Leb wohl, Hispania!

  • Fort, hinfort… Schon sehr lange hatte sich Helena mit dieser Überlegung getragen. Schon noch als Callidus noch lebte dachte sie über einen Umzug nach Ägypten nach. Das Land faszinierte sie auf eine gewisse Art und Hispania erlaubte ihr keinen Neuanfang. Helena hatte ihre Vergangenheit weit hinter sich gelassen und zu sich gefunden. Das hört sich leichter an, als es eigentlich ist, gab es doch eine Kette von Ereignissen die sie immer wieder zurückgeworfen hatten. Helena war, zu ihrer Schande, nie eine Kämpfernatur gewesen. Und so hatte sie eine lange Ruhepause gebraucht und bekommen. Seit gewisser Zeit zehrte immer wieder eine Sehnsucht nach ihr. Sicher war sie nicht mehr die Jüngste, aber alt war sie auch noch nicht. Und das Leben musste ihr noch mehr zu bieten haben als das, was sie bisher zu Gesicht bekam. Immer wieder dachte sie lange nach und seit einiger Zeit war sie sich bewusst: Sie musste fort von hier. Hispania hatte nichts mehr für sie, auch wenn sie dieses Land liebte, in dem sie mit ihrem Mann lebte, Kinder gebar und ihren Frieden fand. Nun war sie Witwe, lebte beinahe gänzlich allein und fühlte sich.. langsam doch einsam.
    Die Sachen waren gepackt. Viel nahm sie nicht einmal mit. Sie hatte noch einige Werte zurücklegen können und ihre Sklaven hatten sich bereits um ein neues Heim bemüht. 5 Sklaven hatte sie, zwei kümmerten sich drüben um alles, drei geleiteten sie. Es war gut, zu wissen, dass sie so zuverlässiges Gefolge um sich hatte. Sie musste keine Bedenken haben, ihnen etwas anzuvertrauen. Sie hatten ein gutes Leben bei ihr, wohl besser, als würden sie in Freiheit leben. Helena schweifte mit ihrem Blick über die Truhen, Kisten und Taschen. Mobiliar würde neu gekauft werden. Das Anwesen war nicht einmal sonderlich groß, schön luftig. Sie freute sich schon sehr darauf sich neu einzurichten und ein neues Leben zu beginnen. Von nichts mehr würde sie sich dort einholen lassen.
    „Slania? Ist alles soweit fertig?“
    „Ja, Helena!“ antwortete die Sklavin. Auch ihre Augen wirkten munter und voll von freudiger Erwartung. Helena lächelte. Die Sklavin war etwas jünger als sie und dachte wohl ebenso wie Helena selbst an den Neubeginn.
    „Marcus, ist das Schiff schon da?“„Ja! Ich war erst eben am Hafen.“ Erklärte der Junge mit wachem Blick. Er war bereits in der Sklaverei geboren worden, sie hatte ihn etwa im Alter von 10 Jahren erworben. Er hatte ihr leidgetan, auch wenn sie dieses Kind eigentlich nicht gebraucht hatte. Aber darum ging es bei Menschenleben auch nicht. Zufrieden sah sich die Frau um und gab den ‚Befehl’ zum Abmarsch.


    Einige Stunden später war das Schiff bereits in See gestochen. Lang würde die Reise werden, aber erträglich lang. Inzwischen fuhr sie auch gerne wieder zur See, eine Zeit lang hatte sie furchtbare Angst vor Piraten gehabt. Doch es kam ohnehin alles für jeden, wie er es verdiente und den Göttern hatte sie natürlich zuvor geopfert. Mit zuversichtlicher Miene sah sie gen Horizont. Auf in die neue Heimat.

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