Die Arbeitsräume des Thimótheos Bantotakis

  • Ich folgte interessiert den Ausführungen bis der Stratege, sehr zu meinem Missfallen, entschied ein höflicher Mensch zu sein ...


    "Strategos ich bin hier weil Menschen Fehler gemacht haben und um dafür zu sorgen das es nicht nochmal passiert, ob du jemanden leiden kannst oder nicht ist mir herzlich egal! Meinetwegen kannst du den gesammten Bericht mit wüsten Schimpfwörtern ausschmücken, wenn jemand Unmut auf sich zieht dann werde ohnehin ich das sein und zum anderen profitiere ich keineswegs davon wenn du, um meine gute Erziehung zu schonen, die Fakten verfälschst!"


    Daraufhin sah ich wieder auf meine Wachstafel hinunter und machte mich bereit weiter zu notieren ...


    "Also los! Der Kommandowechsel der XXII ...."

  • "Nungut, der Kommandowechsel der XXII. veränderte die Lage drastisch. Der Praefektus Legionis ist von gänzlich anderem Kaliber als der Eparchos Germanikus Korvus. Er verachtet die Hellenen, er verachtet die Aegypter, er schert sich nicht um unsere Traditionen und Bräuche und hat kein Gespür für die Situation, die in Alexandreia besteht. Kyprianus ging nach seinem Amtsantritt schnell auf offenen Konfrontationskurs, was mir als Strategos und meiner Stadtwache eine Menge Ärger beschert hat. Patrouillen verängstigten durch ihr radikales Auftreten die Bevölkerung. Besorgnis machte sich breit, dass unsere heiligen Hallen, so zum Beispiel das Tychaion, entweiht werden könnten. Ja, der Praefektus ging sogar so weit, das Prytaneion zu bedrohen. Er hat uns Kreuzigung angedroht, obwohl sogar eine Rhomäerin unter uns ist! Ich halte das für besonders unverschämt, zumal es nicht in seiner Kompetenz liegt, über uns Polites zu richten. Das darf nur der Eparchos Germanikus tun, Kraft seines Amtes!"
    Thimótheos machte eine kurze Pause, holte Luft und ordnete seine Gedanken. Dann fuhr er fort.
    "Nun will ich zu den weiteren Vorfällen kommen, die die Lage in der Polis verschärften und beinahe zur offenen Revolte geführt hätten. Es begann mit besagten Patrouillen und Drangsalierungen der Bevölkerung. Aufgaben der Stadtwache riss die Legion an sich, um Druck auf die Menschen ausüben zu können und die Bevölkerung zu verunsichern. Die Stimmung sank zusehends und spätestens, als ein Manöver vor und in der Stadt gegen das Anraten der Prytanen durchgeführt wurde, schlug die Stimmung völlig um. Aus traditioneller Abneigung gegen die bewaffneten Besatzer - denn so sehen besonders die verarmten Aegypter die rhomäischen Legionäre - wurde offener Hass. Und das äußerte sich bald in gewalttätigen Ausschreitungen. Du hast sicherlich von den Vorfall beim Tor der Basileia gehört. Ein rhomäischer Offizier war von meinen Männern in einer Gasse tot aufgefunden worden und sollte sofort dem Statthalter übergeben werden. Leider verbreitete die Nachricht vom Leichnam sich schnell und es bildete sich ein Mob, der meine Männer angriff und den Leichnam schänden wollte. Kurz vor knapp konnten die Stadtwächter den Toten an die Torwache der Basileia übergeben, die angesichts des Mobs sofort die Tore schloss. Ich wurde herbeigerufen und organisierte schnellstens eine Blockade vor den Toren, sodass das rhomäische Bürgerviertel geschützt war, so wie es meine Pflicht erfordert. Die aufgewiegelte Menge, die Steine warf und sogar unseren Gymnasiarchos Kerykes verletzte, musste auseinandergeschlagen werden und wurde mit aller Härte zurückgedrängt." Und wegen dieser Sache hatte der Strategos auch keinerlei Schuldgefühle. Er war davon überzeugt, alles richtig gemacht zu haben.


    "Doch dabei sollte es nicht bleiben. Überall kam es zu Auseinandersetzungen, die meine Leute mit Erfolg unterdrücken konnten. Ein Vorfall sei jedoch besonders zu erwähnen, nämlich der Überfall eines rhomäischen Militärschiffs im Hafen der Stadt. Ein Schiff der Classis war an Land gegangen und die bereits aufgewiegelte Menge wollte die Soldaten nicht an Land lassen. Daraufhin kam es zu einem Handgemenge. Soldaten der XXII. waren bald zur Stelle und konnten das Schiff und die Mannschaft sichern, doch es gab Tote. Ein Irrer schlachtete einige Alexandreier ab, wurde von der Legion verhaftet, jedoch nie zur Rechenschaft gezogen. Warum der Praefektus Terentius diesen Mann nie ausgeliefert hat, kann ich dir nicht sagen. Nun, letztendlich haben wir - und damit meine ich das Prytaneion, die griechische Oberschicht der Polis - zusammen mit dem Eparchos und mit Unterstützung meiner Stadtwache es geschafft, die Ordnung wieder herzustellen und die Lage zu beruhigen. Mittlerweile ist die Stimmung wieder besser und Gewalttätigkeiten sind vorerst nicht zu befürchten." Soweit von seiner Seite. Oder hatte er etwas unerwähnt gelassen? Na, der Gesandte würde sicherlich nachfragen, wenn er etwas vermisste.

  • Schnell bewegte sich mein Stylus über die Wachstafel und ich lauschte aufmerksam den Worten des Strategen, wie mir schien deckten sich seine Ausführungen mit denen des Praefectus Aegypti und des Gymniasarchen, allerdings war sein Schwerpunkt, verständlicher Weise, die Stadtwache. Als der Mann geendet hatte war ich noch kurz mit meinen Notizen beschäftigt und sah dann zufrieden auf ...


    "Sehr schön, soweit war das schon alles was ich über die vergangenen Aktionen wissen wollte, allerdings würde ich gerne noch etwas über die Zukünftigen erfahren! Hast du irgendwelche Veränderungen bei der Stadtwache geplant, oder in anderen Bereichen der Stadt?"

  • "Nicht geplant, sondern bereits durchgeführt! Ich habe neue Mitglieder für die Stadtwache rekrutiert, hauptsächlich in den ärmeren Stadtteilen, wo die Menschen gern in einen geordneten Dienst eintreten, der obendrein auch noch bezahlt wird. Diese Männer wurden neu ausgerüstet und erhalten seit meinem Amtsantritt eine reformierte Ausbildung, die ich selbst eingeführt habe. Dabei lege ich besonderen Wert auf Disziplin und Schlagkraft." Ein eindringlicher Blick flog dem Pompeius zu, bevor Thimótheos noch etwas hinzufügte. "Natürlich habe ich dabei die Vorgaben des Eparchos beachtet, die mir strikt aufgelegt wurden. Hierbei handelt es sich darum, dass die Stadtwache nur mit unscharfen Waffen, also Knüppeln und langen Stöcken, ausgerüstet ist. Das soll verhindern, dass sie eine ernstzunehmende Gefahr für die rhomäische Legion darstellen kann, was nur verständlich ist und was ich akzeptiere. Und falls du darüber hinaus auf Reaktionen der Stadtwache nach den Unruhen anspielst, so gab es auch diese: Die Patrouillenzahl und deren Mannstärke wurden erhöht. Die Kontrollen der Märkte wurden verschärft und es gab einige Verhaftungen und schnelle Urteile von Anstiftern und Aufwieglern. Das hat bisher voll und ganz ausgereicht."

  • Ich nickte wieder zufrieden immerhin schien der Stratege auch für die Zukunft zu planen, was der Gymniasarch nicht zu tun schien, zumindest war es das der Eindruck den ich gewonnen hatte während unseres Gesprächs ...


    "Gut, gut ... ich denke ich werde diese Bedingungen vielleicht nochmal zum Thema machen, vielleicht lässt sich ein bestimmter Teil besonders loyaler Männer doch mit richtigen Waffen ausrüsten!"


    Versprach ich also freigiebig wie ich war ohne auch nur eine Sekunde wirklich darüber nachzudenken, in nächster Zeit könnte mir ein ruhiger Schreibtisch vielleicht noch ganz recht sein ...


    "Wie sieht es eigentlich mit deiner politischen Zukunft aus, Strategos, planst du eine weitere Amtszeit, oder vielleicht sogar den Aufstieg in ein höheres Amt der Polis?"

  • Der Rhomäer zeigte sich plötzlich ziemlich großzügig, was den Strategos deutlich verblüffte. "Oh, wirklich? Nun, äh...ja, das würde ich selbstverständlich sehr begrüßen. Ich danke dir."


    Tjaja. Wie sollte es mit ihm weitergehen? Das wusste er selbst noch nicht so richtig. In seiner Familie lief es nicht so rund wie es sollte, während es in der Politik ebenfalls nicht perfekt voranging, wie die Unruhen gezeigt hatten. Er wusste nicht recht, ob er wohl wirklich einmal eine Auszeit nehmen sollte, oder sich doch für eine weitere Amtszeit als Prytane zur Wahl stellen sollte.
    "Um ehrlich zu sein: Ich habe keinen konkreten Plan, wo mich mein Weg hinführen soll. Zumindest nicht im Moment. Wenn die Götter eine höhere Position im Prytaneion vorgesehen haben, so will ich mich ihrem Willen nicht entziehen. Wer weiß wohin es mich noch verschlägt." Er grinste leicht. "Immerhin hättest du vermutlich auch nie geglaubt, einmal im Auftrag der Kanzlei des Basileus nach Aegyptus zu reisen, nicht wahr?"

  • "Da hast du natürlich recht!"


    Das konnte ich nun wirklich nicht abstreiten, auch wenn es mein eigener Vorschlag gewesen war so hätte ich es eine Woche zuvor noch nicht für wahrscheinlich gehalten ...


    "Sicherlich legt der Praefectus Aegyptii viel Wert auf verlässliche Ansprechpartner in der Polis, an deiner Stelle würde ich weiterhin im Amt bleiben, wer weiß was sich in nächster Zeit noch so alles ind der Polis tut!"


    Auch wen Ich zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich am allerwenigsten wusste was passieren würde, war ich mir doch sicher das Rom darauf bestehen würde das überhaupt etwas passierte ...

  • Scheinbar hatte ich den guten Mann zum Nachdenken angeregt, oder zumindest hatte es ihm die Sprache verschlagen. Da ich aber nunmal alles erledigt hatte nickte ich ihm nochmal freundlich zu und verabschiedete mich dann, Rom war bereits wieder in greifbare Nähe gerückt ... ich konnte es kaum erwarten ...

  • Thimótheos Bantotakis platzte vor Wut. Da versuchte er die Umstände des Todes der Urgulania so unbekannt wie möglich zu erhalten und irgendein Riesenhirni posaunte jede Einzelheit in die Welt hinaus. Der Strategos schnaubte aufgebracht und drohte die beiden Stadtwächter in seinem Arbeitsraum in Grund und Boden zu starren. Den beiden brach der Schweiß aus, während ihr Vorgesetzter in seiner Wut versuchte zu denken. Er krallte seine Finger in die Tischkante, dann sprang er abrupt von seinem Stuhl auf und stromerte hinter seinem Schreibtisch auf und ab. "WER bei Agathe Tyche IST dieser Dudus überhaupt?!" polterte er unvermittelt. Timos richtete seinen zornigen Blick wieder auf die Stadtwächter. Die beiden Männer waren - wie so oft - incognito in Rhakotis unterwegs gewesen und hatten zufällig eine Rede - oder vielmehr eine Anstachelung...oder war es eine Diskussion gewesen? - miterlebt, deren Inhalt sie unverzüglich zum Arbeitszimmer des Strategos geführt hatte. Jetzt schissen sie sich beinahe in die Unterkleider und stammelten sich ihre Antworten zurecht.
    "Nun, das...er...der Dudus ist..." begann der eine.
    "Ein Niemand!" fiel ihm der andere ins Wort.
    "Ja, Niemand. Wir haben keine Ahnung..."
    "KEINE AHNUNG?" brüllte der Strategos und ließ seine Faust auf den Tisch niedersausen. "Pferdescheiße! Ihr seid die verdammte Stadtwache von Alexandria, wenn ihr keine Ahnung habt, wer dann?" Die beiden Männer schlotterten vor Angst.
    "Ich...wir...der Dudus..."
    "Dudus wohnt in Rha..ahaa...kotis!"
    "Mehr wissen wir...nicht..so recht..."

    Thimótheos verdrehte angesichts einer solchen Zurschaustellung von Panik die Augen und knurrte furchteinflößend. "Dann findet gefälligst mehr über diesen Typen heraus. Wieso hetzt er gegen die Rhomäer? Was hatte er mit Iunia Urgulania zu tun? Und wer ist der Typ?" Er starrte seine beiden Spione finster an, die sich jedoch kein Stückchen rührten.
    "Und wenn ihr nächstes Mal keine ordentlichen Ergebnisse präsentiert, schneide ich euch räudigen Kötern eigenhändig die Nase ab!RAUS JETZT!" Er warf den beiden Flüchtenden seinen Wasserkrug hinterher, der im Vorzimmer bei seinem Schreiber in etliche Stücke zerschellte. Galáktion wagte einen besorgten Blick, machte sich allerdings schnell wieder an die Arbeit - außerhalb des Sichtfeldes seines Bosses - als er dessen erboste Miene erfasste. Der Strategos hatte sich derweil grummelnd und angestrengt in Gedanken vertieft auf seinem Stuhl niedergelassen.

  • Scipio marschierte ins Vorzimmer des Strategos und sprach einen Schreiber von oben herab an:


    "Salve, ich bin Magister Officiorum des Praefectus Alexandriae. Ich habe hier einen Termin für den Strategos beim Praefecten. Er sollte möglichst erscheinen."


    Dabei hielt Scipio dem Mann das Schreiben hin. Ob er nun selber dem Strategos die Einladung überreichen sollte oder ob es der Schreiber tat konnte dieser nun selbst entscheiden. Dabei beobachtete Scipio einen anderen Schreiber der gerade damit beschäftigt war Scherben eines Kruges zusammen zu fegen. :D




    Salve Strategos,


    der Praefectus wünscht deine Anwesenheit bei einer Besprechung zu den Vorgängen in der Stadt in der letzten Zeit. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Fall Iunia Urgulania fallen. Die Besprechung findet am ANTE DIEM X KAL FEB DCCCLX A.U.C. (23.1.2010/107 n.Chr.) zur zehnten Stunde in der Regia statt. Gegen dieses Schreiben wird man dich zu meinem Officium geleiten. Sei pünktlich und und bringe möglichst die neuesten Informationen der Stadtverwaltung mit.


    gez.
    Tiberus Prudentius Scipio

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