• Leicht war es mir nicht gefallen, Caecus zu den Damen zu senden und sie alle vier so bald als möglich hierher in die exedra zu holen. Ebenso wenig würde es mir wohl leicht fallen, das längst überfällige Gespräch mit ihnen zu führen. Und weil es mir vermutlich noch schwerer fallen würde, jede von ihnen einzeln deswegen zu sprechen, hatte ich sie allesamt gleicheitig herzitiert.


    Wenn sie kamen, würden sie mich mit ernstem Gesicht und leicht gefurchter Stirn vorfinden, wie ich am offenen Durchgang zum Peristyl stand und hinaus bis zum Garten sah. Ich hoffte, dass nicht nur Prisca und Laevina auftauchen mochten. Anwesend waren sie heute früh alle vier, das wusste ich. Deswegen hatte ich diesen Moment auch abgepasst und mir nichts weiter vorgenommen als dieses Gespräch, das ich nun einmal führen musste. So wartete ich, mit gemischten Gefühlen und ein klein wenig Zweifel ob des guten Ausgangs des Gesprächs.



    Sim-Off:

    Prisca, Laevina, Minervina und Severa - einmal bitte Obacht! :D

  • Als Caecus mich aus meinem Zimmer holte und mir mitteilte, dass Corvinus mit mir sprechen wolle, war ich wirklich ziemlich überrascht. Oft kam Corvinus selbst, wenn er etwas wollte, oder wir redeten, wenn wir uns zufällig trafen. Hatte ich etwas verbrochen? "Hatte es mit Tilla zu tun?", fuhr es mir durch den Kopf. Das Messer hatte ich an mich genommen, doch was, wenn Corvinus rausgefunden hatte, was vorgefallen war. Oder was, wenn Tilla etwas zugestossen wäre? Da merkte ich, dass meine Gedanken und Sorgen wie so oft und gerne abschweiften vom eigentlichen Thema. Denn ich hatte Tilla heute morgen noch gesehen, bevor ich sie in die Stadt geschickt hatte um an der Schola nach den nächsten Cursusterminen zu fragen und einige Besorgungen zu machen. Ausserdem brachte es niemandem etwas, wenn ich mir in den dunkelsten Farben ausmalte, was wohl der Anlass für dieses dringende Gespräch sei. Dieses rationale Denken half mir natürlich genausowenig und minderte meine Sorgen und Gedanken um keinen Deut.
    Der Sklave verriet mir auch auf Nachfrage nicht, worum es sich handelte. Und meine Ahnungen schienen sich bestätigt, als ich Corvinus´in Falten gelegtes Gesicht sah, als ich zu ihm stiess. "Salve, Onkel! Was ist denn los?", fragte ich wohl sehr besorgt.

  • "Bei den Göttern, was hast du nur wieder angestellt?" Severa drückte Berenice entrüstet den Spiegel in die Hand. Die Sklavin stand mit gesenktem Kopf hinter ihrer Herrin, während diese sich mit einem äußerst wütenden Gesichtsausdruck zu ihr umdrehte und schließlich aufstand. Die Patrizierin kniff ihre Augen zusammen und unterdrückte nur schwer ihre immer stärker werdende Wut. "Du dummes Kalb! Zu nichts fähig!" Severa stützte ihren Kopf in die Hände und seufzte tief. "Habe ich dir nicht vorhin noch erklärt was du machen sollst?" Kaum hörbar sprach sie diese Frage, die mehr als eine Aussage gemeint war, aus. "Sieh dir doch jetzt nur mal meine Haare an! Wozu hab ich dich eigentlich? Du kannst mir ja nicht mal ordentlich die Haare zusammen stecken, von einer Frisur will gar nicht erst die Rede sein!" Erschöpft, als hätte Severa gerade schwer gearbeitet, ließ sie sich auf den Stuhl fallen. "Los! Worauf wartest du noch? Noch mal!" Waren die einzigen Worte die sie nun mehr ihrer Sklavin schenkte, als unverhofft jemand anklopfte. "Hm?", gab sie ohne zu Zögern das Zeichen zum Eintreten, wonach schließlich Caecus das Cubiculum betrat. Severas Augenbraue schob sich während der Mitteilung des Sklaven leicht in die Höhe. "Mein Onkel will mich also sprechen…" wiederholte sie das Gesagte Caecus‘, bevor sie zur nächsten Frage ansetzte. "Worum geht es denn?" Severa stand schließlich auf. "Das hat er nicht erwähnt." antwortete der junge Sklave wahrheitsgemäß und war schon dabei, den Raum wieder zu verlassen. "Na toll" zischte die Patrizierin leise und warf einen Seitenblick zu Berenice, bevor sie sich auf den Weg machte.


    Ihren Onkel, der irgendwie besorgt drein zu schauen schien - oder bildete sie sich das nur ein? - und Laevina fand Severa schließlich innerhalb kurzer Zeit auf. "Salvete! Was ist denn?" fragte die junge Frau mehr an Marcus gerichtet, denn seinem Blick nach zu urteilen war es sicherlich nichts erfreuliches. "Ist irgendwas passiert?"

  • Als Caecus die Nachricht überbrachte machte sich Prisca natürlich sofort auf den Weg. … Naja ... sofort, nachdem ihr Haar zurecht gemacht, die Schminke aufgetragen und das passende rosé farbene Kleid zu ihrer heutigen Blumensteckfrisur gefunden war. Das gab ihr etwas Zeit um darüber nachzugrübeln, was Marcus schon so früh am Morgen von ihr wollte. Hoffentlich ist ihm nicht aufgefallen, dass ich mir einige seiner seltenen Orchideen für meine Frisur "ausgeborgt" habe hoffte die Aurelia nur und leider konnte sie Caecus darüber keine weiteren Informationen entlocken.


    Also musste Prisca eben weiter mutmaßen, während sie sich auf den Weg zur exedra machte. Hoffentlich nichts schlimmes, aber vielleicht sind es ja erfreuliche Neuigkeiten? Zumindest hoffte Prisca dies, besonders, nachdem sich der Tod der Flavia glücklicherweise auch als Irrtum heraus gestellt hatte.


    "Guten Morgen, O..Oh!" 'Onkel' hatte Prisca eigentlich beim betreten des Séparées rufen wollen. Dabei bemerkte sie natürlich auch Laevina und folglich ist das Severa, stellte Prisca mit einem kurzen Blick in die Runde fest. "Guten Morgen zusammen. Schön dich zu sehen Laevina … und du bist sicher Severa, es freut mich auch dich endlich kennen zu lernen., verbesserte sich die Aurelia schnell und nickte allen gleichermaßen lächelnd zum Gruß zu.


    Dann besann sie sich jedoch wieder auf das sorgenfaltige Gesicht ihres Onkels, welches ihr ebenfalls aufgefallen war. Moment mal, er - ich - Laevina - Severa, hier?! fehlt eigentlich nur noch Minervina. Das bedeutet doch am Ende nicht, dass ..., oh nein! Eine dumpfe Vermutung beschlich Prisca plötzlich und ohne sie auszusprechen sah sie Marcus nur entsprechend fragend an.

  • Es wäre wohl besser gewesen, wenn ich mich auf eine llängere Wartezeit gefasst gemacht hätte. Doch das hatte ich nicht, und deswegen wurde ich mit vertreichender Zeit ungeduldig. Caecus kam alsbald wieder und meldete, dreien die Nachricht überbracht zu haben, nur Minervina hatte er nicht finden können, doch wollte er es weiterhin versuchen. Ich schickte ihn fort und goss mir einen Becher verdünnten Fruchtsaft ein. Dann begann das Warten.


    Laevina war die erste, die erschien. Ich blickte sie an und lächelte. "Ah, guten Morgen Laevina. Hast du gut geschlafen?" fragte ich sie. Ich selbst war bereits seit einigen Stunden auf den Beinen, hatte einige Klientenbesuche hinter mir und bekam nun allmählich Hunger. Kurz darauf tröpfelten die beiden anderen Damen hinein. Severa war die nächste. "Guten Morgen. Passiert? Nein, wieso?" erwiderte ich ihr verwundert und setzte mich in einen der bequemen Korbsessel, welche die exedra beherbergte. Prisca war die vorerst Letzte, die eintrat und sich zu den anderen beiden gesellte. "Guten Morgen", entgegnete ich ein drittes Mal - und stutzte. Die Blüten in ihrem Haar... Mit einem forschenden Blick bedachte ich sie, konnte allerdings nicht leugnen, dass ihr die Blüten ausgezeichnet standen. Auf eine Schelte verzichtete ich vorerst.


    Zuerst taxierend, dann mit einem tiefen, angetanen Seufzer betrachtete ich meine Mädels. "Wisst ihr, es geht einem so richtig das Herz auf, wenn man euch beisammen sieht", sagte ich beinahe philosphisch und deutete hernach auf die freien Sessel. "Setzt euch doch bitte. Ich möchte etwas Wichtiges mit euch besprechen." Meinen Becher stellte ich zur Seite auf einen halbhohen Tisch. Mir fiel es alles andere als leicht, dieses Gespräch zu führen, und gern hätte ich es verschoben, bis auch Minervina aufgetaucht war, doch schien sie äußerst wankelmütig demletzt, und deswegen biss ich also bereits jetzt in den sauren Apfel. Ich hatte mich auch wahrlich lange genug davor gedrückt. Ich seufzte ein weiteres Mal, dann räusperte ich mich. "Ihr seid allesamt im heiratsfähigen Alter, meine Damen. Es ist meine Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass ihr versorgt seid. Das wisset ihr, und ich weiß es auch. Ich bin der letzte, der euch in eine Ehe zwingen oder euch die Bürde der Jungfräulichkeit bei den Vestalinnen auferlegen will, aber es gibt nun einmal Dinge, die man tun muss, auch wenn sie einem schwerfallen."


    Ich hielt kurz inne und fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und mit der Hand durchs Haar. "Ich will ehrlich mit euch sein: Ich halte nach geeigneten Ehemännern für euch Ausschau. Laevina, bei dir sieht es gut aus. Senator Tiberius Durus interessiert sich für dich... Und der junge Neffe des Senators Flavius Gracchus wird auch bald eine geeignete Verbindung suchen. Senator Purgitius Macer ist gleichfalls noch ein Junggeselle." Das waren drei. Ich machte ein Gesicht, als hätte ich soeben auf eine bittere Olive gebissen, und wartete auf den Ausbruch, der sicherlich gleich folgen würde. Zumindest erwartete ich ihn.

  • Ich schien mich geirrt zu haben, denn als er mich sah, lächelte Corvinus, vielleicht war doch nichts Ernstes vorgefallen. "Danke! Ich habe ausgezeichnet geschlafen.", sagte ich ehrlich, auch wenn es bei mir ebenfalls schon etwas länger her war. "Ich hoffe Du auch!?", fragte ich höflich zurück. Nach einer kurzen Wartezeit erschienen auch noch Severa und Prisca, was mich ausgesprochen überraschte, aber auch erfreute. Ich grüsste beide fröhlich und mit einem breiten Lächeln. Das war ja fast ein Familientreffen hier, wie es mir schien. Die Blüten in Priscas Haar fielen auch mir auf und ich nickte bewundernd, die Idee würde ich mir merken und sobald wie möglich zu kopieren versuchen, es sah bei ihr zumindest sehr hübsch aus.
    Corvinus machte uns wie üblich ein nettes Kompliment und ich lächelte ihm geschmeichelt zu. Jetzt kamen wir endlich zum entscheidenen Punkt des Morgens: Etwas Wichtiges wurde besprochen und wir setzten uns.
    Als er mit der Hochzeitssache anfing, war ich nur ein bisschen überrascht. Ich fühlte mich einfach nicht angesprochen: Klar, er sagte, wir alle drei seien im heiratsfähigen Alter, aber ich war die Jüngste... und gerade erst angekommen... und überhaupt! Als er dann zu allererst meinen Namen in Verbindung mit einem Mann brachte, den ich nicht kannte und als ich auch noch die einzige eindeutig zugeordnete war, war ich wie vor den Kopf gestossen. Ich öffnete den Mund weit und schüttelte den Kopf. Dann schloss ich den Mund wieder und rutschte auf die vorderste Kante des Sitzes. Ich öffnete den Mund wieder und hob die Hand. Doch nichts kam raus. Schliesslich liess ich den Arm wieder sinken und liess mich nach hinten in den Sessel sinken. HIERMIT hatte ich wirklich überhaupt nicht gerechnet. Ganz im Gegenteil, nichts lag mir ferner als jetzt zu heiraten. Ich war nach Rom gekommen um von den Männern zu profitieren, das ging als Ehefrau nicht so gut. Und ich war zu jung! Ich fühlte mich zu jung.
    Gleichzeitig verglich ich aber sofort im Kopf die Aussichten, die sich boten. Purgitius... Gut, dass ich den nicht kriegte, der war ja nicht mal patrizisch... Flavius dagegen, das klang schon gut und Tiberius -- vom Namen und vom Titel her klang es vielversprechend... Aber wieso.... was ging hier überhaupt vor? War es, weil mein Vater Corvinus die Verantwortung übertragen hatte, die dieser nicht haben wollte? Ich war verblüfft und erst mal sagte ich gar nichts.

  • "Ach, war nur so ‘ne Vermutung!" grinste Severa und drehte sich um, als Prisca überraschender Weise dazu stieß. War das hier eine Familienversammlung? "Oh, guten Morgen! Schön dich zu sehen." Ihre Worte wurden von einem breiten Lächeln begleitet. Endlich lernte sie ihre Cousine mal kennen! Das Erste, was ihr an Prisca auffiel, war ihre hübsch hergerichtete Frisur mit den Orchideen - wirklich originell - musste Severa neidlos feststellen. So eine Idee war ihr noch nie gekommen. Ihr Onkel zog schließlich wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich. "Wisst ihr, es geht einem so richtig das Herz auf, wenn man euch beisammen sieht" Severa grinste leicht auf sein Kompliment hin und nahm auf einem der Sessel Platz. Etwas Wichtiges musste besprochen werden. Also hatte sich die Aurelierin vorhin doch nicht geirrt, als sie Marcus mit ernster Mimik angetroffen hatte. Wie dem auch sei, jetzt würde Severa erfahren worum es ging. Und das tat sie schneller, als es ihr lieb war.


    "Ihr seid allesamt im heiratsfähigen Alter, meine Damen." Daher wehte also der Wind. Severa legte ihren Kopf schief und hörte ihrem Onkel schweigend zu. Wieso hatte sie nicht geahnt, dass es darum gehen würde? Wieso würde Marcus die Drei auch sonst sprechen wollen? …Ich halte nach geeigneten Ehemännern für euch Ausschau… ging es der Patrizierin immer wieder durch den Kopf. Wieso jetzt? Kurz nach ihrer Ankunft? Gut, eine Weile ist seitdem schon vergangen, aber Severa weilte zweifelsohne noch nicht sonderlich lange in der Hauptstadt. Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Unsicherheit machte sich breit. Missfallen. Aufregung. Nein. "Laevina, bei dir sieht es gut aus. Senator Tiberius Durus interessiert sich für dich... Und der junge Neffe des Senators Flavius Gracchus wird auch bald eine geeignete Verbindung suchen. Senator Purgitius Macer ist gleichfalls noch ein Junggeselle." Nein. Jetzt noch nicht. Dessen war sie sich sicher. Sie seufzte und stützte ihren Kopf in die Hände. Der alte Tiberier interessiert sich also für Laevina… und sonst? Purgitius Macer? Der war doch nicht einmal ein Patrizier. "Purgitius Macer ist doch nicht mal ein Patrizier", sprach sie ihre Gedanken ganz selbstverständlich und unverfroren aus und das nicht ohne eine gewisse Ablehnung. Sie wollte nicht heiraten. Noch nicht jetzt. Und sie wollte auch nicht, dass Laevina heiratete. Sie wollte nicht, dass Laevina nach der Hochzeit mit Durus zu allem Übel noch in dessen Villa zog - jetzt wo sie sich gerade erst wieder getroffen hatten.


    Severa lehnte sich zurück und verglich die drei Genannten nochmals. Der Purgitier würde für sie unter keinen Umständen in Frage kommen, allein der Gedanke, dass er nicht von patrizischem Stand war - nein. Und der Flavier? Ein Kind? Wie alt war er? Den Tiberier hatte sie flüchtig gesehen und wenn war es nun auch gleichgültig - es schien beinahe schon entschieden, dass er Laevina heiraten würde. Erneut entglitt ihren Lippen ein tiefer Seufzer und ihr Blick bestätigte ihre momentane Gefühlslage - sie fühlte sich überrumpelt.

  • Keine der drei schien begeistert zu sein. Ich sah zu Prisca hin. Wie konnte ich ihnen ihre Reaktion auch verübeln? Andererseits hatte ein jeder seinen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, und die Heirat zählte definitiv dazu. Ich seufzte leise. Wenn ich ihnen jetzt zeigte, dass ich eigentlich selbst nicht ganz überzeugt davon war, sie alle jetzt auf der Stelle zu verheiraten, würden sie mir vermutlich auf der Nase herumtanzen - und sie hätten vermutlich sogar Erfolg damit.


    Glücklich über eine Reaktion, auf die ich eingehen konnte, griff ich sogleich Severas Frage auf. "Ich weiß. Aber er ist auch ein Senator und ein vom Kaiser geschätzter Mann", gab ich zu bedenken. Mir war selbst nicht bewusst, dass ich dabei an Iulianus dachte und nicht an Valerian. "Ich halte ihn für einen intelligenten Mann. Es wäre nicht falsch, sich um ihn zu bemühen." Letztendlich würde den Damen noch die Wahl bleiben, sich zwischen einer Ehe oder den Vestalinnen zu entscheiden. Ich würde wohl auch den einfachen Tempeldienst noch als Alternative betrachten, aber das musste ich schließlich nicht sofort preisgeben.

  • Prisca war offensichtlich die vorerst Letzte in der Runde und da Marcus ohne Umschweife zur Sache kommen wollte blieb - außer der herzlichen Begrüßung - vorerst keine Gelegenheit um die "neue" Cousine näher kennen zu lernen. Schade, aber sicher würde sich im Anschluss an das Gespräch eine Gelegenheit bieten, hoffte die Aurelia zumindest und hörte sich also an, was ihr Onkel so wichtiges zu verkünden hatte.


    Er will uns verheiraten und nach Kandidaten hat er sich auch schon umgesehen?, fasste Prisca kurz darauf das eben Gehörte für sich zusammen und war erst einmal völlig sprachlos. Das war natürlich wie ein Schlag ins Gesicht, vor allem, nachdem die geplante Verbidnung mit Flavius Aquillius erst vor kurzem sprichwörtlich ins Wasser gefallen war. Kurz musste sie an den Ausflug ans Meer denken und wie romantisch Aquilius um sie geworben hatte.


    Dagegen glich das hier eher wie das Verschachern an den Meistbietenden. So kam es der Aurelia zumindest spontan in den Sinn. "Welche von den drei hätten´s denn gern?" Fehlte nur noch, dass die drei Genannten gleich zur Begutachtung ihrer künftigen Ehefrauen eintreten würden.


    Prisca spürte wie ihr die Knie weich wurden und gerne nahm sie das Angebot wahr sich zu setzen. Ihr fehlten einfach die Worte, Laevina schwieg ebenfalls und nur Severa schaffte es, ein Gegenargument vorzubringen, bevor auch sie sich setzen musste.


    Prisca starrte zunächst gedanken verloren vor sich hin und versuchte insgeheim, sich die Gesichter der genannten Männer in Erinnerung zu rufen. Doch nur an den Tiberer glaubte sie sich zu erinnern, dem ohnehin Laevina versprochen wäre. Wie kann er uns nur so überrumpeln? Nachdem Marcus auch noch die Vorzüge dieses Plebejers lobte konnte Prisca nicht anders. "Patrizier stellen aber auch Senatoren, oder irre ich da? ... Ein Plebejer! Weisst du was das bedeutet?... und was, hmm ... was ist, wenn die Kluft zwischen den Plebejern und den Patriziern irgendwann wieder aufreissen wird. Wo sollen wir deiner Meinung nach dann stehen?", fiel Prisca etwas hysterisch klingend ihrem Onkel fast ins Wort. Ungewollt sprach sie für alle Drei, aber es war auch mehr eine emotionale wie rational überlegte Frage. ... Nein, eher geh ich freiwillig nach Germanien zurück. Welch absurder Gedanke! Aber er machte deutlich, wie elend sich Prisca augenblicklich fühlte ...


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  • Während Prisca zunächst sprachlos schien und sich setzte, schwiegen auch die anderen. Ich wartete. Die Zeit floss träge dahin. Severa sagte nichts. Laevina ebenso wenig. Schließlich seufzte ich und strich mir mit einer Hand übers Kinn. "Ich bitte euch, macht es mir nicht schwerer, als es ohnehin schon ist. Diese Aufgabe fällt mir nun einmal zu. Wir müssen alle unseren Teil beitragen, auch wenn wir es zähneknirschend tun." Wäre es nach mir gegangen, hätte ich natürlich keins meiner Mädels freiwllig ziehen lassen. Es ging nun einmal nicht nach mir. Ich sah Prisca bittend an.


    "Was bedeutet es denn? Es bedeutet, dass wir mit der Zeit gehen. Früher habe ich die Dinge auch anders gesehen. Aber wir leben nun einmal in einer Welt, die sich beständig ändert. Es gibt Plebejer, die mehr Macht haben als Patrizier. Es kommt nicht mehr nur auf den Besitz und den Wohlstand an, Prisca." Mein Vater hätte sich vermutlich im Grabe herumgedreht, hätte er mich gehört. Nur gut, dass er verbrannt worden war. "Ich glaube nicht daran, dass der Grat jemals wieder breiter wird. Eher würde er sich noch mehr verschmälern, bis letztendlich nur noch der Halbmond für den Adel steht", prognoszierte ich. "Und ich erwarte in jedem Fall, dass ihr zu eurer Herkunft steht. Es gäbe da auch noch den ein oder anderen Flavier. Flavius Serenus beispielsweise, der Neffe von Flavius Gracchus. Er ist allerdings erst an der Schwelle zur Mannwerdung... Wäre dir das lieber?" Ich würde nicht zögern, hier zuzusagen, im Gegenteil.

  • Nach einer Weile wurde mir klar, dass es nichts bringen würde, wenn ich einfach nichts mehr sagen würde.
    Also entschied ich mich, dass ich mich freute, dass ich den Tiberier bekommen hatte. "Wie kann er an mir Interesse haben, wenn er mich nicht einmal kennt? Wann werd ich ihn kennen lernen?" Auf einmal fand ich es aufregend. Ich malte mir schon aus, wie Tiberius Durus wohl aussehen würde. War er sportlich und schlank, kräftig und ein guter Soldat gewesen, dem eine grossartige politische Karriere bevorstand? Oder war er vielleicht schon ein Held und wenn er Senator war, hatte er ja mindestens die ersten Ämter des Cursus Honorum hinter sich. Mir fiel auf, dass ich unsolidarisch sein würde und es mir mit Sicherheit mit den Cousinen verderben würde, wenn ich jetzt anfinge zu schwärmen, also pflichtete ich etwas gezwungen, aber inhaltlich natürlich trotzdem vollkommen meiner Meinung entsprechend Prisca und Severa zu. "Mein Vater hätte mich nicht an einen Plebejer..." Gerade noch konnte ich "verscherbelt" zurückhalten und fügte stattdessen etwas kleinlaut hinzu: "...an einen Plebejer verheiratet." Ich warf den beiden anderen einen mitleidsvollen Blick zu, der aber zugegebenermassen etwas unfair war. Aber ich fühlte mich tatsächlich als etwas Besonderes. Wieso hatte er ausgerechnet an mir interessiert? War er in mich verliebt? Hatte ich einen heimlichen Verehrer...? Das musste ich Severa erzählen... Oh, die saß mir gegenüber und musste ihren eigenen Happen erst einmal schlucken. Diese Erkenntnis brachte mich zu einem kleinen Kichern, das die andern vermutlich verwirrte, doch in meine Unsicherheit und zu dem Fakt, dass ich wirklich noch nicht bereit war, mischte sich das wunderbare Gefühl der Aufregung und der Vorfreude. Beinahe hätte ich in Gedanken angefangen, meine Hochzeit zu planen, aber ich bremste mich angesichts der tatsächlichen komplett anderen Lage.

  • Befangenes Schweigen. Severa verschränkte abweisend die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. Was für eine Farce… Vater hätte so etwas niemals zugelassen… einen Plebejer!… nein. Verständnislosigkeit machte der vollkommenen Abneigung Platz. Die Aurelierin war so bestürzt, dass sie nichts mehr zu sagen wusste. Severa saß einfach nur da und schwieg - bis sie bekräftigend nickte um Prisca zuzustimmen. Recht hatte sie. "Was bedeutet es denn? Es bedeutet, dass wir mit der Zeit gehen. Früher habe ich die Dinge auch anders gesehen. Aber wir leben nun einmal in einer Welt, die sich beständig ändert. Es gibt Plebejer, die mehr Macht haben als Patrizier. Es kommt nicht mehr nur auf den Besitz und den Wohlstand an, Prisca." Fast schon resigniert biss sich Severa auf die Unterlippe. Beinahe hätte sie angefangen zu lachen. Es war so absurd. Alleine die Vorstellung. Sie hob ihren Kopf und ihr Blick blieb ungläubig auf ihrer Cousine haften.
    Sah sie da etwa so was wie Freude in Laevinas Gesicht? Unglaublich. Sie freute sich. Tatsächlich. Severa vergrub verständnislos ihr Gesicht in die schmalen Hände. Wäre sie heute doch bloß nicht aufgestanden! Was für ein schrecklicher Tag. "Mein Vater hätte mich nicht an einen Plebejer... An einen Plebejer verheiratet" Konnte Severa da allen ernstes Mitleid in ihrem Blick erkennen? "Das ist doch jetzt nicht dein Ernst" warf Severa in den Raum, ohne Laevina selbst dabei anzusehen. Ihre Worte sprach sie sehr ruhig aus, auch wenn man deutlich spüren konnte, wie wütend sie das Verhalten ihrer besten Freundin machte. Laevinas Kichern erzürnte Severa schließlich gänzlich. Die junge Frau presste die Lippen aufeinander und wäre am liebsten einfach aufgestanden.

  • "Laevina. Du weißt, wie das ist", erwiderte ich ihr und konnte eben noch einen Seufzer unterdrücken. Man suchte sich jemanden heraus, der passte, nicht jemanden, den man liebte. So war das nun einmal. Und Laevina passte allein deswegen schon, weil sie eine Patrizierin aus gutem Hause war. Dass ich sie Durus vorgeschlagen hatte, verschwieg ich. Stattdessen zauberte ich eine Vermutung aus dem Hut. "Natürlich hat er dich gesehen, als du neulich vor der cena mit Severa in die Stadt gehen wolltest. Du hast ihm gefallen." Hatte sie das vergessen? Ganz wohl war mir bei dieser vagen Behauptung nicht, andererseits würde es ihr vielleicht so leichter fallen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, bald mit dem Tiberier vermählt zu sein.


    Bei ihrem Ausbruch gelang es mir nur mit Mühe, nicht aufzufahren. Ich presste die Lippen aufeinander und schluckte den unschönen Kloß hinunter, der sich in Form zurechtweisender Worte in meiner Kehle manifestiert hatte. "Ich bin nicht dein Vater, und ich bin mir sicher, dass er die Tatsachen erkennen und danach handeln würde", gab ich stattdessen trocken zurück. Ihr Kichern empfand ich als vollkommen der Situation unangemessen, weswegen ein Stirnrunzeln direkt auf meine Erwiderung folgte. Im Grunde war es aber auch irrelevant, was ihr Vater getan oder eben nicht getan hätte, denn Laevina erschien Tiberius Durus als geeignet, und damit stellte sich diese Frage bei ihr nicht - wohl aber bei den beiden anderen. Ich wandte meinen Blick von Laevina ab und taxierte nun Prisca und Severa. Severas Bemerkung bezog ich auf mich, nicht auf das Kichern seitens Laevina. "Es ist mein voller Ernst", bekräftigte ich mit ebensolchem Gesichtsausdruck.

  • Wir alle müssen unseren Teil beitragen … ja ja … mit der Zeit gehen … ach? … Plebejer mit mehr Macht … leider! … es kommt nicht mehr nur auf den Besitz und Wohlstand an … worauf denn dann? … bis nur noch der Halbmond für den Adel steht … wahrscheinlich meint er abnehmenden Mond, wenn wir schon so tief sinken wollen … wollen? Er vielleicht, ich niemals. Ich steh zu meiner Herkunft, keine Sorge! Bis hierhin hörte Prisca zu und schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf. Auch wenn Marcus sie bittend ansah - diese belehrenden Worte konnte ihr Onkel nicht wirklich so gemeint haben, oder hatte sie sich gar verhört? Nein er meint es wirklich so. Allein, dass er diese Möglichkeit überhaupt in Erwägung zieht, eine von uns an diese neureichen Plebejer verscherbeln zu wollen!! … ein besseres Wort gab es dafür nicht und über diese Erkenntnis stieß Prisca gereizt die Luft durch die Nase. Aus Fassungslosigkeit wurde langsam Wut.


    Und dementsprechend funkelte Prisca ihren Onkel an und am liebsten hätte sie ihm all ihre Gedanken auf den Kopf zu gesagt. Doch vorerst mussten ihm diese vernichtenden Blicke genügen, damit er sah, welche Demütigung er ihr zu gefügt hatte. Und nicht nur ihr, ihren Cousinen würde es sicher nicht anders ergehen. Da! Severa vergrub sogar ihr Gesicht in beide Hände - und Laevina? Wie bitte? Sie kann es kaum erwarten ihn kennen zu lernen … das ist doch die Höhe! . Da halfen auch Laevinas solidarisch nahgeschobenen Worte nichts mehr. Prisca sah zu Laevina und ein fragender wie vorwurfsvoller Blick traf die Cousine. Pah! So ist das also. Egal wer, Hauptsache adelig … und Laevina schien sich noch darüber zu freuen, dass wenigstens sie einen Patrizier sicher hätte. Wer konnte und sollte es ihr schon verübeln?


    Ich! ... Und Severa sicher auch … "Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?" Genau! Leider war es aber so. Zumindest bestätigte dies soeben Marcus, als er noch von diesem anderen Flavier sprach. Mit halben Ohr hatte Prisca zumindest weiter zugehört. "Wär dir das lieber?" Meint er jetzt mich oder uns alle? "Ja natürlich wär mir das lieber!", antwortete Prisca spontan auf Frage ihres Onkels hin und realisierte erst dann die "kleine Einschränkung", die er beiläufig nannte.


    Moment mal, was soll das heißen "an der Schwelle zu Mannwerdung" … Reden wir hier von einem Kind? Ein Jüngling, unerfahren und und …und … du meine Güte Noch einmal rief sich Prisca die Bilder von dem Mann ins Gedächtnis, in dessen Armen sie bereits gelegen hatte. Prisca musste schlucken und es lief ihr heiß und kalt über den Rücken. "… ehm … und wie alt genau? … Er ist doch aber nicht viel jünger als ich, oder?", fragte sie sogleich und durchaus interessiert klingend nach. Ging es nur darum, schneller zu sein wie Severa? Vielleicht, doch andererseits: War dieses flavische Kind dieser eine Flavier wirklich alles, was der römische Adel noch zu bieten hatte? … oh weh! Dann ist die Sichel des Mondes wohl bald nur noch ein schwacher Streif am Horizont der Aristokratie …

  • Meine Äußerung über ein mögliches Kennenlernen hatte zu allgemeiner Verwirrung und gegenüber meinen Cousinen vor allem zu Ablehnung geführt. Als ich von beiden äusserst böse Blicke erntete, und Severa sogar empört fragte, ob dies mein Ernst war, lehnte ich mich zurück und biss mir auf die Lippen. Tatsächlich freute ich mich, als Marcus sagte, ich sei dem Tiberier aufgefallen, als wir ihn so kurz gesehen hatten, liess mein Herz schneller schlagen, doch ich besann mich schnell. Ich gehörte hier auf die Seite meiner Cousinen und nicht nur wegen des Plebejers, der ein möglicher Kandidat war. Ich war auch selbst noch nicht so weit. Ich beschloss, den Tiberier kennen zu lernen, aber genauso fest, dass ich ihn nicht heiraten würde. Es war zu früh und ich wollte mich erst einmal richtig verlieben, bevor ich in die Ehe ging. Dass Marcus mich schon fast herumgekriegt oder doch zumindest so weit hatte, wie er wollte, musste ich ihm aber deswegen noch lange nicht auf die Nase binden und würde vielmehr gut daran tun von jetzt an ruhig zu sein und meinen Freundinnen beizustehen, wenn ich es mir mit ihnen nicht vollends verderben wollte.


    Ein neuer Mann kam ins Spiel... Oder war es erst ein Junge? Naja, wenn schon; dann hätte Prisca - die war es doch, die ihn "kriegen" sollte?! - wenigstens noch ein paar Jährchen mehr Freiheit. Und Flavier waren nun wirklich angemessene, ja hervorragende Gatten. Ich hielt mich zurück und wartete auf die nächste Gelegenheit, Prisca oder Severa zur Seite zu springen um meine Unklugheit von eben wieder auszubügeln.

  • Mein Mund klappte auf. Dann klappte er wieder zu. Natürlich wäre es ihr lieber? Mit einem Knaben verheiratet zu werden? Ich hatte alles erwartet, doch das... Es war mir unbegreiflich, wie Prisca nicht weiter sehen konnte als direkt vor ihre Füße. Purgitius Macer wäre ihr ein gestandener Mann gewesen. In einer verständnislosen, leicht entsetzten Mischung sah ich sie an. Dann wich ich ihrem Blick aus. Mir war plötzlich der Grund für diese Reaktion aufgegangen. Ich blinzelte ein paarmal und unterdrückte ein Seufzen. "Ich weiß, dass es nicht leicht ist, wenn man..." Sitzen gelassen wurde? Ich schüttelte den Kopf. "...wenn man sich so plötzlich einer anderen Situation gegenüber sieht. Ich kann verstehen, dass Caius dir viel bedeutet hat. Es wird dir auch kein Trost sein, dass auch seine Familie betrübt ist wegen seinem Entschluss, Rom den Rücken zu kehren. Wusstest du, dass er hätte pontifex werden sollen?" Ich sah sie an, machte eine rhetorische Pause und legte dabei die Fingerspitzen aneinander, sodass ein kleines Dach entstand.


    "Die Flavier versuchen, entgegenkommend zu sein.... Vielleicht hast du recht. Vielleicht wäre es ein Zugeständnis unsererseits, wenn wir dies Angebot annähmen." Nachdenklich hing man Blick an einer Büste der Cleopatra. Priscas Frage entlockte mir schließlich doch das Seufzen, das ich bisher zurückgehalten hatte. "Noch trägt er die bulla. Aber er strebt eine Ausbildung zum Priester an, und sobald er sich einen Namen gemacht hat, will er in der Politik mitmischen", erwiderte ich auf ihre Frage hin. "Dir stünden nach der Hochzeit die...Möglichkeiten offen", fügte ich ein wenig leiser hinzu, dicht gefolgt von einem betretenen Räuspern. Prisca würde sich nur nicht öffentlich erwischen lassen dürfen.


    Beinahe hastig wandte ich mich dann an Laevina. "Du bist so still." Ein kurzer Blick hin zu Severa folgte. "Ihr beide seid das."Erneut entstand eine Pause. "Kannst du dich mit dem Gedanken anfreunden, Laevina? Der Senator möchte dich zuvor natürlich näher kennenlernen. Er könnte dich zu den flavischen Spielen begleiten", schlug ich vor. "Oder...du könntest ihm rein zufällig dort begegnen. Ich bin mir sicher, dass er auch dort geladen ist. Und er ist jemand, der sich in der Öffentlichkeit zeigt. Was meinst du?"

  • Ich konnte einen mitleidigen Blick in Priscas Richtung nicht vermeiden, doch diesmal war er überhaupt nicht fies gemeint, sondern bezog sich auf diesen Flavier, den sie ein oder zweimal getroffen hatte.
    Dann überraschte Marcus mich - wohl nicht nur mich, oder? -, als er unklar Dinge andeutete, für die nach ihrer Hochzeiten für Prisca "die Möglichkeiten" offen stünden. Das hätte ich nicht gedacht, dass unser Onkel und Vormund soetwas überhaupt in Erwägung zöge. Aber das Leben war nun einmal voller Überraschungen. Ich würde diese Anspielung aber ganz sicher nicht so bald vergessen und im Kopf haben - auch in Bezug auf Marcus selbst.


    Vorsichtig, um meine Cousinen nicht weiter zu verärgern, aber mutig genug um meine Neugier zu stillen, ging ich auf Marcus´ Frage ein: "Naja, ich kann ihn ja einmal treffen. - Das wird ja niemandem schaden!", fügte ich schnell und beinah entschuldigend hinzu. Kampfspiele waren nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung, aber warum sollte ich mich dort nicht einmal blicken lassen. Vielleicht könnte ich ja Severa mitnehmen, wenn sie mir bis dahin verziehen hatte.

  • Natürlich! natürlich?… Ohhh, wie konnte ich mich nur zu so einer überhasteten Aussage hinreißen lassen. Das hab ich nun davon!, biss sich Prisca gedanklich auf die Zunge. Die Mimik ihres Onkels sprach Bände und Prisca wich seinem Blick schnell aus. Was er aber gleich darauf sagte, brachte die Aurelia sofort wieder in Rage. Was soll jetzt dieses Gerede von wegen: Die Flavier versuchen entgegenkommen zu sein - wir sollten dieses Angebot als Zugeständnis annehmen? Einen bulla-tragendnen Jüngling quasi als Ersatz für einen verloren gegangenen gestandenen Mann … Hallo?! - Ich hatte noch nicht offiziell 'Ja' gesagt und schließlich ist der Flavier spurlos verschwunden - nicht ich!! , verteidigte sich die Aurelia wortlos, nur mit Blicken und einem verständnislosen Kopfschütteln.


    Die Krönung war jedoch die Bemerkung, die seinem betretenen Räuspern voraus ging. Hat er das eben wirklich so gemeint, wie ich es gerade verstanden habe? Nun klappte Priscas Mund auf. Dann klappte er wieder zu. Mehr fiel ihr dazu nicht mehr ein, außer ...


    "Na dann ist ja alles bestens! Nur schade, dass ich damit noch bis zu Hochzeit warten muss", ließ sich Prisca dann doch zu einer emotional geladenen Antwort hinreißen. Am besten ist, ich übe schon mal! Damit wenigstens ich etwas Erfahrung mit in die Ehe bringe ... , doch das sprach Prisca nicht mehr laut aus. Sie presste nur die Lippen zusammen und sah in die entfernteste Ecke des Raumes. Auf eine lautstarke Diskussion mit ihrem Onkel hatte Prisca keine Lust, schon gar nicht vor ihren Cousinen! Es war ohnehin schwer genug, die ganze Angelegenheit hier und jetzt zur Sprache gebracht zu haben.


    Zum Glück wandte sich Marcus fast zeitgleich an Laevina, was Prisca wiederum etwas Zeit verschaffte, sich mit dieser unschönen Situation und ihren 'Möglichkeiten' an zu freunden. … Sofern das überhaupt möglich war … ach, Laevina ist richtig zu beneiden um den Tiberer ...



    edit: tippEx

  • Erfreut nahm ich Laevinas Bereitschaft zur Kenntnis, den Tiberier etwas näher kennenzulernen. Ich war mir sicher, dass sie seine Vorzüge erkennen würde, auch wenn der Altersunterschied größer ausfiel als es ihr vielleicht lieb war. Severa schwieg vorerst weiterhin, Prisca schien sehr verstimmt und Laevina musterte mich überrascht. War es so abwegig, was ich hatte durchscheinen lassen? Ich runzelte die Stirn und missdeutete ihr stummes Blickgefecht und ihr anschließendes Kopfschütteln. Die scharfen, sarkastischen Worte. Ich holte bereits tief Luft, um ebenso scharf etwas zu entgegnen, als Priscas Lippen sich zu einem schmalen, verbitterten Strich zusammenpressten und sie meinem Blick demonstrativ auswich. Ich kannte Prisca. Sie verkniff sich weitere Worte. Damit erinnerte sie mich in diesem Moment so viel mehr an die junge, unbedachte Prisca, die damals in Germanien zu uns gestoßen war. In der Erinnerung schwelgend, hob sich einer meiner Mundwinkel, und ich zog es vor, jetzt nichts mehr dazu zu sagen. Vielleicht - nein, bestimmt - wäre es günstiger, später noch einmal in aller Ruhe mit ihr zu reden. Ich nahm mir fest vor, das zu tun, sobald sich die Vorstellung ein wenig gesetzt und das Gemüt sich etwas beruhigt haben würde.


    Mein Blick glitt hin zu Severa und Laevina. Erstere streifte ich kurz, letztere sah ich ein wenig länger an. "Wenn du möchtest, darfst du eine Theatervorstellung mit Tiberius Durus besuchen, Laevina, oder einen Spaziergang unternehmen. Ich möchte dann allerdings, dass du nicht nur Tilla mitnimmst." Vielsagend ruhte mein Blick auf ihr.

  • Prisca antwortete mit einer ebenso gewagten Zweideutigkeit - oder handelte es sich hier schon um Eindeutigkeiten? - auf Marcus Erläuterungen. Das überraschte mich schon wieder, aber mittlerweile war mir klar, auf welcher Seite ich hier stand - und stehen musste. Wieso gab es bei dieser Diskussion eigentlich Parteien und Seiten? War es nicht klar, dass dieses Thema ein solches war und auch behandelt werden musste? Vermutlich ging es meinen Cousinen wie mir, dass sie sich noch lange nicht bereit für eine Ehe fühlten. Anders als bei ihr blieb ihnen aber nicht einmal die Gewissheit eines erfolgreichen Interessenten.
    In ihrer Rolle bleibend seufzte Laevina also nur schulterzuckend auf Marcus Vorschlag hin und sagte: "Von mir aus..." Whatever!, hätte ich gesagt, wenn ich fast 2000 Jahre später auf einer barbarischen Insel im Norden gelebt hätte, aber so blieb mir nichts anderes übrig als die ganze Tragweite meiner Interesselosigkeit und Genervtheit in meine Geste und die drei Worte zu legen. Gleichzeitig hoffte ich, dass Marcus mich trotzdem verstehen würde und wirklich ein solches Treffen arrangieren würde, es wäre sicher sehr, sehr aufregend.
    Ich ging davon aus, dass das Gespräch beendet wäre. Mich hatte er "rumgekriegt" und bei Prisca und Severa war die Lage weiter aussichtslos.

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