Straßenausbesserungsarbeiten


  • Nachdem die Handelsgeschäfte des Magistraten Crispus ein wenig angelaufen waren und außerdem der Winter sich langsam seinem Ende zuneigte, hatte der Petronier sich ein neues Projekt auf die Fahnen geschrieben: Die Renovierung des Pflasters auf dem Forum! Dies war nicht mit dem Duumvir abgesprochen, doch Crispus hatte befunden, dass dies in seinem Spielraum lag, solange er die Gelder auftrieb - und er hatte sich entschlossen, diese Gelder aus seiner Privatschatulle zu bezahlen, womit wohl kaum jemand etwas dagegen haben konnte!


    So rückte nach dem Ende der größeren Schneefälle ein Bautrupp unter Führung des Accensus, den der Magistratus zur Unterstützung erhalten hatte, an, um sich das Ausmaß der Schäden im Bodenbelag genauer anzusehen und konkrete Schätzungen über den Bedarf anzustellen, obwohl dieser nicht das Problem des Petroniers war - schließlich war er Inhaber eines Steinbruchs, aus dem beste Kalksteinpflaster geschlagen werden konnte!

  • Nachdem Crispus den Rat der Götter eingeholt hatte, die positive Rückmeldung gegeben hatten, hatte er die Bautrupps angewiesen, mit der Arbeit zu beginnen. So rückten sie an diesem Morgen an, um das Fundament auszuheben. Für diese Aufgabe hatte der Accensus, den Crispus extra zugeteilt bekommen hatte, die Bauleitung übernommen und stand so über den übrigen Arbeitern, die er selbst in der Stadt angeworben hatte. Es befanden sich viele darunter, die sonst eher von den Brotspenden des Stadtadels als von eigener Arbeit lebten, doch gerade in winterlichen Zeiten gab es auch nichts, was sie als ungelernte Arbeiter tun konnten. So waren sie im Grunde froh, solch ein frühes Arbeitsangebot zu erhalten.


    Die erste Aufgabe war nun, den festgestampften Dreck mit Hacken aufzubrechen. Der Accensus gab die Anweisungen, dann begannen die Männer mit dem Graben. Der Boden war noch immer kalt und fest, sodass es einige Anstrengung kostete, Risse hineinzubringen. Immer wieder war Fluchen von den Arbeitern zu hören, doch der Accensus trieb sie weiter an, sodass zügig gearbeitet wurde.

  • Tatsächlich hatte sich das Wort des Haruspex bewahrheitet und es hatte noch einmal geschneit, allerdings auch ein klein wenig gefroren. Vielleicht war Freya aufgehalten worden, vielleicht lag es aber auch nur daran, dass die Götter zuweilen in wechselhafter Laune waren und sich daher nicht immer an ihre Zusagen hielten. Aber im Grunde war es nicht schlimm, denn der Aushub war geschafft und die folgenden Arbeitsschritte waren teilweise auch noch nicht so stark frostabhängig. Daher wurde munter weitergebaut:


    Heute würde der Sand als erste Stufe des Fundamentes aufgetragen werden. Crispus selbst wusste nicht genau, aus welchem Grund man zuerst Sand streuen musste, doch angeblich hatte es etwas damit zu tun, dass das Wasser leichter ablief und sich weniger Pfützen bildeten.


    So wurden an diesem Tag auf Wägen Unmengen von Sand herangefahren, die dann von den Arbeiters mit Hilfe von Schaufeln in der Baugrube verteilt wurden. Wenn ein Bereich ausreichend besandet worden war, griffen die Arbeiter zu Stangen, an deren unteren Enden flache Platten befestigt waren. Damit konnte der Sand nun gestampft und somit verdichtet werden. Diese Arbeit schien den Männern Spaß zu machen, obwohl es von außen betrachtet seltsam wirkte, da man die Platten am unteren Ende nicht sehen konnte und es somit wirkte, als würden sie mit Stöcken auf den Boden klopfen.

  • Lando hatte die beginnenden Ausbesserungsarbeiten jeden Tag aus dem Fenster des Büros seines Handelshauses fortschreiten sehen, und irgendwann ließ er es sich nicht nehmen, die Baustelle aus der Nähe zu inspizieren..


    Er winkte mit mildem Lächeln einen Arbeiter heran, und fragte diesen, ob das ein Projekt der Stadtverwaltung wäre, dieser verwies jedoch nur auf den Namen Petronius Crispus. Lando war doch ein wenig überrascht ob dieser Nachricht, und beäugte die Baustelle ein wenig genauer... die römische Straßenbaukunst war ihm, bis auf die Tatsache, dass er eben nicht selten über das Ergebnis hinwegwanderte, vollkommen unbekannt, und so ließ er sich das Werk erklären.


    "Wann kommt euer Bauherr normalerweise hierher?", stellte Lando schließlich die Frage, denn die Beweggründe des Petroniers, noch vor der allgemeinen Tauzeit mit einem privat finanzierten Bauprojekt in der Stadt anzufangen, wollten sich ihm nicht erschließen... außer... aber das konnte er ihn ja auch selbst fragen.

  • Der Arbeiter, den Lando ansprach, war ein Germane (oder war es ein Kelte? - jedenfalls ein Einheimischer), der als Vorarbeiter fungierte. Glücklicherweise hatte er gut aufgepasst, als der Handwerker das Bauwerk geplant und dann den Männern erklärt hatte, wie alles abzulaufen hatte. Aus diesem Grund konnte er dem Duccier auch gut helfen. Bei der Frage nach dem Bauherrn allerdings musste er passen.


    "Keine Ahnung, er schaut eben ab und zu vorbei. Naja, er is' viel beschäftigt - is' ja Magistratus!"


    erwiderte er daher und zuckte mit den Schultern.


    "Warum? Haben wir 'was kaputt gemacht bei eurem Haus?"


    fügte er dann jedoch an - natürlich wusste er, wer Duccius Lando war und hatte ihn erkannt!

  • "Was? Ach, quark... natürlich nicht.", das Haus, in dem das Handelshaus seinen Sitz hatte, war im Kauf letztendlich verdammt teuer gewesen (nicht so teuer wie eine germanische Edelfrau, aber nahe dran), aber das hatte sich auch in der ziemlich massiven Bauart wiedergespiegelt, "Mit dem Handelshaus ist alles in Ordnung, keine Sorge. Mich interessiert eher, warum der Magistrat sich, so kurz vor der Eisschmelze, noch dem Risiko eines neuen Frosts aussetzt, nur um die neue Pflasterung noch vor der neuen Wahlkampfzeit durchzubringen. Politische Gründe, nichts weiter... hat dein Boss irgendwas darüber gesagt?", Lando sah den Mann fragend an, winkte dann aber ab, "Ach, wird er sicherlich nicht.", der Mann war schließlich kein Anfänger, "Nun denn... danke für deine Zeit, Mann. Hier, das soll dir und deinen Leuten ein kleines Feierabendbier bringen.", er warf dem Mann eine kleine Münze zu, und deutete mit Kopfnicken in Richtung der Silva Nigra, "Frohes Schaffen weiterhin."


    Er nickte den Männern zum Schluss noch einmal kurz zu, und verschwand dann in Richtung der Regia...

  • Endlich war es so weit: Die Ausbesserungsarbeiten sollten zu einem großartigen Ende kommen! Der Bauherr hatte die Bodenplatten aus seinem eigenen Steinbruch beschaffen lassen, um damit die Kosten zumindest ein wenig zu drücken, obwohl es natürlich edleren Belag als Kalkstein gegeben hätte. Doch immerhin würden die Händler nun nicht mehr im Schlamm versinken! Und so war der Bodenbelag, der sauber neben der Baustelle aufgeschichtet worden war, strahlend weiß.


    Die Arbeiter griffen sich jene Platten und begannen, sie auf dem Fundament aufzulegen, während andere noch damit beschäftigt waren, Säcke mit Kies herbeizuschaffen, der die Spalten zwischen den Platten ausfüllen sollten. Diese Arbeit war wesentlich anstrengender als vorhergehende Arbeit, daher schwitzten die Männer trotz des bewölkten Märzhimmels. Immer wieder wurde laut geflucht, wenn die schweren Steine ihren Zielplatz verfehlten, etwa weil ein Arbeiter die Kraft in seinen Fingern verloren hatte.


    Überhaupt war es schwieriger geworden, Arbeiter zu rekrutieren, denn der Winter schien sich immer mehr davon zu machen, sodass auch mehr Bauunternehmen es wagten, Männer für Reparaturarbeiten oder gänzliche Neubauten anzustellen. Dennoch stand es gut, dass die Reparatur in Kürze fertig werden würde.

  • Wenige Wochen später hatten die Arbeiter endlich den letzten Stein verlegt und das Pflaster war ausgebessert. Natürlich wurde nun auch der Magistratus geholt, um das ganze zu begutachten. Und da Crispus dies alles aus eigener Kraft geschafft hatte, trat er voller Stolz aus der Curia und ließ sich von seinem Accensus alles zeigen.


    Eigentlich hatte der Petronier nicht sehr viel Ahnung von Straßenbau, auch wenn er bei der Legion schon selbst daran mitgearbeitet hatte. Dennoch machte das Pflaster ihm einen recht soliden Eindruck, auch die Fugen schienen gut mit Füllmaterial gefüllt worden zu sein, sodass es richtig glatt wirkte. Vielleicht würden die Wägen, die es befuhren, sogar nicht so laut scheppern, dass es die Scribae in der Curia störte.


    Damit war auch das letzte Vorhaben, das Crispus sich vorgenommen hatte, abgeschlossen. Nach der Besichtigung sah er sich zufrieden um, dann beschloss er, für heute Feierabend zu machen und ging nach Hause.





    DECURIO - MOGONTIACUM
    TUTOR - PETRONIA CRISPINA

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