Eine Römerin, (kein Grieche), und ein Germane

  • "Ach das ist ja interessant. Mein Vetter Arb...äh Quintus Duccius Eburnus ist auch bei den Praetorianern in Rom. Bis vor kurzem waren auch mein Vetter Verus und meine Cousine Duccia Flamma dort. Verus hat dort eine Priesterausbildung gemacht."


    Und wieder musste er sich über die Griechen und ihre Ämter wundern. Nun da Nikoalos nicht mehr da war, konnte er ja fragen.


    "Findest du die griechischen Ämter nicht auch ein wenig seltsam? Ich meine Nikolaos hat das oberste Amt der Stadt aber er ist ein Lehrer und ein Sportler, obwohl er gar nicht so aussieht als wäre er ein Athlet. Und dann ist jemand der das Grab von Alexander pflegt ein höheres Amt als der der für die Getreideversorgung zuständig ist? Irgendwie scheinen mir da die Prioritäten ein wenig überdenkenswert."


    In Germania Magna verhungerten die Leute und hier war die Versorgung der Bevölkerung nicht so wichtig wie die Grabpflege des Stadtgründers. Die Griechen waren ein komisches Volk, dessen war er sich mittlerweile sicher.

  • War ihm jetzt der Name seines Vetters entfallen, oder hatte der nur einen fiesen Spitznamen, der Rufus beinahe rausgerutscht wäre? Axilla schaute einmal kurz fragend, wurde dann aber von seiner Frage wiederum auf ganz andere Gedanken gebracht. Sie schaute kurz auf die Straße, um mit den Schultern zu zucken.
    “Nunja, die Griechen sind halt Philosophen und keine Soldaten.“
    Das war zwar eine sehr einfache Zusammenfassung, aber sie traf doch ziemlich gut, fand Axilla. In ihrem kleinen, einfachen Weltbild gab es ohnehin nur sehr wenig verschiedene Arten von Menschen an sich. Das eine waren die Soldaten, wie ihr Vater einer gewesen war. Das waren Macher und Planer, manchmal berechnend und taktisch. Für diese lag der Nutzen einer Sache immer darin, wie sie einen dem Ziel näher bringen konnte und wie wichtig sie für den Körper war. Der Geist war zwar nicht unwichtig, kam aber danach.
    Und auf der anderen Seite gab es eben Philosophen, denen der Geist über alles ging. Die beschäftigten sich mehr mit den Göttern, den Geistern und den Ideen, wie etwas funktionieren könnte. Für sie war Wissen um seiner selbst Willen kostbar, der Körper war nur die Hülle für den Geist und konnte daher auch mal hintenan stehen. Das war zwar sehr vereinfacht, aber das war im Groben Axillas Anschauungen darüber. Natürlich gab es auch andere Sorten von Menschen, aber das waren die beiden, auf die es hier ankam, fand sie. Und es machte ihre komplizierte Welt für Axilla verstehbar und einfach.
    “Und Alexanders Grab ist wichtig. Er ist schließlich einer der Heroen und hat ein riesiges Reich erobert, und das, obwohl er keine vierzig Jahre alt wurde. Und er war ein Genie, was Schlachtzüge anging, und was das Führen von Männern anging. Was er von seinen Männern verlangt hat, hat er selbst auch getan.“
    Ihr Vater hatte Alexander wirklich bewundert und ihr sehr viel über ihn und seine Schlachten beigebracht. Axilla verstand, warum seine Männer für ihn bis ans Ende der Welt gegangen waren, und verteidigte ihn vielleicht wegen ihrem vater nun auch ein wenig mehr als eigentlich nötig vor Rufus.
    “Daher ist das schon sehr wichtig. Getreide hat Alexandria so viel, dass nur ein ganz kleiner Satz davon in der Stadt bleibt. Aber einen Alexander gab es nur einmal, und nur hier liegt sein Grab. Also würde ich nicht sagen, dass das unwichtig ist.“

  • "Natürlich. Auch wir ehren unsere Ahnen, das ist sehr wichtig, aber das das wichtiger sein soll als die Ernährung der Bevölkerung, ist schon sehr komisch. Weißt du, in Germania gab es eine große Hungersnot in den letzten Jahren und auch deswegen gab es bei Borbetomagus eine Schlacht, bei der mehrere Verwandte von mir gestorben sind. Also auch ich ehre das Andenken meiner Eltern und das derer Eltern, aber wenn es wirklich so ist wie du sagst, scheint die Nahrungsversorgung hier ja kein großes Problem zu sein."


    Er fand ihre Aufteilung interesant: Philosophen und Soldaten...bei ihnen waren es Bauern oder Krieger, meistens beides gleichzeitig.
    "Aber ich muss gestehen, dass ich mich nicht besonders viel über Alexander weis. Natürlich weis ich, was er getan hat, aber das war es auch schon."

  • Das waren wohl zwei unterschiedliche Welten. Axilla hatte so gar keine Vorstellung von Germania, auch nicht vom römischen Teil links des Rhenus. Sie kannte nur die Geschichten und Erzählungen, dass dort so viele Menschen verhungerten war ihr nicht bekannt. Da schienen ihr die Worte von vorhin irgendwie ein wenig überheblich, so dass sie etwas betreten zu Boden schaute. In ihrem Eifer hatte sie vollkommen vergessen, dass es nicht allen so gut ging wie ihr.
    “Das tut mir leid“, meinte sie daher sehr kleinlaut. Sie überlegte auch, ob sie das irgendwie wieder gutmachen konnte. Er würde sicher nicht gerne an seine toten Verwandten denken, und sie hatte ihn da ja förmlich drauf gestoßen.
    “Hmm, wenn du magst, also, falls es dich wirklich interessiert, könnt ich dir über ihn erzählen. Also weißt du, ich weiß ziemlich viel von Alexander, und von seinen Schlachten und so. Vor allem die Schlacht bei Gaugamela, die ist wirklich vom taktischen her… also… ich meine, also, nur wenn du magst und dich das interessiert.“
    Aufdrängen wollte sie sich ihm ja nicht. Aber ihr fiel auch nichts anderes ein, was sie ihm jetzt so anbieten könnte.

  • "Das macht doch nichts. Woher sollst du denn wissen, was in Germania so passiert? Ich weis ja auch nur sehr wenig über Aegyptus. Ich wollte nur, dass du verstehst, warum mir das so seltsam erscheint."


    Sie konnte ja nichts für ihr Unwissen, und er konnte ja nicht von einer Römerin verlangen über germanische Belange Bescheid zu wissen. Ebensowenig wie man von ihm verlangen konnte etwas genaues über die Parther, die Ägypter oder die Griechen zu wissen. Aber das sie ihm was über Alexanders Schlachten erzählen wollte, fand er schon bemerkenswert, auch wenn ein kleiner Troll auf seiner Schulter ihm ein "Wenn man sonst nicht für seinen Lebensunterhalt arbeiten muss, hat man halt für so etwas Zeit" ins Ohr flüsterte. Doch das nahm er nur am Rande wahr. Sie war so nett zu ihm gewesen, da wollte er so etwas gar nicht denken.


    "Das wäre schon, doch sollten wir das dann wohl nicht hier auf der Straße machen. Mein Vater war bei der Legion, doch konnte er mir solche leider nicht Dinge beibringen." Er sagte das fröhlich, aber seine Augen verrieten etwas anderes. Wie konnte man einen Mann nur vermissen, an den man sich nicht einmal erinnern konnte?

  • “Nein, das wär auch zuviel für auf der Straße. So im Laufen geht das schlecht, und du musst ja auch zu deiner Verwandten und ich muss noch die Briefe für Nikolaos schreiben. Da bräuchten wir dann schon auch Zeit.“
    Axilla schaute nicht auf, sondern betrachtete sehr ausführlich die Straße. Sie wollte jetzt nicht über ihren Vater sprechen, aber jedes weitere Wort hätte sie unausweichlich zu genau diesem Thema gebracht. Aber sie war gerade sowas ähnliches wie glücklich, das wollte sie jetzt nicht durch solche Gedanken völlig zerstören. Außerdem kannte sie Rufus nicht gut genug, um sich ihm da auch nur ein wenig zu öffnen. Schon gar nicht mitten auf der Straße.
    Stattdessen suchte sie lieber etwas, was sie weit von diesem Thema wegbringen würde. Zum Glück bogen sie gerade auf die Straße ein, an dessen Ende man schon die Regia sehen konnte.
    “Das da vorne ist die Regia. Das Domus ist glaube ich im rechten Teil davon. Oder im linken? Ne, rechts müsste glaub ich stimmen. Aber wir können dann auch noch mal die Wachen fragen, davor stehen ja immer welche.“
    Selbst aus der Entfernung war die Regia ein beeindruckendes Gebilde. Sie war definitiv das größte Gebäude in ganz Basileia, und da Ägypten eine reiche Provinz war, auch dementsprechend repräsentativ ausgestattet. Der Statthalter und seine Familie hatten definitiv einen sehr beeindruckenden Wohnsitz, fand Axilla.
    “Und du bleibst eine Weile hier bei deiner Verwandten?“

  • "Nun zuerst wollte ich eigentlich nicht allzu lange bleiben, doch dann hat mir Lando, also Tiberius Duccius Lando mein Vetter, gesagt ich soll ein Diploma hier am Museion machen, und ich brauche nicht vorher zurück zu kommen. Da ich keine Ahnung habe wie sowas läuft und wie lange das dauert, habe ich keine Ahnung. Ich hoffe nur, ich nerve meine Cousine nicht oder falle ihr zur Last, wenn es doch länger dauert."


    Ragin blieb wie angewurzelt stehen. Das sollte die Regia sein? Das war ja wirklich ein richtiger Palast! "Das ist die Regia? Das ganz große da? Die ist ja viel viel größer als unsere in Mogontiacum! Die ist ja riesig! Ragin war ob der Größe völlig geplättet und schaute Axilla erstaunt an.

  • “Also, ich fänd es gut, wenn es lange dauert.“
    Gut, dass Rufus grade so geplättet vom Anblick der Regia war, denn so wie es geklungen hatte, wollte Axilla das gar nicht gesagt haben, war es doch anders gemeint.
    “Ähm, also, weil wir dann mehr Zeit haben… also, für Alexander, und so, nicht wir beide jetzt direkt… also…


    Ja, das ist die Regia. Der Präfekt ist ja auch der zweitmächtigste Mann im Imperium nach dem Kaiser. Und wenn der Kaiser kommt, wohnt der ja auch da. Also, wenn er kommen würde, der bleibt ja in Rom. Wußtest du, dass die Griechen glauben, dass der Imperator ein Gott ist?“
    Puh, grade noch die Kurve gekriegt. Sie hoffte zumindest, dass sie die noch gekriegt hatte. Hoffentlich hatte Rufus nicht so genau zugehört, was sie für einen Mist geredet hatte.

  • Er hatte den Blick wieder von Axilla genommen und abermals staunend auf die Regia gerichtet. So bakam er ihr unfreiwilliges Kompliment gar nicht so richtig mit. "Ja, Alexander braucht sicher viel Zeit, wenn er so ein Genie war", stammelte er.


    Doch dann wurde er wieder hellhörig: "Wie die Griechen verehren den römischen Kaiser als Gott? Aber haben deren Götter da nichts dagegen? Und wie kommen die überhaupt darauf, dass der Kaiser ein Gott sein soll?"


    Klar war der Imperator unglaublich mächtig, aber doch ganz sicher kein Gott! Donar war ein Gott. Und Wotan. Und Teiwaz. Die könnten den römischen Kaiser einfach zerschmettern, wenn sie wollten! Donar hatte seinen Mjöllnir und hatte damit schon ettliche Riesen erschlagen und Teiwaz hatte den Fenriswolf gekettet. So etwas waren Taten von Göttern-aber doch nicht das was der Kaiser machte. Dieser war ein großer Feldherr, und deswegen war man ihm Respekt und Anerkennung schuldig, aber vergöttern? Die Griechen waren schon ein komisches Volk...Kein Wunder, dass ihre Götter sie verlassen hatten und sie nun besiegt waren.

  • Puh, ein Glück, er hatte es überhört. Seine Frage klang lustig. Aber hätte Axillas Vater ihr nicht so viel über Alexander beigebracht, hätte sie wohl ähnlich doof geschaut. Immerhin war auch den Römern der Gedanke sehr fern, ihren Imperator als Gott anzusehen. Oh, er hatte sicherlich einen hervorragenden Draht zu den Göttern, daran bestand kein Zweifel, aber so eine fleischgewordene Gottheit, das war was anderes.
    “Das ist noch so ein Überbleibsel von den Pharaonen. Weißt du, die Ägypter glaubten ja, dass ihre Könige die Widergeburten von Göttern sind. Oder ihre Kinder. Also, so genau hab ich das auch nicht verstanden, auf jeden Fall glaubten die, dass ihre Könige Götter sind. Und weil Alexander sie ja erobert hat und dann ihr König war, war der für sie auch ein Gott. Und nach ihm dann Ptolemäus und seine Nachfahren, die ja dann auch Pharao waren. Und die Griechen hier haben das dann auch so gesehen, dass das dann Götter waren. Nur hat sich Kleopatra ja mit der Schlange dann umgebracht, als Imperator Iulius Caesar Augustus Alexandria erobert hat.“ Jetzt kam ein tiefes Luftholen, denn das davor hatte Axilla fast ohne Punkt und Komma erzählt. Das war ja aber auch ein verzwicktes Thema, und sie wollte nichts wichtiges vergessen.
    “Und weil dann der römische Kaiser auch hier Pharao dadurch wurde, war das dann auch ein Gott. Und deshalb glauben die das. Glaub ich. Ich würde ja sagen, du kannst Nikolaos fragen, nur weiß ich nicht, ob das so eine gute Idee ist. Der hat sicher eine bessere Antwort, aber… auch eine längere.“
    Das war nun eine sehr diplomatische Formulierung für das, was Axilla eigentlich hatte sagen wollen.

  • Ragin schaute etwas ungläubig. Diese Argumentation schien ihm ein wenig merkwürdig und unlogisch. Ein Mensch besiegte einen Gott? Entweder waren es dann keine Götter oder es waren schlechte und man suchte sich bessere. Aber doch nicht jemanden von dem man wusste, dass er ein Mensch war.


    "Die Griechen sind schon ein komisches Volk. Kein Wunder, dass sie von den Römern, also uns, besiegt wurden, wenn sie ihre Götter für schwach halten, dass sie von Menschen besiegt werden können. Aber dann einen Menschen anzubeten ist ja schon sehr komisch. Aber darüber rede ich besser nicht mit Nikolaos. Er war so nett, da möchte ich ihn nicht verärgern indem ich etwas Falsches zu ihm sage."


    Das er nun auch als Römer galt, war Ragin noch immer etwas fremd. Er war nunmal ein Amisvarier, oder ein Germane, wie die Römer die verschiedenen Stämme nannten. Sie waren nie von einem Volk besiegt worden, das einen anderen Glauben hatte.

  • Das er sich bei den Römern leicht verhaspelte, fiel Axilla nichtmal auf. Und selbst wenn es ihr aufgefallen wäre, hätte sie sich wahrscheinlich nichts dabei gedacht. Sie hatte zwar Nationalstolz, aber doch eher im gedämpfteren Maße. Rom beherrschte die Welt und das war gut so, mehr interessierte sie da nicht. Sie musste weder jemandem Roms Überlegenheit oder die Unterlegenheit eines anderen beweisen, sie nahm das mehr oder weniger so hin, wie es einfach war. Sie behandelte jeden Menschen sowieso erstmal gleich, ohne Unterschied woher der denn nun kam und welchen Stand er hatte. Die Nuancen in ihren Verhaltensweisen waren da wirklich sehr gering.
    “Hm, ja, ich glaub auch, das muss nicht sein. Also das fragen. Aber ich find das auch irgendwie komisch mit dem Gott. Ich meine, wenn ein Sterblicher nach seinem Tod zu den Göttern aufsteigt… aber so… ist schon sehr komisch das Ganze.“
    Sie kamen der Regia immer näher, und Axilla war versucht, das Tempo zu verlangsamen. Nicht nur, weil sie wieder zur Arbeit musste, sobald Rufus sicher angekommen war.
    “Und weißt du schon, für was du dich interessierst? Also am Museion, mein ich.“

  • Nach seinem Tod zum Gott aufsteigen? Klar, aber nur als mutiger Krieger konnte man nach Asgard in die Walhall aufsteigen. Nun gut eher wurde man dort hingebracht von Wotans Töchtern, den Walküren. Aber zu einem Gott werden, war ebenso lächerlich. Aber darüber wollte er sicherlich nicht mit einer Römerin diskutieren, zumal er ja wohl offiziell den gleichen Glauben wie sie hatte.


    "Ja, das stimmt wohl", sagte er daher möglichst unverbindlich.


    "Am Museion? Ich habe keine Ahnung. Also meinen Cursus Res Vulgares habe ich bestanden, aber was es hier so gibt weis ich gar nicht. Ich hoffe Venusia weis da ein wenig mehr und kann mir da helfen. Aber ich denke als Philosoph bin ich nicht geeignet. Aber dein Arbeitgeber unterrichtet doch dort, oder war das im Gymnasion? Weist du was es da so gibt? Vielleicht etwas mit Rechtskunde oder Finanzen?"

  • Axilla schüttelte leicht den Kopf. Eigentlich hatte sie keine Ahnung, was am Museion so unterrichtet wurde. Urgulania hatte sie mal angestupst, sie könne sich als Schülerin dort eintragen. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, Axilla würde dort ihren Horizont ein wenig erweitern. Aber irgendwie hatte sich Axilla da gedrückt, obwohl sie doch sonst ganz neugierig war. Aber sie brauchte einen Lehrer, der ihr den stoff interessant machen konnte, und die griechischen Philosophen, die sie bisher da kennengelernt hatte, waren eher weniger interessant.
    “Nö, so genau weiß ich das auch nicht. Ich weiß, Penelope unterrichtet da Musik. Also, das ist eine Griechin, die ich kenne. Und Nikolaos unterrichtet auch, soweit ich weiß Philosophie. Oh, und Marcus Achilleus, das ist auch ein Grieche, der unterrichtet auch Philosophie, aber nicht griechische, sondern von irgendeinem Land hinter Indien. Und dann gibt es natürlich noch die ganzen Ärzte dort mit ihrer Medizin. Das ist ja berühmt, dass die da forschen, aber die machen mir ein wenig Angst. Wobei ich mal zusehen durfte, wie einer einem Sportler ein blutunterlaufenes Auge aufgestochen hat. Also, die Schwellung, nicht das Auge. Das war interessant, da ist richtig viel Blut gekommen. Sah ganz schön ekelig aus.“
    So begeistert, wie Axilla das aber erzählte, konnte man ihr den Ekel aber kaum abkaufen. Aber da war die Faszination einfach nach wie vor größer als jeder Ekel.
    “Ob die was mit Finanzen haben weiß ich nicht. Mathematik haben die bestimmt, aber jetzt speziell mit Geld weiß ich nicht. Da fragst du am besten deine Cousine, die weiß das bestimmt besser als ich.“

  • Land hinter Indien? Was war denn Indien? Klang irgendwie komisch und davon hatte er noch nie gehört.


    "Wo ist denn dieses Indien? Liegt das in der Nähe von Meroe?" Das war das wohl am Weitesten entfernte Land, dass er kannte, denn von dort kam ihr dunkelhäutiger Sklave Silko. Wie die Menschen wohl dort aussahen? Ob sie noch mehr Trollen ähnelten als ihr Custos Corporis?



    "Ach hier gibt es Heilkundige? Die gibt es bei uns auch. gerade meine Jäger müssen sich öfter behandeln lassen. Aber das mit dem Aufstechen hätte ich auch gerne gesehen, das war sicher interessant. Hat der Kerl arg gebrüllt?"

  • “Indien liegt im Osten, irgendwo hinter Parthien. Da muss ein Gebirge sein, und dann ein Dschungel, wo Indien liegt. Und ich glaube, Marcus war dann da, wo der Dschungel aufhört. Aber das weiß ich nicht so genau, hab nicht so genau gefragt.“
    Und so genaue Kenntnisse von Geographie hatte Axilla auch nicht. Sie wusste ja nur, wo Indien ungefähr lag, weil Alexander bis dahin gekommen war mit seiner Eroberung. Sonst hätte sie wohl auch keine Ahnung davon gehabt. Aber das würde sie Rufus schon alles erzählen, wenn sie ihm von Alexander dem Großen erzählte. Dafür hatte sie keine Ahnung, wo Meroe lag.
    Aber die Frage, ob es hier Heilkundige gab, war irgendwie witzig. Axilla musste sich zusammenreißen, damit sie nicht lachte. Sie wollte Rufus ja nicht auslachen, das machte man unter Freunden nicht. Zumindest nicht, solange man sich nicht so gut kannte.
    “Ja, hier gibt es Heilkundige. Sogar die besten der ganzen Welt! Angeblich schneiden die im Museion sogar tote Menschen auf, um nachzuschauen, wie die Organe funktionieren. Aber das hab ich nur gehört, um ehrlich zu sein find ich die Vorstellung ziemlich ekelig.
    Und nein, Ánthimos hat nicht gebrüllt. Der hat nichtmal gezuckt dabei. Wobei… naja, mich hat er kurz angeschnauzt, weil ich ihn gefragt hab, ob das denn nicht weh tut, und es tat wohl weh. Aber das macht nichts, war ja auch dumm die Frage und ist schon wieder verziehen.“

    Bis zur Regia war es nun wirklich nicht mehr weit, und Axilla wurde ein bisschen langsamer. Sie hoffte, Rufus merkte das nicht, aber sie wollte noch nicht ankommen.

  • Je mehr sie ihm erzählte, desto weniger verstand Ragin. Was bei den Göttern war dieses Dschungel? Es hörte sich geheimnisvoll und unheimlich an, aber leider konnte er damit rein gar nichts anfangen. Vielleicht war es nur ein anderer Ausdruck für das Troll-und Riesenreich Utgard.


    "Dieses Dschungel ist sicher sehr gefährlich, wenn man bedenkt was dort alles so wohnt"
    , schoss er einfach mal ins Blaue und hoffte nicht etwas allzu dummes gesagt zu haben. Aber das mit dieser Medizin war ungeheuerlich!


    "Wie die schneiden tote Menschen auf? Das können die doch nicht einfach so machen!" Wie sollten sie denn dann beim Ragnarök zurückkehren? Man musste die Toten doch unversehrt der Erde übergeben und sie nicht noch nach ihrem Tode quälen!

  • Axilla verzichtete darauf, dass sie ihn bei seiner kleinen grammatikalischen Unsicherheit bezüglich des Dschungels berichtete. War ja ein nicht allzu alltägliches Wort, und sie wollte gar nicht wissen, wie oft sie Fehler machte. Und er hatte mit der Aussage ja recht.
    “Ja, da muss es schon sehr schrecklich sein mit den ganzen Tieren, die da wohnen. Angeblich gibt es da irgendwo auch noch Harpyien und komische Menschen mit Augen auf den Schultern und sowas. Am Hafen gibt es einen Händler, der kann da herrliche Geschichten erzählen. Der behauptet auch, aus Indien zu kommen, aber ich glaube, er ist eigentlich Parther“, erzählte Axilla einfach fröhlich. Doch die Fröhlichkeit wurde von Ragins entsetztem Ausruf dann gleich wieder gestoppt. Immerhin war das ein ernstes Thema, da grinste man nicht abenteuerlustig.
    “Ja, ich find’s auch ziemlich ekelig. Aber ich weiß auch gar nicht, ob das so stimmt. Und ich wüsste auch nicht, woher die die Toten so nehmen wollen, ich meine, man wird doch richtig verbrannt und beerdigt. Aber ich hab das ja auch nur gehört, und das wirst du in Alexandria schnell lernen: Hier gibt es tausend Gerüchte, die die Runde machen. Die Ägypter sind schlimmer als jedes Waschweib, wenn es um Gerüchte geht.“ Jetzt musste Axilla auch wieder lachen. Ja, gute Geschichten hörte man hier viele, aber Axilla glaubte nicht alle. Das konnte einfach alles gar nicht wahr sein.

  • Sie konnte nur Trolle und deren Ausgeburten meinen, das war klar. Auf jeden Fall wusste Ragin eines: Da wollte er ganz sicher nicht hin! Aber vielleicht würde er sich ja doch mal ins Museion wagen und den Abenteuergeschichten des Mannes anhören, der meinte dieses furchtbare Land durchwandert zu haben.



    "Wie hieß der Mann nochmal der da durchgewandert ist? Marcus...und weiter?"


    Das man hier vorsichtig sein musste, was man glaubte und was nicht, würde er sich merken. Sicher wusste er gute Geschichten zu würdigen-die hatte er schon immer geliebt- aber das es hier so viele zu geben schien, war schon bemerkenswert.

  • “Marcus Achilleos. Aber ich weiß gar nicht, ob der da durchgewandert ist oder dran vorbei. So genau hab ich ihn nicht gefragt. Er ist ein bisschen… seltsam. Ich denke, das liegt an dem komischen Land, wo er so lange war. Die müssen da alle ein wenig seltsam sein.“
    Axilla hatte bei den verschiedenen Treffen mit Marcus Achilleos zwar immer recht genau zugehört, aber nur in den seltesten Fällen wirklich alles verstanden. Und seine Kleidung war schon ulkig anzuschauen.


    Die Regia kam unaufhaltsam immer näher, und Axilla fiel nichts ein, was sie noch machen könnte, um die Ankunft aufzuhalten. Sie konnte sich ja schlecht auf den Boden setzen. Auch wenn sie es schade fand, sie erzählte gerne und wollte Rufus doch eigentlich auch noch so viel über seine Heimat fragen, nachdem sie nun so viel von hier erzählt hatte. Aber das würde wohl warten müssen bis zum nächsten Mal.
    “So, da sind wir. Ich frag mal kurz eine Wache, wo wir lang müssen, und ich glaub, die müssen uns noch mal durchsuchen. Aber dann bist du bei Venusia.“
    Auch wenn das hieß, dass Axilla sich gleich vorerst einmal verabschieden musste.

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