Die Legio XXIII Cyrenaica kehrt heim


  • Die Gegend um Nikopolis herum war flach und baumlos. Darum konnte man es mit scharfem Blick bereits von weitem sehen: Eine Armee näherte sich der Garnisonsstadt.


    Zuerst war sie nur eine Staubwolke, die sich am Horizont abzeichnete. Dann schälte sich ein langer, nicht enden wollender Heerwurm heraus, der sich dunkel vom Hellbraun und Ocker der Landschaft abhob. Glänzendes Metall reflektierte die Strahlen der fahlen Sonne. Bald konnte man einzelne Standarten erkennen, Reiter, die den Zug seitlich flankierten und zahllose Fuhrwerke im Zentrum.
    Signalhörner und Trompeten wurden geblasen und ihr Klang wehte über die Ebene hinweg bis zur kleinen Stadt mit ihrem großen Legionslager.


    Dort kam die Legio XXIII Cyrenaica! Sie kehrte heim in ihr Garnisonsquartier. Ihr Eintreffen war bereits vor Tagen von einem Vorauskommando angekündigt worden. Seit dem vorvergangenen Jahr war sie fort gewesen, um in Syria am Feldzug gegen die Parther teilzunehmen. Jetzt war sie endlich zurück, in ihrer angestammten Provinz.

  • Wie es der Zufall so wollte hielt ich gerade mit einigen Männern wache am Tor, als ich am Horizont die "Schlange aus Eisen und Stahl" auf uns zumaschieren sah.
    Ich staunte nicht schlecht und auch alle anderem am Tor schienen alles um sich herum vergessen zu haben und starrten fast ehrfürchtig auf die Legio, die da auf sie zu kam.
    Das war das erste Mal, dass ich so viele kampfbereite Soldaten auf einem Haufen gesehen hatte und das konnte man wohl deutlich auf meinem Gesicht sehen.
    Ich winkte einen der Männer zu mir.
    Sag dem Praefecten bescheid.
    Mehr bekam ich Moment einfach nicht heraus.
    Noch immer starrte ich die geballte Macht einer ganzen Legion an.

  • Je näher der lange Zug der Legion kam, desto deutlicher waren die einzelnen Männer zu erkennen. In Marschformation näherten sie sich dem Lager, ihr schweres Gepäck auf den Schultern tragend. Das Stampfen ihrer nagelbewährten Sohlen auf dem harten, trockenen Boden hallte vieltausendfach herüber.
    Kurz bevor die Spitze des Zuges die Porta principalis sinistra erreichte, gab der dort reitende Offizier das Zeichen zum Halten. Rasch wurde es weitergegeben, aber nur langsam kam der Heerwurm zum Stehen.


    “Die Legio XXIII Cyrenaica ist hier!“, rief der Offizier in Richtung des Lagers.
    “Wir sind weit marschiert. Lass uns herein!“

  • Ich nickte.
    Natürlich!
    Sagte ich laut und deutlich.
    Ich machte eine Handbewegung zu den Männern, damit sie das Tor vollstädnig öffneten und zur Seite traten.
    Das würde wohl eine Weile dauern, bis alle durch das Tor getreten waren^^

  • Der Offizier zu Pferd machte ein Zeichen und ein Centurio brüllte einen Befehl. Daraufhin setzte sich die erste Marschreihe wieder in Bewegung. Die zweite folgte ihr, dann die nächste und so weiter, bis schließlich die ganze Marschkolonne erneut vorwärts marschierte. Sehr diszipliniert und in vorbildlichem Gleichschritt passierten die heimkehrenden Soldaten das Tor. Sie wollten ihrer Legion alle Ehre machen, dass konnte man sehen.


    Zuerst kamen vier Kohorten Legionäre zu Fuß. Dann folgten Reiter und in ihrer Mitte ritt der Praefectus Legionis auf einem besonders schönen Rotfuchs. Hinter ihm rumpelte der schwere Wagen mit der Soldkasse in das Lager. Es schloss sich eine weitere Kohorte Infantrie an und dann der Tross, der sich fast endlos zu ziehen schien. Vorrats- und Materialwagen fuhren in das Lager hinein, Karren mit zusammengelegten Geschützen und deren Munition und viele weitere, bei denen wohl die zuständigen Gefreiten wussten, was genau sie geladen hatten.


    Nun gab es erstmals ein wenig Durcheinander und der Vormarsch stockte empfindlich. Denn zahllose Fuhrwerke lösten sich erst jetzt aus der Kolonne und strebten nicht dem Tor, sondern der Siedlung zu. Das waren die Zivilisten, die jede Legion auf dem Marsch mit sich herumschleppte: Händler und Gauner, Handwerker und berufsmäßige Spieler, Weiber, Kinder und Huren, denen der Zutritt zum Lager verwehrt blieb.
    Als endlich der letzte Wagen am Tor vorbei war folgte die Nachhut der noch fehlenden Kohorten. Ganz am Schluss marschierte tatsächlich die X.
    Dann, endlich, war die gesamte XXIII. Legion im Lager angekommen.

  • Scato sah sich das ganze Schauspiel an und war beeindruckt. Er war noch nicht lange genug Soldate als dass er schon einmal eine ganze Legion in Bewegung gesehen hätte, doch es war wirklich beeindruckend. Weniger beeindruckend waren die Männer die an ihm vorbeimarschierten. Vielen von ihnen konnte man ansehen das sie von einem Krieg nach Hause kamen. Die Verletzungen vieler Männer waren nicht zu übersehen und auch die Ausrüstung war nicht immer im besten Zustand. Doch dies ließ in Scato keine Angst aufsteigen, im Gegenteil. Er fragte sich vielmehr wie lange es wohl bei ihm noch dauern würde bis er seine Feuertaufe erleben würde, wann wohl ihn der erste Krieg erreichen würde.

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