Initiationsritus – so alt wie die Menschheit oder: Serenus wird erwachsen, Teil I

  • Noch war der Trubel der Saturnalien in der ganzen Stadt zu spüren, das ausgelaßene Feiern, die fröhliche Stimmung, die Enthemmung vieler Sklaven, die das einzige Mal im Jahr nach Herzenslust ihren Freuden frönen durften, ohne daß die Herrschaften ihnen dazwischen funkten – zumindest theoretisch und dem Gesezte nach; doch auch für viele Bürger waren jene Tage eine Zeit der Freude und des Feierns, stets auch für Marcus, der die Saturnalien immer sehr geliebt hatte, insbesondere die Nächte, in denen man hemmungslos sich dem Vergnügen hingeben konnte; doch an diesen Saturnalien war es etwas anders, denn sein Sohn war aus dem fernen Achaia zurück gekehrt – einem Ort, den Marcus ja insgeheim für sehr gefährlich für die römischen Söhne hielt, hatte er doch die Ergebniße in manchen Zügen seiner Vettern wieder gefunden! Und gerade deswegen und die Erkenntnis, daß sein Sohn langsam, aber sicher erwachsen wurde, hatte Marcus beschloßen, einen wichtigen Schritt im Leben eines jeden jungen Mannes mit seinem Sohn gehen zu wollen. Es war ein später Nachmittag an diesem Tage, die Sonne stand blaßgelb am hellblauen Himmel, kaum eine Wolke zeigte sich, es war dadurch – für Rom – relativ kühl an diesem Tag, aber dennoch angenehm, durch die Straßen in den hellen Strahlen der Sonne zu wandern.


    Einen Umhang um sich gezogen, sonst sehr schlicht gekleidet, bis auf die dicke Geldbörse, die er versteckt trug – gerade an diesen Tagen waren die Langfinger besonders eifrig! - wanderte Marcus neben seinem Sohnemann in Richtung ihres Ziels, das Marcus für den heutigen und – wie er fand – sehr wichtigen Tag im Leben seines Sohnes darstellte.
    „Und, mein Junge, wie waren Deine Studien in Achaia? Hat es Dir dort gefallen?“
    Er musterte seinen Sohn, der in den letzten Jahren schnurstracks nach oben geschoßen war, von der Seite wohlwollend und stolz. Gleichzeitig überlegte er, wie er die ganze Materie angehen sollte, sein Sohn wußte noch nichts von ihrem Ziel, und Marcus hatte keinen blaßen Schimmer, inwiefern Serenus sich schon mit solcher Angelegenheit auseinander gesetzt hatte, DAS Gespräch hatte Marcus zumindest noch nicht mit ihm geführt, irgendwie kamen immer viele wichtige Dinge dazwischen – Militärdienst in Germania, in Mantua, dann der Krieg, dann Serenus' Ausbildung – und schwupps, schon waren die Jahre dahin gezogen und Serenus fast ein Mann, aber nur fast, er trug ja noch die bulla.
    „Sag' mal, Lucius, Du weißt das doch...mit den Männern und den Frauen, hm?“
    , begann Marcus darum zaghaft; oh, hoffentlich wußte er das.

  • Serenus genoß es mit seinem Vater durch die Stadt zu streifen, zumal dessen Zeit nach seiner Wahl sich drastisch reduzieren würde. Und Serenus konnte sich über Arbeitsmangel durch seine Klienten auch nicht beklagen. Sein Molosserhund Nero schnüffelte mal hier und mal dort und lief ansonsten etwas ermattet neben ihnen her. Galten diese Hunde auch als nahezu unermüdlich, so hatte Klein-Minor die Meute des Serenus ordentlich auf Trab gehalten. Sie hatten über 3 Stunden „Fangt den Ball“ mit seinem Neffen im Garten gespielt. Danach sah ein gewisser Spielbereich zwar aus, wie nach einem Kometeneinschlag, aber Klein-Minor hatte vor Freude nur gequietscht. Und zum Schrecken seiner Tante Antonia auch Serenus alten Ziegenrennwagen in einem kleinen Schuppen entdeckt. Zwar hatte Serenus im Moment keine Rennziegen, aber das würde sich nach einem Einkauf für seinen Neffen schnell ändern. Und ein Eimer Farbe für einen neuen Anstrich. Nero begleitete Serenus, Domitian und Sofia, Didos Hündin, bewachten mit Acanthus (in dessen Saturnalien-Freizeit) die Porta. Gewisse Sklaven kannten eben ihre Pflichten.


    Auch Serenus war augenscheinlich eher „bescheiden“ gekleidet und hatte für den Ausflug dezente Farbtöne gewählt. Dabei war quietschbunt in schreienden Farbkontrasten in jungen Patrizierkreisen der angesagte Modetrend. Der Kampfhund zeigte aber dennoch als Statussymbol, dass hier keine „einfachen“ Leute unterwegs waren.


    „Meine Studien waren sehr gut. Ich habe sehr intensiv studiert und mich gebildet, während der Rest sich den Ausschweifungen von Land und Leuten hingegeben hat. Ich vermute mal, dass den lasterhaften Ausschweifungen und ihren Reizen ein besonderes Gewicht anhaftet, wenn man nicht in Baiae aufgewachsen ist. So hatte ich von vielen Dingen schon einmal gehört und auch manches gesehen, was dort mit großen „Ah!“ und „Oh!“ als Kuriosität angesehen wurde. Stell Dir vor, da gab es Mitstudenten, die hatten noch nie einen Elefanten oder Krokodile gesehen, kannten keine Gladiatorenspiele auf Leben und Tod, Tänzerinnen-Künstler-Schauspieler der obersten Qualitätsklasse. Hatten sich noch nie in Seide gehüllt, noch keine anderen sakralen Zeremonien wie in Ägypten gesehen. Bei diesen Freizeitgestaltungen haben sie viel Zeit verschwendet. Da nutzte ich das Bildungsangebot, denn wenn ich solchen Dingen nachgehen wollte, dann habe ich ja noch Zugriff auf Roma und Baiae. Obgleich ich Alexandria schon sehr beeindruckend damals fand. Unter kulturellen und sprachlichen Gesichtspunkten. Ich habe für mich während meinen Studien Märchenkunde und Geographie entdeckt. Seitdem sammele ich auch diesbezügliches Karten- und Schriftmaterial.“


    Serenus Blick schweifte über die ausgelassenen Menschen, die zumindest im nüchternen Zustand einen gewissen Abstand zum Hund und damit auch zu den beiden Patriziern zu halten pflegten. Insbesondere wenn der Hund ab und an immer wieder knurrte und bellte.
    Serenus schaute seinen Vater an.


    „Wie meinst du das? Mit Männer und Frauen, Papa? Soll das jetzt etwa ein Vater-Sohn-Gespräch über meine „Stiefmutter“ Epicharis werden? Hat sie sich etwas über mich beschwert? Nun, dann nimm zur Kenntnis, dass ich die Ahnen respektiere und damit auch den Willen meiner verstorbenen Mutter, dass ich jeder Frau, die du noch einmal heiratest, das Leben zur Qual machen werde. Genau so, wie sie es mir in ihren jährlichen Briefen aufgetragen hat. Und dieser Punkt wurde bereits in dem Brief zu meinem sechsten Lebensjahr behandelt. Epicharis oder wen du auch immer nach ihr wieder heiraten wirst wird den Tag verfluchen, dass sie dich geheiratet hat. Das habe ich geschworen und als guter Sohn weiß ich was meine Pflicht gegenüber meiner toten Mutter ist. Oma würde das sicher genau so sehen, wenn sie von den Briefen wüsste. Hannibal kennt den Inhalt der bisherigen Briefe meines Wissens. Schließlich war er lange genug auch mein "Kinderhütesklave" und der hat nie ein Wort darüber verloren. Wenn Hannibal es weiß, dann sicher auch Oma. Schweigen heißt hier dann ja wohl ganz klar Zustimmung, auch wenn Oma mir verboten hat Epicharis bis auf Weiteres zu beseitigen. Und dieses Verbot hat genau dasselbe Gewicht wie "Kein Serenus in der "Verbotenen Zone" in Roma.“


    Serenus fürchtete wenig, aber selbst der Zorn der Götter war nichts im Vergleich ein Donnerwetter von Oma, wenn man gegen ein ausdrückliches Gebot verstieß. Auch wenn das Serenus Bewegungsreichweite auf ganz Roma mit Ausnahme von 99% der Subura und dem Gebiet von Trans Tiberim einschränkte. Zumindest ohne wirklich ausreichende begleitung. Und das bedeutete mehr als nur die typischen 4-6 Leibwächter bei einem Forumsbesuch und einem Rudel weiterer Patrizierkinder mit ihren Wachen.

  • Ein großer Stein plumpste vom Gebirge des inneren Aristides, als er seinem Sohnemann lauschte und von seinen Fortschritten in den Studien berichtet bekam; hach, er wußte es ja, sein Sohn war nun mal sehr schlau, das hatte er eindeutig von seiner Großmutter und bestimmt auch von Gracchus mitbekommen – selbst wenn Letzteres völliger Humbug war, schließlich war Gracchus ein Vetter und kein direkter Vorfahre, aber vielleicht war da ja irgendein Genie in der Ahnenreihe, den sie teilten und von dem Marcus leider rein gar nichts geerbt hatte; aber wirklich erleichtert war Marcus, weil seine schlimmsten Befürchtungen gerade zerstreut wurden und er sich keine Sorgen machen mußte, der griechischen Vorlieben wegen, von denen man ja allerhand in Rom hörte, diesen komischen Hellenen, und deren Einfluß auf seine Vettern enorm war. Man sah Marcus die Erleichterung auch deutlich an, als er seinen Sohn ansah und immer wieder in deßem Gesicht nach Zeichen der Verweichlichung forschte, so daß Marcus fast über einen Pflasterstein gestolpert wäre – aber nur fast!
    „Nun ja, nicht jeder hat die Freuden von Baiae kennen gelernt...“
    , antwortete Marcus zerstreut, während er seinen kleinen Mißtritt zu überspielen versuchte, dann blinzelte Marcus verdutzt, herrje, wieso hatte sein Sohn bitte schon Ahnung von all dem? Naja, was soll's, wer in Baiae aufwuchs und all die Dekadenzen nicht sah, mußte schon blind sein und Serenus war eben aufgeweckt.
    „Na, schön, daß Du dort viel lernen konnstest, aber ich bin froh, daß Du wieder in Rom bist, Griechenland ist doch...naja, etwas zu weit weg!“


    Marcus strebte in eine Seitengaße und verließ die breiten Promenaden von Rom, um in ein etwas verruchteres Viertel sich zu wagen, stets an der Seite seines Sohnemanns bleibend, damit dieser ihm nicht verloren ging, denn trotz Hund war Marcus nicht gewillt, seinen Sohn den Gefahren der Stadt zu überlaßen und die waren mannigfaltig. Marcus hustete verlegen bei der Rückfrage und wollte schon Luft holen, um verlegen doch noch zum Punkt zu kommen, doch dann blieb ihm einfach nur noch die Spucke weg als er jedes weitere Wort vernahm, Marcus blieb stehen und sah Serenus ungläubig und verdattert an; Briefe von Serenus' Mutter – Marcus' erster Ehefrau? Herrje! Das konnte doch nicht wahr sein, verfolgte ihn das Miststück etwas noch aus ihrem Grab heraus? Hatte sie ihm nicht schon genug an Unglück gebracht und Zorn und Hader, auf jeden Fall hatte sie seinen Sohn durchseucht, obwohl dieser seine eigene Mutter noch nicht mal kannte; verdammt, die Briefe mußte er irgendwie zu sehen bekommen und natürlich verschwinden laßen; zudem erklärte es ihm doch, warum Epicharis und er ganz offensichtlich nicht gut miteinander konnten.
    „Lucius, mein Sohn, es ist gut, daß Du auf Deine Großmutter hörst...“
    ...wenigstens auf sie, wenn schon nicht auf mich, dachte er sich, während er freundlich eine Hand auf Serenus' Schulter legte.
    „Aber die Sache mit den Briefen...ich...Lucius...Deine Mutter...“
    Verdammt und zugenäht, wie sollte er das dem Jungen nur erklären? Irgendwie war Marcus diesbezüglich etwas ratlos, weswegen er gleich verstummte und gen Himmel sah, darauf hoffend, daß ihm einer der Götter doch noch gnädig war und eine Eingebung schickte; Pustekuchen, er hörte nichts, nur die Stille seines entleerten Geistes.
    „Also Lucius, das mit Dir und Epicharis kann so nicht weiter gehen, aber darüber reden wir beßer ein anderes Mal, denn eigentlich wollte ich wegen einer anderen Frauensache mit Dir sprechen, also, das mit den Männern und den Frauen, Du weißt schon...“
    Bitte, bitte!, flehte Marcus, laß es ihn wißen.
    „Also, das mit den Kinderkriegen und warum das paßiert...und vor allem wie? Hm?“
    Marcus blieb immer noch stehen, selbst wenn sie schon in der Gaße waren, die zum lupanar führte und ein kleiner phallus-Schrein hinter seinem Rücken zu sehen war.

  • Huch! Da bahnte sich interessanter Gesprächsstoff an.

    „Nun, bevor ich damals Studieren ging kam das Thema zwischen mir und Dido einmal auf. Natürlich nur rein theoretisch, unter Wissensaspekten. Ich meine, wir haben nichts miteinander, auch wenn Dido das unter der Sklavenschaft verbreitet, dass wir etwas miteinander haben, damit die Kerle sie alle in Ruhe lassen. Du weißt schon, so in Richtung „hier darf nur der Dominus ran“, so wie bei Dir und Epicharis oder Onkel Gracchus und Tante Antonia. Obwohl ihr ja verheiratet seid, aber so ähnlich halt. Wobei mir die Dido schon sehr gut gefällt. Sie ist nicht so doof und zickig wie andere Mädchen und Frauen. Nimm nur mal als Beispiel die vielen Schwestern von meinem besten Freund Cornelius Cicero. Das ist vielleicht ein armes Schwein. Die gängeln ihn immer.

    Zuerst wollten wir Onkel Gracchus fragen, aber der ist bei gewissen Themen immer so steif. Hier wäre er es sicher auch gewesen. Tante Leontia war ja leider nicht mehr da. Also haben wir uns erst einmal an Hannibal gewandt. Der hat uns das alles erklärt, zumindest die Theorie.


    Außerdem haben wir dann in der Bibliothek in der Villa in den obersten Regalen so Schriftrollen mit erotischen Zeichnungen und Techniken gefunden. Einige davon sahen nach übelster Gymnastik aus. Also so gelenkig bin ich nicht. Und so lang und dick wie auf den Zeichnungen ist mein Schniepi auf nicht.


    Und dann hat sich Oma mal ganz ausführlich mit mir unterhalten, bevor ich von Baiae nach Athena aufbrach, von wo es zum Studium weiter ging. Mir hat da so eine kleine dralle Germanin mit blonden Haaren gefallen. Und die hatte vielleicht eine Oberweite. Da hättest du mindestens 4 große Hände gebraucht um alles im Griff zu haben. Und einen Hintern hatte die. Da hatte ich echt was in der Hand. Das hätte mich ja schon gereizt das mal mit der in der hauseigenen Therme von Omas Villa auszuprobieren. Die arbeitete da als Masseurin. Über das Küssen sind wir aber nicht hinaus gekommen, denn Oma bekam das mit und war ziemlich aufgebracht, dass Ella, so hieß sie, mich versucht hat zu verführen. Ella war nämlich die Tochter eines Bürgers. Die Mutter war eine römische Freigelassene, der Vater ein Germane, der sich wie auch immer seine Bürgerrechte in der Ala verdient hat. Sie habe versucht sich mir unsittlich zu näheren um mir ein Kind anzuhängen. Jedenfalls hat Oma sie leider rausgeworfen und an eine Freundin vermittelt. Wie mir der Cousin einer Freundin von Ciceros ältester Schwester nach meiner Rückkehr mitteilte, soll sie inzwischen verheiratet sein und 3 Kinder haben. Ich habe sie nie wieder gesehen.
    Oma nahm das zum Anlass mir alles ganz genau zu erklären. Zuerst theoretisch, dann gab es Unterweisung am lebenden Objekt. Sie hat zwei hellenischen Sklaven erlaubt sich zu paaren und wir haben zugeschaut und sie hat alles kommentiert. Außerdem hat sie mir gesagt worauf ich achten soll und worauf ich aufpassen muß. So Dinge wie, dass man Bastarde nur mit Sklaven zeugt, die zur Gens gehören, wenn man außereheliche Vergnügen sucht. Die legitimen Erben zeugt man nur mit der patrizischen Ehefrau. Und bei den Sklavinnen legt man Wert auf edelste Abstammung, also nur Helenen und Römer. Und man solle sich gut überlegen, ob man einen Bastard anerkennt. Nicht so wie bei Onkel Aquilius und seinem Bastard in der Villa. Diskretion und Verantwortung ist hier ganz wichtig. Er sorgt ja nicht mal für seinen Bastard. Das wäre nicht meine Einstellung. Man weiß nie wozu man Halbgeschwister einmal brauchen kann. Und selbst wenn Aquilius nur ein Flavier der hispanischen Linie ist, was ich als Makel ansehe, und die Mutter eine germanische Sklavin, was ein noch größerer Makel auf mütterlicher Seite ist, so fließt in dem Bastard doch flavisches Blut. Extrem verdünnt, aber dicker als Wasser.


    Ich habe mir mal überlegt es mit Dido auszuprobieren. Aber dann ist sie ja leider verschwunden. Na ja, wenn sie wieder da ist, sehen wir mal weiter. Sie ist ja griechischer Abstammung und könnte somit für Bastardnachwuchs in Frage kommen. Oder was meinst du dazu? Andererseits bin ich für einen Sohn vielleicht noch zu jung. Wer Kinder hat bekommt angeblich ganz schnell viele graue Haare oder Falten und die lassen einen alt aussehen.“


    Verdammt, wo liefen sie hier eigentlich herum? Irgendwie schienen sie vom Weg abgekommen zu sein, aber das war kein Problem. Zum einen war sein Vater bei ihm, ein erfahrener Kriegsheld aus Parthia. Und der war sicher ebenso wie er mit einem versteckten Dolch bewaffnet. Und sie hatten einen Hund dabei. Nero war ein guter Spurenschnüffler, auch wenn Molosserhunde dafür nicht sooooo begabt waren. Aber den Weg zur Villa oder zum Forum würde er mühelos finden.

  • Fortuna hatte heute endlich mal ein Einsehen mit Marcus, denn ganz offensichtlich mußte er die Basics nicht mehr erklären, etwas, was ihn ungemein erleichterte; mit wachsender Belustigung lauschte er den Worten seines Sohnes, soso, Dido und Serenus, aber was hatte das mit den Schwestern von dem Cornelius Minor zu tun? Ach, das waren also Zicken, die Mundwinkel von Marcus hoben sich einen Deut weiter, denn es war die typische Rede, die ein Junge in Serenus' Alter hielt, Marcus hatte das in deßem Alter auch kaum anders gesehen und fand damals die Frauen zwar interessant, aber auch leidlich anstrengend, gut, in mancher Hinsicht hatte sich das bis heute nicht geändert, Frauen waren immer noch anstrengend, egal ob Sklavinnen wie die junge Asny, oder eben Ehefrauen, die einen unbedingt im Senat sehen wollten; Marcus' Schultern zuckten als er das mit der Gymnastik hörte und er fragte sich gleichzeitig, wo Serenus solche Schriften in der Bibliothek gefunden hatte; Marcus war so etwas nicht aufgefallen und er hätte sie bestimmt nicht mit minderem Interesse betrachtet, zumal sie weit interessanter waren als die Schriften, die aus purem Text bestanden und rein gar keine Bilder.
    „Nun, Lucius, mein Sohn, Dido ist Deine Sklavin, wenn Du sie für solche Dinge nutzen willst, dann solltest Du es auch tun.“
    , ermutigte er ihn, denn sich an Sklavinnen auszutoben und gerade im Alter von Serenus, war nicht nur nicht verkehrt, sondern sogar begrüßenswert, da es die Familie nicht in Schwierigkeiten bringen würde. Etwas befremdet runzelte Marcus jedoch die Stirn, eben Dido betreffend.
    „Dido ist nicht griechischer Abstammung, Lucius, denn ihr Vater ist aus einer italischen Zuchtlinie und ihre Mutter ist eine Germanin.“
    Er wollte seinen Sohn nicht enttäuschen, aber er kannte diese Zuchtlinie doch sehr gut, schließlich war der Vater von Dido sein eigener Sklave und gerade bei der Linie wurde darauf geachtet, daß die Stammlinie erhalten wurde, eben der italische Kern, nur die Mutter wurde aus einem anderen Volk ausgewählt, um hin und wieder frisches Blut dort hinein zu bringen.
    „Im Übrigen, was meinst Du damit, daß Dido verschwunden ist? Ach, wegen der Saturnalien wahrscheinlich, hm? Naja, die Kleine wird schon morgen oder übermorgen wieder auftauchen, ist wahrscheinlich mit den anderen Sklaven los gezogen.“
    Die villa war momentan wirklich leer, seine Ehefrau hatte er an dem heutigen Tage auch noch nicht gesehen, da er gestern beim Saturnalienmahl wohl eingeschlafen und sie wahrscheinlich bei ihrer Familie war, aber das war auch nicht so schlimm, schließlich hatte er doch Pläne für seinen Sohn, dem er wieder eine Hand auf die Schulter legte und ihn zu dem Ort führte, der das Ziel heute darstellte – das lupanar.


    Die Fassade des Hauses war leuchtend rot angemalt, zahlreiche verschlungene und recht ordinäre Bilder zierten die Wand neben dem hölzernen Eingang und ein breitschultriger und dunkelhäutiger Mann stand am Eingang vom lupanar ad taurus, einer von Marcus' Lieblingslupanaren, denn er hier war es nicht nur sauber und angenehm, sondern es gab auch einige wirklich schöne lupae. Er nickte dem Mann am Eingang zu, der zur Seite trat und ihnen den Weg frei machte.
    „Lucius, mein Sohn, Deine ersten Versuche auf dem Feld von deliciae und libido brauchst Du nicht auf Deiner Sklavin zu machen, sondern bei einer Frau, die auch davon etwas versteht.“
    , sprach er feierlich und schob seinen Sohn durch den Eingang in den schummrigen Vorraum. Ein unglaublich dicker Mann in einem grellorangenem Seidengewand und goldenen Pantoffeln trat ihn eilig entgegen, sein Gesicht war reichlich geschminkt, die Augen mit Kohle dick umrandet und die Haare zu vielen Krinkellöckchen gewunden, er verbeugte sich kriecherisch und mit einem syrisch anmutenden, listigen Lächeln auf den wulstigen Lippen.
    Salvete, die Herrn! Welche Freude, euch in meinem Etablissement empfangen zu dürfen. Womit dürfen wir euch heute dienen, meine Herren?“
    Marcus, dem schleimiges Verhalten dann gefiel, wenn es dazu diente, ihm sein Geld aus der Tasche zu locken, nickte huldvoll.
    „Es geht um meinen Sohn, ich möchte für ihn eine lupa, die ihm etwas den Weg geleiten kann...Du verstehst schon, was ich meine, oder?“
    - „Aber sicher doch!“
    , erwiderte der Syrer und klatschte in die Hände, prompt versammelte sich die Auswahl des Hauses im Vorraum.
    „Nun, junger Herr, wer würde Dir zusagen?“
    , fragte er, dabei Serenus erwartungsvoll ansehend.

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