, veranlasste ihn dazu, in Schweiss auszubrechen. Er fuehlte sich wie ein Angeklagter auf der Holzbank im Gericht. Dies war eine unmoegliche Situation. Obwohl, die ganze Sklaverei an sich war eine unmegliche Situation, doch jenes Ereignis fiel eindeutig heraus aus jener Kategorie, die man als Normalitaet und Routine kannte. Er wusste eines - dies hier war ein Vertrauenstest. Celerina wollte wissen, ob sie Vertrauen in ihn haben konnte. Natuerlich koennte sie Corvinus auch selber fragen, niemand wuerde daran etwas finden. Aber Phraates musste es herausfinden. Und wenn er das nicht schaffte, dann war alles hin. Dann wuerde er bis zum Rest seines Lebens Pampe fressen muessen, naechtens in einem modrigen Sklavenkaemmerchen versauern, des Tages sich den Buckel krumm schuften und am Abend zum Fenster hinausschauen, kurz die Augen zu schliessen und sich ganz kurz vorzustellen, dies waere Ktesiphon oder Aspadana oder Nisa oder Ecbatana oder wenigstens Dura und nicht dieses elende Rom.
    Ihm entging durchaus nicht, dass sich die Germanin ueber den Bauch strich, doch er interpretierte es nicht als das, was es wirklich bedeutete. Phraates glaubte, die Sklavin waere hungrig, und so mass er der Geste keine weitere Bedeutung zu.
    Er war auch viel zu aufgeregt, um ueber solche Randerscheinungen reflektieren zu koennen. Er musste an die Informationen kommen, und Siv musste sie ihm einfach mitteilen. Er wusste, die Informationen, die jene Sklavin in sich barg, waren der Schluessel zu einem anderen Leben mit mehr Freiheiten. Freiheiten, die ihm erlauben wuerden, vielleicht endlich an das Material zu kommen, welches er fuer einen Ausbruch brauchte. Dann wuerde die Moeglichkeit auf Rueckkehr in seine Heimat wieder Realitaet sein. Das, was er dazu machen musste, war, die Info aus der Sklavin herauszupressen.
    Was, wenn er es nicht tat? Ihm drohten Sanktionen, die er sich nicht einmal ausmalen wollte. Das Loch. Nein. Nein. Nein. In seinen Augen sah man kurz die Panik, die er schnell unterdrueckte.
    Stattdessen glomm in seinen Augen nun etwas anderes. Veraergerung, als Siv davon sprach, dass sie es ihm nicht sagen wuerde. Es wuerde keine Antwort geben. Das konnte doch nicht moeglich sein. In jenem Augenblick war er auf alle sauer. Celerina, die ihm diesen unausprechlichen Auftrag gegeben hatte. Siv, die nicht mit ihrer Information herausruecken wollte. Corvinus, der seine Verlobte so schaendlich hinterging. Selbst auf Grosskoenig Osroes, ohne dessen komischen Krieg er noch immer gemuetlich in Aspadana herumsitzen koennte und das Leben geniessen wuerde, mit einer unbeschreiblichen Frau an seiner Seite.
    Natuerlich, Phraates war ein vernuenftiger Mann, einmal normalerweise. Er wusste, dass ihm die Geschichte, die Siv ihm unterbreiten sollte, einen feuchten Kehrricht anging, und er wuerde keinen mueden Pfifferling fuer Sivs Geschichte geben, wenn er nicht den Auftrag haette. An der Erfuellung des Auftrags hing seine Zukunft, und er hatte wenig Lust, zu seiner Herrin zu gehen und zu sagen, dass er die Person gefunden hatte, aber aus Gruenden des Anstandes davon abgesehen hatte, sie auszuquetschen.
    Wie sdchon gesagt... die Strafe wuerde kommen wie ein Heer von Kataphrakten. Schnell, entsetzlich anzublicken und sehr brutal.
    Deshalb war er nun auf Sivs Geschichte fixiert.
    "Bitte, sag sie mir!", bat er nun. Vor Verzweiflung wurden seine Augen gross. "Es ist wichtig!" Aber es wuerde eh keinen Sinn haben. Seine Augenschlitze verengten sich. "Ich bin Aqa* Phraates, Sohn von Tiridates, ich bin Azadan** und Savaran*** von Parthien, du mir antwortest! Ich wissen muss! Muss!", ereiferte er sich und begann mit seinen Titeln herumzuschmeissen, obwohl er wusste, dass der Effekt, der er sich zuhause ob jenen Bezeichnungen erwarten konnte, sich hier wohl kaum einstellen wuerde. "Ich bin Kataphrakt! Anwaerter auf Zhayedan**** von Grosskoenig! Ich werde..." Was sollte er denn machen, wenn sie ihm nicht antwortete? Er wusste nicht. Er liess seine Schultern zum wiederholten Male haengen, und seine Augen wurden wieder normal. "Ich wissen muss, sonst in Loch ich geschmissen werde." Das musste sie doch verstehen! "Schau, ich dir auch sagen wuerde, wenn du das fragst und es wichtig ist!" Er wurde mit jedem Wort verzweifelter.


    Sim-Off:

    *Herr
    **Adeliger
    ***Ritter
    ****Die unsterbliche Garde


    EDIT: Fehlerteufel und kleinere Ergaenzungen.

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