Das Missgeschick

  • Methodius wurde schon langsam sauer.
    In Thrakien konnte man gruene Tinte in jedem Bauerndorf kaufen. Ja, man konnte sich sogar aussuchen, ob man hell- oder dunkelgruene Tinte wollte.
    In Rom schien aber noch nie jemand davon etwas davon gehoert zu haben. Nun, zugegebenermassen, dass konnte damit zusammenhaengen, dass er auf dem Kleiderbasar war. Eine Wahl hatte er aber kaum. Rom war so riesig und unuebersichtlich, aber die Maerkte waren noch viel groesser und noch viel verworrener. Kein Neuankoemmling konnte da noch durchfinden.
    Sich durch die Staende durchdraengelnd, gelangte er irgendwann zum Ende von diesem Kleidungsmarkt, wo vor allem billige, schaebige Kleidung, aber auch teure Kleidung, die trotzdem schaebig aussah, verkauft wurde. Er stand jetzt vor einem gewaltigen Sortiment von Lebensmittelstaenden. Er wandte sich an einen Haendler. "Entschuldigung. ich suche Schreibutensilien." "Ahhhh! Du wolle Banane! Habe fein Banane! Du wolle probieren?" "Aeh, nein, danke...", meinte Methodius. Er geriet langsam in Panik, drehte sich um, wollte weghasten...
    ....da machte er einem Rumser. Methodius flog nach hinten und kam hart am Boden auf. Er war mit einem Mann zusammengestossen, der eine riesige Ladung von Paketen mit sich trug. Eines davon flog auf Methodius, und der Inhalt des Paketes erleerte sich ueber ihn. Etwas flog auf seinen Kopf zu, er konnte es gerade noch mit seinen Haenden abwehren, und er stiess einen schauderhaften thrakischen Fluch aus.


    Sim-Off:

    Reserviert...

    ir-servus.png

    Sklave - Lucius Aelius Quarto

    Einmal editiert, zuletzt von Methodius ()

  • Immer wieder eine neue Erfahrung bot der Besuch der unzähligen Märkte dieser Stadt. Die niemals endende Suche nach den neuesten und ausgefallensten Modetrends hatte mich wieder einmal in die Stadt getrieben. Irgendwann, als das Gedränge mir zu viel wurde und meine Sänfte sich nicht mehr ihren Weg bahnen konnte, entschied ich mich kurzerhand, die Sänfte stehen zu lassen und zu Fuß weiterzugehen. Wie immer, war ich in Begleitung meiner Sklaven, die mich in jeglicher Weise zu unterstützen hatten. Ylva übernahm dabei die Farb- und Typberatung, wenn es mich denn tatsächlich zu einem der unzähligen Stände trieb, an denen es Damenbekleidung gab. Meinen Leibwächter hatte ich wieder einmal dazu verdonnert, unter anderem auch als lebendiger, wandelnder Kleiderständer zu fungieren. Es dauerte nur wenige Stunden, bis ich mich mit einigen neuen Tuniken, einer herrlichen Palla und zwei Paar Sandalen aus Ägypten eingedeckt hatte. Auch meine liebe Ylva war nicht ganz leer ausgegangen. Für sie hatte ich eine besonders hübsche Tunika gefunden, die wunderbar zu ihrem blonden Haar paßte.
    Ich war heute wirklich allerbester Laune. Nichts konnte mich heute ins Wanken bringen, nichts jedenfalls, was mir in den Sinn gekommen wäre.


    Ich hatte bereits den nächsten Stand mit seinem großartigen Angebot anvisiert und gemeinsam mit Ylva steuerte ich denselben mit großen Schritten an, nur gefolgt von einem fluchenden Thraker, der nun für alle Welt unübersehbar die Früchte meines Einfaufs trug.
    Ylva und ich waren bereits im Reich eines orientalischen Stoffhändlers verschwunden, während ganz Schreckliches unweit unseres Standortes geschah. Glücklicherweise war ich nicht Zeugin dieses verehrenden Unfalls geworden, bei dem nicht nur eine meiner neuerworbenen Tuniken in Mitleidenschaft geraten waren.

  • Langsam hatte Chimerion keine Lust mehr, dauernd den Packesel für seine Herrin zu spielen, die eine wirkliche Schwäche für alles hatte, das man anziehen, tragen oder nur angucken konnte, kurz für alles, was schön und teuer war.
    Bekam Chimerion immer feuchte Hände, wenn er seine Herrin durch den Trubel begleiten musste, schien es Celerina sogar großen Spaß zu machen und sogar Entspannung zu sein. Wieder einmal konnte er über diese Eigenart der Frauen nur den Kopf schütteln und auf ein baldiges Ende der nervenaufreibenden Einkaustour hoffen.
    Der Tag hatte mit neuen Kleidern begonnen und setzte sich nun bei einem weiteren Händler fort. Tuniken, Töpfe mit Körperölen, Schminke und Salben stapelten sich in Beuteln und Tiegeln, die Chimerion vor sich hertrug und die ihm zeitweise die Sicht nahmen.


    Schließlich kam was kommen musste, eine große Erschütterung lief durch Chimerion und ein Teil der Waren fiel ihm aus den Armen, auf einen Mann, der am Boden lag. Chimerion wollte sich schon auf den Mann stürzen, als er dessen Fluch hörte. Statt auf den Mann einzuschlagen, legte er den Rest der Einkäufe sorgsam ab und reichte dem Mann seine Hand, um ihm aufzuhelfen.
    "Wer bist du?" fragte er mit holprigem Thrakisch.

  • Methodius konnte es dem mann nicht veruebeln, dass er ernsthaft sauer dreinblickte. Es war immerhin seine Schuld gewesen, er hatte nicht geschaut. Immerhin hatte er den anderen nicht umgeworfen.
    Doch im selben Moment, als Methodius das Schicksal beschimpfte, schien der Unmut aus dem Gesicht seines Gegenuebers zu fliegen. Seine Zuege glaetteten sich, und er legte den Kram, den er auf seinen Armen herumbalanzierte, ab und sprach Methodius an.
    Eine Sekunde lang bemerkte es Methodius nicht einmal, doch dann wurde ihm klar - das war kein latein. Die Sprache, die der Mann sprach, war seine Muttersprache.
    Kurze Erinnerungsbruchstuecke blitzten vor ihm auf, wie kleine Funken. Der Geruch von Ziegenkaese. Der Gestank der Strassen von Byzantium, und die Salzluft des schwarzen Meers. Die Aegaeis. Das Gesicht seiner Mutter.
    Er schluckte. "Du bist Thraker?", fragte Methodius dem Mann erstaunt, ja, erfreut in seiner Muttersprache. Er liess sich von dem Mann aufhelfen. "Ich bin Methodius. Wie heisst du? Es tut mir wirklich Leid, dass ich in dich hineingerannt bin."

    ir-servus.png

    Sklave - Lucius Aelius Quarto

    Einmal editiert, zuletzt von Methodius ()

  • Chimerion nickte eifrig, während er dem Mann auf die Beine half. Der junge Mann wirkte ein wenig verwirrt, als Chimerion in ansprach, doch er antwortete ihm in der gleichen Sprache, wenn er auch einen etwas herben Dialekt sprach.
    "Um genau zu sein komme ich aus Dakien, nahe der Hauptstadt Sarmizegetusa. Kein Problem, die Sachen kann kann man ja wieder reinigen", meinte er dann nur.
    "Mein Name ist Chimerion, ich bin der Leibwächter von Flavia Celerina. Bist du auch Sklave?" fragte er.

  • "Ah, Dakien! Genau, wir Thraker und Daker sprechen ja fast die selbe Sprache.", laechelte er. "Danke uebrigens.", meinte er, als er dank Chimerion wieder auf seinen Beinen stand, sowohl zur Tatsache, dass Chimerion ihm das nicht veruebelte, sowie dazu, dass Chimerion ihm aufhalf.
    "Chimerion. Nett, dich kennen zu lernen. Ich bin Methodius. Und ja, ich bin ebenfalls Sklave. Vom Consul Aelius Quarto.", seufzte er. "Sarmizegetusa, davon habe ich schon gehoert. Hast du schon von Deultum gehoert, am schwarzen Meer? Ich bin von dort."
    Waehrend er noch sprach, fuehlte er sich von hinten angesprochen. "Ja, Kruzitiarken, des hot tscheppert!", grinste ein Verkaeufer im Kleidungsstand hinter ihnen. "Des hot an Tuscher gmocht! Des ist deiner, glaub i." Er warf Methodius einen Schuh zu. Genau, das war das Objekt, welches Methodius mit seiner Hand abgeblockt hatte. "Aeh, danke.", rief Methodius auf latein in seine Richtung und wandte sich dann wieder an Chimerion. "Das muesste der Schuh deiner Herrin sein...", meinte er und gab den Schuh an ihn weiter.

  • Chimerion legte den einzelnen Schuh zu seinem dazugehörigen Partner, nicht ohne ihn vorher noch ein wenig zu säubern, diese Marke von Georgius Armanius waren mehr wert als zwanzig Sklaven.
    Er grüßte den Mann vom Kleiderstand, der so freundlich war, den zweiten Schuh zu bringen und sich ein breites Grinsen nicht verkneifen konnte.
    Er wandte sich wieder an Methodius.
    "Freut mich, dich kennen zu lernen, Methodius. Kein Problem, ich dachte erst, du wärst einer dieser Straßendiebe, die sich hier herumtreiben und die Leute anrempeln, nur um ihnen dann den Beutel zu klauen," meinte er fröhlich. Die Tatsache, einen Landsmann vor sich zu haben, versetzte ihn in Hochstimmung.
    "Ich habe schon von deinem Herrn gehört, er ist der Bruder des Kaisers, oder?", fragte er vorsichtig. Er glaubte das von Celerina gehört zu haben, schließlich musste man als Sklave einer reichen Familie auch wissen, welche anderen Menschen der Nobilitas angehörten.


    Der Name Deultum rief eine Erinnerung in ihn hervor...Lange dunkle Haare, weiße Haut, rote Lippen und.... - er riss sich aus seinen Erinnerungen. "Ja, ich habe von Deultum vieles gehört, von einer.....einer guten Bekannten, die aus diesem Ort stammt. Besonders das Meer muss wunderschön sein..." er stockte wieder.
    Lange Abende am Feuer, während sie nebeneinander saßen und er an ihren Lippen hing. Ihr Vater hatte mit dem Handel von Gewürzen ein Vermögen gemacht und war nach Sarmizegetusa gekommen, um sich hier niederzulassen. Sie erzählte so wunderschöne Geschichten--Aphus--- wie sehr fehlte sie.

  • Methodius bemerkte die Sorgfalt, mit der Chimerion den Schuh zu seinem restlichen Geruempel legte. Der war vermutlich nicht billig gewesen. Klar, dass dies die Einkaeufe einer Frau sein muessten. Wer wuerde diese erstaunlichen Geschoepfe je verstehen?
    Er grinste, als Chimerion, ihm sagte, weshalb er am Anfang so aggressiv gewirkt hatte. "Ach so! Das haette ich mir denken koennen, Mensch! In der Stadt sind ja die Diebe heftigst am Werke... pah... elendes Rom. Ich wuerde so gerne hier rauskommen. Bin gerade erst ein paar Tage hier und schon macht es mich fertig." Er seufzte, aber auch er konnte nicht wirklich melancholisch sein. Es war so gut, endlich wieder jemanden zu sehen, der aus seiner Heimat stammte.
    "Das stimmt, der Bruder des Kaisers. Den Kaiser habe ich aber noch nie gesehen. Es juckt mich aber auch nicht wirklich, den Gockel anzugaffen, der unser Land unterjocht hat.", grinste er.
    Er hoerte Chimerion andaechtig zu, als er von seiner Bekannten aus Deultum erzaehlte. Er nickte dazu. "Ja, Deultum ist eine sehr nette Stadt. Was fuer ein Zufall, dass du jemanden von dort kennst. Und ja, das Meer ist sehr schoen... vor allem die Sonnenaufgaenge." Ja, mit Deultum hatte er eine innige Verbindung. Aber es wuerde nie seine Heimat sein, so wie Byzantium seine Heimat war... eine Heimat, die mit einer Herkunft verbunden war, derer er sich schaemte, und deshalb zu verdraengen versuchte.


    Sim-Off:

    EDIT: Vermutlich weisst du's eh schon, aber nur mal so, weil ich es im ersten Post vergessen habe: Deultum = Burgas in Bulgarien. ;)

    ir-servus.png

    Sklave - Lucius Aelius Quarto

    Einmal editiert, zuletzt von Methodius ()

  • Bei den ersten Worten des Thrakers wurde Chimerion stutzig. War hier vielleicht ein weiterer Kandidat für eine Flucht? Immerhin wollte er weg, aber taten das nicht die meisten Sklaven? Er beschloss, trotz allem vorsichtig zu sein.
    "Wie lange bist du denn schon hier? Wenn ich du wäre und Wertsachen bei mir hätte, dann würde ich sie auf der Haut tragen, dieses Gesindel klaut dir die Sandalen unter den Füßen, wenn du nicht aufpasst," entgegnete er trocken und sah sich in dem Getümmel um.
    Wo blieb eigentlich seine Herrin? Hatte sie noch mehr Lasten für ihn zum tragen?
    "Was sind deine Aufgaben beim Bruder des Kaisers? Bist du ein Haussklave?" fragte er neugierig, um mehr über diesen Mann herauszufinden. Wann hatte er denn schon mal Gelegenheit, einen Thraker zu sprechen und über die alte Heimat zu reden.

  • Sein gegenueber schien Methodius zu verstehen, als dieser sich ueber Rom und die Gefangenschaft beklagte. Klar, er war in genau der selben Situation.
    "Ich bin erst seit gut 2 bis 3 Wochen hier. Danke auf jeden Fall fuer den Rat, ich werde ihn beherzigen. Mein Herr hat schon gesagt, dass ich aufpassen sollte. Ich habe wohl Schwein gehabt, dass man mich bisher nicht ausgeraubt hat. Anfaengerglueck.", versetzte er. Er folgte dem Blick Chimerions in der menschenmenge, hatte er etwas gesehen? Da war wohl nichts.
    "Ich bin sein Sekretaer.", meinte er, nicht ganz ohne Stolz. "Daruber bin ich froh. Ich muss mir nicht den Buckel vollschuften. Nachrichten ueberbringen, Briefe schreiben, Buerokram erledigen, Diktate niederschreiben. Es ist kein spannendes Leben. Aber ich haette es schlimmer erwischen koennen. Was bist eigentlich du? Zum Lastenschlepper verdonnert?", fragte er mitleidig und nickte auf die Pakete. "Habe ich auch mal machen muessen, unter einen frueheren Herrn. Mein Kreuz war nachher nie wieder dasselbe..."

  • Chimerion kannte viele Sklaven, die sich während der Feldarbeit beinahe zu Tode gearbeitet hatten und verkrüppelt lebten. Einige von ihnen waren zum Schluss in die Steinbrüche verkauft worden, wo sie schließlich starben.
    "Als Sekretär hast du es wirklich gut, ich kenne genug andere, die sich zu Tode schuften müssen," meinte er, "und wenn man sie nicht mehr braucht, landen sie beim Abdecker...."
    Er schüttelte missmutig den Kopf. Dann hellte sich sein Blick wieder ein wenig auf.
    "Ich bin der Custos corporis meiner Herrin. Aber wie du siehst, schütze ich sie vornehmlich vor zu vielen Einkäufen, zumindest versuche ich das. Es gelingt mir leider nicht immer," antwortete er grinsend.
    "Sag mal, wie geht es eigentlich dem Kaiser? Man hört hie und da, dass er nicht bei bester Gesundheit sei?"

  • Er nickte bei Chimerions Worten. Es war so, wie er es sagte. Methodius hatte es schon miterlebt, er hatte schon Sklaven gesehen, denen es so ergangen war, in einem Steinbruch in Sizilien. Die Zahl der Toten pro Woche hatte er auf einer Wachstafel einritzen muessen. Es war grauenhaft.
    "Custos Corporis. Hmm, das ist jetzt sicher auch nicht schlecht!", gab methodius zu bedenken. "Ich meine, die ganze Zeit muss man mit einer roemischen Gurke herumhaengen. Aber dafuer kriegt man genug zum Essen, und man muss sich nicht zu Tode plagen."
    Bei seiner Feststellung musste er mitlaecheln. "Da hast du einen unmoeglichen Job. Frauen vom Einkaufen abhalten? Mein lieber Schwan, das ist Sisyphusarbeit. Da musst du sie ja festketten."
    Er hoerte die Frage bezueglich des Kaisers zu. "Ich habe ihn bis jetzt noch gar nicht gesehen. Und ich weiss leider nicht, wie es ihm geht. Aber wenn er stirbt, heisst das, dass schon wieder ein neuer Kaiser daherkommen muss. Vielleicht wird dann ja mein Herr Kaiser.", grinste er.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!