Obwohl die Schnüre um ihre Handgelenke nicht richtig fest saßen, so war es doch für Charis eine Erleichterung gewesen, endlich von den Fesseln befreit zu sein. Sie besah sich die leicht geröteten Stellen und rieb daran.
"Danke! So ist es besser", entgegnete sie freundlich. Charis atmete auf. Nachdem sie so freundlich begrüßt worden war, war sie am Ende ihrer langen Reise angekommen. Jetzt wartete ein neues Leben auf sie. Sie konnte es kaum erwarten, das herrschaftliche Haus, welches ihr von außen schon großen Respekt eingeflößt hatte, nun auch von innen zu erkunden. Niemals zuvor hatte sie solch begüterten Herrschaften gedient, wie es die sein mußten, die hier in diesem Haus lebten. Allerdings war sie auch nie zuvor in Rom gewesen.
Auf Sivs Aufforderung hin, trat die Sklavin ein und sah sich neugierig um. Selbst der Eingangsbereich war pompöser und prunkvoller, als es bei den meisten Hausern war, die sie jemals von innen erblickt hatte. Staunend folgte sie Siv und Brix, die sie immer weitere ins Innere des großen Hauses führten. In einem lichtdurchfluteten Atrium blieben sie schließlich stehen. Charis bewunderte die kunstvolle Ausgestaltung des Raumes und konnte kaum erahnen, wie groß die Villa wirklich war. Es beschlich sie eine Angst, sie könne sich hier gar verirren. Doch noch etwas anderes sorgte dafür, daß ein Gefühl der Unruhe sie ergriff. Würde sie den netten Mann von heute Morgen nun wieder sehen, der allem Anschein nach ihr neuer Herr war oder hatte er sie für einen Angehörigen seiner Familie gekauft. Sicher konnten ihr die beiden Sklaven Auskunft geben.
"Ach bitte, Siv, Brix" wandte sie sich unvermittelt an die Sklavin. "Darf ich euch etwas fragen? Wie ist denn der Herr so?" Ihr Blick wanderte von Siv zu Brix und wieder zurück.