cubiculum | Aurelia Laevina

  • Mit Sicherheit hätte ich auch unter Folter keinen anderer Schwur geleistet wie gerade eben. Wobei ich mir schon darüber im klaren war, dass es für die Aurelia ein Leichtes gewesen wäre mich zusätzlich auf die Probe zu stellen. Mir blieb also nichts anderes übrig als auf das abschließende Urteil der Aurelia zu warten und es fiel, nachdem sie die kleine Holzfigur eingehend betrachtet hatte, zum Glück zu meinen Gunsten aus. Die Erleichterung darüber stand mir zwar nicht direkt ins Gesicht geschrieben, doch ich quittierte ihre Entscheidung mit einer andeutungsweisen Verbeugung, zum Dank für ihre großmütige Entscheidung. Viel wichtiger als mein Schicksal war der Aurelia natürlich jenes von Tilla und die folgende Frage die sie sogleich stellte, war absolut nachvollziehbar für mich.


    "Herrin, wir wurden unfreiwillig getrennt. Als ich in Alexandria aufgegriffen wurde, hatte ich nicht einmal mehr die Möglichkeit mich von ihr zu verabschieden…", versuchte ich der Aurelia zu erklären, warum ich hier und Tilla noch in Alexandria war. "Ich weiß nicht was sie nun vor haben, aber ich weiß zumindest wo sie, ihre Mutter und Pumilio untergekommen sind . Hm, … vielleicht hat Tilla ja Angst und weiß nicht, was sie nun tun soll. Sie denkt womöglich du bist ihr böse und wirst sie bestrafen ", begann ich dann zu mutmaßen, was Tilla gerade denken oder planen könnte. Eine Rückkehr auf eigene Faust? "Du könntest ihr doch einen Brief schreiben, oder ihr irgendwie Hilfe zukommen lassen, damit sie eventuell nach Rom zurück kehren kann", schlug ich abschließend mit einem leichten Schulterzucken vor. Ich wusste selbst nicht so recht ob das eine gute Idee war. Erstens wäre ich sicher nicht derjenige, den man damit beauftragen würde und zweitens wusste ich nicht einmal, ob Tilla nicht lieber in Ägypten bleiben wollte ...

  • Sie wurden unfreiwillig getrennt... Hektor war ohne Tilla hergekommen... Doch was war er mir Wert? Was hatte ich nun davon? Irgendjemand musste dafür sorgen, dass Tilla schnellstmöglich zurückkehrte. Die Hochzeit war in wenigen Wochen und ich brauchte Tilla doch! Ausserdem konnte es ja nicht angehen, dass eine Sklavin - "aus Angst" - nicht von ihrer unverschuldeten Flucht zurückkehrte, wenn sie konnte.
    Wen konnte ich schicken? Sofort flog die Antwort auf diese Frage in meinen Kopf. Ich musterte Hektor nur kurz und wandte mich dann verächtlich von ihm ab. Ich war zwar überzeugt davon, dass er den kommenden Auftrag zufriedenstellend ausführen würde, doch das musste ich ihn ja nicht zu sehr merken lassen.
    An meinem Pult schrieb ich eine kurze Notiz auf ein Pergament und versiegelte es schliesslich.



    An Tilla


    Kehre umgehend zur Villa Aurelia zurück. Du hast nichts zu befürchten, Hektor hat mir alles erklärt. Du wirst hier gebraucht!


    Nach einem kurzen Innehalten fügte ich hinzu:



    Bitte bringe mir etwas alexandrinische Kosmetik mit für meine Hochzeit!
    Wenn ich bereits im Hause meines Verlobten leben sollte, melde Dich bitte mit Hektor bei Aurelia Prisca!


    Vale,


    Aurelia Laevina



    Diesen Brief überreichte ich Hektor und weihte ihn in meinen Plan ein: "DU wirst Tilla sicher und schnell wieder nach Rom geleiten. Sie hat keine Strafe zu befürchten... Anders als Du, wenn Du diesen Befehl nicht ordnungsgemäß ausführst..." Dass ich nichts in der Hand hielt, wenn er einfach nicht mehr auftauchte, war mir ebenso klar wie ihm.
    ""Von mir aus soll Tilla ihre Familie... oder wen auch immer mitbringen, wenn sie dann glücklicher ist. In der Villa gibt es sicher auch für sie noch genug Arbeit!"


    Mit selbstzufriedenem Blick und erhobenem Arm wies ich ihm den Weg hinaus und teilte ihm mit: "Es wird das Beste sein, wenn Du sofort aufbrichst! Ich kann nicht mehr lange auf Tilla warten!" Keine Fragen erwartend drehte ich mich weg und hoffte er würde schnell gehen, damit ich meinen Aufzug noch einmal in Ruhe im Spiegel mustern und bemäkeln konnte.

  • Schwer zu sagen ob die Herrin mir wirklich Glauben schenkte. Ihr verächtlicher Gesichtsausdruck ließ zumindest keine große Hoffnung aufkommen, dass dies der Fall wäre. Resigniert blieb ich stehen und wartete auf den Befehl zu verschwinden. Dieser kam dann auch, doch völlig anders als erwaretet. Wie, was? Ich blickte irritiert auf das versiegelte Dokument und sah die Aurelia sprachlos an. Sie gab mir höchstpersönlich den Auftrag Tilla nach Rom zurück zu holen ?!? Mechanisch griff ich nach dem Pergament und nahm es nickend entgegen.


    "Ja Herrin", brachte ich zuletzt doch noch zwei Worte der Bestätigung hervor, nachdem die Aurelia sich von mir abgewandt hatte. Keine weiteren Fragen, keine weitere Verzögerung! Ich begriff und verließ das cubiculum sofort, um mit Brix alles Nötige zu klären. Angesichts dieses Auftrages wäre wohl mein Hausarrest (vorerst) aufgehoben und irgendwie musste ich ja schnellstens nach Alexandria zurück um lzu beweisen, dass Verlass auf mich war...

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