Schätzungsweise drei Jahre zuvor
Das Schwert verfehlte ihn nur um eine Handspanne. Ragin duckte sich und durchlief flink den Angriff des Römers. Er rammte ihm seinen Dolch zwischen die Rippen und stieß ihn zurück. Ein morastiges Geräusch erklang, als der Feind zu Boden ging. Neben sich hörte er einen Schmerzensschrei, dann Gurgeln. Ragin riss den Kopf herum. Eben schnitt ein Römer mit seinem Legionsdolch seinem Vetter die Kehle durch. Alriks Augen waren groß und starr vor Schreck. Wie von Sinnen versuchte er, die klaffende Wunde in seiner Kehle zusammenzuhalten, doch vergebens. Er ging in die Knie, sackte zusammen. Dann rührte er sich nicht mehr. Überall war Blut! Nur noch drei! Ragin griff nach einem Stein und holte aus. Blechern schepperte der Helm des Römers, doch er wankte nich einmal. Ragin biss die Zähne zusammen. Er durfte sich nicht vollends von der Wut übermannen lassen! Er musste zurückkehren. Sie würde doch auf ihn warten. Und es war doch alles nur ein Versehen gewesen. So schnell war es gegangen. Der Pfeil, der den Hirsch verfehlt und plötzlich in der Brust eines Soldaten gesteckt hatte. Hel allein wusste, wo sie plötzlich hergekommen waren!
Vier hatten sie niedergestreckt. Drei waren übrig. Einer von ihnen kam auf Ragin zu, schleuderte ihm seltsame Worte entgegen. Hinter Ragin knackte ein Zweig. Sie kreisten ihn ein! Emmerich schrie ihm eine Warnung zu. Ragin warf sich zur Seite, rollte sich ab und kam wieder hoch. Emmerich war an seine Stelle getreten. Gegen zwei von ihnen hatte er keine Chance. Auch er fiel. Nun waren es nur noch Isfridu und er. Tränen verschleierten Ragins Sicht, als er seinen Schlegel hob und auf die Römer zustürmte. Dann war alles schwarz um ihn.
Als Ragin erwachte, blinzelte er in eine Welt aus grellem Schmerz. Die Geräusche des Waldes dröhnten in seinen Ohren. Hingebungsvoll stöhnte er. Er wollte seine Hand heben, doch es hielt ihn jemand fest. Es war warm. Es roch nach Suppe. Ragin versuchte, die Augen zu öffnen. Alles tat ihm weh. Sein linker Oberschenkel besonders. Und der Kopf. Woher kam die Hand? Er wollte sich aufrichten, doch jemand drückte ihn zurück. Es war nicht der Waldboden, auf dem er lag. Und diese sengenden Kopfschmerzen! Eine Stimme sagte etwas. Sie klang alt. Auch die Hände fühlten sich runzelig an. Es war nicht die Römersprache, die er hörte. „Du musst still liegen“, sagte der Alte dann. Ragin hätte weinen mögen. Jemand sprach seine Sprache. Er war nicht allein! Nur was war geschehen? Er erinnerte sich nicht. Dann sog ihn erneut eine wattige Schwärze auf.