• Berno, einer der Knechte des Händlers Raginamunt, war nicht mit zum Handelskontor gekommen, da er eine ganz andere Aufgabe hatte. Er sollte sich bei den hiesigen Tavernenbesitzern nach ihren Bedarfen für Honigwein und Bier erkundigen. Zwar hatte Raginamunt bereits einen potenziellen Abnehmer, aber er wollte sicher gehen, dass er auch wirklich den besten Preis bekam.


    So klapperte Berno eine Taverne nach der anderen ab und kam im Laufe eines Bechers Wein oder Bier, ersteres mochte er nicht sonderlich, auch sogleich ins Gespräch mit dem Wirt oder einem seiner Angestellten. Dabei wusste er aber stets zu vermeiden, um was es eigentlich ging. Den Handel selber würde nämlich sein Herr durchführen.


    So kam es, dass er auch diese Taverne hier fand und eintrat. "Salve," meinte er mit den wenigen lateinischen Wörtern, die er beherrschte. Da man hier in der Stadt und auch rundum auf dem Lande aber sowieso einen eigenen Stil sprach, meist sogar germanisch oder, was seltener vorkam, keltische Sprache nutzte, war das aber in der Regel nicht so das Problem. Sollten sie nach Italia oder woanders hin reisen, würde es schon schwieriger. In Gallien aber, wo sie sonst immer den Handel betrieben, kam er gut zurecht. Sein Blick schweifte durch die Taverne um nach einem günstigen Platz zu sehen.

  • An diesem Tag war Markttag, und in der Taberna um diese Uhrzeit noch wenig los, weil alles auf dem Forum war, um sich das Geld zu verdienen, das man später in der Taberna ausgeben konnte. Das zu dieser Jahrezeit sowieso nicht so üppige Sonnenlicht schien durch die farbigen Fenster des Schankraums (weißes Glas war für ein Etablisment dieser Sorte weder erschwinglich, noch gewollt) und ließ eine schummrige Atmosphäre aufkommen, da sich noch niemand die Mühe gemacht hatte, zu dieser Uhrzeit die Lampen zu entzünden.
    Die junge Kellnerin lehnte am Tresen und unterhielt sich mit einem Gast, der zu dieser Uhrzeit schon zu viel gehabt zu haben schien, denn seine germanischen Worte waren mehr als nur schwer zu verstehen, aber das schien sie nicht zu stören. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie ein Mann eintrat, und sich umzusehen schien...

  • Es war nicht viel los hier und so begab er sich gleich an die Theke der Taverne. Freundlich nickte er der Person dahinter zu, ignorierte aber den Gast, der sich dort ebenfalls befand. "Ein Bier und einen Met hätte ich gerne," meinte er in seiner Sprache und ließ seinen Blick interessiert schweifen. Er war gespannt, wie das hier schmecken würde. In Gallien hatte er mal was getrunken, das war ihm eher wie Pferdepisse vorgekommen - nicht das er das schon mal getrunken hätte, aber wenn er sich hätte vorstellen müssen, wie sowas schmeckte, dann wäre er sicherlich zu dem Entschluss gekommen, dass es genau so schmecken musste. Widerlich und absolut nicht empfehlenswert.


    Anschließend hatten sie dem Wirt ihr Bier probieren lassen und der Wagen war sofort leer gekauft gewesen. Ein Anderer allerdings hatte nichts von wissen wollen, da er sein biliges Bier eh panschte. Manchen Wirten war eben nicht zu trauen. Zum Glück nicht allen.

  • "Hier das Bier...", dröhnte die Stimme des korpulenten Wirts, der dem Mann seinen Krug vor die Nase auf die Theke stellte, "Den Met heiß, oder kalt? Gewürzt, oder pur?"


    Der Wirt blickte den Mann fragend an, schließlich konnte er keine Gedanken lesen, und so feststellen wie der Mann seinen Met trank.

  • Der Wirt fiel ihm erst jetzt auf und so war er ein klein wenig erstaunt darüber ihn und den Krug plötzlich vor der Nase zu haben. Wo hatte der denn gesteckt? Ah, vermutlich dort, wo er ihn von hier aus nicht gleich hatte sehen können. Das erklärte alles. Auf die Frage nach dem Met hin meinte er nur knapp: "Kalt und pur!" Nur so konnte er die Qualität des Mets herausschmecken. Gewürze veränderten den Geschmack und konnten somit wichtige Bestandteile dessen übertünchen, die aber wichtig waren um herauszufinden, ob der Met gut oder weniger gut war und wenn er warm war, geschah ähnliches.


    Einen Moment sah er dem Wirt noch nach und nahm dann einen Schluck des Bieres, welchen er eine Weile auf der Zunge rollen ließ. Schließlich schluckte er dieses runter und fragte, als der Wirt zurück kam: "Gutes Bier! Wo bekommt Ihr das her? Ich hab hier schon Bier getrunken, da hätt ich es am Liebsten gleich wieder ausgespuckt."

  • Der Wirt blickte den Mann verdattert an, und warf der Kellnerin dann einen ebenso kritischen Blick zu: was war das denn für eine Frage?


    "Sicherlich nicht in dieser Taberna... Wir brauen es im Haus, natürlich. Was denn sonst?", er fragte sich schon, wie der Fremde auf diese Frage kam, servierte diesem dann aber routiniert den gewünschten Met, "Und bevor die Frage aufkommt: ja, auch der Met wird von uns selbst angesetzt. Die Bauern aus der Umgebung liefern uns den Honig, und das Getreide für das Bier."


    Er runzelte die Stirn... wo kam der denn her? Andererseits fragte er sich, in welcher Gegend man leben musste, in der nicht jeder sein eigenes Bier braute, oder Met ansetzte, schließlich war das Bier das Volksgetränk Nummer eins, weil überall herzustellen wo es Getreide gab, und Met erforderte außer einer dicken Haut nur sehr viel Geduld...

  • "Na da kann man nur gratulieren," meinte er und nickte noch einmal bekräftigend. "Droben in Gallien, da können sie sowas nicht wirklich. Schmeckt meistens ziemlich grauslig," fügte er an und roch an dem Met, sog genüsslich den Duft des Getränkes in die Nase und nippte dann. Ja, auch der schmeckte gut. Vielleicht etwas herb für seinen Geschmack, aber dennoch gut. Zufrieden nahm er einen größeren Schluck und stellte den Becher wieder ab.


    "Da haben sie in ein paar Tavernen versucht gepanschtes Bier zu verkaufen. Hat mächtig Ärger gegeben als es rauskam. Ich sag Euch, die Gallier sind schon manchmal komisch." Er zuckte leicht mit den Schultern und deutete dann in den Schankraum. "Irgendwo reserviert oder egal wo ich mich hinsetze?"

  • Der dickliche Wirt blickte einmal verschwörerisch nach links, dann nach rechts, bevor er den Mann dreckig angrinste: "Das sind ja auch Kelten... wie soll man von denen erwarten, vernünftiges Bier brauen zu können? Genauso die Italiker... deshalb sind die Legionäre ja so froh, wenn sie zu uns kommen. Hier gibt es wenigstens Bier, das nach dem Getreide schmeckt, aus dem es gegoren wurde. Und panschen macht hier niemanden glücklich... die Leute würden nicht kommen, wenn sie hier nicht bekommen würden, was sie wollen. Achso... setz dich hin, wo du willst. Wie du siehst ist noch genug Platz hier..."


    Als der Mann sich setzte, nahm der Wirt einen Schaumverkrusteten Krug und schrubbte den mit kräftigen Armbewegungen gründlich aus, wobei er ein kleines Lied vor sich herpfiff...

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