Schwerfällig sprang der glimmende Span von Öllampe zu Öllampe und entzündete Docht für Docht. Die Tür hatte ich hinter mir angelehnt, damit kein Tageslicht aus dem atrium hier hinein fiel. Bald war der kleine Altar und mit ihm jedes der stilisierten Ahnenfigürchen in goldenes Licht getaucht. Ich steckte den Span kopfüber in die mit Sand gefüllte Schale und senkte vor den Götterbildnissen den Kopf.
"Iustitia, dies ist dein Ehrentag. Ich gedenke deiner und hoffe auf deine Gunst, im Namen meiner Familie. Ich bitte dich auch, führe den Peiniger meiner Verlobten seiner gerechten Strafe zu. Ich will auf dein Urteil vertrauen, denn ich glaube an deine Güte und Weisheit und die Gerechtigkeit, mit der du über uns Sterbliche richtest." Mein Blick blieb kurz an der kleinen Waage heften, welche die Götterfigur vor sich hielt. Mit einem leisen, schleifenden Geräusch glitt die schmale Klinge aus der Dolchscheide. Die Göttin besaß zwar ein Richtschwert, doch für diesen Tag, ihren Ehrentag, wollte ich ihr zudem auch meinen Dolch überlassen. Jenen, der sonst in ener Halterung im Regal meines Arbeitszimmers ruhte. Geschliffene Rubine waren in den Griff eingearbeitet. Ich legte ihn zwischen die Öllampen und fuhr gedankenverloren mit den Fingerspitzen über die Erhebungen.
"Ehrwürdige Richterin, wache über meine Familie", murmelte ich. Nur noch kurz verharrte ich vor dem arula, dann wandte ich mich nach rechts und deutete eine Verbeugung an. Hernach verließ ich den Raum und verschloss sorgfältig die Tür. In Kürze würden die ersten Klienten eintreffen, und bis dahin galt es, sich die toga anlegen zu lassen